Ausgabe 09/2013: Jung und heiß

Jung und heißautomarkt china – Auf der Auto Shanghai 2013 präsentierten sich so viele Hersteller und Marken, wie in keinem anderen Land der Welt. Aber auch Wettbewerbsintensität und Rabatthöhen haben inzwischen das Niveau der saturierten Märkte erreicht. von ralph m. meunzelDas Verhältnis der Chinesen zum Automobil schwankt zwischen Euphorie und Verrücktheit. Davon konnte man sich auf der wichtigsten Automesse des Jahres, der 14. Motorshow in Shanghai vom 20. bis 29. April mit 111 Premieren und 69 Concept Cars, überzeugen. Bereits am zweiten Messetag, der eigentlich nur für die Presse reserviert sein sollte, stürmten Tausende die Ausstellung. Vor der Halle von Porsche, Maserati, Lamborghini und Co. bildeten sich unendlich lange Schlangen. Innen war von den Boliden aufgrund der Menschenmassen zwar nichts mehr zu sehen, die automobile Hochstimmung dürfte sich jedoch trotzdem in den Showrooms der Händler in Form von vielen Verkäufen fortsetzen: 21,13 Millionen Neuzulassungen sollen es laut Prognose von LMC Automotive in diesem Jahr werden. Das wäre ein Wachstum von knapp zehn Prozent. Das mag einigen wachstumsverwöhnten Autobauern vor dem Hintergrund der Erwartungen und der noch schwachen Motorisierungsrate auf dem größten Fahrzeugmarkt der Welt zu wenig erscheinen. Es lassen sich allerdings eine Reihe von Restriktionen aufzählen, die das Wachstum dämpfen dürften, wie beispielsweise die reduzierte Abgabe von Nummernschildern in größeren Städten zu einem entsprechenden Preis. Man kann in China nicht einfach zur Zulassungsstelle fahren und den Neuen zulassen. Der chinesische Automobilmarkt ist im Vergleich zu den saturierten Märkten zwar noch jung, aber deswegen nicht weniger wettbewerbsintensiv. So sind sämtliche internationalen Hersteller mit allen Modellen vertreten. Dazu kommen dann noch eine Reihe heimischer Produzenten mit diversen Marken ohne Joint Ventures, deren Anteil sich auf ca. 30 Prozent beläuft. Alle wollen ihren Marktanteil ausbauen und investieren in neue Werke. Das Straßenbild in den meisten Städten wird hauptsächlich von Limousinen geprägt. Langsam setzen sich aber auch die kompakten SUV durch. Gerade die chinesischen Hersteller haben in Shanghai eine Reihe neuer Autos in diesem Format vorgestellt. Händler schrieben Verluste Der anhaltende Boom sorgt allerdings nicht automatisch für mehr Profit. Ein Kundenboykott aufgrund des politischen Streits um eine Inselgruppe zwischen China und Japan ließ den Gewinn der Joint Ventures von Toyota, Mazda und Nissan einbrechen. Die Überbelieferung des Handels hat sich im vergangenen Jahr signifikant auf die Rabatte ausgewirkt. Der chinesische Kunde hat sehr schnell gelernt, dass man inzwischen auch beim Autokauf Nachlass raushandeln kann: Da rufe der Kunde schon mal mitten im Preisgespräch noch im Showroom per Handy einen Händlerkollegen an, erzählte uns ein betroffener Manager. Teilweise mussten viele Autohäuser ihre Lager deshalb mit großen Verlusten räumen. Auch große Gruppen der deutschen Premiummarken haben nach eigenen Angaben 2012 rote Zahlen geschrieben. Das will man in diesem Jahr vermeiden – was auch im Interesse der Hersteller sein sollte. Dazu gehört neben dem Versuch, weniger Rabatt zu geben, beispielsweise die Konzentration auf den Auf- und Ausbau des Aftersales- sowie des Gebrauchtwagengeschäfts und eine marktorientierte Steuerung der gelieferten Autos. Es bildet sich zügig ein ernstzunehmender Fahrzeugbestand im chinesischen Markt. Die Serviceaufträge und die Besitzumschreibungen wachsen. Der Fokus der vergangenen Jahre, der fast ausschließlich auf Neuwagen ausgerichtet war, muss sich weiten. Denn allein mit dem Neuwagenverkauf kann im Autohaus bekanntlich nicht profitabel gearbeitet werden. Deutsche HerstellerDie Hersteller der deutschen Premiummarken und der Marktführer Volkswagen standen in Shanghai wieder im Mittelpunkt. Audi, BMW und Mercedes sind in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als der Markt. Inzwischen ist BMW dabei, den ursprünglich deutlicheren Vorsprung der Ingolstädter zu verringern. Mercedes kam bisher nicht so richtig in Schwung. Die neue A-Klasse und in Zukunft der QLA, der als Studie zu sehen war, sollen künftig für frischen Wind sorgen. Audi präsentierte in Shanghai nur den A3 Stufenheck als wichtige Modellneuheit für den Markt in China. Leider war keine wegweisende Studie zu sehen. Das schönere Auto, das „CrossBlue Coupé“ mit Plug-in Hybridantrieb, stand bei Volkswagen in der Box. Volkswagen Shanghai brachte beispielsweise auch den Gran Lavida. Bei Porsche lief der Panamera als Plug-in Hybrid sowie in der Langversion vom Stapel. Bei BMW konnte man unter anderem die neue X4-Studie und den neuen 3er GT bewundern. Der i3 wird in diesem Jahr ebenfalls noch eingeführt. Platzhirsch Volkswagen dürfte aufgrund der guten Performance von GM mit seinen Marken stärker unter Druck geraten. Im ersten Quartal 2013 verkauften die Amerikaner über fünf Prozent mehr Autos. ■Lesen SIe hier...... was sich bei der Auto Shanghai 2013 getan hat und wie der chinesische Automarkt trotz prognostizierter 21 Millionen Neuzulassungen in 2013 den Händlern ein sehr wettbewerbs-intensives Umfeld mit hohen Rabatten und sehr niedrigen Renditen beschert.

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