Ausgabe 10/2011: Markenzeichen:

Markenzeichen: „Freiburger Momente!“50 Jahre Autohaus Gehlert E Zum Firmenjubiläum sprach AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat mit dem geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, Franz-Xaver Grünwald. Wer 2006 unter 1.000 Betrieben Deutscher Meister im Audi Service wurde, 2007 unter 59 Teams aus 34 Nationen in Zandvoort den Weltmeistertitel einfährt, wer die vergangenen drei Jahre im Forum der 50 besten Volkswagen-Betriebe sitzt, zu den Top 100 in Europa gehört, wer zum 50-jährigen Firmenjubiläum feststellen kann, jedes seiner Firmenjahre „schwarz“ abgeschlossen zu haben, dem kann man nur mit voller Überzeugung und größtem Respekt zum großen Jubiläum gratulieren. Wer derartige Erfolge aufzuweisen hat, hat einerseits viel Auf und Ab erfahren und hat dennoch bei allen Veränderungen viel richtig gemacht. Im Autohaus Gehlert GmbH & Co. KG in Freiburg kommt die Einmaligkeit hinzu, dass dieser lange Gestaltungsbogen von einer Persönlichkeit ausgemessen wurde, die von Anbeginn der Firma 1961 bis zum heutigen Tag Motor und maßgeblicher Gestalter war und ist: Franz-Xaver Grünwald (73).Der StartAH: Wie kam der automobile Bilderbuchunternehmer Franz-Xaver Grünwald überhaupt zum Thema Automobil und wie ins Autohaus Gehlert nach Freiburg?F.-X. Grünwald: Ein Hoch dem Arbeitsamt! Es machte mich 1957 auf ein Lehrstellenangebot bei der Südbadischen Automobil-GmbH, damals VW-Großhändler in Freiburg, aufmerksam. Am 15. Mai 1961 gründete deren Inhaber Bernhard Kannenberg mit Wolfgang Gehlert die Wolfgang Gehlert KG, die als Verkaufsagentur für den Großhändler tätig werden sollte. Nun wollte keiner der Mitarbeiter von Baden-Auto in die neue Dependance wechseln. Da fasste mich der Firmenchef bei der Ehre und meinen verkäuferischen Talenten und setzte mich im Hause Gehlert für den Verkauf ab. Wumms, da saß ich. Bitte, Freiburg hatte damals rund 140.000 Einwohner und 25.000 Pkw. Die Modelle beschränkten sich auf den Käfer Standard, Export und Cabriolet, den VW 1500, VW Transporter und den Karmann-Ghia. Verkaufen war auch damals schon ein mühsames Geschäft. Abends und an den Wochenenden hieß es Hausbesuche und Probefahrten machen. Ich werde nie meinen ersten Verkaufsabschluss vergessen. Der Direktor Kuni von der Löwenbrauerei bestellte einen VW-Transporter. War ich da stolz drauf! Ich bin also im wahrsten Sinne des Wortes über den Keller in das Autohaus eingestiegen. ExpansionAH: 1962 entstand in der Karlsruher Straße der erste Betrieb in eigenen Räumen. 1965 erhielt das Unternehmen den VW-Händlerstatus. Ein schwerer Schlag traf das Autohaus 1969, als Einbrecher Feuer legten und der Betrieb in Schutt und Asche lag. F.-X. Grünwald: Man kann sich einen derartigen mentalen Einbruch gar nicht vorstellen. Das macht fassungslos. Es lähmt einen. Man muss von vorne beginnen. Wir krempelten die Ärmel hoch, arbeiteten in vier Holzbaracken weiter, bis der Betrieb im Herbst 1969 wieder aufgebaut war. Der Vorteil dabei war, wir konnten das gleichzeitig mit einer Betriebserweiterung verbinden. Siehe da, wir sind weiter gewachsen. Zum 1. 1. 1975 wurde die Wolfgang Gehlert KG auch Audi-Händler. Wir haben schon zu dieser Zeit unser Kundenspektrum aktiv um die Großkunden erweitert. Damals erhielt ich von Mercedes ein attraktives Angebot und wollte die Flagge wechseln. Aber mein Mentor, Bernhard Kannenberg, machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er mich 1977 als Gesellschafter beteiligte und zum Geschäftsführer des Unternehmens machte. Zuvor hatte ich als Verkaufsleiter fungiert. 1979 übertrug Bernhard Kannenberg seine Geschäftsanteile auf seine Tochter, Frau Renate Szanto. 1983 schied auch Wolfgang Gehlert aus der Gesellschaft aus.Die VW-KapitäneAH: Die Golf-Ära begann zur Zeit des Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Rudolf Leiding. Das war eine existenzielle Zäsur für den Konzern. Sie kannten und kennen ja alle acht bisherigen Vorsitzenden persönlich: Heinrich Nordhoff (1960 – 1968), Kurt Lotz (1968 – 1971), Rudolf Leiding (1971 – 1975), Toni Schmücker (1975 – 1982), Dr. Carl Horst Hahn (1982 – 1993), Ferdinand Piëch (1993 – 2002), Bernd Pischetsrieder (2002 – 2006) und seit 2007 Martin Winterkorn. Welche Gedanken überkommen Sie, wenn Sie all die „Konzern-Kapitäne“ auf sich wirken lassen?F.-X. Grünwald: Man kann die Herren gar nicht unter einen Schirm spannen. In der Nachkriegsära waren die deutschen Hersteller primär auf dem deutschen Markt vertreten. Da hatte man als Händler regelmäßig persönlichen Kontakt. Volkswagen hatte in den 50er Jahren noch den Slogan: „Wir sind eine Familie“. In den Verkaufsschulungen wurde vermittelt, dass der Pfarrer, der Bürgermeister, der Lehrer und der Friseur die wichtigsten Meinungsbildner sind. Heute produziert der Konzern weltweit an über 60 Standorten, sprich global, und das pro Jahr inzwischen mit einem Output von 7 Mio. Fahrzeugen. Dahinter stehen zwölf Marken inklusive der Beteiligungen. Erster Ansprechpartner ist heute zwangsläufig der jeweilige Deutschlandchef. Das ist Veränderung!Der QuantensprungAH: 1984 erfolgte der Quantensprung an den heutigen Standort, und das auf 15.000 qm Fläche. Eine neue Dimension!F.-X. Grünwald: Das war ein sehr mutiger Schritt. 1985 erwirtschafteten wir im letzten Jahr am bisherigen Standort 10 Mio. Euro Umsatz, 1997 in einem unserer besten Jahre 150 Mio. Euro. Wir waren auch sehr gut im Großkundengeschäft aufgestellt. 1997 erfolgte die Vorgabe zur Markentrennung von VW und Audi. 1998 starteten wir mit dem Bau der neuen Betriebsanlage für Audi. Es entstand u. a. eine gläserne Rotunde als repräsentativer Ausstellungsraum. Unsere Kunden gaben ihr den wunderbaren Namen „Audi-Max“. Damit war auch meiner geliebten Heimat- und Universitätsstadt Ehre erwiesen. Volkswagen verlieh uns danach den Status „Volkswagen Zentrum“. Das erfüllte uns mit Stolz. Wir wissen aber auch um unsere Verantwortung. Im Sommer 2005 haben wir unsere beiden GW-Hallen umgebaut. 2005 kamen neue CI-Vorgaben für das Volkswagen-Zentrum, u. a. Vollklimatisierung, Neugestaltung der Böden bis zur Erweiterung des Ausstellungsraumes. Auch daran wird deutlich, man ist in einem Autohaus nie fertig!HerausforderungenAH: Worin lagen auch für Sie selbst in den 50 Jahren Firmengeschichte die größten Herausforderungen?F.-X. Grünwald: Lassen Sie mich einige Dinge punktuell aufzählen: die enorme automobiltechnische Entwicklung, in den 80er Jahren der Einzug der EDV, das Handy, ab 1989 die Laptop-Ära, 1998 kam das Internet mit all seinen Facetten bis zu Social Media und jetzt iPad etc. hinzu. Früher hatten wir bei Audi drei Modelle, heute sind es 28. Die Welt ist komplexer geworden.Um das zu bewältigen, braucht man die richtigen Mitarbeiter. Wir haben die größten Erfolge über die Entwicklung aus dem „eigenen Stall“, also mit Mitarbeitern, die schon die Lehre bei uns gemacht haben und unsere Firmenkultur beherzigen, nämlich Tradition und Veränderung in Eigenverantwortung zu kombinieren wissen. Werte schaffen Werte! Ein Paradebeispiel unter unseren 131 Mitarbeitern ist unser Peter Lickert, der 1963 die kaufmännische Lehre in unserem Hause begann und seit vielen Jahren als Prokurist und Kaufmännischer Leiter unseres Unternehmens tätig ist. Für mich selbst ist familiäre Tradition eines Familienunternehmens und Innovativität kein Widerspruch. Ich liebe kurze Entscheidungswege, langfristige Orientierung und unternehmerische Gestaltungsfreiheit. Ich liebe das persönliche und umfassende Tätigkeitsfeld im Autohaus, von der Lenkung der Einkaufsströme, Lagerbestände, Prozesssteuerung, Finanzströme, über den Umgang mit den Menschen, bis zu unseren wunderbaren Produkten. Ökologische Mobilitätsgestaltung wird gerade in der Region Breisgau die große Herausforderung der Zukunft sein.PapstaudienzenAH: Sie sind auch ob Ihres sozialen Wirkens bekannt, sind z. B. als Handelsrichter ehrenamtlich tätig. Das Freiburger Münster ist Ihnen ein besonderes Anliegen. Sie sind zwei Päpsten persönlich begegnet, Johannes Paul II. und Benedikt XVI. F.-X. Grünwald: Wer viel empfängt, sollte auch viel geben! Ich tue das aus ganzem Herzen und bedauere oft meine eigene Begrenzung. Aufgrund meiner gläubigen Verwurzelung übergab ich 1991 in Warschau einen Krankenwagen an Kardinal Glemp. Das führte zu einer Begegnung mit Papst Johannes Paul II. im Rahmen des Weltjugendtags in Tschenstochau. 2006 folgte ein ganz besonderes Zusammentreffen mit Papst Bendedikt XVI. in Rom. Damals stellten wir dem Heiligen Stuhl einen fabrikneuen T5 Bus zur Verfügung.AH: Habemus Franz-Xaver Grünwald – Gratulation seiner Person und zu seinem großartigen automobilen Wirken!Lesen SIe hier...... einen Rückblick auf die Geschichte des Autohauses, das heute zu den Top 50 in der deutschen Handelslandschaft gehört.

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