HB ohne Filter vom 19. Juni 2009
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Heute zu den Themen: Die "größten" Handelsgruppen, Werbeauftritt, Restwertrisiko aus Leasingverträgen, AUTOHAUS-Strategietag, Marion Johl zum 60. Geburtstag.
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15. Juni - Montag
Die "größten" Handelsgruppen. Wer die Liste der 50 größten Handelshäuser durchgeht, stellt sich bei aller Größe die Frage, weshalb die Mengenprofis so gut wie nichts, einige gar nichts verdienen und etliche nur über gezielte Herstellerspritzen noch am Leben sind. Das Beispiel der Kroymans-Insolvenz ließ grundsätzlich aufhorchen, zumal über die wahren Finalgründe nichts an die Öffentlichkeit kommt. Man stelle sich bei manchen dieser Handelsriesen vor, wenn erst die eigentlichen Macher von Bord gehen. Es ist natürlich leicht zu sagen, dass es den Händlergruppen an einer langfristigen Marken- und Standortstrategie mangele. Nein, sie haben sich bis heute nicht emanzipiert. Wo bleiben die Gruppen, die ihre eigenen Autos nach eigenen Vorstellungen bauen lassen und vermarkten – in China, in Indien? Wo bleiben die internationalen Handelsgruppen, die eine Losgröße von 20.000 Einheiten heute von dem, morgen vom anderen Hersteller einkaufen und vermarkten? Wo bleiben die Handelsgruppen, die ihre eigene Bank aufbauen? Wo bleiben die Handelsgruppen, die ihre eigene IT-Welt überfabrikatlich professionell gestalten? Wo bleiben jene Handelsgruppen, die ihre eigene systematisch Handelsmarke zelebrieren? Wo bleiben jene Handelsgruppen, die ihren eigenen Nachwuchs hochziehen und professionell qualifizieren? Nein, auch die Großen hängen bei aller Größe nach wie vor am Tropf der Marke und lassen sich über das süße Gift individueller Vergünstigungen der Hersteller einfangen. Klar: Gäbe es eine Liste der Großen, die deren Gewinne ausweisen würde, es wäre die Ernüchterung pur. Ertrag geht vor Menge. Wenn selbst 70 Prozent der großen Händler schon darben, dann sind sie entweder überflüssig oder das System stimmt nicht mehr.
16. Juni - Dienstag
Werbeauftritt. Gegenwärtig bilden in den Anzeigenblätter der neue Lexus Hybrid RX 450, der Peugeot 3008 sowie der neue Mazda 3 die auffälligsten Auslobungen. Ansonsten dominiert weiter die Abwrackprämie. Bei VW und Opel werden die schärfsten Preishämmer aufgelegt. Da findet man neben der staatlichen Abwrackprämie die Opel- oder Volkswagen-Umweltprämie und man staune, ganz neu, eine Dankeschönprämie. Opel hat auch allen Grund, dankbar zu sein. Aber mit wessen Geld? Was 1,5 Milliarden Euro Staatsknete im Hintergrund ausmachen?! Die gesamten Prämien bilden dann die Monstersumme von 7.500 Euro. Auffallend, wie sich da Ford oder Mercedes beispielsweise bei der A-Klasse zurückhalten.
17. Juni - Mittwoch
Restwertrisiko aus Leasingverträgen. Leider ist vom ZDK aus Bonn immer noch nichts zu vernehmen, bis wann man gedenkt, in Sachen Restwertrisiko aus Leasingverträgen die juristische Beurteilung vorzulegen, obwohl die Hütte von BMW bis zu VW in dieser Frage brennt. Wo bleibt der Druck der Markenverbände?! Woche für Woche kommen gerade deshalb Insolvenzmeldungen auf den Tisch. Die zentrale Frage lautet, wer das Restwertrisiko zu tragen hat. Es seit betont, dass freie Leasinggesellschaften den Vertragspartnern dazu ein Wahlrecht einräumen. Sprich, die Leasinggesellschaften übernehmen das Restwertrisiko. Das ist die faire Machart. Mir sind Fälle bekannt – dem ZDK gleichermaßen –, in denen Händler in Sachen Restwertrisiko gegen ihren Hersteller/Importeur klagen. Man staune, man einigt sich jeweils – ohne Richter – gütlich. Der Hersteller bezahlt! Das heißt, die Hersteller wissen ganz genau, welche Probleme sie vor Gericht mit ihrer Vorgehensweise haben. Wer als Händler juristisch nichts tut, bekommt nichts. Es ist höchste Eile geboten!
18. Juni – Donnerstag
AUTOHAUS-Strategietag. Auf dem 8. AUTOHAUS-Strategietag in Hannover wurden seitens der Referenten gewichtige Aussagen getroffen. Das Wichtigste in Kurzform:
1. Der Gebrauchtwagenmarkt wird wieder erster Markt werden.
2. Der Gebrauchtwagen-Wertberichtigungsbedarf wird 2009 im Automobilhandel zwischen 35 und 40 Milliarden Euro liegen.
3. Die Zusammenarbeit Handel - Hersteller bedarf anderer, neuer Spielregeln inklusive neuer Margensysteme.
4. In gesättigten Märkten liegt die eigentliche Wachstumschance im qualitativen Wachstum, im Ausschöpfen gegebener Möglichkeiten.
5. Es geht nicht um mehr Menge, sondern primär um Ertrag.
6. Die Kunden wünschen eine Handelskultur. Diese beinhaltet mehr Kooperation, Humor, Emotion.
7. 2009 werden wir voraussichtlich 3,6 Millionen Neuwagen schreiben, 2010 2,8 Millionen.
8. Die Besitzumschreibungen werden 2009 bei 5,759 Millionen liegen und 2010 bei 5,683 Millionen.
9. Zum Jahresende wird die Abwrackprämie abschließende Belebung zeitigen.
10. Herstellerbanken sind auch Banken.
11. Im Internet erhält die Möglichkeit zur Interaktion für den Kunden neue Dialogformen (Web 1.0 und Web. 2.0).
12. Die GW-Garantie wird nicht nur bei MB auf 2 Jahre angelegt werden.
13. Beim GW-Verkauf ist es sinnvoll die Garantie mit der Finanzierung zu koppeln.
14. Bei den Fahrzeugangaben im Internet sollte man Wichtiges von Unwichtigem trennen. Weniger ist mehr!
15. Internet führt zu einer Verlagerung der Werbeausgaben.
16. Die wahren Bezugsquellen von Neufahrzeugen für den freien Handel bleiben weiterhin bestgehütetes Geheimnis.
19. Juni - Freitag
Marion Johl zum 60. Geburtstag. Die bekannteste Managerin im Automobil-Gewerbe feiert einen großen Ehrentag. Marion Johl, die Generalbevollmächtigte der Santander Consumer Bank AG feiert ihren 60. Geburtstag. Bitte, seit 1971 wirkt sie in der Branche! Den Start legte die Hamburgerin bei der AKB-Bank zu Köln. Dort spielte sie im Führungstrio Hentrei – Malso – Johl quasi jene Musik, die die AKB-Bank zur führenden Auto-Spezialbank Deutschlands machte. Auch sie gehört zu jener Spezies, die in der Welt Financial-Services viele innovative Beiträge leistete. Darunter viele menschliche! Ihre Haarfarbe wurde über all die Jahre über die Publikationen in den Fachmedien zu ihrem unverkennbaren Markenzeichen. Jeder kennt sie sofort unter dem Kürzel "Die Blonde!" Das hat aber ganz dominant mit ihrem kommunikativen Geschick zu tun. Warum? Sie ist stets auf dem Weg zu ihren Kunden. Sie betreut die Key Accounts. Immer unterwegs, immer auf dem Handy erreichbar. Dabei gefällt immer ihr sehr sympathischer Umgangsstil. Stets gut drauf, fröhlich, verständig, hell wach, sehr großzügig, herzlich, aufgeschlossen, einfach liebenswert. Marion Johl ist immer von einer großen Dienstleistungskultur getragen und darin ein Vorbild! Die AKB trug einst blaue Identity. Das wechselte dann bei der CC-Bank in hoffnungsträchtiges Grün, bis abermals ein roter Farbwechsel die neue spanische Heimat ankündigte. Auch derartige Kulturwechsel müssen integriert und umgesetzt werden. AUTOHAUS sagt von Herzen Danke für das jahrelange sehr positive Zusammenwirken und wünscht der Jubilarin noch viele weitere erfolgreiche Branchenjahre. Wir dürfen uns an ihrem Wissen, Können und großartigen Wirken noch lange erfreuen. Ganz herzliche Gratulation!
Spruch der Woche:
"Ich war immer stolz, ein Porschefahrer zu sein. Wenn Porsche bei der Staatsbank KfW 1,75 Milliarden Euro Kredit beantragt, obwohl die Eignerfamilien Porsche-Piech den Finanzfehlbetrag aus der Portokasse egalisieren könnten, dann ist mir dieser Stolz genommen. Auf den Emir in Zuffenhausen. Ein schwäbischer Kulturschock."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Striker
Erwin Tischler
Thorsten Podlech