HB ohne Filter vom 21. Juni 2013

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21.06.2013Heute: Geely und Volvo, Die ATU-Malaise, Urlaubsinspektion, Sommerliches Zubehör, Peter Patzelt zum 70. Geburtstag.
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17. Juni Montag (60 Jahre Volksaufstand in der DDR)<br><br>Geely und Volvo - Kulturverbünde
Nach Torslanda in Schweden, Gent in Belgien erhielt Volvo nun ganz aktuell sein drittes und zugleich erstes Produktionswerk in China: in Chengdu! Geely hat Volvo 2010 von Ford übernommen. Das Luxussegment von Ford wurde damit zerschlagen, das Werk von Wolfgang Reitzle, dem ehemaligen BMW-Vorstand und Linde-Vorstandsvorsitzenden, zunichte gemacht. Volvos Schicksal hängt nun davon ab, ob Geely die Marke in China breit platzieren kann. Bis zum Jahre 2020 will Volvo jährlich einen Absatz von 800.000 Autos generieren. 2012 vermarktete Volvo 422.000 Stück und produzierte einen Verlust von 55 Millionen Euro. 2012 verkaufte Volvo in China ganze 40.000 Fahrzeuge. Im Vergleich: VW 2,8 Millionen.
Bei der Werkseröffnung in China machte Volvo- Eigentümer Li Schufu (49) deutlich, wer da was und wie zu sagen hat. Er ließ das Volvo-Chef Hakan Samuelson öffentlich spüren – wie damals Ferdinand Piëch bei MAN. In der Werkshalle von Chengdu sollen jährlich bis zu 120.000 Fahrzeuge vom Band rollen. Tatsache ist, dass da außer einigen Prototypen für die nächste Zeit nichts geht. Volvo fehlt offensichtlich die Produktionsgenehmigung der chinesischen Regierung. Darum wollte sich der Haupteigner Li Shufu persönlich kümmern. Die Hoffnungen auf den Produktionsstart sind nun auf Ende des Jahres angesetzt. Wir stellen fest: Machtkämpfe und Kulturkonflikte erschweren die Losung: "Volvo ist Volvo - Geely ist Geely!"
18. Juni – Dienstag<br><br>Die ATU-Malaise
ATU Auto-Teile-Unger – 2012 1,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz, 13.000 Mitarbeiter, mit 650 Betriebsstätten Deutschlands größte Werkstattkette, Hauptsitz in Weiden – gehört seit 2004 der großen amerikanischen Beteiligungsgesellschaft KKR. KKR bezahlte damals dem Finanzinvestor Doughty Hanson 1,45 Milliarden Euro. Daraus resultieren heute 609 Millionen Euro Verbindlichkeiten und ein Moody's "Ramsch-Rating" von Caa2. ATU hatte wie die gesamte Branche im ersten Quartal 2013 ein schwieriges Werkstattgeschäft, was natürlich auf die operative Befindlichkeit drückt. Die eigentliche Malaise von ATU liegt aber in den finanziellen Verpflichtungen. KKR übt sich nun schon seit neun Jahren darin, die Refinanzierung von ATU auf einen langfristigen Sockel zu stellen. Normalerweise hübschen diese Beteiligungsgesellschaften – von Müntefering „Heuschrecken“ genannt – "ihre Bräute" auf und verkaufen sie möglichst rasch zu höherem Preis. Einziges Ziel: Ertragsoptimierung! Wie soll das bei einer derartigen Schuldenlast von ATU gelingen? Steht da ein Notausstieg an? Oder wird KKR abermals eigenes Geld reinpumpen müssen? Eine normale "Inspektion" zum günstigsten Preis, wird das auf alle Fälle nicht. Wir werden mit Interesse verfolgen, wie das Phänomen günstigste Service-Preise auf der einen Seite bei umgekehrt großen Verlusten auf der anderen Seite auf Dauer erfolgreich darzustellen ist.

Trotz Malaise: Die Preisimage-Kampagne steht!
19. Juni – Mittwoch<br><br>Urlaubsinspektion
Das Autohaus garantiert Mobilität. Auch als Urlaubspaket? Bislang kultivieren wir hier vor allem die technische Urlaubsschiene, indem wir klassische Inspektionsarbeiten durchführen, vom Luftfilter über Motoröl bis zu Reifenprofil. Sollten wir unsere Blicke nicht deutlicher auf zusätzlich notwendige Versicherungspolicen legen, die der Urlauber braucht? Also nicht nur die Kfz-Versicherung, sondern ein Schutzbrief für Pannenhilfe, eine Reisegepäckversicherung gegen Diebstahl. Bestimmte Reiseländer schließen die Kaskoversicherung aus. Hier ist eine zusätzliche Police erforderlich. Wie sieht eine Auslandsreise-Krankenversicherung aus? Was, wenn der Rechtsanwalt im Falle eines Unfalls nur italienisch spricht? Die Rechtsschutzversicherung garantiert den deutschsprachigen Anwalt. Welche Versicherungsgesellschaft schnürt speziell für den Automobilhandel ein Gesamtpaket, so eine Art "Handel- und Handwerk im Urlaub", die sich als wirkungsvolles Kundenbindungspaket verkaufen lässt?
20. Juni – Donnerstag<br><br>Sommerliches Zubehör im Autohaus
Bei allen Leistungsträgern im Autohaus ob Neu- oder Gebrauchtwagen, Teile und Service gilt: Die Erfolge werden von Menschen "produziert". Das gilt auch für die Zubehörprodukte. Wie werden sie wo im Autohaus präsentiert, wie saisonspezifisch in den Vordergrund gerückt? Wie werden die Kunden gezielt darauf angesprochen?
Jeder Autofahrer braucht, nachdem jetzt endlich in der Republik mit 37 Grad die Sonne strahlt: Insektenentferner. Dieses Gerotze aus Eiweiß und Chitinpanzern klebt wie Uhu auf dem Autolack. Man braucht Spezialputzmittel, um hier dauerhaften Lackschaden zu vermeiden. Jedem zweiten Autofahrer wird man eine Flasche mit Überzeugung verkaufen können.
Die Spezialofferte: Insektenentferner!
Selbstredend, dass bei jedem Fahrzeug – gerade zu dieser Jahreszeit – zumindest ein Klimaanlagencheck offeriert wird. Hierbei geht es um eine Funktions- und Leistungsprüfung der Anlage. Also, Sichtprüfung aller Komponenten, Düsenaustrittstemperatur, Messen der Betriebsdrücke. Preis: 20 bis 25 Euro. Eine regelmäßige Wartung sollte mindestens alle drei Jahre stattfinden. Bei der Wartung werden dann das richtige Kältemittel aufgefüllt, Feuchtigkeit entfernt, die Dichtigkeit überprüft. Da ist der Kunde mit 80 bis 90 Euro dabei. Muss der Wärmetauscher gewechselt werden, kostet das zwischen 35 und 45 Euro extra. Für den Pollenfilter bis 20 Euro. Fazit: Ohne regelmäßige Wartung keine frische Luft im Fahrzeug! Stattdessen Mief und lauwarme Luft aus den Lüftungsdüsen.

Die Spezialofferte von ATU in Sachen Klimaanlagencheck
Gut sieben Millionen Urlauber nehmen ihr Fahrrad mit in den Urlaub. Da gehören Fahrradträger für die Anhängerkupplung (Kupplungsträger), auch für eBikes, zum beliebten Zubehör. Was machen wir daraus? Die führenden Hersteller sind: www.Thule.com, www.übler.com, www.atera.de, www.bosal.de, www.akh-preisbrecher.de. Natürlich kann man nicht alle Träger im Autohaus vorrätig haben. Aber deren Kataloge. Und da gibt es eben Systeme, bei denen eine Person ausreicht, um den Träger auf die Kupplung zu heben. Ganze 14 kg Eigengewicht.
Zur Grillsaison gibt es von VW "Gewürz-Ketchup". Das ist eine Spezialität aus der "AutoCity" in Wolfsburg. Die Autoabholer können sich dort im Restaurant spezielle Bratwürste kommen lassen. Die Besucher fragten immer wieder nach, wo es denn dieses spezielle Gewürz zu kaufen gibt? Beim VW- Händler, ausgestattet mit einer Original-Teilenummern. Wunderbar!

Gewürz-Ketchup!

Bei den "Mini"-Händlern ist die spezielle "Mini"-Tasche der absolute Zubehör-Hit.
21. Juni – Freitag<br><br>Dem Branchenpionier Peter Patzelt zum 70. Geburtstag
Noch gibt sie es in Deutschland nicht, die "Hall of Fame", die würdige Stätte, in der Pioniere mit mächtigen Büsten geehrt werden. Reflektierend, was Branchenpersönlichkeiten zum Nutzen der Automobilwirtschaft und des Automobilhandels beigetragen haben: PPP, das Markenzeichen für Peter Patzelt, Pionier, würde einen Ehrenplatz erhalten. Was wir heute in der Branche selbstredend als "Gebrauchtwagengarantie" bezeichnen, sah 1971 im Gründungsstadium ganz anders aus. Patzelt hat die Wurzeln zu allem gelegt. 1971 gewährten die Automobilhersteller sechs Monate Neuwagengarantie. Und das mit maximal 10.000 Kilometer Laufleistung! Und da hatte der junge Patzelt, gerade mal 28 Jahre alt, die Idee, dem Kunden beim Gebrauchtwagenkauf eine Garantiezusagen zu geben. Dauer: Ein Jahr bzw. 12.000 Kilometer! Wie mutig. Da überbietet ein 28-Jähriger das Neuwagengarantiespektrum der Hersteller für den Gebrauchtwagensektor. David stellte sich dem Goliath! Peter Patzelt war eben damals in seinem Leistungsdenken rund um den Gebrauchtwagen schon weiter als die Hersteller.
Der Jubilar war im Rückblick auf sein Lebenswerk als Unternehmer so genial und kreativ, dass er mit seinem Team sechs Millionen Gebrauchtwagengarantien verkaufte. Natürlich fand der „Einzelkämpfer“ Patzelt Nachahmer. Natürlich gab es auf diesem grandiosen Weg Kräfte, die seine Marktpräsenz nicht wahrhaben wollten. Fairer Wettbewerb! Der Pionier hat 1975 großen Anteil am ersten Bedingungswerk (ABRK) für Gebrauchtwagengarantien. Da staunte selbst der ADAC. Man erinnere sich an weitere juristische Hürden, die es zu überspringen galt – von der Differenzbesteuerung (1990) bis hin zur Sachmängelhaftung (2002) sowie diverse Einzelurteile. Immer wieder staunte ich über Patzelts Darlegungen, auch juristischer Art. Das hatte alles Hand und Fuß. Und so erstritt er auch mehrere maßgebliche Urteile für die Branche. Einfach hohe Klasse!
Ohne Frage, Peter Patzelt hatte sein Herz im Automobilhandel. Die Automobilhändler waren stets die Umsetzer seiner Botschaft. Immer wieder ließ er die Händler seine Grunddankbarkeit spüren. Zum einen über all die unvergesslichen, immer großzügigen wie herzlichen Händler-Events, wie über seine zahlreichen Besuche bei den Händlern vor Ort und all seine kreativen Programme. Er zeigte im wahrsten Sinne des Wortes Markt-Präsenz. Stammkundenpflege! 1989 hat Peter Patzelt Aktienpakete an die Gothaer-Versicherung verkauft, um die Internationalisierung des Garantie-Geschäftes voranzubringen. Nach seinem Ausstieg 2004 trat er nochmals auf Anraten der Händlerschaft mit der Idee der Händlereigengarantie an und schuf das kreative Givit Garantie Management-System. Das war abermals ein kreatives Bravourstück, das er dann 2010 an die Real Garant AG veräußerte. Eine hochintelligente Form der Kostensenkung im Autohaus!
Ich durfte den Jubilar 30 Jahre lang journalistisch begleiten. Immer wieder verblüffte er mich mit seinen Innovationen. PPP war nicht nur in den Gedanken, sondern auch in der Umsetzung ein Perfektionist. Man wusste, wenn er etwas in die Hand nahm, das lief. Damit konnte er als „freier Unternehmer“ auch die Hersteller und Importeure überzeugen.
Die Automobilwirtschaftsstudenten an der Hochschule zu Geislingen lauschten den Erkenntnissen des Gastdozenten PPP, die er in hochprofessionellen Charts darzustellen wusste. Im "Raum für offene Erkenntnisse" an der Hochschule, dem Geislinger Audi Max, stellte er für 25.000 Euro eine Präsentationstechnik zur Verfügung, die Musik- und DVD-Einspielungen sowie Internet ermöglicht und die Basssequenzen bis zu 16 Herz überträgt. Man kann damit die Hochschule über sechs Stockwerke hoch zum "vibrieren bringen". Der Bass bildet nun mal das Fundament in der Musik. Auch hier lag ihm am Detail. Vom Besten das Beste! Wir alle in der Branche dürfen einer Persönlichkeit dankbar sein, die ihr großartiges Lebenswerk Car Garantie für die Händlergemeinschaft eingebracht hat. PPP, ich sage Ihnen im Namen der Branche und AUTOHAUS von Herzen Dank und gratuliere zum Ehrentag am 23. Juni. Ad multos annos!

Der Jubilar Peter Patzelt in seinem aktiven Branchenelement. Machen!

Die Car Garantie hat den SC Freiburg bereits zu einer Zeit unterstützt, bevor der Bundesligaverein über seine prägenden Trainer und den Verbandspräsident und Kaiserstühler Primus-Winzer Fritz Keller in die heutige Dimension geführt wurde. Das ist war der Vorausblick des Peter Patzelt!
Spruch der Woche:
"Das Erreichte befriedigt, das Unerreichbare fasziniert." (Norbert Stoffel)
Mit meinen besten Sommergrüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Michael Kühn
Derek Finke