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Neues Netz: Mazda will keine Vertriebsgesellschaften mehr

29.11.2011 15:02 Uhr
Neues Netz: Mazda will keine Vertriebsgesellschaften mehr
Detlef Rüdel ist Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft der Autoaktivnord GmbH in Mecklenburg-Vorpommern.
© Foto: Doris Plate/AUTOHAUS

Die Netzumstrukturierung führt zur Zerschlagung der Vertriebsgesellschaften. Die Betroffenen reagieren enttäuscht und geschockt. Ein Interview mit Detlef Rüdel, Geschäftsführer der Autoaktivnord GmbH.

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Mazda Motors Deutschland (MMD) hat sich für ein einstufiges Händlernetz entschieden und für diese Restrukturierung alle Vertragshändler mit einer Frist von zwölf Monaten zum 31. Oktober gekündigt. Für die Vertriebsgesellschaften in der Organisation bedeutet dies das Aus. Aber sie wollen sich wehren. Detlef Rüdel, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft Autoaktivnord GmbH in Grimmen, Mecklenburg-Vorpommern, nennt im Gespräch mit AUTOHAUS die Argumente.

AUTOHAUS: Herr Rüdel, was bedeutet die Netzkündigung für die Vertriebsgesellschaften im Mazda-Netz?
Detlef Rüdel: Die Vertriebsgesellschaften im Mazda-Netz werden zum 1. November 2012 ausgelöscht. Und das, obwohl wir erfolgreich gearbeitet haben und erst 2003 auf Wunsch von Mazda gegründet wurden. Bei der letzten Netzrestrukturierung wollte Mazda nämlich ein zweistufiges Netz. Da in unserer Region kein großer Händler für die Aufgabe des Wirtschaftsraumleiters zur Verfügung stand, haben sich zwölf kleinere Partner zusammengeschlossen und die Vertriebsgesellschaft Autoaktivnord GmbH & Co KG gegründet, die dann als Wirtschaftsraumleiter für die angeschlossenen Vertriebspartner tätig wurde. Noch vor zwei Jahren hat MMD Neugründungen von Vertriebsgesellschaften zugestimmt, wenn in Regionen Wirtschaftsraumleiter fehlten oder wegbrachen.

Warum bedeutet die Kündigung das Aus für die Vertriebsgesellschaften?
Weil wir als Vertriebsgesellschaften keinen neuen Vertrag durch MMD erhalten. Unsere Vertriebsgesellschaft zum Beispiel ist "nur" ein Büro, das sich um Disposition, Verteilung und Werbung kümmert. Sie hat keinen Ausstellungsraum, keine Verkäufer usw., die im neuen Händlervertrag gefordert werden. Auch können die Verkaufsziele der einzelnen Partner nicht mehr gepoolt werden, um den Erfüllungsbonus zu erhöhen. Kooperationsvereinbarungen mit den Banken entfallen. Nach unseren Berechnungen würden uns dadurch insgesamt 470.000 Euro pro Jahr fehlen.

Aber Mazda argumentiert doch mit der höheren Marge von bis zu 20,5 Prozent?
Die können viele unserer Partner nicht erreichen, weil sie schon das Mindestumsatzvolumen von 50 Einheiten nicht erreichen, bei dem der Volumenbonus erst anfängt. Die bessere Marge gleicht das nicht aus. Die bisherigen Angebote von MMD zur Lösung des Problems sind wirtschaftlich nicht umsetzbar.

Was haben Sie bisher unternommen?
Wir haben der außerordentlichen Kündigung widersprochen mit der Begründung, dass Mazda 2003 mit der gleichen Begründung in die Zweistufigkeit ging, mit der das Unternehmen jetzt die Einstufigkeit will: Die Ausgestaltung des Händlernetzes sei Schuld an der Stagnation der Marke. Wenn aber weder mit einem zweistufigen noch mit einem einstufigen Netz der angeblichen Vertriebsschwäche zu begegnen war/ist, spricht vieles dafür, dass eben nicht das Vertriebsnetz, sondern andere "Umstände" ursächlich hierfür sind. Deshalb reichen unserer Auffassung nach die von MMD genannten Gründe nicht für eine außerordentliche Kündigung. So könnte ein Hersteller alle paar Jahre bei auch nur leichter Veränderung des Vertriebskanals mit kurzer Frist kündigen. Auch die Nissan-Entscheidung des BGH sagt ganz klar, dass an die Begründung der Notwendigkeit das Vertriebsnetz zu verändern, hohe Anforderungen zu stellen sind. Deswegen kommt für uns frühestens eine Kündigung zum 31. Oktober 2013 in Frage. Wenn wir uns mit Mazda nicht einigen können, werden wir gegebenenfalls gerichtlich klären lassen, ob die Kündigung rechtskonform ist.

Und wie sehen das Ihre Kollegen?
Am 31. August haben sich Vertreter von zwölf der insgesamt 15 Vertriebsgesellschaften, die in Deutschland zusammen 15.000 Einheiten vermarkten, auf meine Initiative in Fulda getroffen. Wir wollen das Gespräch mit Mazda suchen und gemeinsam mit dem Importeur eine akzeptable Lösung für die Vertriebsgesellschaften finden.

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KOMMENTARE


Hans Jürgen

15.12.2011 - 17:42 Uhr

Wie Herr Rüdel schon schreibt wird es keine Vertriebsgesellschaften mehr geben. Trotzdem werden ja die Partnerbetriebe der Vertriebsgesellschaften wohl überwiegend neue Verträge angeboten bekommen haben. Das ist auch das einzig entscheidende, da hier die Arbeitsplätze in den Autohäusern erhalten bleiben. Vertriebsgesellschaften sind wie Briefkastenfirmen und eher emotional für die jeweiligen Geschäftsführer zu betrachten.


Uwe Lehnert

16.12.2011 - 13:57 Uhr

Dem anonymen Schreiberling "Hans Jürgen" muss ich leider in seinen Aussagen korrigieren ja sogar entschieden widersprechen. Es grenzt schon an Beleidigung und Verleumdung wenn vom anomymen Schreiber behauptet wird "Vertriebsgesellschaften sind wie Briefkastenfirmen und eher emotional für die jeweiligen Geschäftsführer zu betrachten." Eine solche Aussage empfinde ich persönlich als eine anmaßende Frechheit welcher jeglichen Grundlage entbehrt. Auch ich bin GF einer sehr erfolgreichen Vertriebsgesellschaft - der Phoenix . Die PHOENIX Car-Group (PCG) ist eine leistungsstarke und innovative Auto-Handelsgruppe, in der sich selbständige Automobilhändler zusammengeschlossen haben. Alle beteiligten Händler sind als Gesellschafter eingebunden und zeigen dadurch ein klares Verantwortungs- und Identifikationsbild auf. Damit sich jeder Vertriebspartner besser um seine Kernaufgaben kümmern kann, stellt PHOENIX ein prozessorientiertes und ganzheitliches Leistungspaket den Partnern zur Verfügung. Die Phoenix ist keinesfalls eine Briefkastenfirma und unsere Emotionen gelten ausschliesslich unserer Marke Mazda. Ob Mazda ab 2012 ohne Vertriebsgellschaften ihre Absatzziel in D schaffen kann, wird die Zukunft zeigen. Herzlichst Uwe Lehnert www.mazda-thueringen.de


Detlef Rüdel

16.12.2011 - 16:40 Uhr

Ich kann mich dem Kommentar von meinem Kollegen Herrn Lehnert nur anschließen, was ist das für ein Typ, der sich hier noch nicht einmal zu erkennen gibt?! Ohne Charakter, ohne Selbstbewusstsein, sich hier hinter der Anonymität zu verstecken. Die Frechheit an dieser Sache ist noch, das hier völlig vergessen wird, das hier intakte Gesellschaften zerschlagen werden, die in Deutschland einen besseren Job machen (siehe MA) als die verantwortlichen Herrn im Haus von MMD. Kritik zur Selbsterkenntnis ist diesen verantwortlichen Menschen ein Fremdwort. Wie sagt man im Haus von MMD das zweistufige Netzt ist daran schuld, oder ggf. das Unglück in Japan im Monat 03-2011. Es findet sich doch immer wieder ein Grund anderen die Schuld am mangelnden Absatz in die Schuhe zu schieben. Im Gegensatz zu unserem Anonymen Freund, stehen wir zum was wir sagen mit unserem Namen. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, da wir die Vertriebsgesellschaften ein bisher tragendes Element in Bezug auf die Erfüllung der JVP waren. MMD wird durch ein Tal der Tränen gehen, aber diese Erkenntnis wird noch etwas dauern, aber sie wird kommen. Detlef Rüdel GF der autoaktivnord in Meck-Pom


Frank Seifert

19.12.2011 - 09:53 Uhr

Mit großer Sorge betrachte ich die Zustände die sich zur Zeit bei Mazda abspielen! Man sucht die Fehler beim Handel und denkt wenn man zurück zum einstufigen Händlernetz geht wird alles besser. In meinen Augen ist es der letzte versuch eines GF seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen! Seien wir doch mal ehrlich, seid dem Jahr 2009 ging es mit der Marke Mazda nur noch bergab!!!!!!!! Der Marktanteil lag vor 2009 immer bei rund 2% was seid der Übernahme durch den neuen GF nicht der Fall ist. In den Jahren 2009/2010 nur 1,58% und aktuell 1,38% (10/11)! Dies ist doch dramatisch!! Und dann werden Vertriebsgesellschaften gekündigt die einen Marktanteil von 2% und mehr haben und die Marke Mazda in ihren Gebieten super vertreten! Das verhalten von MMD entzieht sich hier jeder Logik! Man sollte die Fehler auch mal vor der eigenen Tür bei den Herren in Leverkusen suchen. Mit einer Preissteigerung ab Januar wird man sicher keine neuen Marktanteile gewinnen. Und seine ganze Hoffnung auf den CX5 zu setzen ist sicher auch nicht der richtige Weg! Vielleicht reagieren die Herren bei Mazda Japan/Europa noch rechtzeitig und ziehen hier die Reißleine bevor die Marke Mazda ganz am Boden liegt!


Detlef Rüdel

22.12.2011 - 15:14 Uhr

Ich denke das man dem Kommentar von Herrn Frank Seifert nichts mehr hinzu fügen muss. Alles klar auf den Punkt gebracht.


Andreas Rust

19.06.2017 - 20:27 Uhr

Es ist wirklich sehr interessant den Artikel und die Kommentare aus dem Jahr 2011zu lesen....und mit der weiteren Entwicklung und den abgegebenen Prognosen zu vergleichen...


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