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"HB ohne Filter" vom 20. April 2007

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Datum:
20.04.2007

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Heute mit den Themen: IT-Management im Autohaus, Auto-Mogul Piëch – 70 Jahre, DaimlerChrysler-HV, Glos-Steuersenkungseffekt, Innungsskandal Freiburg

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16. April 2007

IT-Management im Autohaus. Heute trafen sich auf der AMI zu Leipzig namhafte DMS-Anbieter zum AUTOHAUS-IT-Forum. Hier die wichtigsten Aussagen in Thesenform:

1. Auch die IT-Branche unterliegt einem Konzentrationsprozess. Dem Händler ist dabei am wichtigsten, dass er bei geänderten Eigentümerverhältnissen weiterhin dieselben IT-Ansprechpartner hat.
2. Würde Morgen ein IT-Anbieter vom Markt verschwinden, würde – vereinfacht formuliert – ein verbleibender IT-Anbieter bei einer gewissen Zahl von Anwendern in die bestehenden Systeme einsteigen.
3. Die Zahl der Automobilhersteller bzw. Importeure, die von sich aus IT-Systeme für den Automobilhandel subventionieren, ist spürbar rückläufig. Händler wählen daher mehr und mehr freie Systeme. Die Betriebsberater der Hersteller sterben aus.
4. Die meisten Automobilhändler treffen ihre Entscheidung für ein neues IT-System weniger aus strategischen Überlegungen, sondern aus Leidensdruck.
5. Die heutigen IT-Systeme erfordern an jedem Arbeitsplatz individuelle "IT-Spezialisten". Es könnte dadurch der Output um weitere 40 Prozent optimiert werden. Das setzt eine viel höhere Schulungsbereitschaft voraus.
6. Der Begriff EDV/IT sollte durch Organisationsmanagement ersetzt werden. Nicht die IT-Technik, sondern die Optimierung der gesamten Prozessorganisation ist für das Autohaus qualitativ viel höher zu gewichten.
7. Handel und DMS-Anbieter sollten dem Hersteller vorgeben, was für die Bewältigung des Autohaus-Alltages an IT-Lösungen gebraucht wird und nicht umgekehrt. So verlagert der Hersteller Prozesse auf den Handel, die er selber nicht durchführen will. Jeder versucht nach wie vor "sein Süppchen" zu kochen, um den Händler zu binden. Der Hersteller will sich auch darüber differenzieren.
8. Der Mehrmarkenhandel ist heute (technisch) IT-mäßig lösbar. Ein Großteil der IT-Aufträge resultieren derzeit aus dem Bereich Mehrmarkenhandel.
9. Automobilhersteller fordern derzeit die Händler auf, die DMS-Anbieter in ihren Offerten preislich massiv zu drücken. Auch hier wird versucht, den "Dudenhöffer-Effekt" zum Einsatz zu bringen.
10. In den Preisofferten der IT-Anbieter sollte im Leistungsvergleich das Schulungsangebot sauber analysiert werden. Ein Prozent vom Gesamtumsatz für IT-Ausgaben ist das Minimum. Kleinere Händler stehen da heute bei vier Prozent.
11. Bevor neue Technologien integriert werden (VoIP - Netzwerkmanagement), sollten erst andere Baustellen geschlossen werden.

17. April – Dienstag

Auto-Mogul Piëch – 70 Jahre. Ferdinand Piëch, der diese Woche bis zu seinem 75. Geburtstag zum Aufsichtsrasvorsitzenden des VW-Konzerns gewählt wurde, wird auch in Zukunft hör- und sichtbare Zeichen setzen. Derzeit schmiedet er einen Weltkonzern zum Familienunternehmen, vergleichbar den Marken BMW, Ford, Fiat, Peugeot, oder Toyo(d)a. Darin liegt zugleich der große Unterschied zur Schrempp-Hybris der "Welt AG". Hier Familienunternehmen, dort angestelltes Managertum. Ein Jürgen Schrempp hätte unter Piëch keine zehn Jahre auf dem Chefsessel gesessen.

Ferdinand Piëch hat ohne Frage 1993, als er als Vorstandsvorsitzender nach Wolfsburg kam, den Konzern gerettet. Erstmals schrieb der Konzern in Folge echte schwarze Zahlen (Plattformstrategie). Gerade in automobiltechnischen Entwicklungen hat Piëch vielfach sein Technikgenie bewiesen. Manches davon führte allerdings auch zu Kostenrekorden (Quattro, rostfreie Karosserie, Sportwagen u.a.) Man wird sehen, was aus seinem Luxuswagensegment wird, in das er sich 1998 ff. eingekauft hat. Die Schattenfirmen und IG-Metall-Nuttenpraxis des Betriebsrates fielen ursächlich in seine Amtszeit. Von derartiger Vergangenheit möchte der Jubilar wenig wissen. So er das Alter seiner Mutter Luise erreichen wird, liegen da noch zwanzig farbige Jahre vor uns. Da wird er noch manche Figuren platzieren und seinem Ehrgeiz fröhnen, den VW-Konzern in der automobilen Weltspitze sichtbar nach vorne zu führen.

Wir werden weiter Freude an seinem Eigensinn haben und aber- und abermals feststellen, dass er wieder einmal gegen den Rest der Welt kämpft. Selbige Charakteristik gilt für "sein Schattenunternehmen" PIA in Salzburg. Schon unter seiner Wolfsburger Ägide hat er gerade über die Marke Skoda manches möglich gemacht. Die Porsche Holding in Salzburg macht pro Jahr elf Mrd. Euro Umsatz und ist damit umsatzstärker als der Sportwagenhersteller in Zuffenhausen. Über diese Achse wurden 2006 280 Mio. Euro Gewinn eingefahren. Die PIA agiert vor allem in Osteuropa als Importeur, aber auch im Retailgeschäft. In Polen hält man gar einen BMW-Stützpunkt. Ferdinand Piëch hat also nicht nur auf dem industriellen Flügel große Weichenstellungen herbeigeführt, sondern den Handelsflügel im Stillen, profitabel und hochprofessionell zu Europas größter Handelsgröße geführt. Man hat es bis heute im Hause Porsche-Piëch geschafft, nicht nur große Strategien anzugehen, sondern die Niederungen des operativen Alltags erfolgreich zu managen. Wer und was da menschlich alles auf der Strecke blieb, sei heute nicht das Thema.

Mein größter Wunsch zum Ehrentag des Auto-Mogul: Bringen Sie möglichst bald den Ein-Liter-Volkswagen, mit dem Sie schon vor fünf Jahren Ihre Abschlussaufwartung in Hamburg machten. Dieses Fahrzeug wäre für Volkswagen und Deutschland weltweit der größte Segen! Ein zweiter Wunsch: Die Kernmarke VW sollte nicht aufgrund der Luxusmarken und Seat weiter abrutschen. Ein dritter Wunsch: Bei einem monolitischen Koloss, der sich jegliche Gegenposition verbietet, ist der Vorteil, dass alle in die gleiche Richtung laufen. Der Nachteil ist, wenn alle in die falsche Richtung laufen. Auf das Glück der richtigen Richtung!

18. April – Mittwoch

DaimlerChrysler-HV. Konzernchef Dieter Zetsche hatte in der Hauptversammlung einen schwierigen Tag zu überstehen. Zu gerne hätte er bereits die Trennung von Daimler und Chrysler verkündet. So blieben strategische Aussagen für die Zukunft aus. Kommt die Trennung der beiden Konzerne, ist die Ära der Welt-AG von Schrempp-Kopper endgültig abgeschlossen. Zetsches Legitimation auf den Konzernvorstandsstuhl allerdings auch. Seine Chrysler-Sanierung ist gescheitert.

Das "Manager-Magazin" Nr. 4 stellt in seiner Titelgeschichte 20 Jahre strategische Irrfahrt und Managementfehler bei Mercedes zusammen. Hier ein paar Auszüge: "So reich war die Daimler-Benz AG, dass etwa 1983 das Zinsergebnis allein für eine Umsatzrendite von 3,3 Prozent genügte – und damit für eine höhere Marge als 2006 das gesamte Konzernergebnis vor Steuern." Daimler-Benz-Aufsichtsräte rechnen vor, dass die großen Kapitalvernichter Reuter und Schrempp zusammen zwischen 100 und 120 Mrd. Euro vergeudet haben. Die Reuter-Jahre kosteten allein 60 Mrd. Euro. Weiter: "Der Zweisitzer Fortwo und seine erfolglosen Brüder Roadster und Forfour häuften bislang satte acht Milliarden Euro Verlust an." "Gelingt der Verkauf von Chrysler, dann ist der Konzern wieder das, was er 1985 war." Fazit: Es ist ein automobiles Wunder, dass die Marke Mercedes das alles überstanden hat.

19. April – Donnerstag

Glos-Steuersenkungseffekt. Da schlägt der mittelstandsorientierte Bundeswirtschaftsminister für 2009 eine Steuersenkung vor und wird dafür politisch abgekanzelt. Laut Steuerschätzung wartet auf den Staat eine sensationelle Mehreinnahme zwischen 50 und 80 Mrd. Euro. Wer im Autohaus die Frage stellt, wo denn die Kunden bleiben, sollte den Hauptgrund zur Kenntnis nehmen. Der normalverdienenden Masse fehlt das verfügbare Einkommen. Es ist nicht nur die höhere Mehrwertsteuer. Der Strompreis steigt jetzt im sechsten Jahr in Folge. Wer Super- und Dieselpreise vergleicht, stellt hier höhere Preise fest. Die Kartoffelpreise sind gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent gestiegen, die Pommes um 15 Prozent. Warum kann man nicht die Hälfte der Steuermehreinnahmen in die Schuldentilgung stecken und die andere Hälfte an die Bürger zurückgeben, und zwar nicht 2009, sondern jetzt. Ein Drittes: Der Staat beansprucht für sich immer noch mehr als die Hälfte des Volkseinkommens für seine Zwecke. Das muss reduziert werden. Wie? Ausgaben reduzieren!

20. April – Freitag

Innungsskandal Freiburg. Nach Hamburg und Nürnberg kam jetzt der dritte große Kfz-Innungsskandal an die Öffentlichkeit. Wenn gar die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, dann muss sich da schon Substanzielles zugetragen haben. Vor Gericht stand nun der bisherige Innungsgeschäftsführer der Kfz-Innung Freiburg, Franz Tewes. An ihn sind in den Jahren 2001 bis 2005 Zahlungen in Höhe von 270.000 Euro geflossen, auf die er eigentlich keinen Anspruch hatte. Sprich, er hat seine Gehaltserhöhungen selbständig vorgenommen. Dafür wurde er jetzt zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt. 270.000 Euro vs. 3.000 Euro. Maßstäbe deutscher Richter! Der Richter machte allerdings den Innungsvorstand und den Obermeister zu Mitschuldigen. Ihnen wurde "blindes Vertrauen" vorgehalten. Oder anders: Weshalb hat sich hier nie einer für das Gehalt des Geschäftsführers interessiert?

Erst neue Vorstandsmitglieder insistierten und fanden heraus, dass der Innungsgeschäftsführer nicht 2.500 Euro Monatsgehalt kassierte, sondern sich 7.000 Euro genehmigte. Auf der letzten Innungsversammlung im März wurde die Insolvenz des Fördervereins der Innung mit einer Finanzspritze abgewendet, der Posten des Innungsobermeisters blieb unbesetzt. Der bisherige Obermeister Joachim Kandziorra trat nun von seinem Amt zurück und sprach über die gesamten Geschehnisse und Manipulationen des Geschäftsführers Tewes von der größten menschlichen Enttäuschung in seinem Leben.

Als ich vor einem Jahr anlässlich der Freiburger Automesse zum Vortrag geladen war und meinte, die Innung hätte sich soweit ja wieder gefangen, jetzt müsse nur noch der Kopf gewechselt werden, damit der Durchzug von unten nach oben wieder gelinge, packte mich Obermeister Kandziorra anschließend am Ärmel, zerrte mich auf die Seite und kanzelte mich alemannisch runter. Die Wahrheit des Ganzen ist, ein findiges Vorstandsmitglied hatte damals den größten Innungsskandal der Kfz-Geschichte, den in Hamburg, exklusiv in AUTOHAUS gelesen und daraufhin im Innungsvorstand den Antrag auf Überprüfung der Bücher durch einen Wirtschaftsprüfer gestellt. Dieser Antrag wurde stets versucht zu verhindern.

Heute ist klar warum. Schade, dass sich die Verantwortlichen selbst nach Klärung von doch erheblichen "Schweinereien" immer noch unschuldig fühlen und vehement an ihren Ämtern kleben. Peinlich! Man kann sicher sein, dass in der Freiburger Innung diverse weitere Vorgänge vor Gericht gar nicht zur Sprache kamen. Fazit: Ein glimpflicher Ausgang für Geschäftsführer Tewes, der mit seiner Kündigung zum 30. September 2006 einer fristlosen Entlassung zuvor kam. Er wird über den Vorstand hämisch lächeln.

Spruch der Woche:

"Eine Heirat geht ja furchtbar schnell, aber die Scheidung ist immer so zeitraubend." - Brigitte Bardot

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE

Dr. Paul Schäfer

24.04.2007 - 07:23 Uhr

Wenn das die Ergebnisse eines IT-Forums sind, wäre es wohl vernünftiger auf die Ausrichtung einer solchen Veranstaltung zu verzichten. Den Interessenten, die sich mit der Einführung eines neuen EDV-Systemes beschäftigen, den Eindruck zu vermitteln, es sei völlig egal, von welchem Anieter ein System eingeführt wird, da dieses auf jeden Fall im Falle des Ausscheidens des Anbieters von einem anderen unverändert weiter geführt und gepflegt wird, halte ich für grob fahrässig. Aus meiner Sicht ist es höchst gefährlich auf ein nicht vom Hersteller empfohlenes EDV-System umzustellen, da man dann im Falle des Auscheidens des Anbieters keinen mehr hat, an den man sich halten kann.


Erwin Tischler

01.05.2007 - 16:25 Uhr

Zum Feinstaub: Haben die Damen und Herren Politiker sich eigentlich mal Gedanken zum Thema "Grüne Welle" gemacht? Die funktionierte in den 60-er und 70-er Jahren doch ausgezeichnet. Auf den Hauptverkehrsadern der Großstädte wurde dem Autofahrer sogar angezeigt, bei welcher Geschwindigkeit ( 30, 40, 50, 60, 70 km/h ) er die nächste Ampel bei g r ü n erreicht! Da könnten wir Kraftstoff, CO 2, Rußpartikel, Brems- und Reifenabrieb und Nerven sparen! Wenn Autoindustrie, Handel und Autofahrer in die Pflicht genommen werden, sollte da nicht auch die Politik und die Verwaltung mal die grauen Zellen mobilisieren? Um den Verkehr flüssiger zu machen.


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