Für den früheren Porsche-Finanzchef Holger Härter wird es ernst: Rund drei Jahre nach Ende der Übernahmeschlacht mit VW beginnt für ihn der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart. Härter muss sich von 5. September an zusammen mit zwei anderen damaligen Spitzenkräften wegen Kreditbetrugs verantworten. Damit beginnt nach dem Ende des Wirtschaftskrimis im Sommer 2009 erstmals die strafrechtliche Aufarbeitung möglicher Verfehlungen. Insgesamt sind 20 Verhandlungstage angesetzt.
Wie ein Gerichtssprecher am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa sagte, müssen die drei Angeklagten bereits zum Prozessauftakt erscheinen. Härter und seine beiden Manager sollen im März 2009 während des Übernahmekampfs mit dem VW-Konzern eine Bank bei Kreditverhandlungen falsch informiert haben. Härter lässt die Vorwürfe über seine Anwältin zurückweisen.
Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den 56-Jährigen unter anderem noch wegen Marktmanipulation während des VW-Deals - auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking haben die Ermittler im Visier. Zum Vorwurf des Kreditbetrugs will Härter sich im anstehenden Prozess so früh wie möglich äußern, wie dessen Anwältin der dpa sagte. Nach Angaben eines Gerichtssprechers wird zum Prozessauftakt zunächst die Anklage verlesen. Danach habe Härter die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Neben Zeugen von der betroffenen Bank sollen unter anderem zwei Gutachten zu dem Vorgang gehört werden. Der Gutachter der Verteidigung ist nach Angaben von Härters Anwältin im November geladen und stützt Härters Sicht der Dinge.
Milliardenklagen gegen Porsche
Der kleine Sportwagenbauer Porsche wollte ursprünglich den viel größeren VW-Konzern übernehmen. Die Porsche-Dachgesellschaft häufte jedoch 11,4 Milliarden Euro Schulden an und scheiterte mit ihren ehrgeizigen Plänen. Volkswagen drehte daraufhin den Spieß um. Seit August gehört das Sportwagengeschäft der Porsche AG Europas größtem Autokonzern.
Der Porsche-Konzern hat wegen der Übernahmeschlacht derzeit noch Milliardenklagen in den USA und am Landgericht Braunschweig am Hals. Damals hatte es massive Kurssprünge bei der Aktie des Konzerns gegeben. Anleger und Fonds machten nach eigenen Angaben schwere Verluste - und zogen vor Gericht. (dpa)