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DEKRA Erhebung: Moderne Smartphones bergen hohe Unfallgefahr

03.06.2014 17:21 Uhr
DEKRA Erhebung: Moderne Smartphones bergen hohe Unfallgefahr
Die DEKRA Automobil GmbH thematisierte zur AMI in Leipzig die Ablenkung durch neue Medien beim Autofahren und gab Impulse zur weiteren Optimierung des Straßenverkehrs. Im Bild (v.l.): Pressesprecher Wolfgang Sigloch, Geschäftsführer Dr. Gerd Neumann und Unfallforscher Markus Egelhaaf.
© Foto: Dr.-Ing. Holger Enge / Presse + PR Pfauntsch

Das Handy am Ohr ist eine hoch brisante Sache, resümierte DEKRA Automobil Geschäftsführer Dr. Gerd Neumann im Rahmen eines Pressegespräches auf der Messe Automobil International in Leipzig. "Große Gefahren" attestierte er aber vor allem dem Schreiben von Texten auf modernen Smartphones.

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Drei Prozent aller Autofahrer sind mit dem Handy am Ohr unterwegs. Dieses zunächst nicht sehr überraschende Ergebnis ergab eine bundesweite Erhebung der Sachverständigenorganisation DEKRA. Bei der von ihr durchgeführten Verkehrsbeobachtung wurden insgesamt mehr als 10.000 Pkw-Fahrer erfasst. "Der Anteil von 3 Prozent der Fahrer in unserer Erhebung waren dabei nicht diejenigen, die überhaupt während der Fahrt telefonierten, sondern diejenigen, die zum Zeitpunkt der Beobachtung – entgegen dem Verbot – ohne Freisprecheinrichtung telefonierten", so Dr. Gerd Neumann, Mitglied der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH, der die Ergebnisse der Erhebung auf der Messe Auto Mobil International (AMI) in Leipzig vorstellte.

"Aus gutem Grund verboten"

"Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung ist sehr gefährlich, ebenso wie das Schreiben von Textnachrichten oder ähnlichem während der Fahrt. Beides ist aus gutem Grund verboten und wird mit einem Punkt in Flensburg und 60 Euro Geldbuße bestraft", so Dr. Neumann. "Eine vermeintlich nur kurze Ablenkung kann fatale Folgen haben. Wer bei Tempo 50 den Blick nur für zwei Sekunden von der Straße abwendet, fährt fast 28 Meter im Blindflug. Das kann verheerende Unfälle auslösen."

Die Verkehrsbeobachtung zur Ablenkung am Steuer fand quer durch die Republik an allen Wochentagen statt. Die Beobachtungsteams waren sowohl innerorts, als auch auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs. 

Wer nimmt wann das Handy ans Ohr?

Der Anteil der Handy-Telefonierer am Steuer ist bei den Männern (3,1 Prozent) höher als bei den Frauen (2,7 Prozent). An Werktagen ist die Ablenkungsquote dabei spürbar höher als am Wochenende (Samstag 2,1 Prozent, Sonntag 1,9 Prozent). Im Tagesverlauf liegt die Quote zu den klassischen Berufsverkehrszeiten höher als zu anderen Zeiten: Zwischen 7 und 9 Uhr telefonieren 3,4 Prozent der Autofahrer ohne Freisprecheinrichtung, zwischen 15 und 17 Uhr sind es 3,3 Prozent.

Ob das Handy benutzt wird, hängt nach der DEKRA Erhebung auch davon ab, ob jemand innerorts, auf Landstraßen oder außerorts unterwegs ist – und davon, wie die Straßensituation aussieht. Auf Landstraßen an Knotenpunkten wie Kreuzungen oder Einmündungen telefoniert jeder 50. Pkw-Fahrer (2,0 Prozent), innerorts auf gerader Strecke liegt der Wert fast doppelt so hoch (3,7 Prozent).

Die höchste Handy-Quote wurde in der Kleinwagenklasse mit 3,8 Prozent festgestellt, während sie in der Luxus- und Oberklasse nur bei 1,6 Prozent lag. "Diese Ergebnisse dürften in erster Linie damit zusammenhängen, dass der Anteil der Fahrzeuge mit Freisprecheinrichtung je nach Fahrzeugklasse unterschiedlich ist", so der DEKRA Geschäftsführer. "Wenn in der Oberklasse mehr Fahrzeuge mit einer Freisprecheinrichtung ausgestattet sind, wird auch entsprechend weniger mit dem Handy am Ohr telefoniert."

"Menschen wissen, wie gefährlich ihr Verhalten ist"

Die Erhebungsteams beobachteten, dass Autofahrer, die ohne Freisprecheinrichtung telefonieren, auf mehrspurigen Richtungsfahrbahnen eher rechts fuhren und sichtbar mehr Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hielten. "Aus dieser Beobachtung folgern wir, dass die Menschen offenbar sehr genau wissen, wie gefährlich ihr Verhalten ist, und schon vorsorglich versuchen, es zu entschärfen", sagt Neumann. "Dennoch bleibt das Risiko natürlich extrem hoch."

Schon beim Telefonieren mit Freisprecheinrichtung sind laut verschiedener Studien Autofahrer vom Verkehr abgelenkt und haben eine längere Reaktionszeit. "Das Telefon in der Hand erhöht das Unfallrisiko weiter, weil die Hände nicht frei sind und das die Reaktion auf unvorhergesehene Situationen zusätzlich behindert."

"Virtuelle Tastatur erfordert ständigen Blick aufs Display"

Auch das Schreiben von Nachrichten berge große Gefahren, mit modernen Smartphones noch mehr als zuvor. "Konnte man bei früheren Handy-Modellen noch die Tastatur buchstäblich ertasten und womöglich Texte tippen ohne hinzusehen, ist das mit einem Smartphone praktisch nicht mehr möglich. Die virtuelle Tastatur auf dem Touchscreen erfordert den ständigen Blick auf das Display", so der DEKRA Geschäftsführer.

In diesem Zusammenhang beobachteten die Erhebungsteams seinen Worten zufolge einen besonders groben Fall von Ablenkung: "Ein Fahrer hatte sein Lenkrad zwischen den Unterarmen eingeklemmt und schrieb mit den Händen zwischen Lenkrad und Armaturenbrett eine Textnachricht. In einer unvorhergesehenen Verkehrssituation ist so natürlich keine angemessene Reaktion möglich."

Neumanns Appell: "Im Interesse der eigenen Sicherheit und der anderer Verkehrsteilnehmer ist die einzig richtige Variante, während der Fahrt das Telefon beiseite zu lassen und bei wirklich dringendem Kommunikationsbedarf einen kurzen Zwischenstopp einzulegen."

Welche anderen "Ablenkungen" sonst noch zur Unfallgefahr werden

Kommunikation mit dem Handy sei aber nicht die einzige Tätigkeit, mit der sich Autofahrer am Steuer ablenken lassen. Hinzu kommen weitere Aktivitäten wie die Bedienung von Radio oder Navigationssystem, bis hin zum Rasieren oder Schminken am Steuer. Zusammen mit Essen, Trinken und Rauchen machen solche anderweitigen Ablenkungen – zusätzlich zur Handynutzung – einen Anteil von 2,9 Prozent aus. "Unter anderem haben wir zum Beispiel einen Mann beobachtet, der nebenbei Briefe öffnete und las, oder eine Mutter, die während der Fahrt ihr Kleinkind, das auf dem Beifahrersitz saß, mit Brei fütterte", so Dr. Neumann.   (wkp)

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