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9. AUTOHAUS-Schadenforum: Das Reparaturkonzept des BMW i3

06.11.2013 10:01 Uhr
9. AUTOHAUS-Schadenforum: Das Reparaturkonzept des BMW i3
Dr. Wolfgang Hundt von der BMW AG ermöglichte in Potsdam einen umfassenden Einblick in die Instandsetzungstechnologien für den neuen BMW i3.
© Foto: Ralph Olma

Durch den Einsatz von CFK beim neuen Elektrofahrzeug BMW i3 werden bei der Instandsetzung neue Technologien notwendig. Dr. Wolfgang Hundt, Abteilungsleiter Wartung, Instandsetzung und Umweltmanagement der BMW AG erläuterte die Innovationen in Potsdam.

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Das Gute vorweg: Der neue BMW i3 wurde mit seiner Fahrgastzelle aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) so ausgelegt, dass in etwa 95 Prozent der Fälle alle Schäden mit bereits bekannten Technologien instandzusetzen sind. Das ist die Hauptaussage des vielbeachteten Vortrags von Dr. Wolfgang Hundt, Abteilungsleiter Wartung, Instandetzung und Umweltmanagement der BMW AG auf dem 9. AUTOHAUS-Schadenforum in Potsdam. In seiner Funktion ist Hundt auch federführend für die Instandsetzungskonzepte eines erstmals in Grossserie hergestellten Fahrzeuges mit CFK-Karosserie verantwortlich.

Umfangreiches Verantwortungsgebiet

Wolfgang Hundt ist mit seiner Abteilung bereits seit den ersten Entwicklungsschritten für das künftige Leichtbau-Fahrzeug mit rein elektrischem Antrieb eingebunden. Es wurden also bereits von Anfang an die Kriterien der Instandhaltung mit in der Entwicklung berücksichtigt. In seinen Verantwortungsbereich fallen zudem die Erstellung von Anweisungen und Reparaturleitfäden bis hin zur Festlegung der Arbeitswerte für die Handelsorganisation, ferner die Bereitstellung der benötigten Daten für externe Dienstleister wie DAT, Audatex oder Schwacke für deren Tools.

Aufgrund dieser Zuständigkeiten haben die Anwesenden auf dem 9. AUTOHAUS-Schadenforum alle relevanten Informationen, sozusagen aus erster Hand, über dieses völlig neue Fahrzeugkonzept mit besonderem Fokus einer möglichen Unfallinstandsetzung erhalten. Hundt erläuterte dabei, wie stark sich die werkstatt- und damit praxistauglichen Lösungen von den High-Tech-Arbeiten im Flugzeug- oder Rennwagenbau unterscheiden. 

Nach seiner Darstellung ist die bisher dort übliche Verfahrensweise von Diagnose mittels Ultraschall und die langwierige Reparatur durch "Schäften", welches aus dem Holzbau bekannt ist, viel zu zeitaufwendig, teuer und damit in den Werkstattnetzen unpraktikabel.

Diagnose nach Schadenbildkatalog

Durch die schrittweise Einführung dieser neuen Technologien in den Markt werden in der ersten Phase deutschlandweit nur vier BMW Betriebe CFK-Unfallinstandsetzungen am BMW i3 vornehmen. "Nur so ist", nach Sichtweise von Dr. Hundt,"eine ausreichende Auslastung der extra dafür geschulten Karosseriebauer gewährleistet. Gleichzeitig können dadurch die entsprechenden Erfahrungen im Feld besser mit der Zentrale in München abgeglichen werden". 

Nach den ersten Erfahrungen mit Prototypen sowie Hochrechnungen gehen die Spezialisten bei BMW davon aus, dass nur bei rund fünf Prozent der verunfallten Fahrzeuge strukturelle Schäden im Bereich des Life-Moduls auftreten. 90 Prozent aller Unfälle führen lediglich zu Bagatellschäden. Dabei werden ausschließlich die geclipsten oder geschraubten Teile der Aussenhaut beschädigt. Diese Arbeiten können mit bereits fertig vorlackierten Ersatzteilen in jedem Kraftfahrzeugbetrieb durchgeführt werden. Bei den verbleibenden fünf Prozent wird eine Instandsetzung der Aluminiumkonstruktion der beiden Drive-Module notwendig. Diese Reparatur erfolgt analog wie bereits beim Vorgänger der aktuellen 5er Modelreihe (E60).

Zur besseren qualitativen Beurteilung von strukturellen Anomalitäten im Bereich des Life-Moduls aus CFK wurde von dem Team um Wolfgang Hundt ein detaillierter Schadenkatalog erarbeitet. Dieser steht nicht nur den autorisierten Werkstätten, sondern auch allen Interessierten, wie Versicherungen oder Kfz-Sachverständigen, zur Verfügung.

Wird dennoch eine partielle Instandsetzung des Live-Moduls notwendig, so können vorher definierte Bereiche herausgetrennt und durch Ersatzsegmente ausgetauscht werden. Dieses wird insbesondere bei Seitenschäden notwendig werden. In den ersten Fällen sollen jedoch ganze Aussenteile des CFK-Seitenwände geliefert werden, wobei das entsprechende Teile nach Herstellervorgaben maßgenau ausgeschnitten wird. 

Nach dem Herausfräsen des schadhaften Stückes erfolgt das Wiedereinsetzen des angepassten Neuteils mit Spezialkleber. Dabei werden die Stöße mit ebenfalls bereits gestellten Streifen aus Stahlblech zusätzlich von innen geschuht. Zur besseren Demonstration zeigte Hundt anhand von Fotos einige Instandsetzungsbeispiele von Vorserienfahrzeugen.

Kosten bei Bagatellschäden sinken

"Nach Berechnungen von BMW", so Hundt, "liegen in Summe die durchschnittlichen Instandsetzungskosten für den neuen BMW i3 voraussichtlich in etwa auf dem Niveau des Referenzfahrzeuges, dem 1er BMW (E87)". Bei zu erwartenden 90 Prozent Bagatellschäden geht der Experte dabei von nur 88 Prozent der vergleichbaren Gesamtkosten aus. 

In vielen Fällen wurden deshalb gleich bei der Konstruktion der Aussenteile entsprechende Reparaturlösungen mit vorgesehen. So ist die logische Konsequenz, dass der neue BMW i3 bereits vor Markteinführung günstig eingestuft wurde. Nach entsprechenden Tests und Überprüfungen durch die Versicherungswirtschaft wurde die Tarifeinstufung in die VK 18 bestätigt.

Instandsetzung des Hochvoltspeichers möglich

Besonders stolz ist Hundt darauf, dass auch die Traktionsbatterie bei eventuellen Schäden instandsetzbar ist. Der Hochvoltspeicher ist hierbei modular aufgebaut und kann von entsprechend geschulten Mitarbeitern mit einem bereits in den Betrieben vorhandenem Hubtisch ausgebaut werden. Zur fachgerechten Ausführung eventuell anstehender Reparaturen wurde ebenfalls ein vollständiges Reparaturkonzept erarbeitet. Durch eindeutige Bedienerführung ist die notwendige Prozesssicherheit im After Sales jederzeit gewährleistet. 

Bergesicherheit gegeben

Bei verschiedenen Bergeversuchen von BMW in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr München sowie kleinen freiwilligen Feuerwehren konnte nachgewiesen werden, dass die CFK-Karosserie keine Risiken hinsichtlich der Personenrettung in sich berge. Bei standardisierten Schneidversuchen mit Schere, Spreizer und Säbelsäge im März 2013 verhielten sich die CFK-Strukturteile absolut unproblematisch. "Es wurde sogar festgestellt, dass sich die A-Säule aus Kohlefaser wesentlich leichter durchtrennen ließ als eine aus hochfestem Stahl", so der BMW Experte in Potsdam weiter.

In seinem Vortrag über den Produktlebenszyklus des BMW i3 verdeutlichte er anhand praxisorientierter Beispiele, dass auch die Einführung gänzlich neuer Fahrzeugtechnologien durch die frühzeitige Einbindung der Service keine gravierenden Herausforderungen darstellen muss. 

Mehr dazu lesen Sie in unserem Jahresschlussmagazin AUTOHAUS-SchadenBusiness IV/13, welches am 16. Dezember erscheint. (he)

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