KFZ-NRW bestätigt ZDK-Austritt: Fokus auf handwerksnahe Interessenvertretung

10.11.2025 11:15 Uhr | Lesezeit: 4 min
KFZ-NRW Delegiertenversammlung 2025
Die Delegierten von KFZ-NRW vor dem Verbandshaus, im Vordergrund von links: Detlef Peter Grün (Bundesinnungsmeister), Frank Mund (Präsident), Jürgen Gros (HGF Bundesinnungsverband), Marcus Büttner (HGF KFZ-NRW) und Hermann Bleker (Vizepräsident)
© Foto: KFZ-NRW

Der nordrhein-westfälische Kfz-Landesverband bleibt auf Kurs: Ab 2026 ist KFZ-NRW nur noch im Bundesinnungsverband organisiert. Präsident Frank Mund fordert klare Prioritäten für Autohäuser und Werkstätten, während ZDK-Präsident Thomas Peckruhn vor Spaltung und Vertrauensverlust warnt.

Die Delegierten der nordrhein-westfälischen Kfz-Innungen haben auf ihrer Mitgliederversammlung in Hilden ein eindeutiges Zeichen gesetzt: Einstimmig bekräftigten sie ihren im vergangenen Jahr gefassten Beschluss, den Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zu verlassen. Ab dem 1. Januar 2026 wird KFZ-NRW ausschließlich als Direktmitglied im Bundesinnungsverband des Kfz-Handwerks (BIV) verbleiben.

Damit hält der größte Landesverband des deutschen Kfz-Gewerbes an seinem Kurs fest, die eigene Verbandsstruktur zu stärken und die Interessen der Betriebe konsequent handwerksorientiert auszurichten. Bereits 2024 hatte die Mitgliederversammlung in Hilden den Austritt beschlossen – damals noch unter dem Eindruck der Diskussionen um den damaligen ZDK-Präsidenten Arne Joswig.

Frank Mund: "Vertrauen braucht klare Haltung"

In seinem Bericht zog Verbandspräsident Frank Mund eine klare Linie. "Die Dachmarke kann ihre Bedeutung nur dann sichern, wenn die Interessen der Autohäuser und Kfz-Werkstätten im Vordergrund stehen", sagte er. "Ein Schlingerkurs mit Zugeständnissen an Industrie und Importeure zerstört Vertrauen."

Gemeinsam mit anderen Landesverbänden – darunter Bayern, Berlin-Brandenburg, Hamburg und Rheinland-Pfalz – hatte KFZ-NRW zuvor einen Satzungsvorschlag für den ZDK vorgelegt, der mehr Mitbestimmung und Transparenz innerhalb der Verbandsstruktur vorsah. Doch der Kurs in Berlin blieb aus Sicht der Kritiker unklar, die Chance auf einen echten Neustart verstrich.

"Wir brauchen eine starke Interessenvertretung für das Handwerk, keine Balanceakte zwischen Herstellern und Betrieben", so Mund weiter. Seine Forderung: ein Verband, der das Kfz-Gewerbe als eigenständige Wirtschaftssäule versteht und politische Interessen mit technischer Kompetenz verbindet.

Neuer Hauptgeschäftsführer mit Zukunftsprogramm

Erstmals nahm der neue Hauptgeschäftsführer des Bundesinnungsverbands, Jürgen Gros, an der Delegiertenversammlung teil. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass das Kfz-Gewerbe vor einem tiefgreifenden Wandel steht – von der Digitalisierung über neue Antriebstechnologien bis hin zu wachsenden Anforderungen in der Fahrzeugdiagnose und -reparatur.

Der Bundesinnungsverband, so Gros, wolle künftig stärker praxisnahe Aufgaben übernehmen. Dazu gehörten die Wartung und Reparatur von Hochvoltbatterien, die Kalibrierung moderner Fahrerassistenzsysteme sowie die Sicherung hoheitlicher Tätigkeiten wie der Abgasuntersuchung und der Sicherheitsprüfung bei Nutzfahrzeugen. Mit diesem Fokus solle die technische Kompetenz des Handwerks dauerhaft gestärkt werden.

Sein Auftritt wurde von den Delegierten als Signal für einen handwerksnahen Kurs gewertet. Ziel sei es, das Netzwerk aus Innungen und Betrieben zu festigen und die Position des Handwerks im technologischen Wandel zu sichern.

ZDK-Präsident Peckruhn: "Einigkeit ist die Grundlage für Zukunftsfähigkeit"

Bereits wenige Tage vor der Mitgliederversammlung hatte sich ZDK-Präsident Thomas Peckruhn mit einem Schreiben an die nordrhein-westfälischen Innungen gewandt. Darin warnte er eindringlich vor den Folgen einer dauerhaften Trennung und rief zu einem neuen Dialog auf (wir berichteten).

"Die unausweichliche Folge der bevorstehenden Trennung ist die Schwächung der Interessenvertretung des Kfz-Gewerbes", schrieb Peckruhn. "Und dies inmitten einer Zeit, in der wir die gewaltige Transformation der Automobilwirtschaft mit ihren Wertschöpfungsketten erleben."

Seine Kritik an der aufgeheizten Verbandsatmosphäre fiel deutlich aus: "Um eine prominente Person des Kfz-Gewerbes NRW zu zitieren, soll der ZDK offenbar ‚pulverisiert werden‘! Wollen Sie als verantwortliche Mitglieder das wirklich?"

Zum Schluss appellierte Peckruhn an den Zusammenhalt: "Wenn alle Mitgliedsverbände mit dem klaren Bekenntnis ihrer Arbeit für das Kfz-Gewerbe weiter im engen Schulterschluss agieren, kann der ZDK seine Stimme für die gesamte Branche mit Nachdruck und Gewicht in die Politik tragen. Gehen wir diesen Weg gemeinsam, im Bewusstsein, dass Einigkeit die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit eines starken Interessensverbandes ist."


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