"Nurmehr" drei Euro legten 2012 die deutschen Kraftfahrtversicherer pro 100 Euro Prämieneinnahmen "oben drauf". Verglichen mit dem Jahr davor war dies eine mehr als deutliche Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote (Combined ratio): Von 107,4 Prozent konnte sie erkennbar auf 103 Prozent gesenkt werden. Das bedeutet gleichzeitig, dass 2012 eben nicht 107,40 Euro an Kosten jedem "Hunderter" Prämieneinnahme gegenüberstanden, sondern der versicherungstechnische Verlust immerhin um mehr als die Hälfte reduziert werden konnte.
Kraft-Schadenzahlungen erstmals seit 7 Jahren gesunken
Und darüber sind die Autoversicherer durchaus nicht ganz unglücklich, wie vor kurzem im Rahmen einer Presseveranstaltung insbesondere Dr. Norbert Rollinger festgestellt hatte. Der neue Vorsitzende des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung räumte zwar unmissverständlich ein, dass die Combined ratio bei "Kraft" nach wie vor "im roten Bereich" befindlich sei. Aber: Erstmals seit sieben Jahren ist sie 2012 eben nicht weiter angestiegen oder auf ihrem hohen Niveau unverändert verblieben!
GDV ob der Trendwende selbst überrascht
Zufriedenheit beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft macht sich trotz weiter defizitärer Bilanz nicht zuletzt deshalb breit, als noch vor einem Jahr Rollingers langjähriger Vorgänger als Hauptausschuss-Vorsitzender der Schaden- und Unfallversicherer, Dr. Robert Pohlhausen, ein deutlich düstereres Bild für 2012 gezeichnet hatte. Und selbst zur Jahrespressekonferenz im vergangenen November hatten die Assekuranz-Verantwortlichen des in Berlin ansässigen Verbandes eine derartige Bilanz mit immerhin erkennbaren Lichtblicken am Horizont (noch) nicht für möglich gehalten.
Hagel und Unwetter: "Wir hatten 2012 einfach nur Glück"
Die "Trendwende" erklärte Norbert Rollinger damit, dass die Schaden- und Unfallversicherer, zu denen als größte Sparte auch die Kraftfahrtversicherung gehört, "von größeren Unwettern verschont" geblieben seien. Die beiden Jahre davor habe das "ganz anders" ausgesehen, woran man auch deutlich den "volatilen Schadenverlauf der Versicherer" erkennen könne, der vor allem eben sehr stark von Naturgefahren beeinflusst werde. "Wir hatten 2012 an dieser Stelle einfach Glück", beschrieb es der GDV-Hauptausschuss-Vorsitzende, machte damit aber gleichzeitig deutlich, dass man den Trend von 2012 nicht einfach linear für 2013 so weiterzeichnen oder automatisch erwarten kann.
2 Milllionen Neuverträge retteten angesichts neuer Top-Ausgaben die Bilanz
Die Schaden- und Unfallversicherer – man staune – erreichten in Gesamtheit vergangenes Jahr trotz ausgebliebener Wetterkapriolen eine "neue Höchstmarke" bei den Leistungen, sprich den Kosten. Demgegenüber aber standen nach vorläufigem Ergebnis Beitrags-Mehreinnahmen von 3,7 Prozent auf 58,7 Milliarden Euro (2011: 56,6 Mrd. Euro).
Dieser Umsatzanstieg, der dem Vernehmen nach der höchste seit 17 Jahren war und alle Versicherungszweige in der Schaden- und Unfallsparte beflügelte, habe letztlich auch zu einer "stabilen Ertragssituation" beigetragen. Mit zwei Millionen zusätzlichen Verträgen auf jetzt rund 298 Millionen Policen (+0,7 Prozent) steht die komplette Sparte denn auch ganz ordentlich im Geschäft.
Autoversicherung hat sich erneut verteuert
Noch deutlicher innerhalb der Schaden- und Unfallversicherer legte die Autoversicherung zu: Ihr Beitragsplus erreichte 5,4 Prozent, was in Zahlen 22 Milliarden Euro Prämien insgesamt bedeutet hatte. Ursächlich dafür waren laut Rollinger erneute Beitragsanhebungen bei bestehenden und neuen Kfz-Policen und ein leichtes Wachstum im kompletten Bestand.
Rund 4,0 Prozent wurde im Durchschnitt die Prämie in der deutschen Kfz-Assekuranz bei der Haftpflicht und sogar um 4,5 Prozent in der Vollkasko nach oben gezogen. Die gute Konjunktur habe nach den Worten Rollingers ferner dazu beigetragen, dass auch bei Fahrzeugflotten "neues Geschäft hinzugewonnen" werden konnte.
Blutungen bei der Kfz-Assekuranz fielen deutlich geringer aus
Was der Kfz- und auch der Sachversicherung "gut getan" hatte, war 2012 ein weitgehendes Ausbleiben von Stürmen und Hagelereignissen. Den gesamten, vergleichsweise postiven Rahmenbedingungen verdanken die deutschen Kraftfahrtversicherer schließlich, dass die Ausgaben nicht wie erwartet weiter anstiegen, sondern "sogar leicht auf 20,3 Milliarden Euro zurückgingen" (- 0,8 Prozent).
Den größten Rückgang gab es entsprechend der offiziellen Bekenntnisse in der Teil- und Vollkaskoversicherung. Trotz allem aber betrug das versicherungstechnische Ergebnis in "Kraft" im Vorjahr noch 600 Millionen Euro. Gegenüber 2011, als die Autoversicherer insgesamt 1,5 Milliarden Euro als Verlust verbuchten, war dies dennoch ein um mehr als die Hälfte verringertes Minus.
Schaden- und Unfallsparte insgesamt mit deutlichem Gewinnanstieg
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die gesamte Schaden- und Unfallsparte mit positivem Ergebnis und einer Combined ratio von 97 Prozent abschließen konnte. Hier gab es letztlich einen durchaus erkennbaren Gewinnanstieg um rund 800 Millionen Euro auf insgesamt rund 1,9 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2012. (wkp)
Kraftfahrt-Bilanz 2012: Erneut rote Zahlen trotz hohem Beitragswachstum und kaum Hagel

Die Voraussetzungen für die deutschen Autoversicherer waren 2012 besser denn je: Die Beitragseinnahmen legten weiter ordentlich zu, es gab kaum Hagel und die Wirtschaft beflügelte sogar das Flottengeschäft. Dennoch blieb die Kraftfahrtversicherung auch im Vorjahr wieder defizitär. Immerhin aber fielen die Verluste erkennbar geringer aus.