Mini Awards 2021: Nachhaltigkeit im Fokus

Es ist ein heißer Sommertag. Die Türen zum Mini-Autohaus Sperber in Bamberg stehen weit offen. Drinnen ist die Temperatur angenehm, obwohl die Kühlung ausgefallen ist. "Eine Pumpe ist kaputt", erklärt Geschäftsführer Joachim Sperber das Malheur. Es ist ihm peinlich, denn eigentlich ist er sehr stolz auf sein nachhaltiges Autohaus, das normalerweise auch an so heißen Tagen völlig ohne Klimaanlage auskommt. "Die Kühlung funktioniert hier nur mit Wasser." Aber für das Wasser braucht es eine Pumpe und die funktioniert derzeit nicht. Wie in diesen Zeiten bei so vielen Dingen gibt es aktuell keine Ersatzteile, um sie zu reparieren. Niedrigenergie Autohaus Trotzdem kann man es in dem Autohaus, das direkt an der Hauptverkehrsader Berliner Ring mit eigener Zufahrt von dort liegt, gut aushalten. Das Gebäude ist 2018 fertiggestellt worden als Niedrigenergiehaus nach dem damals gültigen KfW-Standard 55. Es kommt ohne fossile Brennstoffe aus, bezieht seine Energie aus Erdwärme. Auch das verwendete Wasser wird zu 98 Prozent zurückgewonnen. Nur ein ganz kleiner Teil geht in die öffentliche Kanalisation. Photovoltaik wird weiter ausgebaut Auf dem begrünten Dach befindet sich eine 40 kW Photovoltaikanlage. Der Auftrag für weitere 420 kW Photovoltaik ist bereits erteilt. "Wenn die installiert ist, sind wir acht von zwölf Monaten im Jahr autark, was Strom angeht", freut sich Sperber. Kein Zweifel: Hier hat der Chef eine grüne Ader. Er hat sich überlegt, wie möglichst umweltfreundlich gebaut werden kann, und verfolgt diesen Weg weiter. Da passt es, dass das Autohaus mit dem "Best in Electric Passion" Award von Mini ausgezeichnet wurde. Probefahrt wichtig Wie schaffte es das Autohaus, viele elektrische Minis zu verkaufen? Zum einen, weil es liefern konnte. "Wir haben fleißig bestellt und uns gut bevorratet", erklärt Sperber. Und: Die Probefahrt spielt eine entscheidende Rolle: "Die Leute müssen erleben, wie es sich anfühlt, elektrisch zu fahren." Auch ganz wichtig: Die Verkäufer müssen von den Vorteilen der Elektromobilität überzeugt sein, bei der Bedarfsermittlung dafür prädestinierte Kunden erkennen und sie auf die Möglichkeiten aufmerksam machen. Das gelingt den Mitarbeitern des Bamberger Autohauses offenbar besonders gut. Bei Events wie zum Beispiel dem regelmäßig stattfindenden Golf Cup können sich die Besucher die Fahrzeuge zwanglos anschauen. Die Verkäufer sind vor Ort und vereinbaren Probefahrten. Sind die Interessenten auf den Geschmack gekommen, hilft eine weitere Dienstleistung, um die potenziellen Kunden zu überzeugen: Das Unternehmen hat eine Autovermietung gegründet, bei der bei Bedarf, wenn die Reichweite des Elektrofahrzeugs zum Beispiel einmal nicht ausreichend ist, ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zur Verfügung steht. Ladestationen In Sachen Ladeinfrastruktur berichten die Mitarbeiter des Autohauses von wenig Beratungsbedarf. "Da haben sich die meisten Kunden schon informiert, wenn sie zu uns kommen", weiß der Geschäftsführer. "Wir verkaufen die Wallboxen. Um die Installation kümmern sich in unserem ländlichen Raum die Haus-Elektriker der Kunden." Am Autohaus gibt es derzeit vier Ladestationen mit jeweils 11 kW Kapazität. In Kürze sollen zwei Hypercharger hinzukommen. An den Schnellladestationen kann ein Fahrzeug mit 300 kW "getankt" werden oder zwei mit je 150 kW. Inklusive Trafo wird das Autohaus für diese Erweiterung 250.000 Euro investieren. Gesamtheitlicher Erfolg Sperber war aber nicht nur der beste Elektrofahrzeuge-Verkäufer bei Mini. Mit dem Award als "Bester Unternehmer" wurde der gesamtheitliche Erfolg des Autohauses gewürdigt, also der Verkauf neuer und gebrauchter Automobile sowie die Marketingaktivitäten. Im Marketing arbeitet das Autohaus mit der Agentur Markatus zusammen. "Die wissen, worauf es ankommt." Die Mitarbeiter der Agentur kümmern sich um die Auftritte bei Facebook, Instagram, Youtube und seit Kurzem auch auf Tiktok. Für jede Google-Bewertung ein Baum Auch die Positionierung bei Google ist deren Aufgabe. Eine Idee der Agentur war, für jede Bewertung bei Google einen Baum zu pflanzen. Das passt zum grünen Engagement des Autohauses. In Zusammenarbeit mit den bayrischen Staatsforsten, die für die Bewirtschaftung des gesamten Staatswaldes des Freistaats Bayern zuständig sind, werden die Standorte für die Bäume ausgewählt. Auch die passenden Setzlinge werden von deren Mitarbeitern mitgebracht. Aber dann greift Joachim Sperber selbst zur Schaufel. "Manchmal pflanze ich an einem Tag 60 Bäume." Soziales Netz für Verkäufer Die sozialen Netzwerke sind aber nicht nur für die Kunden wichtig, auch Mitarbeiter werden über diese Kanäle mittlerweile gesucht. Lange Bewerbungsschreiben sind dort nicht nötig: "Wir reden mit jedem, der anruft." Mitarbeiter müssen aber nicht nur gefunden, sondern in diesen schwierigen Zeiten auch gehalten werden, eine der größten Herausforderungen derzeit in der Branche. Aktuell sind 121 Mitarbeiter beim Autohaus Sperber an Bord. Die meisten arbeiten im BMW-Betrieb, acht sind auch für Mini zuständig. Zwei Verkäufer arbeiten exklusiv für die Marke. Insgesamt gibt es ein gutes Mischungsverhältnis zwischen jungen und langjährigen Mitarbeitern. Da heutzutage die Beantwortung von Mails innerhalb von weniger als einer Stunde auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten erwartet wird, setzt Sperber auf Flexibilität. "Ich habe Vertrauen in die Eigenverantwortung der Mitarbeiter", sagt der Chef. "Die wissen schon, wann sie was zu tun haben." Da auch bei Sperber derzeit viele der verkauften Fahrzeuge nicht ausgeliefert werden können, gibt es für die Verkäufer zusätzlich zum Fixum Bestandteile der zu erwartenden Provision vorab. Bei Auslieferung wird das dann verrechnet. Blick in die Zukunft "2022 kommen wir aufgrund des hohen Auftragsbestands noch gut über die Runden. Jetzt haben wir auch die Chance, mit den Neuwagen Geld zu verdienen", formuliert Sperber die Aussichten. Auch auf 2023 schaut der Unternehmer nicht pessimistisch. Der befristete Händlervertrag für Mini läuft dann zwar aus. Ab 2024 will BMW bei Mini das Agentursystem testen. Für die Bamberger gibt es aber bereits eine mündliche Zusage für die Fortsetzung der Zusammenarbeit. Das Autohaus richte sich auf das Agentursystem ein. Alle Führungskräfte arbeiten bereits in einer Task Force an der "Vision 2030". Es gibt schon verschiedene Ideen, zum Beispiel die Aufnahme von Fahrrädern ins Sortiment oder das Schnüren von Gesamtpaketen für Urlauber mit Auto und Fahrrad, Hotel und vorbereiteten Routen. Insgesamt sei das Autohaus sehr zufrieden mit seinem Hersteller BMW, mit dem man mittlerweile fast 50 Jahre zusammenarbeitet. "Das wollen wir auch weiterhin, aber nicht mehr so stark abhängig sein." Wenn die eine Säule abnimmt, müssen andere wachsen, um das auszugleichen. "Es wird sich eine Lösung finden", zeigt sich Sperber zuversichtlich.

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