Der frühere MAN-Konzernvorstand Anton Weinmann ist wegen Beihilfe zur Bestechung zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten und 100.000 Euro Geldauflage verurteilt worden. Nach einer Absprache mit der Staatsanwaltschaft und dem Landgericht München hatte der langjährige Chef der MAN-Nutzfahrzeugsparte am Mittwoch zuvor ein Geständnis abgelegt: Er habe 2004/05 nicht genug getan, um Schmiergeldzahlungen für Lastwagen- und Busaufträge in Slowenien zu unterbinden. Die Anklage wegen Beihilfe zu Bestechungen in Belgien ließ die Staatsanwaltschaft fallen.
"Die Kammer hat Respekt vor Ihnen, Herr Weinmann", sagte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Eckert zum Auftakt seiner Urteilsbegründung und lobte Weinmanns Geständnis. Er habe kein Geld in die eigene Tasche gesteckt und viel getan, um Korruption bei MAN abzustellen – allerdings "nicht stringent genug".
Weinmann gab zu, "Beihilfe durch Unterlassen mit bedingtem Vorsatz" geleistet und so Bestechungszahlungen von rund einer Million Euro in Slowenien nicht verhindert zu haben. Es tue ihm leid, und er entschuldige sich, erklärte er in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung.
Damit erspart er sich und dem Gericht eine weitere monatelange Beweisaufnahme mit höchst ungewissem Ausgang. Die bisherigen Zeugen hatten die Vorwürfe nicht erhärtet, und Weinmann hatte seine Unschuld beteuert und sogar Staatsanwälte wegen Verleumdung angezeigt. Aber das Gericht hatte Zweifel an der Unschuldsbeteuerung geäußert und bereits Termine bis November angesetzt.
MAN hatte sich nach dem Auffliegen der Bestechungsaffäre 2009 von Konzernchef Hakan Samuelsson, Weinmann und anderen Vorständen getrennt und 150 Millionen Euro Bußgeld gezahlt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen auch gegen Samuelsson. Im Prozess gegen Weinmann hatte der ehemalige Leiter der Konzernrevision ausgesagt, er habe Samuelsson persönlich über Schmiergeldverdacht in Slowenien informiert.
Kein Auftrag ohne Schmiergeld
Der Vorsitzende der Münchner Wirtschaftsstrafkammer sagte, in vielen Ländern in Südosteuropa und der Dritten Welt werde fast kein Auftrag ohne Schmiergeld vergeben. Aber Siemens zeige, dass es auch ohne Bestechung gehe. Die Kammer hatte 2010 bereits den ehemaligen Chef der MAN-Turbomaschinensparte zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt, weil er in Kasachstan Schmiergeld für einen Pipeline-Auftrag gezahlt hatte. Auch der frühere Vertriebsvorstand der MAN-Nutzfahrzeugsparte ist bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Der 56-jährige Weinmann will jetzt wieder als Unternehmensberater für mittelständische Firmen arbeiten. MAN habe einen Teil seiner Abfindung einbehalten, über weitere Zahlungen werde verhandelt, sagte sein Verteidiger Holger Matt. Weinmann war ab 2001 im Vorstand der Nutzfahrzeugsparte und von 2005 bis 2009 deren Vorstandschef gewesen. (dpa)