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HB ohne Filter: Lage bleibt ernst +++ Zukunft der Klein- und Mittelbetriebe +++ Parkende Autos auf Radwegen

Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
19.06.2020

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Die Lage ist und bleibt ernst! +++ Zukunft der Klein- und Mittelbetriebe +++ Sixt-Wochenendausflug mit Aldi +++ All electric, now - Smart EQ ab 99 Euro +++ Parkende Autos auf Radwegen

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Die Lage ist und bleibt ernst!

Man muss sich immer wieder mühen, das Ganze zu sehen. Und wir erleben derzeit in der gesamten wirtschaftlichen Breite der Republik in vielen Sparten erhebliche wirtschaftliche Einbrüche. Der automobile Europamarkt steht kräftig im Minus. Der EU-Gipfel zur Corona-Krise dient dem Zusammenhalt Europas und dem gegenseitigen Vertrauen. 55 Prozent der deutschen Exporte gehen in andere EU-Länder. Die Inlandsnachfrage ging im Mai um 2,8 Prozent zurück, die Exportquote sinkt massiv. Die NW-Zulassungen im Mai gingen gegenüber Vorjahr um 49,5 Prozent zurück. Der GW-Markt um 9,9 Prozent. 50 Prozent der Wirtschaftspolitik sind dennoch Psychologie. Da wird aktuell über zusätzliches Schuldenmachen konjunkturell Hoffnung geweckt. Ob sich da positive Realitäten einstellen, weiß keiner zu sagen.

Die Liquidität wird auch in den nächsten Monaten für zahlreiche Kfz-Betriebe zur Existenzfrage. Nach wie vor drücken die Fahrzeugbestände, vor allem neue Lagerwagen und junge Gebrauchtwagen. Die müssen raus. Bei den restlichen Gebrauchtwagen sollte man gerade preispolitisch Maß und Mitte anlegen. Nicht verramschen. Man braucht weiterhin ein gut sortiertes Gebrauchtwagenlager. Inzwischen sind für diese Waren wieder Zinsen zu bezahlen. Wenn die Hersteller, Importeure jetzt wieder nach und nach neue Ware nachschieben, braucht man Platz. Die Händler bräuchten aber für aktiven Verkauf die richtigen Produkte. Die Anlaufschwierigkeiten, die Unsicherheiten bei den Herstellern selber, lange Lieferzeiten erschweren zusätzlich das Verkaufsgeschäft. Und dennoch, spätestens ab 1. Juli sollte die Branche wieder aktiv trommeln, Lust auf das Automobil versprühen. Auch in den Werbebotschaften.

Die E-Autoprämie läuft bis Ende 2021, weil die eigentliche E-Ware - je nach Marke - noch fehlt. Ergo ist die Branche gehalten, Verbrennungsmotoren zu verkaufen. Und ab 2021 werden dann die einschlägigen CO2-Sünder in der Kfz-Steuer bis zu 80 Prozent belastet werden. Gefordert ist Konzentration im Geschäft. Kämpfen! Aktiv die deutschen Tugenden leben: Fleiß, Maßhalten, Sparsamkeit, Humor und zur rechten Zeit Trinkfestigkeit!

Zukunft der Klein- und Mittelbetriebe

Als Kleinbetriebe definieren wir Markenbetriebe, die bis zu 100 Neuwagen-Einheiten im Jahr vermarkten, sprich drei Millionen Euro Gesamtumsatz p.a. erwirtschaften, Mittelbetriebe vermarkten bis zu 300 Neuwagen und weisen einen Gesamtumsatz bis zu 15 Millionen Euro aus. Da wird immer wieder so locker von Marktbereinigung gesprochen. Gemeint: Alle "Kleinen" weg! Wenn sich Strukturelles verändert, dann muss man schon die Frage stellen, ob der neue Zustand danach besser ist als zuvor. Man ist systematisch dabei, Familienbetriebe, klassische Mittelständler, den mittleren Stand auszuradieren. Das sind aber vielfach Betriebe, die in Wahrheit für die Kunden mehr bewirken und leisten als Großbetriebe. Ist das gut so? Nein! Aber, man nimmt das so hin. Corona zeigt, das vielfach die Klein- und Mittelbetriebe, gerade die mit ländlichem Standort, die Krise besser als die verkaufsstarken Großbetriebe in den Städten bewältigen. Warum? Sie sind sowohl im Service wie im Verkauf ausgewogen stark. Andere sind dominant verkaufslastig und haben Absatzprobleme. Ich kenne Klein- und Mittelbetriebe, die trotz Corona im Vergleich zum Vorjahr sogar zugelegt haben.

Man hat in der Diskussion über die Zukunft der Kfz-Betriebe den Eindruck, als gäbe es in der Branche nur deutsche Hersteller. Was würden die Importfabrikate bis zu fünf Prozent Marktanteil machen, hätten sie die KMU (Klein- und Mittelbetriebe) nicht? Es sähe erbärmlich für sie aus. Durch die Möglichkeit des Mehrmarkenhandels seit 2002 sind Importmarken auch bei größeren Händlern vertreten. Im Hintergrund des Wirkens stehen die Mengendenke und der Kostenaspekt. Es wird aber nicht nur zu einer Reduzierung der Händlerschaft, sondern auch eine Reduzierung der Hersteller, der Marken ist ebenso denkbar.

Die Herausforderungen für die Branche gab es auch schon vor zwanzig Jahren, als beispielweise 1998 Internet in die Branche eingeführt wurde. Fünf Jahre später sollten die klassischen Händler verschwunden sein. Und sie gibt es heute noch. Sprich, der Handel hat viele Anpassungen pariert. Zentral steht nun die vielfältige Gestaltung der Transformation an, voran die Digitalisierung. Hinter ihr stehen die Themen "Tempo", digitale Kompetenz und investive Mittel. Ja, das stelle für einige Kfz-Betriebe eine Überforderung dar. Das ist aber nicht nur eine Frage des Handels. Schaut man sich die personellen und investiven Möglichkeiten der meisten Importeure an, so herrscht auch dort potenzielle T-Shirt-Verengung. Da sollen zwei Mitarbeiter beispielsweise das ganze Marketing für Deutschland gestalten. Man erspare mir Beispiele, wie es da vielfach organisatorisch drunter und drüber geht. Prof. Dr. Ellen Enkel, die Nachfolgerin des omnipotenten Ferdinand Dudenhöffer an der Uni in Duisburg-Essen schrieb mir diese Woche: "Zusammenarbeit ist in der Innovation der größte Erfolgsfaktor." Und da bedürfte es angefangen von den Innungen bis hin zu den Markenhändler unter sich viel größerer, gezielterer Anstrengungen. Es sei dies auch unter dem Aspekt der Zukunftsperspektiven für die jungen Nachfolger angemahnt!

Nun hat Corona eine zusätzliche Dynamik geschaffen und damit ganz neue, unvorhersehbare Gegebenheiten. Die einen Kfz-Betriebe sehen sich in der Zwangsjacke, einen neuen Verbund, sprich zu kooperieren herbeizuführen. Und das soll mit dem bisherigen ungeliebten Hauptwettbewerber gelingen? Keine gute Voraussetzung. Das darf deutlich gesagt werden, dass die jetzige Corona-Krise alles andere als ein günstiger Zeitpunkt für einen Firmenverkauf ist. Selbst wer daran Interesse für eine Übernahme hätte, auch der wartet ab.

Ich führe aber auch Gespräche in der Konstellation, wo sich ein Junior fragt, wie er Zukunft alleine gestalten soll, wenn Vater und Mutter altersbedingt morgen nicht mehr von früh bis abends mit den Karren ziehen? Die Erkenntnis: Es gibt auch ein Leben ohne Autohaus! Oder wo die qualifizierte Tochter für die Nachfolge vorgesehen war, aber über die letzten drei Jahre den Umgang zwischen Hersteller/Importeur und Händler mitvollzogen hat und feststellen muss, diese ewige Gängelung und Vorgaben sind nicht meine Vorstellung von freiem Unternehmertum. Was soll damit gesagt sein? Die Konstellationen mehren sich, wo gerade die nachfolgende Generation sagt: So nicht! Sie sehen in dieser immer stringenteren ineffektiven Vasallenmentalität wenig Sinn für ihre eigene Zukunft. Es fehlt an Wertschätzung!

Sixt-Wochenendausflug mit Aldi

Sixt sagt selber, ein sehr schwieriges erstes  Quartal hinter sich zu haben. Auch das anstehende dritte Quartal 2020 wird als schwierigstes Fahrwasser in der Unternehmensgeschichte gesehen. Es sei eingeflochten, dass Herz USA, nach Enterprise der zweitgrößte Vermieter in den USA, aufgrund Überschuldung am 2. Mai 2020 Insolvenz anmelden musste. Das muss man den Pullachern lassen, sie wissen kreativ zu kämpfen. Mit Aldi Süd im Boot werden über die Aldi-Ausgabe "Meine Woche" aktuell gezielt Wochenend-Ausflüge angeboten (siehe Abbildung). Markant tritt man mit dem Sixt-Abo-Angebot auf und versucht dort über juristische Kleinkriege die findige Konkurrenz zu beschäftigen. Und im Neuwagenverkauf tritt man mit markanten Nachlässen auf: 27 Prozent, natürlich immer kombiniert mit der Sixt-Spezies: niedrige Leasingrate (siehe Abbildung).

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Sixt-Aktion mit Aldi Süd

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Sixt-newagen.de

All electric, now - Smart EQ ab 99 Euro

9.000 Euro Innovationsprämie, 3.000 Euro vom Hersteller, 6.000 Euro Zuschuss ab 1. Juli 2020 vom BAFA. Die 6.000 Euro Zuschuss werden dem Kunden als Leasing-Sonderzahlung empfohlen. Der Smart EQ fortwo, 82 PS kostet inkl. MwSt. 19.370 Euro. Durch die Zuschüsse landet man bei einem Gesamtbetrag von 10.752 Euro. Als Stadtauto oder für ländliche Normaletappen ein Idealfahrzeug. Im Sommer mit Cabriovariante Fahrfreude pur.

Also auf, wir haben im Internet beim nächsten Smart-Center, einer ehemaligen Niederlassung nachgeschaut. Da kann man das Fahrzeug konfigurieren und sogleich einen Termin vereinbaren. Gut es war Donnerstag, Feiertag. Letzte Woche. Unseren Wunschtermin haben wir für Freitag. 8.30 Uhr datiert.

Jetzt kommen wir da am Freitagmorgen, 8.30 Uhr, in das Smart-Center. Da saßen hier zwei junge "Buben". Sie seien zwischen 23 und 25 Jahre alt. So der Idealtypus des Mercedes-Benz-Nachwuchsverkäufers. Sie saßen nicht, sie hingen mehr in ihren Stühlen, sie telefonierten mit Smartphone - mit wem kann man da vorurteilsfrei erahnen -, es war nahe dran, dass die Füße noch auf den Verkäufertisch zu legen waren. Es mögen Vorurteile sein, so war aber unser persönlicher Eindruck. Wir warteten fünf Minuten, bis sich dann einer bequemte. Als wir dann den Namen des Geschäftsführers nannten, den wir kennen, wurde das Klima spürbar freundlicher. Also, die Herren hatten unsere Mail vom Vortag noch gar nicht registriert. Die Konfiguration haben wir aus dem Netz ausgedruckt und mitgebracht. Nun hatten wir einige Zusatzfragen. Welches ist die passende Ladestation? Wo können wir diese erwerben oder wird die vom Smart-Center mit angeboten? Wir haben unsere Stromverbindung mit dem LEW. Lässt sich diese mit einbinden? Wir wollten ein sauber berechnetes Beispiel haben, was kostet der Smart bei 100 km im Verbrauch als Benziner, wie viel nun als Elektroauto? Antwort: Gibt es nicht!

Eigentlich hätten wir bei derartiger Inkompetenz und Uninteressiertheit gehen müssen. Da braucht die Branche jede Einheit und dann sitzen da Teamplayer im Spiel, denen es an jeglicher Motivation für gelebten Kundenservice mangelt. Das zeigt einmal mehr, dass auch die jeweilige Führungsebene ihrer Aufgabe nicht nachkommt. Der Geschäftsführer kann sich nicht um alles kümmern. Sie sind heute vielfach zu weit weg von der Front. Aber die nächste Ebene hat Präsenz zu zeigen. Aber auch die ist an den Brückentagen, am Freitag im Urlaub! Homeoffice!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Die besondere Smart EQ-Offerte

Parkende Autos auf Radwegen

Der Stutgarter Aktivistengruppe "Zweitrat" geht in friedlichen, kreativen Protest in der Stadt. In diesem Falle mit einem roten Teppich, der über parkende Autos auf dem Radweg ausgerollt wird. Zweitrat ruft zu weiteren Guerilla-Aktionen auf. Die Anti-Auto-Attacken gehen weiter.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Zweitrat Stuttgart

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Spruch der Woche:

(Albert Einstein)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 26. Juni 2020!


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