Ridehailing: Konkurrenz zum Taxi wächst

Die Chancen, die Ridehailing für Konsumenten und Wirtschaft bietet, sind enorm. Dies wird nicht zuletzt an der rasanten Verbreitung des Fahrdienstvermittlers Uber deutlich. Laut Prognosen soll der Markt der Fahrdienstvermittlungen bis 2025 weltweit einen Umfang von 220,5 Milliarden US-Dollar haben. Schon heute nutzen fast eine Milliarde Menschen die Apps der Fahrdienstvermittler.Dass das Modell auch in Deutschland Fuß fasst, ist nur noch eine Frage der Zeit. Bis 2021, so Verkehrsminister Scheuer, sollen die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Ridehailing- Anbieter wie Uber auch in Deutschland ihr weltweit genutztes Geschäftsmodell anbieten können. Zwar ist Uber schon in einigen deutschen Großstädten vertreten, allerdings beschränkt sich dessen Tätigkeit auf die Vermittlung von professionellen Fahrern, da die gewerbliche Beförderung von Fahrgästen bisher eine entsprechende Lizenz erfordert. Damit die Fahrtenvermittlungsanbieter in vollem Umfang tätig sein können, muss allerdings gesetzlich geregelt werden, dass auch private Fahrer für Uber und ähnliche Unternehmen tätig werden können.Angesichts der vielversprechenden Zukunft des Ridehailing-Geschäfts hat sich um Uber eine ganze Schar von Konkurrenzunternehmen gebildet. Zu Hause sieht sich Uber dem Erzrivalen Lyft ausgesetzt. Das chinesische Äquivalent "Didi" hat das dortige Geschäft Ubers aufgekauft und sich so einen monopolähnlichen Marktanteil von 90 Prozent gesichert. Ähnlich steht es um den indischen Markt, welcher von "Ola" dominiert wird. Das französische Unternehmen "chauffeur privé", an dem Daimler und BMW seit Anfang 2018 mit ihrem gemeinsamen Unternehmen "FreeNow" mehrheitlich beteiligt sind, ist unter dem neuen Namen "Kapten" derzeit in Portugal, Frankreich und England tätig.Praktisch und kostengünstigFür den Nutzer funktioniert das Ganze folgendermaßen: Man öffnet die App und gibt den Zielort ein. Innerhalb von Sekunden werden der Fahrpreis und die Fahrtroute angezeigt. Ist der Nutzer mit dem angezeigten Preis einverstanden, klickt er auf "Bestätigen" und der nächstgelegene Fahrer wird kontaktiert und holt ihn ab. Schon hier zeigt sich der Unterschied zu herkömmlichen Taxi-Apps, wie "Free Now" oder "Taxi.eu". Bei diesen wird der Preis während der Fahrt berechnet und kann bei Staus oder anderen Verzögerungen jederzeit in die Höhe steigen.Nachdem der Preis in der Ridehailing-App festgesetzt wurde und der Fahrer die Fahrt bestätigt hat, muss sich der Mitfahrer nur noch in das Auto setzen und ans Ziel fahren lassen - der Preis verändert sich nicht mehr.Neben dem offensichtlichen praktischen Nutzen für die Mitfahrer, den die Ridehailing-Apps bieten, schlagen deren Angebote ihre Konkurrenz auch bei den für die Kunden anfallenden Kosten. In den USA etwa ist es - abgesehen von New York - durchweg günstiger, mit Uber oder Lyft, statt mit einem Taxi unterwegs zu sein. Auch das eigene Auto kann in Großstädten im Vergleich langfristig nicht mehr mithalten. Betrachtet man Anschaffungskosten, Parkgebühren, Tankfüllung und Restriktionen bei der Nutzung von Verbrennungsmotoren, drängt sich die Nutzung von Fahrvermittlungsdiensten aus Konsumentensicht förmlich auf.Auch für die Fahrer bieten sich neue Möglichkeiten. Ob der Fahrer in Vollzeit für das Unternehmen arbeitet oder nur in Teilzeit, bleibt ihm überlassen. Gerade die Flexibilität, sich jederzeit ins Auto setzen zu können und zu arbeiten, macht das Modell als Nebenjob attraktiv. Aber auch für Menschen, deren familiäre Verhältnisse geregelte Arbeitszeiten nicht zulassen, bietet Ridehailing eine gute Alternative.Auto-Abo für FahrerAls besonders problematisch für die Fahrer gilt bisher jedoch die Finanzierung der Fahrzeuge. Der Kauf eines Autos macht gerade dann keinen Sinn, wenn der Fahrer plant, nur vorübergehend für einen Fahrdienstvermittler tätig zu sein, oder wenn bevorstehende umweltrechtliche Regulierungen für Unsicherheit sorgen.Hier kommt das kalifornische Start-up Fair ins Spiel. Dieses bietet eine Art Abo-Modell für Autos an, das sich mit den Bedürfnissen von Ridehailing-Fahrern optimal verbinden lässt. Der Fahrer zahlt einen wöchentlichen Betrag und Fair stellt ein Auto mitsamt Versicherung zur Verfügung. Im Gegensatz zum traditionellen Leasing kann das Abonnement jederzeit gekündigt werden oder der Fahrer kann auf ein anderes Fahrzeug umsteigen. Fair selbst bezieht seine Autos von Gebrauchtwagenhändlern und Auktionshäusern für Gebrauchtwagen. Bevor die Gebrauchtwagen zum Kunden kommen, werden sie in den Werkstätten überholt. Diese können in diesem Rahmen auch Ersatzteile zur Verfügung stellen.Spätestens hier zeigt sich der Nutzen, den das Ridehailing-Modell für die Wirtschaft, insbesondere für deutsche Automobilhersteller und den Gebrauchtwagenmarkt mit sich bringt, indem ein neuer Kundenkreis mit vorher nicht da gewesenen Interessen geschaffen wird.MobilitätswendeAuch in Anbetracht der Mobilitätswende sorgt die Dynamik und die Anpassungsfähigkeit der Ridehailing-Flotten für gute Aussichten. Zukunftsmodelle prophezeien, dass ein eigenes Auto in einer Großstadt schon bald obsolet sein wird. Eine Rundum-die-Uhr-Verfügbarkeit von Fahrdiensten und die gleichzeitig steigenden Preise von Neuwagen sorgen in Großstädten weltweit für sinkende Zahlen von jungen Menschen mit Führerschein. Zwischen Jahresbeginn 2010 und Anfang 2019 sank die Zahl der bis 24-Jährigen mit einem Führerschein für Pkw, Motorrad oder Roller von 5,1 Millionen auf 4,4 Millionen. Auch ein Blick in Konsumstudien bei jüngeren Generationen offenbart: Bisher legte keine Generation so wenig Wert darauf, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen, wie die Generation Y. Im Vordergrund steht für die jungen Leute die Verfügbarkeit. Neue Konzepte, wie das Finanzierungsmodell von Fair und Fahrdienstvermittlungen, die auf die Nutzung statt auf Eigentum abzielen, sind damit unweigerlich Teil des Automobilmarktes der Zukunft.Ferner kann Ridehailing einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Fair und Uber haben schon erste Pilotprojekte in amerikanischen Städten gestartet, in denen es darum geht, die gesamten Flotten von Uber auf Hybrid- bzw. Elektroautos umzustellen. Die Kombination aus dem neuen Finanzierungsmodell von Fair und dem großen Anteil von Uber-Fahrzeugen auf den Straßen schafft Raum für Neuerung und ein schnelles Umdenken. Ein solch ambitioniertes Ziel wäre mit herkömmlichen Leasingmodellen und Fahrzeugen in Privateigentum undenkbar. Besonders deutsche Autohersteller können sich durch Zusammenarbeit mit den Ridehailing-Anbietern einen großen Absatzmarkt schaffen. Darüber hinaus werden neue Anreize für den Ausbau des E-Auto-Segments geschaffen. Ebenso können entsprechende Algorithmen für eine höhere Auslastung der Fahrzeuge und somit für Emissionseinsparungen sorgen. Hierbei ist vor allem die "Pool"-Funktion von großer Hilfe, die ein Nutzer auswählen kann, um so mit anderen Fahrgästen zu fahren, die in dieselbe Richtung müssen.Für Kontroversen sorgte zuletzt der Fahrdienstvermittler Uber, wobei vor allem dessen Umgang mit Fahrern kritisiert wurde. Um der sogenannten Gig-Economy ihre Grenzen zu setzen, reagiert der kalifornische Gesetzgeber nun mit einer Vorschrift, wonach Fahrer und andere Dienstleister nicht mehr als Auftragnehmer, sondern als Angestellte behandelt werden müssen. Auch wenn die kalifornische Regierung hier in Begriff ist, einen besonders radikalen Schritt zu gehen, sollte dies zum Anlass genommen werden, sich mit den Folgen von Ridehailing-Modellen auch in Deutschland möglichst frühzeitig auseinanderzusetzen. Mehr aber auch nicht. Eine zu starke Regulierung schränkt die Vorteile, die sich für Fahrer, Nutzer und Wirtschaft ergeben, stark ein und die an dem Modell besonders geschätzte Flexibilität geht gänzlich verloren. Es bleibt daher zu hoffen, dass der deutsche Gesetzgeber einen angemessenen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen und den Arbeitsbedingungen der Fahrer findet.Einfachheit und FlexibilitätDie Digitalisierung in der Autowelt wird vornehmlich in der jüngeren Generation eine Rolle spielen. Das flexible "Car-as-a-service"-Konzept von Fair, das es in Deutschland langfristig auch für Privatkunden geben wird, ermöglicht es, komplizierte Verträge beim Gebrauchtwagenhändler vollständig in der App abzuschließen und das Auto zu sich nach Hause liefern zu lassen. Es trägt damit den sich schnell ändernden individuellen Lebensumständen junger Menschen Rechnung. Gleiches gilt für Apps wie Uber, die sich durch ihre dauerhafte Verfügbarkeit dem Verlangen nach Einfachheit und Flexibilität der Smartphone-Nutzer anpasst. Schließlich lässt sich gespannt und vor allem zuversichtlich auf die Mobilität der Zukunft blicken. Sich möglichst frühzeitig mit dem Ridehailing-Markt auseinanderzusetzen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen wird sich mittelfristig positiv für jeden Teilnehmer am deutschen Automobilmarkt auswirken.

Hyundai Motor Deutschland: Ralph Kranz wird neuer Vertriebschef

Produktsicherheit im Handel: ZDK kritisiert neue EU-Verordnung

Luxus trifft auf Tradition: Aston Martin eröffnet City Store in Nürnberg

Übernahme von Schneider Automobile in NRW: Glinicke weiter auf Expansionskurs

VW-Tarifstreit: IG Metall drängt auf Einigung

Alle Schlagzeilen

Ridehailing: Konkurrenz zum Taxi wächst

MEISTGELESEN

Mercedes-Benz: Vier Wechsel im Vorstand

VCDP-Mitgliederversammlung: Stellantis bewegt sich auf Vertragshandel zu

Autohaus-Verkaufspläne von Mercedes: Konstruktive Gespräche

STELLENANGEBOTE

Leiter IT (w/m/d)

Volkswagen Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Werkstattmeister Karosserie (m/w/d)

Servicetechniker (m/w/d)

Finanz- oder Bilanzbuchhalter (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER