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Fahrbericht Audi TT: Auto-Kino hinterm Lenkrad

04.09.2014 15:30 Uhr
Audi startet die dritte Generation des Sportcoupés TT.
© Foto: Audi

Längerer Radstand, geschärftes Profil, futuristisches LED-Licht und 50 Kilogramm leichter. Innen lockt die Revolution eines erstmals komplett virtuellen Cockpits.

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Von Peter Maahn/SP-X

Design-Ikone, Möchtegern-Sportler, Kurvenkünstler, Alu-Leichtgewicht, Porsche-Ersatz für die gut verdienende Chefsekretärin oder gar lebensgefährliche Heckschleuder. Alles Attribute, die man in den letzten fast zwei Jahrzehnten schon einmal über den Audi TT gehört hat. Nicht zuletzt wegen der Meinungsvielfalt zwischen Zuneigung und Schaudern trägt das Coupé mit den vier Ringen das Prädikat "unverwechselbar" und gehört fraglos zu den Automodellen, die auf der Straße auch von Nicht-Fachleuten auf Anhieb erkannt werden. Eine schwere Bürde für den Nachfolger, der alles besser können und sich dennoch sofort als TT outen muss.

Marbella im Spätsommer, zahllose Urlauber sind noch da, es wird oft russisch gesprochen, viele Autos aus der 100.000-Euro-Klasse stehen sorgsam bewacht vor den Hotels, die Sonne liefert noch 34 Grad. Unser Audi TT steht in einer Parkbucht gleich am Strand. Schade, keiner dreht sich nach ihm um oder bleibt gar stehen. Operation geglückt, sagen wohl die Audi-Designer. Alles neu gemacht, aber doch einen echten TT erschaffen. Das in den Grundzügen nur wenig veränderte Alu-Kleid ist mit jetzt 4,18 Metern Länge um exakt einen Millimeter kürzer, der Radstand wuchs dank des nunmehr auch beim TT genutzten "modularen Querbaukastens" (im VW-Konzern als MQB verkürzt) um immerhin 3,7 Zentimeter. Die neuen Maße sind mit bloßem Auge nicht wirklich als solche zu erkennen. Anders die dem Supersportwagen R 8 nachempfundene Frontpartie. Durch die größeren Lufteinlässe mutet das Gesicht mit dem jetzt trapezförmigen Kühlergrill einen Tick aggressiver an. Der wird jetzt vom Kennzeichen zweigeteilt, die vier Ringe sind auf die Motorhaube gewandert.

Am prägnantesten sind die neu gestalteten Scheinwerfer, wenn man sich für 2.140 Euro Aufpreis das LED-Matrix-Licht gönnt. Mit ihm kann man zum Beispiel ständig mit Fernlicht fahren. Ein nachts entgegenkommendes Auto wird im Zusammenspiel mit der Frontkamera mit einer Art Lichtkragen geschmückt, um dessen Insassen nicht zu blenden. Tagsüber dienen ebenfalls LED-Leuchten als Symbol des Besonderen, bilden sie doch ein auf dem Rücken liegendes "F". Das gleiche Signal findet man auch in den Rückleuchten.

Den Heckspoiler ziert jetzt eine deutlich ausgeprägte Lippe, die ebenfalls die Sportlichkeit betonen soll. Er ist serienmäßig an Bord, fährt ab Tempo 120 automatisch aus. In Summe wirkt der Audi ein wenig breiter und gestreckter, als es Datenblatt und Zollstock aussagen. Der TT hat sein „Pummelchen“-Image abgelegt, da das Dach den Buckel des Vorgängers verloren und als Hommage an den Ur-TT aus dem Jahr 1998 wieder etwas flacher geworden ist. Die typischen ausgestellten Radhäuser wurden beibehalten und durch eine scharfe Karosseriekante optisch verbunden.

Komplett virtuelles Cockpit

Der Druck auf den silbernen Startknopf erweckt die nächste, wohl wichtigste Neuheit. Die zunächst dunkle Fläche hinter dem unten abgeflachten Sportlenkrad dient als "Leinwand" für die TT-Show, die sich auf einem 12,3 Zoll Monitor breit macht. In der Standardeinstellung erstrahlen ganz klassisch Drehzahlmesser und Tacho im direkten Blickfeld. Oder man schaltet auf die Straßenkarte des Navigationssystems, die gestochen scharf den Weg weist und viel besser erkannt werden kann als auf den üblichen Monitoren in der Mitte des Armaturenbretts. Die Instrumente ziehen sich verkleinert in die Ecken des Bildschirms zurück.

Wer will, kann sich auch seine Musiksammlung anzeigen lassen, die Einstellungen seines TT konfigurieren oder eine Telefonnummer aus dem persönlichen Verzeichnis suchen. Alles ist über Schalter am Lenkrad oder das Drehrad in der Mittelkonsole bedienbar. Dort übrigens gibt es nur noch sechs Knöpfe und bis auf eben jenem "Dreh-Drück-Steller" eine Fläche, auf die Buchstaben und Zahlen gemalt werden können, die dann vom Navi oder dem Telefon erkannt werden. Zugegeben, das alles verwirrt auf den ersten Kilometern auf den engen Bergstraßen ein wenig. Man schaut öfter und länger hin, weil es eben so neu und auch so beeindruckend ist. Mit einiger Übung genügt etwas später ein kurzer Millisekunden-Blick durch die Lenkradspeichen.

Schließlich verführt der kart-ähnliche Fahrspaß zum Wedeln um Spitzkehren, zum Twisten um langgestreckte Kurvenfolgen und zum frühen Gasgeben im Scheitelpunkt. Unter der Haube unseres TT arbeitet ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo, der jetzt auf 169 kW / 230 PS kommt. Die Kraft wird nach Quattro-Art des Hauses auf alle vier Räder verteilt, die Schaltarbeit übernimmt ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Die richtige Rezeptur für ein Sportcoupé. Dazu Bremsen auf höchstem Niveau, eine elektromechanische Lenkung, die bei zunehmender Geschwindigkeit immer straffer wird und eine automatische Dämpferregelung (1.100 Euro), mit wählbaren Fahr-Modi.

Kerniges Fahren im "Dynamic"-Modus

Im Alltagsverkehr abzuraten ist jedoch von der sogenannten "Dynamic-Stellung", die die Wirkung der elektronischen Helfer wie ESP deutlich zurückfährt und den Soundgenerator für kernigen Motorklang aktiviert. Wer driftet schon gerne, wenn ein Lkw auf der Gegenspur droht. Später auf der Rennstrecke konnte der TT dann gefahrlos den Nachweis führen, dass er sich auch hier zu Hause fühlen darf. Auch wenn künftige Nutzer wohl ebenso selten abgesperrte Vollgasareale aufsuchen werden, wie Besitzer eines geländetauglichen SUV das Terrain abseits fester Straßen. Das Gefühl zu können, wenn man denn wollte, reicht allemal.

Der Zweisitzer mit zwei "Notsitzen" im Fond ist aber auch bei selbstverordneter Gelassenheit sein Geld wert. Im Comfort-Modus schaltet er früh hoch, verzichtet auf die erwähnte künstliche Triebwerks-Beschallung und verwandelt die Rennpferde in lammfromme Gefährten. Keine Sorge, ein energischer Tritt aufs rechte Pedal weckt die schlummernde Herde schnell wieder auf.

39.500 Euro kostet unser Exemplar mit der langen Bezeichnung 2,0 TFSI Quattro. Verzichtet man auf den Allradantrieb, werden 4.000 Euro weniger fällig. Dann allerdings muss serienmäßig von Hand geschaltet werden. Alles Nötige und manches Nette ist im Preis mit drin. Wer das neuartige Cockpit genießen will, braucht das 2.490 Euro teure Edel-Navi und die Internet-Anbindung (500 Euro). Das Angebot an Assistenzsystemen ist begrenzter als sonst bei Audi üblich: Abstandsradar oder Notbremsfunktion für den Stadtverkehr stehen nicht in der Preisliste.  Rüstet man seinen TT besonders edel (Leder, Sportpaket usw.) aus, können zwischen 5.000 und 8.000 Euro zusätzlich das eigene Konto belasten. (sp-x)


Audi TT (Fahrbericht)

Audi TT (Fahrbericht) Bildergalerie

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