HB ohne Filter vom 10. Dezember 2010
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Heute mit den Themen: Plattform Elektromobilität, Mobile Ballungszentren, Audis Markenwelt, Rente mit 69 – Martin Winterkorn, Weihnachtsbotschaft der Weller-Gruppe.
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6. Dezember - Montag
Plattform Elektromobilität. Volkswagen hat sein erstes Elektroauto für 2013 angekündigt. Ein später Wurf? Das Rennen um alternative Antriebe läuft. Bis 2015 will die deutsche Automobilindustrie zwölf Milliarden Euro für E-Autos investieren. Schafft es Deutschland zu einem Leitmarkt für Elektromobilität zu werden? Es stehen fundierte Aussagen dagegen: Sie sagen, die Asiaten seien in Sachen Elektroauto den Europäern um Lichtjahre voraus. Liegt überhaupt das Know-how für das E-Auto bei den Automobilherstellern oder nicht eher bei Bosch, Siemens oder SAP? Oder gar RWE? Der Markenhandel wird sich sehr zügig darüber Gedanken machen müssen, wer wo "Stromtankstellen" errichtet. Weshalb tut das RWE, nicht aber die angestammten Mineralöltankstellen?
Erich Sixt ist derzeit dabei, ein bundesweites Leasingangebot mit Elektroautos aufzubauen – und zwar mit dem Autozulieferer Fräger. Das Fahrzeug „Stromos“ hat als Basis den Kleinwagen Suzuki Splash. Mit den 1.000 bestellten Fahrzeugen will Sixt Flottenbetreiber, Kommunen, Unternehmen ansprechen. Der "Stromos" kostet 35.000 Euro und reicht pro Batterieladung für 100 km Strecke. Ladeaufwand: sechs Stunden. Stromkosten pro 100 km zwei Euro. Ein umgerüsteter Fiat 500 liegt als Elektroauto bei 49.000 Euro. Da greift gewiss jeder "Grüne" mit Herz zu!
7. Dezember - Dienstag
Mobile Ballungszentren. Rund 65 Prozent der Neuwagenzulassungen werden in Städten mit über 100.000 Einwohnern geschrieben. Es fällt auf, dass sich mehr und mehr junge Städter vom Auto verabschieden. Exakte Daten liegen nicht vor. Tatsache aber ist: 75 Prozent der jungen Erwachsenen haben einen Führerschein, jedoch nur 55 Prozent davon fahren regelmäßig mit dem Auto, sprich besitzen eines. Ganze sieben Prozent der unter 30-Jährigen gehören zu den Neuwagenkäufern! Wer beispielsweise die Stadt München vor sich sieht, kommt zu der Feststellung, dass die Straßen übervoll sind – trotz des Mittlerern Rings. Das Stop- and –Go-Fahren macht immer weniger Freude, selbst wenn man in München am BMW-Freudenkonzern untertunnelt vorbeifährt. Die Emissionen sind nach wie vor zu hoch. Und die Parkplätz knapp, nachdem man sich politisch immer noch nicht dazu durchringen kann, zwei Kleinwagen auf einem Parkplatz abstellen zu lassen. Parkgebühren-Verlust!
Auf dem Gebrauchtwagenkongress der AUTOHAUS akademie stellte letzte Woche DB-Topmanager Rolf Lübke das Mobilitätskonzept der Deutschen Bahn vor. Klare Erkenntnis: Der Autohandel selber sollte sich hier kreativ einbringen. "Mu by Peugeot" in Berlin ist einer dieser Ansätze. Bei "Car2go" in Ulm haben sich bereits 40 Prozent der 18- bis 36-Jährigen registriert. Der Bundesverband Carsharing kann inzwischen auf 160.000 Fahrberechtigte verweisen, die sich 4.700 Fahrzeuge teilen. Die Zahl wächst jährlich um 20 Prozent an. Dennoch, das sind alles gemessen an 42 Millionen Pkw-Fahrzeughaltern noch keine Zahlen. Es wird aber deutlich, dass sich die emotionale Nähe zum Auto in der eigenen Garage sichtbar lockert. Das Beispiel Deutsche Bahn zeigt, dass eine Monatskarte für 50 Euro zuzüglich Carsharing billiger ist als ein eigenes Auto. Wer einen Blick in die Schweiz wirft, stellt fest, dass die Menschen dort für neue Mobilitätskonzepte viel offener sind. Wer in Holland das Fahrrad-Nutzungsverhalten sieht, fühlt sich nicht nur an Münster erinnert. Das Elektrofahrrad wird seinen Siegeszug machen und ein Stück Mobilität verändern. Auch in Ballungszentren!
8. Dezember - Mittwoch
Audis Markenwelt. Michael-Julius Renz, Leiter Vertrieb Deutschland, sprach in der vollbesetzten Aula der Hochschule zu Geislingen zum Thema: "Mehrwert durch Markenwert: Emotionalisierung als Schlüssel zum Ertrag". Renz (54), der im Februar 2011 zwei Jahre Audi-Deutschlandchef sein wird, ist bei den Ingolstädter Autobauer nicht nur für den Vertrieb verantwortlich, sondern ganzheitlich auch für den Service. Renz hat seine berufliche Verankerung in den Sphären rund um das (internationale) Automobil-Marketing. Er betonte aber vor den Studentinnen und Studenten sehr wohl, dass er bei seinem beruflichen Einstieg zunächst als Verkäufer aktiv unterwegs war und daher zu schätzen weiß, wenn ein Verkäufer oder eine Verkäuferin aktiv ihren Alltag als Markenrepräsentant bzw. -präsentantin zu gestalten weiß. Mit großer Faszination, persönlichem Charisma und rhetorischer Eloquenz zeichnete Renz am Beispiel von zehn globalen Zukunftstrends die Umsetzung in der Markenbildung auf. Vom Produkt bis hin zur Verkörperung vor Ort im Autohaus. Weltweit wurden seit 1997 sage und schreibe 700 Hangars gebaut. Sichtbare Markenzeichen!
Seit 2009 werden in Ballungszentren Terminals errichtet. Das animiert zu Phantasien in mehrfacher Richtung. Audi will bis 2015 sein Modellprogramm auf 45 Modelle ausweiten. ZDK-Ehrenpräsident Fritz Haberl geißelte in einem Interview im Rahmen der Techno-Gesellschafterversammlung in Hamburg (siehe AUTOHAUS 23-24/2010, das am 13. Dezember erscheint) dies unter mehrfachen Aspekten als blanke Überforderung, vom Verkäufer bis hin zum Vorführwagenpark. Schaut man in Deutschland die bisherigen Terminalbesitzer bzw. deren Standorte an, so dominieren hier die Retailbetriebe, also die eigenen Audi-Niederlassungen. Zum einen will man den Niederlassungen von BMW und Mercedes Paroli bieten, zum anderen Ford und Opel deklassieren. In der Stadt also Retailbetriebe mit Terminals, außerhalb der Stadtgrenze, "auf dem Lande", Hangars. Die Zweiklassen-Handelsgesellschaft wäre geschaffen. Und über diese Achse lässt sich auch eine Differenzierung im Vertrieb herbeiführen. Sprich, da ist etwas ganz geräuschlos unterwegs!
9. Dezember - Donnerstag
Rente mit 69 – Martin Winterkorn. Der Vertrag von VW-Chef Prof. Dr. Martin Winterkorn wird voraussichtlich um fünf Jahre bis 2016 verlängert. Die Übernahme von Porsche, die Kooperation mit Suzuki, die Verbindung zu Scania und MAN, die Absicht, Alfa Romeo von Fiat loszueisen, um Seat eine Zukunft zu sichern, oder die Fabrikation im neuen Montagewerk in Russland sind Weichenstellungen, die Piëchs Statthalter Winterkorn bis zu seinem 69. Lebensjahr in die Pflicht nehmen. Ferdinand Piëch: "Mit über 70 Jahren habe ich die schwierigsten Aufgaben gelöst." Das zeigt eine Trendwende im verrenteten Managerdasein. Bei BMW wie MB gilt heute noch die Regel, dass Top-Manager mit 60 ausscheiden. Oder denken wir an die Frühverrentung zurück, wo u.a. auch Mineralölkonzerne zahlreiche Mitarbeiter mit 54 in den Vorruhestand schickten. Aral & Co. Zu wessen Lasten? Zunächst gibt es in jedem dritten Betrieb auch heute noch nicht einen einzigen über 50-Jährigen. Ganze 23 Prozent der 55- bis 65-Jährigen haben einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Die Anforderungen sind das eine, technischer und organisatorischer Wandel das andere, gepaart mit nervlichem Stress oder körperlicher Belastung. Da sollte man individuell hinschauen.
Fakt ist, die Zahl der Schulabgänger und der qualifiziert für die Betriebe zur Verfügung stehenden Auszubildenden sinkt. Richtig wirksam wird das erst in den anstehenden Jahren. Es gibt bereits im einen und anderen Tarifvertrag flexiblere Übergänge in den Ruhestand. Mir sind einige namhafte Autohändler bekannt, die mit 70 Jahren noch in Saft und Kraft stehen. Stehen müssen! Dem einen fehlt der Nachfolger, der andere bekommt seinen Betrieb nicht angemessen verkauft. Ihn würde die Altersarmut treffen. Und andere haben nach wie vor große Freude an ihrem Wirken. Der Renteneintritt mit 65 sollte auf den Einzelfall abgestimmt werden. Mehr Flexibilität wäre hier durchaus sinnvoll. Die Grenze 65 stammt aus dem Jahre 1916 und sollte grundsätzlich nicht als Fixgröße stehen bleiben. Selbst an den Hochschulen wurde die Pensionsmöglichkeit inzwischen auf 70 Lebensjahre erhöht.
10. Dezember - Freitag
Weihnachtsbotschaft der Weller-Gruppe. Firmenchef Burkhard Weller macht es immer wieder anders, kreativ und originell. Am 24. November 2010 verschickte er an seine Kunden einen individuellen Adventskranz. Natürlich sind da auch Nüsse, Marzipan und Mandelkern versteckt. Der 1. Dezember startet aber beispielsweise mit dem Gruppen-Motto: "Wir wachsen." Da fand der Kunde eine "Tablette" vor. Aufgeweicht in Wasser entwickelt sie sich gleich aufgehendem Teig voll mit Humus. Zu Weihnachten hat der Kunde eine blühende Sonnenblume vor sich. Weller schreibt in seiner geistig-humorigen Art eine Replik aufs Jahr, die hier abgedruckt sei:
>> Sehr geehrter, liebere Herr Professor Brachat,
getreu dem Motto "Von drauß´vom Walde komm ich her" möchten wir Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen!
Wo im vergangenen Jahr um diese Zeit noch Blitzeis auf dem Automobilmarkt drohte, das für Ausrutscher und blaue Flecken hätte sorgen können, kann im Nachhinein Entwarnung gegeben werden, denn das Eis ist abgeschmolzen. Der Neu- und Gebrauchtwagenabsatz ist stabil auf dem Niveau von 2008 und auch das Werkstattgeschäft mehr als zufriedenstellend. Das Ergebnis der WellerGruppe wird dieses Jahr erneut auf ein Hoch hinauslaufen.
Den Konjunkturaufschwung in Deutschland haben wir sicherlich den Wunschzetteln aus dem letzten Jahr zu verdanken. Scheinbar zahlt es sich doch aus, den kindlichen Glauben an den Weihnachtsmann zu bewahren und eigene Wünsche aufzuschreiben. Nehmen wir uns daher auch für das kommende Weihnachtsfest ein Vorbild an unseren Kindern und schicken einen persönlichen Wunschzettel an den Weihnachtsmann. Dieser fortschrittliche, werte Herr ist inzwischen auch online und nimmt ihren Wunschzettel unter www.weihnachtsmanndorf.de entgegen.
Fortschrittlich zeigte sich in diesem Jahr auch die Entwicklung auf dem Automobilmarkt. Die ersten Elektroauto-Versuchsobjekte rollen auf unseren Straßen und Hybridmodelle etablieren sich. Aber so lange Knecht Ruprecht den Rentierschlitten nicht gegen eine „Plug-in“-Variante austauscht, wird sich das Elektroauto – zu den jetzigen Preisen – nicht auf unseren Straßen durchsetzen können. Ausgewiesene Weihnachtsexperten rechnen nicht damit, dass vor dem Jahr 2020 signifikante Stückzahlen auf den Straßen zu sehen sein werden. Und so lange ein Auto ebenso wie das Weihnachtsfest mit Emotionen verbunden ist – und (Kinder-)Augen zum Leuchten bringt, werden sich auch Konzepte wie „CarSharing“ nicht wirklich bemerkbar machen. Oder können Sie sich vorstellen, dass der Osterhase aus Kostengründen zukünftig den Rentierschlitten mieten wird? Unter diesen Voraussetzungen blicken wir sehr zuversichtlich in das Jahr 2011 und die folgenden Jahre, wohlwissend, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen sind und wir an den Erfolg aus 2010 nahtlos anknüpfen können.
Mit dem WellerGruppe-Adventskalender möchten wir Ihnen die Zeit bis Weihnachten verkürzen. Öffnen Sie jeden Tag ein Türchen und freuen Sie sich auf die Überraschung, die sich dahinter verbirgt! Denn wie Knecht Ruprecht schon sagte: "Äpfel, Nuss und Mandelkern, essen unsere Freunde gern." <<
Spruch der Woche:
„Ich habe fleißig sein müssen. Wer ebenso fleißig ist, der wird es weit bringen.“ (J. S. Bach)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Dr. Paul Schäfer
Bernhard Seilz
Winni
Hans von Ohain
Winni
Leonardo Geraci