HB ohne Filter vom 15. Oktober 2010
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Heute mit den Themen: Thesen der AUTOHAUS-GW-Foren, Maserati-Lieferpraxis, Google – das Roboterauto, Bewerbereignungstest 2010, Zum Tode von Eberhard Schön.
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11. Oktober – Montag
Thesen der AUTOHAUS-GW-Foren. Unter Leitung des GW-Experten Erwin Wagner fanden aktuell die GW-Foren 2010 der AUTOHAUS akademie in Dresden, Ludwigsburg, Hannover und Oberursel statt. Zusammen mit seinen Referenten-Kollegen wurden folgende zwölf Thesen vorgestellt:
- Der GW-Markt wird die nächsten Jahre auf niedrigem Niveau um ca. sechs Millionen Besitzumschreibungen verharren.
- Bruttoerträge und Restwerte zeigen für 2010 eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung
- Die durchschnittlichen Standtage haben sich auf unter 90 Tage reduziert – trotzdem reicht dies in vielen Betrieben immer noch nicht aus, um schwarze Zahlen zu erzielen.
- Die GW-Bewertung wird immer komplexer, bei z.B. bis zu 500 Steuergeräten im Auto ist eine erweiterte Fahrzeuguntersuchung zwingend notwendig, um Verluste zu vermeiden. Der Zeitbedarf dafür liegt bei ca. 45 Minuten pro Fahrzeug.
- Das Sortiments- und Standzeitmanagement ist die Königsdisziplin im GW-Geschäft. Das Rad dreht sich immer schneller – wir sprechen heute von der 20/40/60-Tage-Regel. Ab 60 Tage Standzeit wird bei den meisten Autos kein Ertrag mehr erzielt.
- Die Schnittstelle Verkauf und Service muss im Autohaus enger zueinander geführt werden. Teamwork ist gefragt!
- Aus steuerlicher Sicht gibt es noch viel Verbesserungspotenzial. Die Rechtsprechung ist nicht nur komplex, sondern teilweise auch irreführend.
- Basel III wirft seine Schatten voraus. Die Kreditprüfung der Banken wird auch die mittelfristige Planung und die Geschäftsstrategie mit einschließen. Mit einer Verteuerung der Zinsen und Kosten muss gerechnet werden. Die Übergangsfrist für Basel III ist für 2019 angesetzt.
- Die Optimierung der Online-Angebote in Börsen wird weiter vorangetrieben. Es gibt mittlerweile neue Markt- und Wettbewerbsinformationstools, z.B. bei Mobile.de
- Die verkaufsfördernde GW-Präsentation am Platz darf nicht vernachlässigt werden. Die Kunst liegt darin, das Geschäft mit den Augen des Kunden zu sehen.
- Neue GW-Vertriebsformen sind in England, Frankreich und Spanien auszumachen. Hier einige Beispiele: www.reprise-illico.com, www.autoquake.com oder www.fordonline.co.uk. Der Online GW-Verkauf mit Auslieferung des Fahrzeuges bis vor die Haustüre nimmt Fahrt auf.
- Experten beweisen: 1.000 Euro mehr Bruttoertrag je Gebrauchtwagen sind möglich – 500 Euro davon intern durch bessere Bewertung und Kalkulation, 500 Euro extern über Werbung, Verkaufsförderung und aktiven Verkauf, einschließlich der Garantie-, Finanzierungs- und Versicherungsprodukte.
12. Oktober – Dienstag
Maserati-Lieferpraxis. Fiat, Lancia, Alfa, Ferrari, Maserati, sie alle sind unter dem gleichen Konzerndach zu Hause. Wen wundert es, wenn er auf eine Einheits(un)kultur trifft! Eine der Turiner Konzern-Vorgaben lautet: Durchziehen, von oben nach unten! Ohne eigene Verluste! Da liefert der Hersteller, hier Maserati Deutschland, dem Händler Neufahrzeuge und Teile, die der Händler gar nicht bestellt hat. Und das immer wieder, obwohl der Händler, das Autohaus Di Leonardo aus Solms, Maserati Deutschland immer wieder abgemahnt und eine Belieferung ausdrücklich untersagt hat. Eine friedliche Einigung mit dem Importeur war nicht möglich! Man staune, der Importeur entschuldigt sich für sein Verhalten, behielt aber dennoch seine absurde Lieferpraxis bei. Daraufhin kündigte der Händler fristlos seinen Vertrag. Jetzt holt Maserati endlich seine gelieferten Fahrzeuge ab – und fakturiert sie aber dennoch. Welch verdrehte Welt! Sie probieren es eben! Durchziehen! Der Händler, der hier die finanziellen Mittel nicht hat (Händler-Rechtsschutzversicherung (!), um vor Gericht anzutreten, muss einmal mehr klein beigeben. Das Landgericht Frankfurt sieht die Händlerkündigung als berechtigt an. Ebenso wies das Gericht die Forderungen des Importeurs gegen den Händler zurück. Was macht Maserati? Man legt beim Oberlandesgericht Berufung ein. Klar, der Importeur möchte sich zum Fall nicht äußern. Was – außer Peinlichkeiten – sollte er auch einräumen. Man zieht das in der nächsten Ebene durch. Anweisung aus Turin! Vielleicht sitzt da ein Richter, der dafür höhere Breitengrade in sich trägt. Mit Partnerschaft hat das alles nichts zu tun. Ebenso wenig mit jeglichem Premiumanspruch von Maserati. Es gibt einfach Dinge, die tut man bei solider Betrachtung nicht.
Ich wurde in dieser Woche mit einem Fall konfrontiert, in dem die Hersteller- und Leasingbank mit einem Händler übles Schauspiel treiben. Es sind die so genannten Manager auf der Arbeitsebene. Das kriegen die oben in der Vorstandsspitze gar nicht mit, auch wenn hier ein Stockwerk tiefer Millionenbeträge unsolide in den Sand gesetzt werden.
Das Beispiel ist mir weiterer Beleg dafür, dass eigentlich kein Automobilhersteller im Umgang mit seiner Vertriebsorganisation mit der eigenen Bank agieren dürfte. Die Werksbanker wie die Werksvertriebler behaupten immer wieder, dass sie eine strenge Trennung zwischen ihren Bereichen hätten. Es ist die blanke Lüge! Im vorliegenden Fall soll der Händler ganz gezielt in die Insolvenz getrieben werden und er weiß nicht einmal warum? Man sperrt ihm einfach die Mittel. Bis er sein Recht auf liquide Mittel, das vertraglich vereinbart ist, vor Gericht durchgesetzt hat, ist er längst tot. Der Hersteller setzt aber Millionenbeträge in den Sand. Da spielt dann Geld keine Rolle. Das ist alles andere als "anständiges Wirtschaften". Dieser Fall zeigt noch etwas: Dem einen Händler wird geholfen, den anderen lässt man gnadenlos fallen. Willkür pur! Vasallenpartnerschaft! Die Bombe tickt, das sei den betroffenen Herren ins Stammbuch geschrieben.
13. Oktober – Mittwoch
Google – das Roboterauto. Nicht die Automobilhersteller, nein, Google tritt diese Woche mit der Ankündigung auf, dass das allein fahrende Automobil bis 2018 Realität sei. Was künstliche Intelligenz vermag! Zum Leidwesen aggressiver Autofahrer. Auch diese Technologie wird die Branche verändern. Computer fahren spritsparender als Menschen. Die Zahl der Unfälle wird sinken. Die Fahrzeuge können leichtgewichtiger gebaut werden. Die Zukunft: Man bestellt ein Taxi. Vorgefahren kommt ein Auto ohne Fahrer! Natürlich sind hier noch viele Einzelfragen zu lösen. Wer trägt die Schuld bei einem Unfall? Der Besitzer des Fahrzeuges oder der Hersteller der Computer-Software? Über diesen neuen Weg soll weltweit die Zahl der 1,2 Millionen Unfalltoten pro Jahr deutlich gesenkt werden. Wann treten die Hersteller in diese Pedale? Ob das die Dinos überhaupt schaffen?
14. Oktober – Donnerstag
Bewerbereignungstest 2010. Am 9. Oktober 2010 führten die sieben bayerischen Kfz-Innungen einen kostenlosen Bewerbereignungstest für das Berufsbild "Kfz-Mechatroniker" durch. Nahezu 1.300 Schülerinnen und Schüler aus Haupt-, Real- und Wirtschaftsschulen konnten ihre Fähigkeiten für den Mechatroniker an 24 Standorten in Bayern testen. Der Präsident des Landesverbandes Bayern, Klaus-Dieter Breitschwert (MdL): "Die technische Komplexität der Zukunft fordert von uns die besten Auszubildenden. Und genau das können wir im Rahmen dieser Teste unserem Nachwuchs eindringlich vermitteln." Das Kfz-Gewerbe im Freistaat stellt 17.000 Ausbildungsplätze in technischen und kaufmännischen Berufen zur Verfügung.
15. Oktober – Freitag
Zum Tode von Eberhard Schön. Es gibt sie immer wieder, Nachrichten, die einen den Alltag unterbrechen lassen. Man hält inne. Ich habe die Todesnachricht von Eberhard Schön diese Woche zufällig erfahren. Sie hat mich sehr betroffen gemacht. Es gibt für mich im Bereich der Kfz-Versicherung ein unvergessliches Trio, das die Kfz-Versicherung im Autohaus quasi missionarisch betrieb und salonfähig machte: Konrad Falk – Eberhard Schön – Hermann Haas. Auch wenn Eberhard Schön schon seit der Gründung des Techno Versicherungsdiensts dort seit 1972 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2000 aktiv war, so datiert meine Zusammenarbeit mit ihm aus der Gründung der Garanta Versicherungs-AG 1984 ff.
Dieses wunderbare Trio spielte seine Versicherungsmusik so gut, dass daraus das Fundament für den grandiosen Erfolg der Nürnberger im Autohaus-Kfz-Versicherungsgeschäft erwuchs. Sie zogen mit ihrer Botschaft übers Land, von Innungsversammlung zu Innungsversammlung. Sie wirkten und bewirkten. Aber auch immer über ihre Persönlichkeit! Man kaufte ihnen die Botschaft ab, weil sie diese glaubwürdig vorlebten.
Eberhard Schön nahm mich dabei immer mal wieder zur Seite und zeigte mir damals als jungem Chefredakteur von AUTOHAUS Zusammenhänge auf. Er tat dies mit großer Geduld und mit großem Wohlwollen. Er hatte außer seinem einnehmenden, sympathischen Wesen für mich etwas Beispielgebendes, das ich immer mit seiner Person verbinden werde: Er machte einem bei jeder Begegnung Mut. Als "Nürnberger" steckte er einem jedes Jahr auf der Techno-Warenbörse im November die erste Lebkuchendose in die Tasche. Und das kombinierte er Jahr um Jahr mit einer persönlichen Botschaft. Ja, er war in jeglicher Form ein wunderbarer Begleiter, eine Perle. Mit zunehmendem Alter muss man ja mehr und mehr von seinen Erinnerungen leben. Die wahren Christen verbinden mit ihrem Glauben die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Eberhard, es wäre zu schön!
Spruch der Woche:
"Der Nutzen der Futurologie liegt nicht in der Präzision ihrer Prognosen, sondern in der Bewusstmachung der Probleme." (Hermann Kahn)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Dieter M. Hölzel