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HB ohne Filter vom 17. Oktober 2008

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Datum:
17.10.2008

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Heute mit den Themen: Das Fass ohne Boden!, VW-Börsenkurs, Wer profitiert in der Branche von der Finanzkrise?, MB-Händlerzufriedenheit und Der Verbrauch entscheidet.



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13. Oktober – Montag



Das Fass ohne Boden! Der "Schwarze Freitag", 10. Oktober 2008, wird noch lange nachwirken. Ob künftig die Vernunft siegen wird? Meinte unser Alt-Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog, inzwischen Bewohner der Götz-von-Berlichingen-Burg zu Jagsthausen: "Ich kenne sehr viele Banker, denen ich nichts mehr glaube. Und ich kenne sehr viele Banker, denen ich nach wie vor mein Geld bedenkenlos anvertrauen kann." Die Situation in der "Finanzindustrie" gleicht der Autobahn Würzburg-Frankfurt, an der es keinerlei Sprit mehr gibt. Selbst das Biebelrieder Dreieck ist trockengelegt. Auch für Formel I-Fahrer.



Da sollte man nun weniger die Autofahrer beschimpfen als vielmehr die Banker an ihre Tankstellen-Funktionen erinnern. Sprit braucht die Wirtschaft. Die Bankster stecken vielfach ihre Köpfe immer noch in den Sand. Die Ackermänner & Co. fordern von ihren Kunden lieber noch höhere Sicherheiten und höhere Zinsen. Soll ein Übergreifen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft verhindert werden, müssen die stabilen Firmen ihre Geschäfte wie vor dem Bankencrash betreiben können. Die Bankster sollten jetzt mal zeigen, dass ihn ihnen mehr steckt als Gier und Risikobereitschaft in guten Zeiten.



Politische Auswirkung



Nach dem Offenbarungseid der Finanzelite stellt sich die Frage, wie sich die Finanzkrise 2009 auf das Kanzleramt auswirken wird. Welche Partei profitiert davon? Für Angela Merkel wird die Finanzkrise zur Nagelprobe. Der Ordoliberale Guido Westerwelle ist ganz ruhig. Ist neoliberales Gedankengut out? Neue Fragen stellen sich: Wie frei sollte ein freier Markt sein? Kommt es zur Begrenzung von Managergehältern und Abfindungen? Wie sieht die Verschärfung der Bankenaufsicht aus? Gibt es künftig den TÜV für Finanzprodukte? Wie lange hält der Staat die Hand auf den Banken? Geht die Last aus der Bankenkrise zu Lasten der Schulen und Unis? Spätestens bei den politischen Lösungen zu diesen Fragen wird politisch abgerechnet!



14. Oktober – Dienstag



VW-Börsenkurs. Die Logik ist bei Betreten des Börsensaales an der Garderobe abzugeben. Verrückt, dass VW fast dreimal so viel wert ist wie BMW und Daimler. Der Kurs von Daimler ist innerhalb eines Jahres von 80 auf 20 Euro eingebrochen, der von BMW von 48 unter die 20er-Marke. Der VW-Kurs schoss von 180 auf 452 Euro in der Spitze. Eigentlich sollte die Kursentwicklung sich nach Angebot und Nachfrage orientieren. Die wirtschaftliche Differenz zwischen den drei Firmen ist keineswegs so groß wie deren Börsenwertdiskrepanzen das ausweisen. Am plausibelsten ist wohl die Erklärung der aus dem Ruder gelaufene Derivatedeals im Zusammenhang mit den Optionsgeschäften von VW-Großaktionär Porsche. Wie sieht das geniale Konstrukt aus, das Porsche-Chef Wiedeking und Finanzchef Härter gestrickt haben. Aber bitte, wenn Porsche der Gewinner ist, muss es auch Verlierer geben. Ob Porsche da am Ende die Zeche nicht selber zahlen muss?



15. Oktober – Mittwoch



Wer profitiert in der Branche von der Finanzkrise? Spricht man mit den Autobanken, so wird dort die Aussage getroffen, dass ihre Geschäfte von der Finanzkrise nicht betroffen seien. Es handle sich um ein klassisches Kreditgeschäft, dem eine Bonitätsprüfung vorausging. Das Ausfallrisiko liegt bei den Autobanken unterhalb von einem Prozent! Maßgebliche Voraussetzung für die Kreditvergabe sind regelmäßige Einkünfte des Kunden. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Auch die vereinbarten Zinsen, die Laufzeit und die Ratenhöhe werden vereinbarungsgemäß durchgehalten. Die Autobanken sind gerade bei der gegenwärtigen Kaufzurückhaltung angehalten, attraktive Angebote abzugeben.



Wie der Kunde von der Krise profitiert, zeigt der künftige Universitätsprofessor Ferdinand Dudenhöffer in der "Bild"-Zeitung vom 14. Oktober auf. Der Wirtschaftsprofessor: "Heute kann der Verbraucher bereits durchschnittlich 16 Prozent sparen. Bis zum Jahresende werden die Rabatte bei Neuwagen bis zu zwei Prozent steigen. Bei Gebrauchtwagen wird der Wertverfall noch größer. Dort ist ein Preisverfall von zusätzlichen fünf bis acht Prozent zu erwarten." Dudenhöffer weiß dann auch für 2009, dass ganze Werke dichtgemacht werden müssen. 2009 könnten bis zu 20.000 Autojobs gestrichen werden. Fehlt noch zum absoluten Propheten, dass Herr Dudenhöffer die Marke und den konkreten Standort benennt. Diese Erkenntnis verkauft er dann sicherlich für teueres Geld als wissenschaftliche Analyse.



16. Oktober – Donnerstag



MB-Händlerzufriedenheit. Worin liegt der höchste Zufriedenheitsmaßstab für einen Automobilhändler? In der Höhe der erzielten Rendite. Bis Ende September 2008 lag die Gesamtrendite der Branche bei 0,2 Prozent. Faktum ist, dass derzeit auch gute Händler unter die Räder kommen. Sprich, diverse Händler haben auf ihre Verluste keine unmittelbare Einwirkungsmöglichkeiten mehr. Wenn dem so ist, müssen wir von einer Branchenstrukturkrise sprechen. Die laufenden Geschäftsmodelle stimmen nicht mehr.



Ich habe vor einer Woche an dieser Stelle vorgestellt, welche monetären Unterstützungsleistungen seitens des VW-Konzerns geleistet werden. Diese Woche wird die "Automotive News Europe" zitiert, wonach Volkswagen nur noch jene Händler behalten wird, die mindestens 1.000 bis 1.200 Einheiten verkaufen. Das würde heißen, dass es nur noch Händler in Städten von 50.000 und mehr Einwohnern geben würde. Das wird aber bei Gott nicht die Lösung von Konzernvertriebschef Detlef Wittig sein. Dazu weiß er zuviel darüber, wie der VW-Hase auf dem Lande läuft. Ob Volkswagen den Mut hat, auf das Agentensystem mit Restprovisionswirkung umzusteigen? Es wäre unter den gegebenen Verhältnissen die wirkungsvollste Vertriebsachsensteuerung. Auch unter wettbewerblicher Intrabrand-Sicht.



Nach Volkswagen hat heute Mercedes-Benz als zweiter Hersteller eine große Tür via Handel aufgestoßen. Offensichtlich hat die MBVD wie die Konzernzentrale grundsätzliches Einsehen in die vom MB-Vertreterausschuss vorgetragenen Anmerkungen zum aktuellen Marktgeschehen. Mit den zugesagten Leistungsentgelten in Sachen Vorführwagenunterstützung, Investitionsbonus, Loyalitätsbonus bei der Bank u.a. wird eine spürbare Verbesserung der Renditesituation im Neuwagen-Pkw-Geschäft erreicht. Schaut man über den Zaun zu anderen Marken, so wird dort geredet, verhandelt, hingehalten. Das reicht nicht. Die ewigen Zauderer mögen endlich Taten sehen lassen. Wirksam, auf den Händlerkonten! Volkswagen und Mercedes machen es positiv vor!



Das Negativbeispiel sei an Alfa Romeo kurz dargestellt. Da bricht deren Markt in Deutschland im laufenden Jahr um über 40 Prozent ein. Mit dem ersten Kleinwagen der Marke namens MiTo weckt man hohe Erwartungen. Schließlich soll der die Front via Mini, Polo & Co. öffnen. Studiert man nun das aktuelle fünfseitige Vertriebsunterstützungsprogramm von Alfa, übermannt einen das große Kopfschütteln. Grundsätzlich wird jegliche Unterstützung von der vollständigen Umsetzung der Innen- und Außen-CI bis spätestens 31. Dezember 2008 abhängig gemacht. Als würde sich diese Investition in zusätzlichen Stückzahlen umsetzen? Es wird vielmehr die Kostenbelastung des Händlers nach oben getrieben.



Ferner sind ganz stringente Lagerwagen- und Vorführwagen-Standards gesetzt. Bitte, verkaufte Lager- oder Vorführwagen sind sofort zu ersetzen. Wie könnte es auch anders sein, der neue MiTo zählt nicht zur Zielerreichung und wird auch nicht prämiert. Mögliche Einführungserfolge durch das neue Produkt werden zu eigenen Gunsten abgeschöpft. Es geht weiter: Alle Fahrzeuge, die älter als 270 Tage ab Faktura sind, dürfen sich nicht unzugelassen im Händlerlager befinden. Ein hoffnungsloses und wenig ermutigendes Unterfangen für jeden engagierten Alfa-Händler. Da macht mal wieder einer die Rechnung ohne den Wirt.



17. Oktober – Freitag



Der Verbrauch entscheidet. Wenn gegenwärtig Smart mit dem Berliner Testversuch oder gar Porsche mit Elektrofahrzeug-Ankündigungen aufwarten, dann hat das mehr marketingtechnische Bewandtnis als praktische Bedeutung. Die zentrale Frage muss lauten, wie weit man pro Batterieladung fahren kann? Wer beispielsweise mit einer Batterieladung 250 Kilometer weit kommen möchte, müsste gegenwärtig dafür einen Mehrpreis von 30.000 Euro akzeptieren. Schaut man die Realität an, so ist die Mehrheit der Autofahrer derzeit nicht bereit, einen Mehrpreis für emissionsarme Fahrzeuge von mehr als 1.000 bis 2.000 Euro zu bezahlen. Wäre es deshalb empfehlenswert, die Fahrzeuge zu subventionieren? In Mailand erhält ein Hybrid-Taxi einen Zuschuss von 7.000 Euro. Anders gelingt der alternative Umbau (noch) nicht. Es wäre aber wünschenswert, dass hier dem Autofahrer nicht Illusionen, sondern Realitäten eingeschenkt werden.



Unter ökonomischen Betrachtungen wird auch die nächsten zwanzig (?) Jahre der Verbrennungsmotor in seiner Optimierung vorne stehen. Das Motoren-Downsizing ist eine der Lösungen. Ein Sechszylinder-Motor ersetzt den Achtzylinder. Er leistet dennoch mehr und verbraucht weniger. Der Druck nach sparsameren Motoren ist die Ursache für kleine Motoren. Kleinere Motoren sparen außerdem Gewicht. Das Downsizing muss sich keineswegs nur in Form kleinerer Fahrzeuge, sondern vor allem in der Motoreneffizienz abspielen. Und bis Wasserstoff über die herkömmlichen Motoren oder über die Brennstoffzelle den automobilen Antrieb im Alltag bewirkt, wird es noch lange dauern.



Schließlich ist das abhängig von der politischen Weichenstellung sowie der Preisentwicklung im Energiesektor. Fazit: Auf die Effizienz des Motors und des Getriebes. Und eine ehrliche, offene, realitätsbezogene Aufklärung der Verbraucher!



Spruch der Woche:



"Es gibt vier Arten: kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen.



Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab.


Die nächsten sind dumm und faul; die machen in jeder Armee 90 Prozent aus und sind für Routineaufgaben geeignet.



Wer klug und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit.



Hüten muss man sich vor dem, der dumm und fleißig ist; Dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten." (General Kurt von Hammerstein-Equord)



Mit meinen besten Grüßen und Wünschen



Ihr


Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE

KDB

20.10.2008 - 11:05 Uhr

Dudenhöffer? Ist das nicht jener z. T. daimleralimentierte „Experte“, der seine Expertise im vergangenen Herbst u. a. damit belegte, dass er z. B. in der "Zeit" feststellte, eine CO2-basierte Kfz-Steuer käme für Deutschland nicht in Frage, weil wir dann in der EU eine Alleinstellung hätten – dabei leider außer acht lassend, dass Spanien und Großbritannien schon seit vielen Jahren rein CO2-basierte Kfz-Steuermodelle haben. Na, wenn Professor D. jetzt weiteren Abschwung prognostiziert, sind die Hersteller vielleicht gut beraten, mit den Betriebsräten schon mal über Sonderschichten zu verhandeln. Man weiß ja nie, und schon der Physik-Nobelpreisträger Niels Bohr wusste: "Prognosen sind schwierig. Vor allem, wenn es um die Zukunft geht."


Dr. Paul Schäfer

20.10.2008 - 11:45 Uhr

Die Frage, warum im Mercedes-Vertrieb gehandelt wird, während bei den meisten Wettbewerbern noch gezaudert wird, läßt sich ganz einfach beantworten: Den Unterschied macht der Gales-Effekt, der im letzten Quartal 2004 und im ganzen Jahr 2005 seine segensreiche Wirkung im Opel-Vertrieb bewirkte. Nun wirkt er bei Mercedes.


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