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HB ohne Filter: Ekf-Verordnung wird Realität +++ Mercedes - "Move" +++ Statussymbol Auto? +++ Ein Ja für Europa!

Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
24.05.2019

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Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) wird Realität +++ Von Sneakers zu Lederschuhen - Mercedes-Benz  - "Move"+++ Das Auto - ein Statussymbol? +++ Trotz allem, ein Ja für Europa!

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© Foto: RealGarant_HBoFilter_KW19_Motiv2_Web.jpg

Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung wird Realität

Ab Juni 2019 werden die E-Tretroller oder E-Scooter Realität. 20 Kilometer pro Stunde sind erlaubt. Es müssen die Radwege bzw. die Straßen benutzt werden. 14 Jahre ist die Altersvorgabe. Es gibt weder Helmpflicht, noch Führerschein, aber Versicherungspflicht. Und zwar eine spezielle Kfz-Haftpflichtversicherung. Kosten p.a. rund 30 Euro. Die Plakette ist auf das Schutzblech des Rollers zu kleben. Einstiegsmodelle gibt es ab 200 Euro aufwärts. Bei Metz ist man mit 1.998 Euro dabei. BMW produziert mit dem X2 City eigene E-Scooter: 2.500 Euro. Daimler steckt hinter Hive (My Taxi). Die Reichweiten liegen zwischen 20 und 30 Kilometer. Der Ladevorgang liegt zwischen 2,5 bis 5 Stunden, an der normalen Steckdose. Gewicht: weniger als 20 Kilo. Die Scooter sind vielfach zusammenklappbar. Zielgruppen sind Berufspendler, Jugendliche, Gehbehinderte, Freizeitsportler, Camper. Für Schwergewichtige werden Sondermodelle offeriert. Die besten Elektroroller können im Netz bei Chip.de eingesehen werden. 

Anbieter wie Bird, Line, Voi, Hive, Flash sehen im E-Scooter-Sharing ein neues Betätigungsfeld. Miete per App, ein Euro pro Ausleihe, pro Kilometer 15 Cent.

Nun müssen künftig Radfahrer ihre Wege mit Tretrollern teilen. Das wird nicht ohne Konflikte und Unfälle abgehen. Sprich, es ist zusätzlicher Raum erforderlich. Der BUND zeigt gleich die Lösung auf. Dieser fehlende Raum muss den Autofahrern entzogen werden. Ob in Sachen Verleih ein Chaos droht wie beim Fahrrad-Sharing-Dienst Obike aus Singapur? Die hatten über Nacht Fahrräder in München verteilt, waren ein Jahr später pleite und zahlreiche der 7.000 silbergelben Fahrräder mussten aus der Isar gefischt werden. Die Erwartung ist, dass künftig öfter Roller statt Auto gefahren wird. Zumindest wenn es nicht regnet oder schneit. Jede vierte Autofahrt ist kürzer als zwei Kilometer! Da sind dann Strecken dabei, die man auch zu Fuß gehen könnte. Die Auffassung, dass die neue Variante der E-Scooter nicht zu weniger, sondern zu mehr Verkehr führt, ist nicht abwegig. Sharen will aber nicht mehr, sondern weniger Verkehr schaffen.

Von Sneakers zu Lederschuhen - Mercedes-Benz - "Move"

Nach 13 Jahren Daimler-Vorstandsvorsitz reicht Dieter Zetsche (66) den Stab der ersten MB-Verantwortung in schwedische Hände, Ola Källenius (49). Zetsche wird danach von Klaus Mangold bei TUI den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen, bis er dann in zwei Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender bei Daimler aufschlagen wird. So ihn die Dieselmalaise mit Stadler-Effekt nicht einholt.

Ohne Frage, Dieter Zetsche hat Großes für den Konzern geleistet und war persönlich als Marke so bekannt wie Daimler. Was Stilbrüche wie Jeans und Sneakers ausmachen! Vom originellen Schnauzer nicht zu reden. Dennoch zeigt auch sein langjähriges Wirken, dass es eben in einem Unternehmen nicht nur Erfolge gibt. Es sei beispielsweise an den Verbund von Schrempp-Chrysler-Zetsche gedacht. 100 Milliarden Euro hat dieser Ausflug verschlungen. Das überlebt nur eine schwäbische Firma. Mit Smart liegt die Hoffnung nun in der chinesischen Machart. In Sachen E-Mobilität ist Daimler alles andere als ein Pionier! Zetsche legte nun mit einem Umsatz von 167 Milliarden Euro für 2018 und einer Fahrzeugverkaufsmenge von 3,4 Millionen Fahrzeugen ein Rekordjahr vor. Doch der EBIT sank von 14,3 auf 11,1 Milliarden Euro. Die Kosten steigen schneller als die Erträge. Auf dem Globus sind bei Daimler inzwischen 300.000 Beschäftigte unterwegs.

Bei derartigen Dimensionen gibt es immer einen Bereich, der neue Aufgaben stellt. Da hinkt erst der Lkw-Bereich und hat sich inzwischen 2018 mit 517.000 Einheiten zum Lichtblick entwickelt. Mercedes-Benz, weltgrößter Lkw-Hersteller! Bei den Vans sind 421.000 in 2018 zu markieren. Doch die Rendite ist dort mit 2,3 Prozent schmalbrüstig. Über den Dieselskandal mussten tausende Vitos zurückgerufen werden. Im Pkw-Bereich mussten sich gar 700.000 Fahrzeuge der Rückrufaktion unterwerfen. Was für einen Aufwand! Auch in der praktischen Abwicklung in den Betrieben. Klar, dass dann jegliche Parteispenden eingestellt werden. Zetsches Verhältnis zur Politik sah früher schon mal besser aus. Dr. Dieter Zetsche ist ein Multitalent. Welcher Vorstandsvorsitzende spielt schon Violine? Allein dieses Instrument ist schon eine Herausforderung für sich. Welcher Vorstandsvorsitzende ist im Pferdesport selber aktiv und im L-Klassesegment zu Hause? Ganz großen Respekt für dieses umfassende, vielschichtige Lebenswerk! 

Es wird nun in der Presse immer wieder herausgearbeitet, dass mit Ola Källenius der erste Ausländer auf dem Daimler-Thron sitze. Von Eckart Ramthun, den unvergesslichen Mercedes-Benz-Vertriebschef Deutschland habe ich u.a. gelernt, dass diese Position Walter Hitzinger gebührt, einem Österreicher! Er war von 1961 bis 1966 Vorstandsvorsitzender. Man verachte mir bitte die Österreicher trotz Ibiza-Video nicht. Das Gute: Gewitter bereinigen! Bislang sah man den Neuen stets in Lederschuhen. Er wird kräftig an der emissionsfreien Zukunft arbeiten und Daimler ein "grünes" Image zulegen. Das E-Auto wird auch bei Daimler eine kräftige Weitung erfahren. Dazu sind enorme Investitionen erforderlich. Auch für die softwaregetriebenen digitalen Mobilitätsformen der Zukunft. Ohne Sparpaket wird das alles nicht abgehen. Oder gar die 31,6 Milliarden Euro an Pensionsverpflichtungen. Für den "armen" Herrn Zetsche sind allein 42 Millionen Euro an Pensionsrückstellungen zu bilden. Sie leben da in "Untertürkheim" immer noch auf einem anderen "Stern". Man sagt Herrn Källenius eine hohe Kommunikationsgabe, eine auffällig positive Fähigkeit zum Ausgleich nach. Und damit wird er ganz sicher nicht nur in China bei Mr. Li Shufu Türen aufstoßen, sondern in direkter Nachbarschaft zu BMW. Auf ein gutes Gelingen, einen guten Start!

Das Auto - ein Statussymbol?

Mein Auto, mein Haus, mein Boot. Die klassischen Statussymbole sind tot. Die neuen Statussymbole sind differenzierter, subtiler und kleinteiliger denn je. Bio statt Bling. Die LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) rümpfen bei dicken Autos die Nase. Fairer und nachhaltiger Konsum hat bei den LOHAS mehr Statusgewicht als eine Louis-Vuitton-Tasche für 700 Euro aufwärts. Das Fahrrad hat das Auto längst als Statussymbol abgelöst. So ist das alles zu lesen. Es ist schon erstaunlich, wie über manche Medien der automobile Untergang herbei geschrieben wird. Tatsache aber ist, für 52 Prozent ist das Automobil nach wie vor ein Statussymbol

Ja, wir erleben fließend einen Wertewandel. Doch der Wille zur Abgrenzung von diversen Sozialgruppen bleibt auch weiterhin bestehen. Weshalb werden Statussymbole zur absoluten Größe erhoben? Es geht also um die richtige Fragestellung einer Erhebung. Wer gibt schon bei einer Befragung gerne zu, dass er monetäre Begrenzung im Geldbeutel hat? Wer gibt schon offen zu, dass das Auto für ihn ein Statussymbol ist? Ich habe dazu Dr. Konrad Wessner befragt, der über sein Unternehmen puls seit über 25 Jahren den Puls beim Autofahrer professionell misst. Klartext Wessner: "Es ist bei derartiger sensibler Thematik sinnvoll, Gegensätze abzufragen. Daraus kommt man zu valideren Ergebnissen. Wir fragen also über eine bipolare Skala ab, ob Autos ehe Mittel zum Zweck oder eher Statussymbole sind." Und was kommt da als Ergebnis raus? Dr. Wessner: "Für 52 Prozent sind Autos ein Statussymbol. Und für 22 Prozent Mittel zum Zweck. Satte 59 Prozent der Jüngeren sehen ein Auto als Statussymbol.“ Das erinnert daran an die Aussage, die heutige Jugend sei nicht mehr am Autofahren interessiert. Auch diese Botschaft bedarf dringlich der Differenzierung. Auch auf die Gefahr einseitiger Darstellung sei das Statussymbol Auto am Mini dargestellt. Ein Fahrzeug, bei respektabler Ausstattung deutlich jenseits von 20.000 Euro. Wie viele Damen sitzen da ein, die nicht nur im Nachnamen einen Bindestrich tragen, sondern auch im Vornamen auch noch Eva-Maria heißen? Und das soll kein Status sein? Individualität hat viel mit Freiheit zu tun. Und das sollte man nicht runterschreiben, sondern fördern. "Jeder soll nach seiner Facon selig werden!" Das meinte schon der "Alte Fritz" (1712-1786), Friedrich II., der Große. Bleiben wir bei aufrichtiger Betrachtung!

Trotz allem, ein Ja für Europa!

Das Ibiza-Video aus Österreich ist ein Weckruf für alle in Europa, denen an der Demokratie gelegen ist. Ob Handelsstreit, Brexit oder Migrationskrise, das globale EU-Friedens- und Wohlstandswerk gilt es weiter zu entwickeln. Demokratie ist gewiss kompliziert. Das sollte aber die EU in Kauf nehmen. Die EU-Vorbehalte des unternehmerischen Mittelstandes resultieren stets gegen das Prinzip Verhältnismäßigkeit. Die Datenschutz-Grundverordnung wird zeitgleich mit der EU-Wahl am Sonntag ein Jahr alt. Ohne Frage macht es Sinn, EU-einheitliche Regelungen für den Datenschutz zu treffen. Es macht aber wenig nachvollziehbaren Sinn Google auf die Ebene eines Zehn-Mann-Betriebes zu stellen. Die Abgasuntersuchung in den Werkstätten ist ein "öffentlicher Akt" und erfordert dann einen externen Datenschutzbeauftragten. Muss das sein? Warum können Betriebe mit weniger als 50.000 Datensätzen nicht aus dem Anwendungsbereich der DSGVO herausgenommen werden? Warum kann eine erste Ermahnung durch die Aufsichtsbehörden nicht bußgeldfrei sein? 

Erfreulich, dass es endlich nach über zehn Jahren zu einem Gesetz gegen Abmahnsmißbrauch kommt. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) legte aktuell dazu den Entwurf im Kabinett vor. Wegen Kleinigkeiten soll niemand mehr abkassiert werden. Streitwert und Strafen sollen auf 1.000 Euro begrenzt werden. Künftig wird auch eine Gerichtsverhandlung dort stattfinden, wo der Abgemahnte seinen Gerichtsstand hat. Ob die DUH das Prinzip Verhältnismäßigkeit endlich kapieren wird? Die kritische Anmerkung - bei aller Freude - bleibt, weshalb dauert eine politische Veränderung eines derartiges Missstandes so lange? Das schafft den politischen Verdruss und stellt auch die politische Glaubwürdigkeit unnötig in Frage. 

Ein zweites schafft EU-Verdruss. Es ist die überzogene EU-Regulierungswut. Da hat der Europäische Gerichtshof aktuell eine generelle Pflicht zur Arbeitszeiterfassung erlassen. Holger Bormann, Hyundai-Händler in Wolfenbüttel und dort Vorsitzender der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung (MIT): "Unsere Gründer, Mittelständler und Arbeitnehmer wünschen sich doch mehr Flexibilität und nicht mehr Stechuhr. Unsere Unternehmer unter Generalverdacht zu stellen und Arbeitnehmer zu entmündigen, halte ich für den falschen Weg. Wir schlagen vor, die derzeit geltende tägliche Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche Regelung zu ersetzen. Die Mindestruhezeit könnte auf Wunsch der Arbeitnehmer aufgeteilt oder unterbrochen werden. Das schließt die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung ein und erleichtert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf."  

Auch für Europa und die Position von Deutschland stehen notwendige Veränderungen, Reformen an. Lassen sie uns bei allem das Ganze sehen, was die Politik seit 1957 auf EU-Ebene geschaffen hat. Frieden! Für den EU-Wahlkampf hätte ich mir allerdings gewünscht, dass die regionalen EU-Parlamentskandidaten sich vor Ort einmal auffällig präsentiert hätten. Kennen sie ihre örtlichen EU-Abgeordneten? Fazit: Trotz allem - Europa ist eine gute Wahl!

Spruch der Woche:

"Die freie Presse ist der Grundpfeiler der Demokratie; daran gibt es keinen Zweifel." (Hugh Grant)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 31. Mai 2019!


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