Der vielzitierte "Moment der Wahrheit" im Schadenfall ist laut Joachim Klink, Head of Fleet, Transport & Logistics, T-Systems International GmbH, ein Auslaufmodell: "Wer seinen Versicherungsnehmer oder Autohauskunden nachhaltig begeistern möchte, muss möglichst viel über seinen Kunden wissen, eine enge Verbindung zu ihm aufbauen und ihm maßgeschneiderte Lösungen bieten. Es zählt also jeder Moment!"
Mit dem richtigen Mindset werde aus Big Data Smart Data, so der Manager der Geschäftskundensparte der Deutschen Telekom, denn nur durch Vernetzung der Protagonisten sei weder eine Prozessoptimierung erreicht, geschweige denn Geld verdient: "Was den Schadenfall von vielen anderen Momenten in der Kundenbeziehung unterscheidet, ist, dass er schon heute die Chance bietet, Kosteneinsparung mit einem echten Service-Erlebnis zu verbinden." Deshalb habe man sich bei T-Systems entschieden, frühzeitig mit dem Züricher InsurTech Spearhead AG Erfahrungen im Bereich des Kfz-Schadenmanagements zu sammeln, um für weitere Anwendungen der Zukunft gerüstet zu sein.
Digital statt Prosa
Der CEO von Spearhead, Wolfgang Ahrens, branchenbekannt durch frühere Führungsaufgaben bei Audatex Deutschland und dem Mutterkonzern Solera, skizzierte die Ausgangslage in der Unfallschadenabwicklung so: "Obwohl VIN-Daten die manuelle Fahrzeug- und Ausstattungsidentifikation beschleunigt und vereinfacht haben, hat sich echte Digitalisierung noch längst nicht auf allen Ebenen durchgesetzt. Vor allem Schadenmeldungen werden oft noch als Prosatexte abgeheftet, die keine Rückschlüsse auf die tatsächlichen Fakten wie beschädigte Teile oder voraussichtliche Reparaturkosten zulassen."
Genau dort habe man angesetzt und eine digitale Schadenbeschreibung direkt aus dem Fahrzeug entwickelt: "Wir analysieren die Crashdaten, die wir in Echtzeit über Telematiksysteme wie den T-Systems Adapter erhalten, und erkennen so den Winkel sowie die Intensität des Anstoßes." Diese Informationen werden mit einer Datenbank auf Basis von weit über einer Million ausgewerteten Schadengutachten verglichen, was Rückschlüsse auf die beschädigten Fahrzeugteile, den einzuschlagenden Instandsetzungsweg und die Höhe der Reparaturkosten ermöglicht.
Triage-Modell nach Unfallschwere
Die schnell und digital vorliegenden Informationen liefern eine wichtige Entscheidungsgrundlage im weiteren Schadenmanagement-Prozess, veranschaulichte Ahrens die möglichen Ergebnisse der Informationen aus dem Fahrzeug: "Unsere Software erkennt früh, ob ein Totalschaden vorliegt, der aus Sicht der Kfz-Versicherung nicht in den Reparaturprozess eingesteuert werden sollte. Durch die statisch abgesicherte Prognose der Schadenhöhe kann dem Autofahrer ein Angebot zur fiktiven Abrechnung unterbreitet werden. Soll instandgesetzt werden, ist eine Werkstattempfehlung und Reparaturfreigabe möglich." Bestehen Unklarheiten, empfiehlt das System eine Begutachtung per Teleexpertise auf Basis von Fotos. Bei komplexen Unfällen sei nach wie vor die Besichtigung durch einen Kfz-Sachverständigen vor Ort angeraten, machte Wolfgang Ahrens deutlich.
Welche Leitprinzipien T-Systems für seine Vision der Mobilität der Zukunft definiert hat und welche Vorteile das Schadenmanagement der nächsten Generation dem Endkunden bietet, lesen Sie in der Jahresschlussausgabe von AUTOHAUS SchadenBusiness, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 17. Dezember erscheinen wird. (kt)