Ausgabe 07/2012: Trend zum Premiumreifen

Trend zum PremiumreifenGoodyear-dunlop – Geschäftsführer Dr. Rainer Landwehr über Preisentwicklungen, die Stellung des Reifenfachhandels und neue Technologien. von Ralph M. MeunzelAuf dem Automobilsalon in Genf präsentierte Goodyear-Dunlop mit der Air Maintenance Technology eine Neuheit, die künftig Spritverbrauch und CO2-Ausstoß senken soll. AH: Herr Dr. Landwehr, das Wintergeschäft ist vorbei…R. Landwehr: …und der Sell-in ist sehr gut gelaufen. Der Handel hatte kaum Winterware auf Lager. Insofern konnten wir vom Lageraufbau und der positiven gesamtwirtschaftlichen Lage profitieren. 2011 war mit über 50 Millionen verkauften Reifen im Gesamtmarkt nahezu ein Rekordjahr. Für 2012 haben wir geplant, dass sich der Markt geringfügig reduzieren wird, aber auf hohem Niveau bleibt. AH: Sind die Preise über die Internetbörsen unter Druck geraten?R. Landwehr: In der Reifenbranche beobachten wir über die letzten 20 Jahre einen Preisverfall, allerdings haben wir 2011 erstmals erlebt, dass die Preise wieder leicht gestiegen sind. Dies lag vor allem daran, dass die Rohstoffkosten exorbitant gestiegen sind. Dadurch mussten wir die Preise anpassen. AH: Wie reagieren die Kunden darauf?R. Landwehr: Ein normaler Kunde kauft alle vier Jahre einen Satz Reifen. Wenn er vor vier Jahren für seinen 195er Reifen 75 Euro pro Stück bezahlt hat, sind es nun 77 Euro. Dieser Unterschied sollte für ein Qualitätsprodukt nicht kaufentscheidend sein. Aber natürlich gibt es Preisdruck, da kostenschlankere Vertriebsformen existieren oder Großhändler weniger Outlets betreiben. Aber: Wir haben erstmals steigende Preise gesehen, und der Kunde hat das akzeptiert.AH: Ist das Autohaus der natürliche Feind des Reifenhandels?R. Landwehr: (lacht) Nein, das glaube ich nicht. Es gibt da ein gute und natürliche Symbiose. Der Reifenhandel geht eher in den handwerklichen Bereich, Glas und Mechanik. Die Autohäuser entdecken, dass man mit Reifen Kunden binden und Geld verdienen kann, haben aber vielfältigere Möglichkeiten. Generell hat natürlich ein Reifenhändler einen Kostenvorteil, weil seine Immobilien günstiger sind als die eines Autohändlers. AH: Welche Trends gibt es im Reifengeschäft?R. Landwehr: Wir sehen über die Erstausrüstung bei den OEMs, dass die Segmente der hochwertigen Reifen wachsen, d. h. Hochgeschwindigkeitsreifen über 250 km/h und Winterreifen über 210 km/h. Auch im Bereich SUVs erleben wir zunehmend hochwertigere Reifen. Der zweite Trend sind rollwiderstandsoptimierte Reifen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Diese Trends werden uns in den nächsten Jahren begleiten. Das Segment der Standardreifen ist volumenmäßig noch das größte, aber es wird etwas abnehmen.AH: Welche Produktinnovationen gibt es? R. Landwehr: Global gehen wir von einer wachsenden Industrie aus und sehen daher positiv in die Zukunft. In Europa werden die genannten Segmente der High-Performance-Reifen die Innovationstreiber sein. Darüber hinaus wird es technische Weiterentwicklungen geben. Eine Zukunftsinnovation ist z. B. die Air Maintenance Technology. Dadurch kann der Reifen immer den richtigen Luftdruck halten. Wir wissen, dass viele Autofahrer aus Bequemlichkeit zu selten den Reifendruck prüfen, obwohl der falsche Reifendruck der größte Feind des Reifens ist.AH: Wie funktioniert diese Technologie?R. Landwehr: Das Grundprinzip ist leicht erklärt: Ein in den Reifen eingearbeiteter kleiner Schlauch pumpt Luft durch die Drehbewegung des Rades in den Reifen. Ein Ventil sorgt für den richtigen Reifendruck. Der Vorteil: Sämtliche Elemente sind im Reifen – keine Veränderungen an Fahrzeug oder Felge sind erforderlich. Mehr werde ich allerdings noch nicht verraten (lacht). Lassen Sie sich überraschen!AH: Herr Dr. Landwehr, vielen Dank für das Interview! ■

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