Kernthema seines dreitätigen Bundeskongresses war für den Bundesverband der Autovermieter (BAV) am vergangenen Wochenende in Bad Nauheim die "fehlende Kompromissbereitschaft der Versicherer in Fragen der Kfz-Schadenregulierung". Rund 120 Delegierte kritisierten aufs Schärfste die Zahlungsverweigerungen seitens der Assekuranz "in Millionenhöhe". Hunderte von anhängigen Gerichtsverfahren hätten bereits aufgrund des "Dranges nach Gewinnmaximierung" seitens der Versicherer zu ersten Geschäftsaufgaben kleinerer und mittlerer Betriebe geführt. In den nächsten zwei Jahren seien weitere 6.000 Arbeitsplätze in Gefahr. BAV-Präsident Bernd Schumann (Foto) wörtlich: "Die mächtigen Konzerne verstoßen durch Einmischung in die Kalkulationshoheit einer anderen Branche vehement gegen die Gesetze der freien Marktwirtschaft." Marketing-Aktionen mit Sonderkonditionen nehme die Versicherungswirtschaft "als Messlatte für die Preisfindung im Unfallersatzwagen-Geschäft" (UEG). Hilfeleistungen für den Verbraucher in der Notsituation nach einem Unfall würden nicht erstattet. Die Begründung der Versicherer laute, dass "Mietwagen zu minimalsten Konditionen schließlich überall und jederzeit verfügbar" seien. Dabei erhelle schon ein Blick auf die Kalkulationen von Billig-Airlines die Zusammenhänge: Sonderaktionen seien generell limitiert. Das gelte für Luft und Straße. "Sie beschränken sich auf bestimmte Wagentypen, die nur in bestimmter Zahl vorhanden sind. Diese müssen rechtzeitig reserviert werden und sind an besondere Abhol- und Rückgabe-Daten gebunden", so Schumann. Die Autovermieter reklamierten daher in Bad Nauheim für sich eine "marktwirtschaftliche und betriebswirtschaftlich sinnvolle Preisgestaltung". Nur so könne den Verbrauchern der nötige Service nach einem Unfall auch in Zukunft überall und jederzeit gewährleistet werden. Zudem werde offenkundig auf Zeit gespielt: Hunderte anhängige Gerichtsverfahren sowie nicht –- oder nur teilweise – gezahlte Rechnungen führten immer mehr mittelständische Autovermiet-Unternehmen in die Handlungsunfähigkeit. Langfristig fehlende Liquidität bedinge Entlassungen bis hin zu Firmenschließungen. Streit ums Geld dauert teilweise Jahre Selbst der Bundesgerichtshof habe bestätigt, dass die im Geschäftszweig "Unfallersatz" nötigen Extra-Dienstleistungen wie Nachtdienste, Fahrzeug-Zustellungen oder Services zur Vorfinanzierung zu erstatten seien. "Dies wird jedoch von Versicherungskonzernen nicht anerkannt." Aktuell, so auch der designierte neue Geschäftsführer des BAV, Michael Brabec, würden bundesweit Amts- und Landgerichte strapaziert, Streitfälle zu bearbeiten, in denen Autovermietungen "Monate bis Jahre auf Zahlungen der Versicherungen warten – Geld, das dringend für Löhne und die Neuanschaffung von Fahrzeugen benötigt wird". Betriebswirtschaftliche Zahlen und Kalkulationsgrundlagen von 53 Autovermiet-Unternehmen in 41 Städten mit mehr als 2.500 Mietfahrzeugen, vom BAV nach eigenem Bekunden in enger Kooperation mit der Dekra und dem ZDK erstellt, werden "seitens der Versicherer ohne plausible Begründung abgelehnt". Ebenso werde ein Gutachten der Forschungsstelle Automobilwirtschaft der Uni Bamberg aus dem BWL-Fachbereich "durch die Versicherer wenig akzeptiert". "Somit werden auch in absehbarer Zukunft sowohl die Verbraucher, als auch die Autovermieter unter den bestehenden Gegebenheiten leiden müssen", resümierte Präsident Schumann, der mit dem BAV rund 80 Prozent des Marktes repräsentiert. Mitglieder im BAV sind alle namhaften und die meisten mittelständischen Unternehmen mit einem Bestand von ca. 180.000 Fahrzeugen und mehr als 10.000 Beschäftigten. (wkp)
Autovermieter kritisieren Versicherungen scharf
BAV-Kongress: Unternehmen warten "Monate bis Jahre" auf Zahlungen der Assekuranzen /Existenz langfristig in Gefahr