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UDV-Forderungskatalog: "Todesfalle Lkw schnellstens entschärfen!"

16.11.2017 11:50 Uhr
UDV-Forderungskatalog: "Todesfalle Lkw schnellstens entschärfen!"
Warum Auffahrunfälle von Pkw auf Lkw schwerste und tödliche Unfallfolgen nach sich ziehen, macht dieses Foto mehr als deutlich.
© Foto: UDV

Den Unfallforschern der deutschen Versicherer (UDV) sind die schweren Unfallfolgen bei Crashs mit Lkw ein echter Dorn im Auge. Deshalb wollen die UDV-Experten jetzt auch entsprechende Maßnahmen politisch durchsetzen, um die hohe Zahl von Toten und Verletzten entscheidend zu reduzieren.

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Unfälle mit schweren Lkw enden oft dramatisch. Dabei sterben pro Jahr fast 500 Menschen und über 3.200 werden schwer verletzt. Viele dieser Unfälle wären mit den heute verfügbaren technischen Maßnahmen vermeidbar oder würden glimpflicher ablaufen. Das hat eine umfangreiche Analyse des Unfallgeschehens von schweren Lkw ergeben, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) durchgeführt hat.

Die Analyse der UDV hat drei häufige Unfallkonstellationen identifiziert, die auch besonders schwere Unfallfolgen haben:

1. Auffahrender Lkw

Bei einer Sonderuntersuchung des Unfallgeschehens in Brandenburg zeigte sich, dass fast ein Fünftel aller schweren Lkw-Unfälle und 30 Prozent der dabei Getöteten dieser Konstellation zuzuordnen waren. Ein optimales Notbremssystem hätte allerdings in etwa 80 Prozent der Fälle den Unfall ganz verhindert oder die Folgen deutlich verringert. Deshalb fordert die UDV, dass die Wirksamkeit von Notbremssystemen deutlich erhöht werden muss:

UDV-Leiter Siegfried Brockmann fordert deshalb, dass auch auf stehende Fahrzeuge die Kollision vollständig vermieden werden muss und das System durch den Fahrer nicht dauerhaft deaktivierbar sein darf. "Wären diese Forderungen erfüllt, könnten die meisten Auffahrunfälle vermieden oder deutlich abgeschwächt werden", ist er überzeugt. Bundesweit geschehen pro Jahr etwa 300 Auffahrunfälle durch schwere Lkw mit Schwerverletzten und Getöteten.

2. Auffahren auf Lkw
Übermüdung, Ablenkung und zu geringer Abstand führen immer wieder zu schweren Auffahrunfällen von Pkw oder Kleintransportern auf Lkw. In Brandenburg sind etwa ein Viertel aller schweren Lkw-Unfälle dieser Unfallkonstellation zuzuordnen. Die UDV-Analyse sagt ferner aus, dass die Unfallfolgen auch deshalb so schwer ausfallen, weil der hintere Unterfahrschutz am Lkw zu schwach ist, so dass beim auffahrenden Fahrzeug Knautschzone und Airbags nicht optimal wirken können. Hinzu komme, dass das auffahrende Fahrzeug oft versetzt auf das Heck des Lkw fährt. Deshalb fordert die UDV, dass die Wirksamkeit des Heckunterfahrschutzes weiter verbessert werden muss:

"Der Heckunterfahrschutz sollte unter dynamischen Bedingungen und mit realistischen Prüflasten getestet werden. Die Unfallszenarien mit einer teilweisen oder geringen Überdeckung müssen mit berücksichtigt werden. Notbremsassistenten sind auch für alle Pkw und Kleintransporter notwendig. Denn sie minimieren das Risiko, auf einen Lkw aufzufahren. Die Folgen von Ablenkung und Übermüdung müssen Pkw-Fahrern noch intensiver ins Bewusstsein gebracht werden."

Bundesweit handelt es sich um mehr als 330 Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten im Jahr, die so positiv beeinflussbar wären.

3. Abbiegeunfälle von Lkw mit Radfahrern

Besonders schwer und tragisch verlaufen Unfälle zwischen rechtsabbiegenden Lkw und Radfahrern, die meist innerorts und an Kreuzungen oder Einmündungen passieren – und das trotz Ampel oder Radfahrerfurt. Häufig werden die Radfahrer vom Lkw überrollt. Deshalb ist auch der Anteil der getöteten Radfahrer bei diesen Unfällen sehr hoch.

Die UDV fordert einen wirksamen elektronischen Abbiegeassistenten für Lkw, der den Fahrer bei Anwesenheit eines Radfahrers neben dem Lkw warnt. Er könnte in über 60 Prozent aller Unfälle zwischen Lkw und Radfahrer den Unfall verhindern oder zumindest abschwächen. Er sollte auch für Fahrzeuge der Bau- und Entsorgungswirtschaft, die mehr als die Hälfte der relevanten Unfälle verursachen, vorgesehen werden.

Die Postulate der UDV gehen aber noch weiter: "Ein Abbiegeassistent muss für alle Lkw vorgeschrieben werden. Systeme mit warnender Funktion sind gut; Systeme mit Notbremsfunktion wären besser."

Abbiegeassistenten auch für Bau- und Entsorgungsfahrzeuge

Als Übergangslösung für bestehende Fahrzeuge können laut UDV Kamera-Monitor-Systeme den Lkw-Fahrer unterstützen. Radwege müssten im Einmündungsbereich direkt an der Fahrbahn geführt werden.

Weitere Ergebnisse zum realen Lkw-Verkehr

Eine Befragung der UDV unter 100 Lkw-Fahrern bestätigt, dass diese unter großem Druck stehen. Jeder vierte arbeitet pro Woche mehr als 60 Stunden. Staus und eine schlechte Parkplatzsituation machen es den Fahrern ferner nicht leicht, ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. Geschwindigkeitskontrollen zeigen zudem, dass Lkw oft zu schnell unterwegs sind.

Die UDV fordert daher: "Die Lenk- und Ruhezeiten müssen besser kontrolliert werden.
Ausreichende Parkraumkapazitäten müssen geschaffen werden. Geschwindigkeiten und Abstand müssen häufiger kontrolliert werden."   (wkp)

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