Ausgabe 19/2013: Einsatz für die Händler

Am 1. Oktober ist er seit einem Jahr Geschäftsführer von Peugeot Deutschland. Marcel de Rycker hat die Marke hierzulande übernommen, als sie im Sinkflug war, und kämpft weiter um mehr Verkäufe. Die Händler stellen ihm ein gutes Zeugnis aus, trotzdem blieb der Erfolg bislang aus. Wie es weitergeht, erklärt er im Gespräch mit AUTOHAUS.AH: Herr de Rycker, per Ende August 2013 liegt Peugeot hierzulande 28,9 Prozent hinter dem Vorjahres-Zulassungsergebnis und weil ein Wachstum von zehn Prozent geplant war, sogar 40 Prozent hinter dem Ziel von 90.000 Einheiten. Mit welchem Ergebnis rechnen Sie in diesem Jahr?M. de Rycker: Wir werden über zwei Prozent Marktanteil erreichen. Leider verlieren wir damit weiter an Marktanteil. Grund in diesem Jahr ist der Modellwechsel beim 308. Und in der Preispositionierung, wo wir früher den 206+ und den 207 hatten, haben wir derzeit kein Angebot. Der 2008, der sehr erfolgreich ist, konnte das nicht auffangen. Weil wir zudem beim 2008 Produktionsengpässe haben, haben wir uns entschieden, ab September die Produktion zu verdoppeln. Trotzdem sind wir beim 2008 für dieses Jahr so gut wie ausverkauft, lediglich 500 Stück aus der diesjährigen Produktion können wir noch bekommen. Aber auch der neue 308 kommt sehr gut an und wird uns noch einige Stückzahlen bringen.AH: Wie sieht es im nächsten Jahr aus?M. de Rycker: Ich bin davon überzeugt, dass wir im nächsten Jahr den Marktanteil wieder erhöhen werden, das erste Mal seit langem. Voraussetzung dafür ist, dass wir im zweiten Halbjahr 2013 mehr Autos verkaufen als im ersten, und danach sieht es aus. Der 2008 wird im September voraussichtlich ausverkauft, und auch beim 308 werden wir die Produktionskapazität wohl ausschöpfen. Jetzt kommt es darauf an, wie wir uns beim 208 schlagen werden, und da haben wir derzeit ein sehr gutes Leasingangebot, das uns gute Aufträge beschert. Außerdem werden wir im nächsten Frühjahr ein Facelift vom 508 haben, der 108 wird eingeführt, und vor allem setzen wir auf den 308 SW. Der Kombi wird genauso edel und so schick sein wie der 308. Davon erhoffen wir uns im nächsten Jahr richtig gute Verkäufe.AH: Was wollen Sie in diesem und im letzten Quartal noch tun, um die Verkäufe in Schwung zu bringen?M. de Rycker: Ich habe erreicht, dass die Werbung künftig mehr die Produkte und Produkteigenschaften in den Fokus setzt. Die Werbung für den 2008 ist schon sehr gut angekommen. Die Werbung für den 308 ist noch besser, und das neue Fahrzeug wird natürlich in diesem Jahr stark positioniert. Gemeinsam mit dem Händlerverband müssen wir dann noch entscheiden, ob Ende des Jahres dann nochmals der 208 beworben wird oder ob wir weiter den 2008 bewerben. Es macht wenig Sinn, den 2008 zu bewerben, wenn er nicht mehr lieferbar ist. Wir wollen uns aber auch nicht mehr vorwerfen lassen, dass wir nur kurze Kampagnen fahren. Deswegen wird es auch weiterhin bei unserem Angebot 5 Jahre Qualitäts-Plus bleiben.AH: Wird es eine Reduzierung der Zielvorgaben geben, denn offenbar sind diese ja nicht realistisch?M. de Rycker: Ja, wir werden die Händlerziele anpassen.AH: Der 2008 kommt sehr gut bei den Kunden an, der 208 läuft aber nicht wie gewünscht. Das Volumen des einstigen Volumenmodells fehlt also. Woran liegt es? Werden Sie noch etwas am Preis tun?M. de Rycker: Nein, wir werden eventuell noch attraktivere Finanzierungsangebote machen, der Preis wird aber nicht reduziert. Wir wollen uns ja höher positionieren. Und der 208 etabliert sich immer besser.AH: Bei der Händler-Roadshow haben Sie über 300 Punkte aufgenommen, bei denen die Händler Verbesserungen forderten. Sie wollten diese sukzessive angehen. Was ist schon passiert?M. de Rycker: Wir haben zirka ein Drittel der Punkte schon abgearbeitet. Eine Forderung war zum Beispiel, dass unsere Maßnahmen langfristiger angelegt sind. Das setzen wir um. Sondermodelle sollten nicht mehr stets unterschiedliche Namen haben - jetzt gibt es einheitlich "Style"-Sondermodelle. Kritisiert wurde auch unsere Werbung. Auch das haben wir bereits geändert. Das zweite Drittel werden wir bis Ende des Jahres schaffen. Von den übrigen 100 Themen sind 50 Dauerthemen, die ich nicht ändern kann. Zum Beispiel liegt es nicht in meiner Macht, einen Cabrio-Nachfolger einzuführen.AH: Bei allen Importmarken hat der Hersteller ein wichtiges Wort mitzureden, aber besonders bei den zentralistischen Franzosen liegt die Macht in Paris. Wie groß sind Ihre Gestaltungsmöglichkeiten für den deutschen Markt?M. de Rycker: Ich habe ein paar Jahre Erfahrung in der Zentrale mitgebracht und viele gute Kontakte. Das konnte ich gleich am Anfang auch gut nutzen - bei Logistik, Werbung und Finanzen. Seit Maxime Picat da ist, hat sich das noch deutlich verbessert. Maxime Picat hört zu, und er sagt sehr oft, wenn ihr das national anders umsetzen möchtet, dann macht das so, dass es in eurem Land passt. Er bringt fünf Jahre China-Erfahrung mit und kennt diese Probleme. Vor kurzem habe ich meinen Dreijahres-Plan präsentiert und grünes Licht bekommen, im nächsten Jahr in Deutschland ein paar zusätzliche Dinge anzustoßen. Mehr dazu kann ich derzeit nicht sagen.Die Position des Konzerns PSA hat sich in den letzten Monaten stark verbessert: Unser Free Cash-Flow war in 2012 auf minus drei Milliarden und ist jetzt auf plus zweihundert Millionen Euro. Unsere finanziellen Sicherheiten haben sich von 10,6 Milliarden Euro Ende Dezember 2012 auf 11,8 Milliarden Euro Ende Juni 2013 verbessert. Die EU hat uns die Garantien für unsere Bank durch den französischen Staat gesichert. Die Reaktion der Banken und Investoren war sehr positiv. Der Börsenwert ist seit 1. Juli um 75 Prozent gestiegen. Wenn wir so weiter laufen, werden wir Ende des Jahres wieder positive Meldungen machen können. Für uns ist es wichtig, einen guten Börsenwert zu haben, weil wir dann auch Geld zu guten Konditionen einkaufen können. Wenn man Geld zu guten Konditionen einkaufen kann, kann man auch Projekte und das Geschäft gut finanzieren.AH: Peugeot ist eine der wenigen Marken, die bereits eine eigene Internet-Verkaufsplattform für die Händler hat. Wie ist diese gestaltet, wie wird sie genutzt und wie sind die bisherigen Erfolge?M. de Rycker: Die Händler tragen ihre Fahrzeuge auf diese Internetplattform ein. Das heißt, da stehen Händlerfahrzeuge. Diese Plattform gibt es schon seit einigen Jahren, sie ist aber nicht auf dem letzten Stand der Technologie und nicht gut eingebunden in die Peugeot-Website. Wir arbeiten aber daran, das zu verbessern.AH: Bei vielen Fabrikaten wird derzeit über die zunehmende Rolle des Internets bei der Informationsbeschaffung diskutiert und Möglichkeiten der besseren Vernetzung von Online und Händlerpräsenz ausgelotet. Wie will Peugeot sich hier aufstellen und wie weit ist die Umsetzung?M. de Rycker: Wir haben gemeinsam mit den Händlern einen Arbeitskreis gebildet, der sich mit diesem Thema beschäftigt. Wir werden da auch wichtige Marktteilnehmer einbinden und Expertise bei Google einholen. Wir werden uns in Zukunft regelmäßig an die Entwicklung des Internet-Geschäfts anpassen.AH: Herr de Rycker, danke für das Gespräch.

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