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EU-Kommission: Kein Verständnis für Scheuers Grenzwert-Zweifel

13.03.2019 15:02 Uhr
EU-Kommission: Kein Verständnis für Scheuers Grenzwert-Zweifel
Diskussion um NO2-Grenzwerte - die EU-Kommission erteilt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer eine klare Abfuhr.
© Foto: picture alliance / Sven Simon

Um Diesel-Fahrverbote abzuwenden, wollen einige Politiker an den seit Jahren geltenden Grenzwerten für Luftverschmutzung rütteln. Verkehrsminister Scheuer hat in Brüssel eine Überprüfung der EU-weiten Vorgaben gefordert - die Antwort fällt eindeutig aus.

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Im Streit um Diesel-Abgase und Fahrverbote hat die EU-Kommission Zweifel von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer an Grenzwerten für Luftverschmutzung klar zurückgewiesen. In einem Brief von Ende Februar schrieben die Kommissare für Umwelt, Verkehr und Industrie dem CSU-Politiker, der "überwiegende Teil" der jüngeren "fachlich geprüften wissenschaftlichen Erkenntnisse" weise auf negative Gesundheitsfolgen unter anderem von Stickstoffdioxid (NO2) hin - selbst wenn die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO, auf denen die Grenzwerte beruhen, unterschritten seien. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über den Brief berichtet.

Scheuer sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, er werde nicht nachlassen, die Debatte um die Grenzwerte auf europäischer Ebene zu führen. "Denn wenn es zu Einschränkungen für Europäerinnen und Europäer im Alltag kommt, sollte die Europäische Kommission die Anliegen eines Mitgliedstaates ernst nehmen", forderte er und verwies auf zwei Milliarden Euro, die der Bund in die Verbesserung der Luftqualität in Städten investiere. Weil die Luft in vielen Städten zu schmutzig ist, gibt es in Hamburg und Stuttgart bereits Fahrverbote für ältere Diesel, weitere Städte könnten folgen.

Grenzwerte werden eher verschärft als gelockert

Die EU-Kommissare Karmenu Vella, Violeta Bulc und Elzbieta Bienkowska verwiesen in ihrem Brief auf den bereits seit dem vergangenen Jahr laufenden "Fitness-Check", der klären soll, ob die Grenzwerte überarbeitet werden müssen. Vella hatte bereits klargestellt, dass es dabei aber nur um eine möglich Verschärfung gehe. Nun schreiben die drei erneut, es werde geprüft, ob die Grenzwerte "ausreichend streng" seien. Die EU-Staaten seien eingeladen, "relevante Erkenntnisse" einzubringen - sie würden "den Beitrag der Bundesregierung so bald wie möglich begrüßen".

Sie dankten Scheuer auch, dass er ihnen die "Darstellung der Kritikpunkte mehrerer Mediziner in Deutschland" geschickt habe - das dürfte sich auf eine kritische Stellungnahme von mehr als 100 Lungenärzten beziehen, in der inzwischen Rechenfehler nachgewiesen wurden. Die Kommissare schrieben weiter, sie hätten "zur Kenntnis genommen, dass wichtige Berechnungen im Zusammenhang mit diesen Behauptungen" inzwischen "als fehlerhaft erkannt" worden seien.

Die drei Kommissare erinnerten an die Verpflichtung, die Grenzwerte einzuhalten, die die EU-Mitgliedsstaaten "einschließlich Deutschlands" beschlossen hätten. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel und beruht auf einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO.

"Einfach nur noch peinlich"

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), schrieb auf Twitter, es sei ihm "einfach nur noch peinlich", dass ein Bundesminister von mehreren EU-Kommissaren auf grundlegende Rechenfehler hingewiesen werden müsse. "Wer schützt Andreas Scheuer demnächst davor, vorschnell Briefe an Leute zu verschicken, die es besser wissen?"

FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic sagte der dpa, Scheuer habe die Lage nicht im Griff. "Das Schreiben der Kommission an den Verkehrsminister entlarvt, dass außer Lippenbekenntnissen Deutschland auf EU-Ebene eine konstruktive Mitarbeit zur Verhinderung von Fahrverboten verweigert." (dpa)

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KOMMENTARE


T. Heutger

14.03.2019 - 08:21 Uhr

Wieso darf man die Werte nicht anzweifeln?Wenn im Büro 60 Mikrogramm und in der Fertigung sogar 950 Mikrogramm zugelassen sind, wieso ist der Wert in Innenstädten dann niedriger?Wenn man da nicht zweifeln darf, wo dann?


Rehaag

14.03.2019 - 16:14 Uhr

Aus welchem Grund sollten die Grenzwerte und deren Basis denn nicht überprüft werden? Es gibt hier so viel ungereimtes, dass dies dringend notwendig ist.Messungen aus den 80ger und 90ger, wo alles als Feinstaub von KFZ angenommen worden ist.Obskure HochrechnungenDie Schädigung von Menschen durch Feinstaub ist bei den Dosen mehr als fraglich (wie verhält es sich mit Rauchern, die Feinstaubbelastungen an Arbeitsplätzen, zu Weihnachten am Adventskranz, zu Silvester/Neujahr, usw.)Allem Anschein gibt es keine anderen Feinstaubquellen als Diesel-KFZ. Weil???Wird Feinstaub nur in D oder der EU produziert?Was ist mit der Verseuchung von ganzen Landstrichen in Afrika und Südamerika um an die Rohstoffe für die Akkus zu kommen und was passiert mit den Akkus wenn sie ihr Lebensdauerende erreicht haben. Derzeit kann man die hochgiftigen Elektrolyte der Li-Akkus nicht aufbereiten. Da nur wenige finanziell sich die teuren E-KFZ leisten können werden KFZ mit Otto-Motoren gekauft was zur folgen hat, dass man mehr CO2 emittieren wird. Zudem wird bei der Produktion der Li-Akkus sehr viel CO2 emittiert.Es werden Dinge umgesetzt, ohne dass dies Hand und Fuß hat, diese kurzfristigen Lösungen sind nur für die besser Verdienenden möglich aber man sollte dies auch Global sehen – man taucht einen vermeidlichen Teufel gegen einen vermutlich noch schlimmeren Beelzebub.


Stefan Weber

14.03.2019 - 16:45 Uhr

Die Grünen und Linken wollen unsere Autoindustrie, unsere Identität, unsere Kultur und Deutschland abschaffen. Wie krass ist das denn? P.S.: Ich war mal lange Zeit SPD-Mitglied!


H. Diaz

15.03.2019 - 10:09 Uhr

Richtig. Die öffentliche Diskussion wurde so geführt, dass die Verteidiger des aktuellen Grenzwertes (aus dem Umfeld des Münchner Helmholtz-Instituts) v.a. Prof. Köhler angegriffen haben, und dabei Argumente genutzt haben, die man ehre diffamierend als wissenschaftlich nennen kann.An diesen Wissenschaftler stört mich, dass Sie gar nicht erst versuchen, mit verständlichen Argumenten die Öffentlichkeit zu überzeugen.


josef

15.03.2019 - 11:41 Uhr

man schaue sich nur die schulische Ausbildung des Herrn Scheuer an, besonders auf europäischer Ebene. der ganze Bua ein...


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