Der Hyundai-Konzern nimmt den deutschen Vertrieb in die eigenen Hände. Der koreanische Autobauer führt ab 1. Januar 2012 die Geschicke des Importeurs als 100-prozentiger Eigner fort. Darauf verständigten sich das Schweizer Autohandelshaus Emil Frey als bisheriger Mehrheitseigner und der weltweit fünftgrößte Hersteller am Freitag in Zürich. Laut Mitteilung erwirbt Hyundai 64,71 Prozent der Anteile von den Schweizern.
"Der Eigentümerwechsel unterstreicht die Bedeutung des deutschen Marktes für unseren Hersteller als Schlüsselmarkt für künftiges Wachstum in Europa", sagte Hyundai Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey. Gleichzeitig sollen die engen Verbindungen mit Emil Frey bestehen bleiben. So werde sowohl das Bankgeschäft weiterhin über die FFS Group abgewickelt als auch das Teilegeschäft über die Fadis Teilelogistik GmbH, hieß es.
Struktur, Strategie, Unternehmenssitz und Mitarbeiterzahl bleiben von der Übernahme unberührt, erklärte die Vertriebsgesellschaft in Neckarsulm. Zu weiteren Einzelheiten der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Spannend in diesem Zusammenhang dürfte die Hyundai-Händlerverbandstagung am morgigen Samstag (19. November) im Hotel Esplanade Berlin werden. Dort wird sich die komplette Geschäftsleitung des Importeurs den Fragen der Vertragspartner stellen.
Ziel: 100.000 Neuzulassungen bis 2015
"Mit der Übernahme des rund 65-prozentigen Anteils der Frey-Gruppe in Deutschland verfolgen wir konsequent die systematische Eingliederung des größten und wichtigsten Importeurs unter das Konzerndach", betonte Hyundai-Europa-Chef Chang Kyun Han. Ziel sei die noch intensivere Nutzung von Synergien innerhalb des Konzerns und die noch schnellere Umsetzung neuer Vertriebs- und Marketingkonzepte. Bis 2015 will der Hersteller in Deutschland 100.000 Einheiten verkaufen. Im laufenden Jahr steuert die Marke auf über 80.000 Neuzulassungen zu.
Hyundai startete hierzulande 1991 seine Aktivitäten. Seit 1999 war Emil Frey Mehrheitseigner des Importeurs, der im vergangenen Jahr mit 145 Mitarbeitern 74.287 Pkw absetzte (Marktanteil 2,6 Prozent) und 803 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete. Aktuell vertreten 480 Händler und 72 reine Servicepartner die Marke in Deutschland.
China-Marke als Ersatz?
Von Emil Frey lag zunächst kein Statement vor. Wie AUTOHAUS Online aus Unternehmenskreisen erfuhr, sollen die Schweizer am Import einer chinesischen Automarke als Kompensation für Hyundai interessiert sein. Spruchreif sei aber noch nichts.
Das Züricher Familienunternehmen wurde 1924 gegründet und ist mittlerweile in allen Sparten des Autogeschäfts tätig. Im vergangenen Jahr wurden europaweit knapp 258.000 Fahrzeuge verkauft. Die deutsche Konzerntochter ist an 72 Standorten mit aktuell 3.183 Mitarbeitern aktiv. Das Portfolio reicht von Subaru (Import) über Ford und Opel bis hin zu BMW und diversen anderen Premiummarken. (rp)