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Fusion mit FCA: Opel schrumpft deutsche Werke weiter

14.01.2020 16:12 Uhr
Fusion mit FCA: Opel schrumpft deutsche Werke weiter
Opel hat einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen bekannt gegeben.
© Foto: Opel

Nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern schreibt Opel zwar wieder Gewinne, doch der rigide Sparkurs kostet etliche Jobs. Durch die geplante Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler steigt der Druck auf die Beschäftigten.

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Der Autobauer Opel setzt seinen Schrumpfkurs fort. Das Tochterunternehmen des französischen PSA-Konzerns kann in den kommenden vier Jahren bis zu 4.100 Vollzeitstellen in den deutschen Werken Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach abbauen, sofern sich genug Freiwillige für Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestand finden lassen. Hintergrund der am Dienstag veröffentlichten Einigung mit dem Gesamtbetriebsrat sind Arbeitsplatzverluste durch die geplante Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler und die Umstellung auf elektrische Antriebe.

Bereits fest vereinbart ist der Abbau von 2.100 Stellen bis Ende 2021. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen weitere Optionen gesichert, wie der Gesamtbetriebsrat berichtete. In zwei Stufen könnten so in den Jahren 2022 und 2023 noch mal jeweils 1.000 weitere Jobs in den deutschen Werken gestrichen werden - die Zustimmung des Betriebsrats und genug Freiwillige vorausgesetzt.

Als Gegenleistung für den ersten Schritt verlängert sich der Kündigungsschutz der verbleibenden Beschäftigten um zwei Jahre bis Mitte 2025. Sollten die beiden folgenden Stufen ebenfalls genutzt werden, könnte bis Mitte 2029 niemand entlassen werden. Auch sicherte die Geschäftsleitung zu, mehrere Varianten des Kompaktmodells Astra einschließlich des Kombi und einer Elektrohybrid-Version ab 2021 im Stammwerk Rüsselsheim montieren zu lassen. Das soll eine Auslastung im Zweischichtbetrieb sichern. 300 Auszubildende sollen zudem übernommen werden.

"Damit hat der Standort Rüsselsheim eine nachhaltige Perspektive über 2025 hinaus, zudem wird die bestehende Unterauslastung beseitigt", erklärte der IG-Metall-Bezirkschef Jörg Köhlinger. Auch Opel-Chef Michael Lohscheller lobte die Vereinbarung: "Mit der Allokation der nächsten Astra-Generation wollen wir die Zukunft in Zeiten des massiven Wandels sichern. Gleichzeitig gibt diese Vereinbarung unseren Mitarbeitern langfristige Sicherheit. Die Beschäftigungssicherung bis 2025 ist ein starkes Signal."

Der Standort Rüsselsheim, an dem rund 70 Prozent der deutschen Opelaner beschäftigt sind, könnte aber trotz der Astra-Zusage von dem Abbau überproportional getroffen werden. Grund sind weiter bestehende Überkapazitäten im Opel-Entwicklungszentrum, die sich mit der im Dezember verkündeten Fusion zwischen PSA und Fiat-Chrysler noch verschärfen dürften. Ausdrücklich nannte der Betriebsrat die "dramatische Transformation der Autoindustrie" und die geplante Fusion mit FSA als mögliche Gründe für einen weiteren Abbau. Die Gewerkschaft hofft, mit der Vereinbarung eine Art Obergrenze für die Stellenstreichungen eingezogen zu haben.

Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist bei dem neu entstehenden Autoriesen mindestens jeder dritte Entwickler-Job überflüssig. Neben dem Abbau der gewaltigen Überkapazitäten in Entwicklung und Produktion werde auch die Umstellung auf Elektro-Autos Jobs kosten, sagt der Leiter des CAR-Instituts an der Universität Essen-Duisburg. "Opel wird in den kommenden zehn Jahren kontinuierlich Beschäftigung abbauen. Das ist wie die Reise nach Jerusalem: Da gibt es immer einen Stuhl zu wenig."

Motorenfertigung im Werk Wien-Aspern vor dem Aus

Das zeigt sich auch in Österreich, wo Opel am Dienstag das Aus der Motorenfertigung im bereits deutlich verkleinerten Werk Wien-Aspern bestätigte. Dort verbleibt noch die Getriebefertigung. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Presse" sinkt die Zahl der Beschäftigten um bis zu 270 auf rund 600. Die Teilnahme am Genfer Autosalon in diesem März sagte Opel aus Kostengründen ebenfalls ab.

PSA hatte Opel im August 2017 mit rund 19.000 Arbeitsplätzen in den deutschen Werken übernommen und eine Jobgarantie bis Mitte 2023 abgegeben. Seitdem haben rund 6.800 Beschäftigte einem vorzeitigen Ausstieg zugestimmt, der aber noch nicht bei allen erfolgt ist. Auch wurde ein Teil des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums an den Dienstleister Segula verkauft. Opel hatte die Zahl der Beschäftigten am Jahresende 2018 auf 30.430 in Europa beziffert, davon 16.500 in Deutschland. Aktuell sind laut IG Metall in Deutschland noch knapp 15.000 Mitarbeiter an Bord.

Die altersbedingten Ausstiegsprogramme sollen in allen deutschen Werken für Mitarbeiter der Geburtsjahrgänge bis einschließlich 1963 geöffnet werden, wie das Unternehmen, Betriebsrat und IG Metall mitteilten. Für die Jahrgänge bis 1965 soll im Rahmen einer Einigungsstelle weiter verhandelt werden. Genaue Zielgrößen für die einzelnen Werke wurden nicht genannt. (dpa)

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KOMMENTARE


herbie

14.01.2020 - 10:15 Uhr

Wie schaft es Opel mit einen Marktanteil von 6 % im letzten Jahr als Hersteller zu überleben? Im gehobenen Fahrzeugsement kann der Insignia gegen seiner Konkurrenz nicht überzeugen. Schade für Opel.


Annotator

14.01.2020 - 16:54 Uhr

Und wenn der Opelfahrer merkt dass er eh nur einen Franzosen kauft, kann es nur noch das Opel Servicenetz richten.


S.G.

14.01.2020 - 20:37 Uhr

unqualifiziert ist Ihr Beitrag herbie...Gegenfrage: Wie schafft es SKODA mit einem Marktanteil von nicht einmal 6%, Cash Cow im VW Konzern zu sein?


Marcel

14.01.2020 - 21:47 Uhr

Ich glaube an Opel,und daran das die Mitarbeiter diese harte Zeit schaffen. Opel steckt seit Jahren in der Krise, da hängen ganze Familien dran, die diese Angst der Kündigung im Nacken haben. Es läuft mir kalt den Rücken herunter zu lesen wie alles schrumpft, aber es beeindruckt mich sehr, dass die Mitarbeiter alles geben! Macht weiter so!Das nächste Auto wird auch wieder ein Opel!


herbie

15.01.2020 - 11:27 Uhr

S. G. haben Sie meinen Kommentar richtig gelesen. Ich habe eine Frage gestellt und keine Feststellung. Vielleicht haben Sie eine Antwort auf meine Frage.


M.Bellinger

15.01.2020 - 14:57 Uhr

Das Opel einen schweren Schritt machen würde muß doch jedem Betrachter und Mitarbeiter klar gewesen sein. Das dieser Schritt durch die bevorstehende Fusion zwischen PSA + FCA sich noch verschärfen wird ist traurig, aber halt auch Realität. Auf zukünftige Technologien bezogen, werden auch andere erfolgreiche Hersteller noch erheblich Federn lassen müssen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, das in einige Jahren Opel weiter im deutschen und internationalen Markt weiter mitmischt. Der neue Corsa auf PSA Basis ist meiner Meinung nach ein positives Beispiel und zeigt auch das man trotz vieler technischer Gemeinsamkeiten einen eigenständiges Auto bauen kann. Gut Ding braucht halt Weile.


Fahrvergnüger

15.01.2020 - 16:39 Uhr

@S.G.: Um Ihre Frage nach Skoda zu beantworten: Die Marke ist - im Gegensatz zu Opel - auch international sehr gut aufgestellt und "im Geschäft". Deutschland ist für Skoda zwar ein wichtiger Markt, aber auch nur einer von vielen (China, Indien, Russland spielen da volumentechnisch sicher größere Rollen). Bei Opel hingegen steht und fällt der Unternehmenserfolg mit dem Geschäft in Deutschland und Europa, und das sieht (bei hiesigen 6% Marktanteil - in anderen Ländern sieht es nicht besser aus) alles andere als rosig aus.


herbie

15.01.2020 - 17:23 Uhr

Ja, Opel wird es weiterhin geben. Einen solventen Finanzier hat Opel in der PSA Gruppe gefunden. Die französische Autoherstellung und die Ausstattung, daran muss sich Opel gewöhnen und wichtig der deutsche Kunde muss sich an seine Gewohnheiten umstellen.


S.G.

15.01.2020 - 20:16 Uhr

@herbie@Fahrvergnüger:Fahrvergnüger beantwortet somit die Frage von herbie via meines Beispieles -meine Einlassung zielte eher darauf ab, das ein Marktanteil allein, da stimmt mir Fahrvergnüger zu, kein Indikator für erfolgreiches unternehmerisches Handeln sein muss/kann. Damit belassen wir es auch, denn ich glaube, dass es Opel in Zukunft in der Tat schwer haben wird.


Renato

15.01.2020 - 20:56 Uhr

@ herbie : Bis zur Übernahme von Opel durch PSA hätte ich den Fortbestand des Herstellers Opel als gesichert gesehen. Aber durch nun manifestierte Verschmelzung von PSA/FCA ist der Hersteller Opel in einem völlig neuen Fenster zu sehen. Am Ende zählen die Märkte, auf denen ein Konzern Chancen und Wachstum erzielen können. Auf den Kernmärkten von Opel ist PSA/FCA ebenfalls vertreten. Es muss also schon einen begründeten Sinn ergeben, den Fortbestand der Marke zu sichern. ( Vielleicht gibts den ja....?) Auch wenn’s ursprünglich anders geplant war, könnte ich mir gut vorstellen das Opel in mittelfristiger Zeit entweder erneut veräußert wird. Hier spielen vielleicht auch die Entwicklung in Brexitland eine gewisse Rolle.


Thomas R.

16.01.2020 - 17:52 Uhr

altersbedingte Ausstiegsprogramme!!!Das ist der Traum von Opel-Verkäufern. Die jedoch müssen sich bei einer Entlohnung knapp über dem Existenzminimum weiterhin von Concertare und Co.gängeln lassen. In meinem Fall 15x innerhalb von 19 Jahren(alle bestanden).Gleich dem Motto "irgendwann erwischen wir euch alle" wird nun weitergemacht.Wo die Finanz regiert stirbt der Vertrieb, manchmal auch erst auf Raten.Siehe PSA -10%


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