-- Anzeige --

HB ohne Filter vom 22. November 2013

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

präsentiert von



Datum:
22.11.2013

2 Kommentare

jetzt mitdiskutieren



-- Anzeige --

Heute: Verdienst der Hersteller pro Fahrzeug, VW-Rückrufmalaise, Ein ewig Lied - Pkw-Maut, Pro Auto, Rundfunkbeitrag.

Steigen Sie ein in die Diskussion! Am Ende des Beitrags finden Sie den Button "Kommentare". Klicken Sie darauf und kommentieren Sie Prof. Brachats Kommentar!

18. November – Montag<br><br>Verdienst der Hersteller pro Fahrzeug?


Man mag zum Leiter des Car Center Automotive Research und Rabattkönig, Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, stehen wie mal will, eine Nase für aktuelle Themen hat er. Was immer er vorlegt, muss allerdings wissenschaftlich in Frage gestellt werden. Er begnügt sich gerne mit Tendenzen, mit der Oberfläche, mit wenig Differenzierung. Dennoch, von "Focus" bis "Welt", alle Redakteure und Redakteurinnen springen gerne auf den polarisierenden Dudenhöffer-Zug auf.

Aktuell legt Dudenhöffer für das erste Halbjahr den Gewinn pro Fahrzeug vor. Zum einen für die Premiummarken, zum anderen für die Volumenmarken. Warum können diese Preisangaben nur Tendenz-, nur Durchschnittswerte sein? Selbst wenn hier bei Daimler der Lkw-Bereich, bei Toyota das Immobiliengeschäft, bei BMW die Motorräder oder gar die Finanzsparte heraus gerechnet werden, so ist beispielsweise das Teilegeschäft überall drin. Die Werte gelten als Durchschnittswerte quer über alle Länder, in denen der jeweilige Hersteller Fahrzeug verkauft. Doch die Erträge pro Auto sehen für jeden Hersteller in jedem Land anders aus, in China anders als in Österreich. Dudenhöffer splittet ferner nicht nach Modellen auf, wohlwissend, dass an Kleinfahrzeugen weniger als in der Oberklasse verdient wird. Audi verdiente bis Ende September 2013 fast doppelt so viel wie Volkswagen (3,7 Milliarden Euro zu 2,1 Milliarden Euro), obwohl Volkswagen mehr als den dreifachen Absatz von Audi ausweist (3,5 Millionen zu einer Million). Wie will man die Tatsache gewichten, dass einige Hersteller ein Baukastensystem gleich für mehrere Marken des Hauses verwenden. Selbiges gilt für Entwicklungsinvestitionen.

Der normale, der wirtschaftlich unbedarfte Leser kommt in der Beurteilung des Dudenhöffer-Preisspiegels der eigentlichen Dudenhöffermentalität viel näher. Er liest das so: Toyota verdient in Deutschland pro Auto 1.801 Euro. Das ist viel zu viel. Da muss gehandelt werden. Fiat legt pro Auto in Deutschland sogar 130 Euro drauf. Renault 457 Euro! Da muss man langsam sammeln gehen.

Für den Automobilhändler wären viel wichtiger jene Zahlen, was der Hersteller bzw. der Importeur in Deutschland beim einzelnen Modell als Spanne hat! Wenn ein Neufahrzeug ohne Mehrwertsteuer laut Liste 20.000 Euro kostet, wie hoch sind die reinen Produktionskosten (30 Prozent), Entwicklungskosten (zehn Prozent), Marketing, Verkaufsförderung (35 Prozent), Händlermarge (15 Prozent)? Auffällig für 2013: Selbst die Premiumhersteller mussten gerade in Europa kräftig in die Rabattspirale greifen, um punkten zu können. Fazit: Sehen wir die Dudenhöfferzahlen als Tendenz, aber bei Gott nicht als bare Münze!

 

19. November – Dienstag<br><br>Ein schwarzer Tag für VW-Konzernchef Winterkorn – Rückrufmalaise


VW-Konzernchef Prof. Dr. Martin Winterkorn war in seinem früheren Konzernleben einmal VW-Entwicklungschef und gilt heute noch in dieser Disziplin als deailversessener Qualitätsfanatiker. Von 2,6 Millionen Fahrzeugen, die Volkswagen jetzt zurückrufen muss, sind 1,6 Millionen verschiedener Baureihen mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetrieben. Synthetisches Öl kann Probleme in der Elektronik verursachen. Das Getriebe ging 2003 mit dem Audi TT unter Leitung von Winterkorn an den Start. Das schmerzt den Kapitän und kommt zur Unzeit.

Unter Kosten- und Imageaspekten hilft es wenig, wenn auch Hyundai und die Schwestermarke Kia in diesem Jahr wegen Bremsleuchtschalter mehr als zwei Millionen Fahrzeuge zurücknehmen musste. Oder es hilft wenig, wenn es allein auf dem deutschen Markt in 2012 sage und schreibe 162 Rückrufaktionen gab. Durch die Gleichteilestrategie steigt das Risiko für Rückrufaktionen. Natürlich haben derartige Negativzeilen Auswirkungen auf Kundenbefragungen zum Thema Produktqualität. Sie werden nur all zu gerne unter den internen Teppich gekehrt. Da meinte in einem Expertengespräch ein Händler: "Bei Rückrufaktionen muss man stets das Beste daraus machen. CRM pur! Das wickeln wir systematisch und mit guter Aufklärung dem Kunden gegenüber ab. Der Kunde zeigt Verständnis dafür. Und unsere Serviceabteilung auch. So egalisieren wir den Imageschaden."

 

20. November – Mittwoch<br><br>Ein ewig Lied - Pkw-Maut


Wir erleben derzeit die längsten Koalitionsverhandlungen in der Geschichte der Republik Deutschland. Die Kanzlerin schweigt, sie lässt machen. Mindestlohn, Frauenquote, Finanzsteuer, Zuschussrente, Mietpreisbremse, Heizkostenzuschuss, Kassenbeitrag, Doppelpass, Mütterrente, Demografie, Energie, Bürokratieabbau. Es wird verteilt, nicht regiert! Noch mehr, die Kanzlerin als eindeutige Wahlsiegerin muss sich nun von einer SPD-Mitgliederbefragung vorschreiben lassen, welchen sozialistischen Konformitätskurs sie einzuschlagen hat. Schließlich ist es ihre letzte Amtsperiode, bevor sie vermutlich als erste Frau Präsidentin der EU-Kommission werden möchte. Wer wird ihr seitens der CDU im Kanzleramt nachfolgen? Der Deutsche Bundestag hat im Juni zum letzten Mal getagt. Am 17. Dezember findet voraussichtlich Merkels Wahl zur Kanzlerin statt. Dann soll es endlich losgehen, wohlwissend, dass die eigentlichen Knackpunkte der Koalition noch gar nicht gelöst sind.

Hierzu gehört Seehofers Lieblingsprojekt, die PKW-Maut, die die CSU seit 29 Jahren fordert. Im Klartext: Der alte und möglicherweise neue Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer hat kein Konzept. Noch mehr, er steht unter Seehofers Druck, ansonsten wackelt sein Ministeramt. Für CSU-Dobrint wird ja noch ein Ministeramt gesucht. Die CSU plante in Sachen Maut mental via Österreich ein separates Ausländergesetz. Die Österreicher erheben als Jahres-Pickerl 80,60 Euro. Die Schweiz 33 Euro. In Ungarn bezahlt man 143 Euro. In Frankreich oder Italien streckenbezogen. Laut Umfragen wären die deutschen Autofahrer bereit, 80 Euro Pkw-Maut zu bezahlen, so dieses Geld auch wirklich der Straßeninfrastruktur zufließt. Ramsauer will eine Pkw-Maut ohne viel Bürokratie. Der deutsche Autofahrer solle nicht zusätzlich belastet werden. Jeglicher Vorschlag wurde bislang verworfen.

Die SPD fordert einen Verzicht auf die Pkw-Maut und plädiert für den Ausbau der Lkw-Maut auf Bundesstraßen. Und der ADAC wehrt sich für seine 19 Millionen Mitglieder immer noch gegen die Pkw-Maut. Sachlich wäre die streckenbezogene Maut, elektronisch wie beim Lkw gesteuert, die beste Lösung. Auf Dauer lassen sich nun mal Verkehrsströme am besten elektronisch-vernetzt steuern. Das geht bis zur vorteiligen Umweltsteuerung und dem Bezahlmechanismus. Man wehrt sich gegen die elektronische Lösung, weil jeder Pkw-Fahrer sein Fahrzeug umrüsten müsste. Und genau das wäre ein sinnvolles Investitionsprogramm, nachdem die Exportüberschüsse vor allem über Inlandsinvestitionen zu egalisieren sind. Es fehlt abermals am Mut, das Richtige zu tun. Man sucht lieber den kleinsten gemeinsamen Nenner!

 

21. November - Donnerstag<br><br>Pro Auto


In Wien war ich beim 6. A&W-Forum Zeuge einer neu gestarteten Initiative "Mobilität. Freiheit.Umwelt." (MFU). Das Lobbyingforum hat das Ziel, das Autofahren auch noch in 20 Jahre zu ermöglichen, nachdem man gerade für die Hauptstadt Wien zum Thema Auto auffällig belastende Informationen gezielt streut und den Autofahrer zum Sündenbock für vieles macht. Jeder Automobilist ist gefordert, seinen Teil zur Erhaltung der Mobilität zu leisten. Ich durfte am Türkischen Nationalfeiertag, am 29. Oktober live in Istanbul bei der Eröffnung des 2,5 Milliarden Euro teuren Marmara-Eisenbahntunnels (U-Bahn) dabei sein. Es verbindet in Istanbul Europa mit Asien. Unvorstellbar, welche Vorzüge das für die Mobilität dieser 16-Millionen-Stadt bedeutet. Dagegen ist aktuell die Ausweitung von DriveNow (BMW/Sixt) nach Hamburg eine kleine Perle, aber ein Mobilitätsbeitrag.

Oder schauen wir in die 20-Millionen-Meptropole Peking, die nicht nur im Smog erstickt. Das U-Bahn-Netz erreicht dort nach und nach eine notwendige Größenordnung. Viele Pekinger haben immer noch mühsame Wege zur Arbeit, lange Busfahrten oder gar Fußstrecken. Sie wollen daher ein Auto. Peking hat vor zwei Jahren eine Lotterie für die Vergabe neuer Nummernschilder eingeführt. Die Quote für Neuzulassungen Pkw wurde auf 150.000 Fahrzeuge pro Jahr gesenkt. Die Auto-Lawine ist dort an der Decke angekommen!

Bis zum Jahre 2030 werden es auf der Welt allein 27 Städte sein, die mehr als zehn Millionen Einwohner zu organisieren haben. Es geht also um die offensive Vernetzung der Verkehrsträger miteinander, um morgen noch mobil zu sein. Jeder Stau vermindert die Fahrfreude. 68 Stunden steht der Durchschnittsfahrer in Deutschland pro Jahr im Stau! Offen sein, vernetzen.

 

22. November – Freitag<br><br>Rundfunkbeitrag – Über Gebühr?


Der neue Rundfunkbeitragsstaatsvertrag ist im Januar 2013 in Kraft getreten. Der "Spiegel" brachte es nun aktuell an den Tag, dass ARD und ZDK in dieser Gebührenperiode (bis 2016) zusätzliche Einnahmen von mindestens 500 Millionen Euro erhalten werden. Das ZDF gibt z.B. 2014 allein pro Jahr 2,063 Milliarden Euro aus.

Rechtlich ist die Situation so, dass zusätzliche Rundfunkgebühreneinnahmen zurückerstattet werden müssten. Erich Sixt, der als größter Autovermieter bislang pro Jahr Rundfunkbelastungen in Höhe von drei Millionen Euro hatte, rechnet nun für sein Haus mit einer zusätzlichen sechsstelligen Belastungssumme und ist entschlossen, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu marschieren. Die neue Reform des Rundfunkbeitrags ist eben nur dann mit dem Grundgesetz vereinbar, wenn sie aufkommensneutral ausfällt. Auch die Drogeriemarktkette Rossmann prozessiert, weil jeder der 1.850 Rossmann-Märkte mit Rundfunkgebühren belastet wird, ohne dass dort Fernseher oder Radios stehen.

Die Forderung: Es muss nachjustiert werden, um den tatsächlichen Finanzbedarf abzudecken. Das würde man am leichtesten erreichen, indem man die Abgabe für Betriebsstätten und gewerbliche Fahrzeuge abschafft. Eigentlich ist das klassische Autohaus über seine gewerblichen Zulassungen, sprich Vorführwagen, über eigene Dienstwagen sowie die Betreiber mehrerer Autohäuser im gleichen Maße wie Sixt und Rossmann betroffen. Wer beim ZDK im Internet reinschaut kann mit einem Vergleichsrechner überprüfen, ob die in den Beitragsbescheiden verlangten Beiträge nicht zu hoch ausfallen. Ansonsten ist vom ZDK dazu nichts mehr zu hören.

 

Spruch der Woche:

"Wer immer Ja sagt, macht Umsatz. Wer auch einmal Nein sagt, der macht Gewinn.“ (Boris Grundl)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


Gerd Gerresheimer

22.11.2013 - 16:41 Uhr

EBIT-Sieger Porsche konnte den Großteil seiner Entwicklungskosten z.B. auf den VW Touareg umlegen, während 15.000 Euro bei den Ferrari-Preisen eher wenig anmutet. Audi profitiert auch von der Entwicklungsabteilung von Volkswagen, während BMW auf sich selbst angewiesen ist. Im Falle Mercedes rächt sich der Trend, die Marke immer weiter nach unten zu spreizen. Masse statt Mercedes! Wahrscheinlich haben sie mit 400.000 produzierten Einheiten und absolutem Qualitätsimage mehr Geld verdient als heute. Für die stolzen Marken im roten Bereich gilt: Akzeptanz beim Kunden und Preise erhöhen, damit sie im ersten sofortigen Schritt wenigstens den EBIT-Branchendurchschnitt erreichen mögen. Aber wie so oft im Leben ist alles relativ: Drei Haare in der Suppe sind viel, drei Haare auf dem Kopf sind wenig. Schönes Wochenende


Wolfgang Müller

23.11.2013 - 14:51 Uhr

Seit mehr als 30 Jahren lese ich das „Autohaus“ und habe mich immer wieder darüber gewundert, wie man wie Sie, sehr geehrter Herr Prof. Brachat, immer wieder frohen Mutes über und für die Branche schreiben kann. Doch lassen Sie es mich provokant formulieren: Steht das traditionelle Automobilgeschäft nicht vor dem aus?Im letzten Stau - zwei Kilometer vor meiner Ausfahrt - hatte ich Zeit, über das Autofahren nachzudenken. Dabei gingen mir Gedanken durch den Kopf wie: Wird das traditionelle Autohaus nicht durch das Internet obsolet?, Ist die Kundenbetreuung noch zielführend?, Übernehmen moderne Assistenzsysteme bald das Autofahren? und: Ist das Automobil überhaupt zukunftsfähig?Gerne möchte ich über diese Themen eine Serie oder ein Buch verfassen, in dem ich die mehr als 30 Jahre im Autogeschäft als studentische Aushilfskraft im Betriebsbüro, als Insolvenzberater, als Geschäftsführer, als Händlerberater und als Trainer einbringen könnte - allein mir fehlt die Zeit!


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Auto News für die Automobilbranche: AUTOHAUS ist eine unabhängige Abo-Fachzeitschrift für die Automobilbranche und ein tagesaktuelles B2B-Online-Portal. AUTOHAUS bietet Auto News, Wirtschaftsnachrichten, Kommentare, Bilder und Videos zu Automodellen, Automarken und Autoherstellern, Automobilhandel und Werkstätten sowie Branchendienstleistern für die gesamte Automobilbranche. Neben den Auto News gibt es auch Interviews, Hintergrundberichte, Marktdaten und Zulassungszahlen, Analysen, Management-Informationen sowie Beiträge aus den Themenbereichen Steuern, Finanzen und Recht. AUTOHAUS bietet Auto News für die Automobilbranche.