"HB ohne Filter" vom 23. März 2007
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Datum:
23.03.2007Heute mit den Themen: Prof. Dr. Meinigs unrühmliches Finale, Schleuderprofessor Dudenhöffer, Kunden-Serviceempfehlungen, VDA-Chef Dr. h.c. Klaus Kocks?
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19. März – Montag
Meinigs unrühmliches Finale. Nach 18 Jahren tritt am 1. April 2007 Prof. Dr. Wolfgang Meinig, Inhaber der einzigen automobilwirtschaftlichen Lehrstuhls an einer Deutschen Universität, den Pensionsstand an. Es gibt keinen Nachfolger, so Meinig! Ich habe in unserem Archiv einmal die "Großakte Meinig" gezogen, nachdem wir maßgeblichen Anteil an der Institution in Bamberg hatten, um nicht zu sagen: die Stiftungsprofessur Bamberg wurde von AUTOHAUS 1983 initiiert. Die Besetzung sollte bis 1989 dauern! Öffentlicher Dienst! Wenn ich dann das Schriftstück des damaligen ZDK-Hauptgeschäftsführers Dr. Jürgen Creutzig vom 16. Januar 1990 aus der Akte ziehe und sehe, dass der ZDK – neben Veedol und der Nürnberger Versicherung – der Hauptsponsor der Professur Meinigs schon hinsichtlich dessen Antrittsvorlesung nur über den Präsidenten der Hochschule, Prof. Dr. Siegfried Oppholzer, kommunizieren konnte, dann war schon von Anfang an absehbar, dass man es hier mit einem "schwierigen Sonderling" zu tun haben wird. Er liebt – gleich einem "Prozesshansel" – bis heute das Streiten, und zwar bis ins letzte Detail. Ein Professor weiß schließlich alles und hat immer Recht! Ich kenne wenige, die mit ihm nicht im Clinch liegen.
AUTOHAUS hat zusammen mit Schwacke Meinig für die Entwicklung des Fragebogens zum DSI 1994 60.000 DM zur Verfügung gestellt. Später mussten wir mit ihm streiten, wem das "bezahlte Gut" wohl gehört. Wir haben Meinig lange die Stange gehalten. Als uns VW die einen und anderen wissenschaftlichen Vorbehalte zum DSI vorlegte, wollten wir diese mit Prof. Meinig beheben. Es war nicht möglich. VW machte – zurecht – den Vorschlag, den DSI in Gruppen aufzuteilen. Man kann nicht den BMW 7er mit dem Polo vergleichen, sprich: Volkwagen mit damals 3.500 Partnern und Subaru mit damals 200 Partnern. Das war dem hohen Herrn – bis heute – nicht beizubringen, weshalb wir zusammen mit Schwacke 1998 den "Markenmonitor" aus der Taufe hoben. Noch heute steht Subaru in Meinigs DSI-Darstellung zwangsläufig Jahr für Jahr an erster Stelle. In Subaru-Händlerkreisen wird heute kolportiert, dass die Subaru-Händler die Fragebögen schon so wohlwollend ausfüllen, um wenigstens einmal im Jahr auf einem Siegertreppchen zu stehen.
Meinig war in seinem Herzen nie ein Mann des Automobilhandels. Er forschte lieber dort, wo es echte Kohle zu holen gab. Seine Stärke ist die fundierte Analyse. Seine Schwäche, die Kreation, sprich die Konsequenzen aus der Analyse. In 18 Jahren erschienen ganze zwei, besonders positiv zu erwähnende automobile Dissertationen. Die Menge wirft Fragen auf. Meinig veranstaltete zusammen mit seinen Studenten vorzügliche, unvergessliche Kongresse, die sowohl inhaltlich als auch organisatorisch besondere Klasse hatten. Da war die letzten Jahre nichts mehr zu hören. Auch die "Auto-Motive"-Reihe ist auf dem Jahr 2000 stehen geblieben. Eine seiner Wahnsinns-Eskapaden ließ er sogar am 30. Juni 2005 in der "Bild-Zeitung" präsentieren. Dort heißt es: "Er ist Bambergs renommiertester Professor, unterrichtet die zukünftigen Porsche- und Audi-Chefs von Morgen... Jetzt ist er aus der Uni ausgezogen – er hat Angst vor ekligen Keimen! Fäkalbakterien!" "Die Feldkirchenstraße – das Unigebäude – ist ein ekliger Saustall," so Meinig. Bis heute hat man dort nichts Bakterielles gefunden.
Meinig wird sein Institut, die FAW fortführen. Getragen wird das u.a. von einem Verein. Erste Vorsitzende ist seine Frau, Dr. Heike Mallad. Wenn Meinig in einem Abschiedsbericht mit dem "Fränkischen Tagblatt" zitiert wird: "In einigen Tagen fliegt er zusammen mit Ehefrau Heike wieder auf die Seychellen, wo die beiden seit Jahren mehrere Monate im Jahr verbringen", wundert es einen nicht, dass heute im FAW-Verlag ganz aktuell ein Buch von Frau Mallad über die "Seychellen" zu beziehen ist. Das wird mit laufenden Autoren-Lesungen garniert. So haben sich offensichtlich die inhaltlichen Gewichte die letzten Jahre verschoben.
Fazit: Prof. Meinig hat sich selbst und die einzige automobile Uni-Institution Deutschlands wirkungsvoll in den Sand gesetzt! Ein langjähriger und wohlwollender Begleiter all seiner Entgleisungen meinte: "Meinig ist in Wahrheit ein liebenswerter Kerl, er steht sich aber zu oft selbst im Wege." Schade! Er möge sich aber über das Bamberger Auto-Finale nicht zu früh freuen. Möglicherweise gibt es eine Fortsetzung, einen Neuanfang!
20. März – Dienstag
Schleuderprofessor Dudenhöffer. Ich bin sehr dankbar, dass diesmal der ZDK massive Kritik an Dudenhöffers neuester Rabattdarstellung übt. Heute schaffte es der beamtete und von DaimlerChrysler mit Sonderzahlungen bedachte Wirtschaftsprofessor sogar bei der "Bild-Zeitung" aufs Ttitelblatt zu kommen. Überschrift: "Bis zu 29 %! Autorabatte wie noch nie." Der ZDK: "Derartige betriebswirtschaftliche Märchenstunden entbehren jeglicher Realität, da die höchstmögliche Brutto-Marge des Handels um 20 Prozent liegt. Einzelfälle dürfen nicht verallgemeinert werden. Es entsteht ein völlig falscher Eindruck von der aktuellen Verkaufssituation für neue Pkw... Das Verramschen automobiler Werte bleibt ein volkswirtschaftlicher Teufelskreis, der jedem einzelnen im Bestand befindlichen Fahrzeug Wertverluste einbringt."
Wenn diverse Kreise immer noch meinen, sie müssten den "Schleuderkönig" Dudenhöffer engagieren, so sollten sie sich zumindest die Rechenkünste eines angeblich wissenschaftlichen Lehrers einmal vorführen lassen. Was Dudenhöffer treibt ist bar jeglicher Verantwortung. Er trägt unhaltbare Aussagen auf dem Rücken des Handels aus. Wir hoffen dann einmal zu hören, was aus der DC-Bezahlaffäre via Dudenhöffer, die der "Spiegel" letztes Jahr aufdeckte, geworden ist.
21. März – Mittwoch
Kunden-Serviceempfehlungen. "Auto-Bild" rät Werkstattkunden folgende Verhaltensweisen:
1. Vereinbaren Sie einen festen Termin mit der Werkstatt.
2. Zeit lassen bei der Autoübergabe.
3. Den Fehler bei der Auftragserstellung genau beschreiben. Das Auto muss für einen Vorabcheck auf die Hebebühne.
4. Entweder eine Reparatur mit Festpreis oder einen Höchstpreis vereinbaren, bis zu dem ohne Rückruf repariert werden darf.
5. Alles schriftlich festhalten.
6. Lassen Sie sich bei der Fahrzeugabholung erklären und zeigen, was repariert wurde.
7.Mängel oder Beschädigungen sofort schriftlich beanstanden.
Was lässt daraus als strukturierte Vorgehensweise ableiten:
1. Klare Terminvereinbarung, und zwar hinsichtlich der Annahme als auch der Fahrzeugfertigstellung.
2. Schriftlicher Werkstattauftrag mit klarem detailliertem Leistungsumfang aufgrund sorgfältiger Diagnose.
3. Festpreis bzw. eindeutiger Preisrahmen.
Interessant, über das "Wie" sagt "Auto-Bild" gar nichts, obwohl das eigentlich in der Wirkung am Wichtigsten ist. Die "Bild-Vorgabe" ist eine hundsnüchterne sachliche Arbeitsablaufvorgabe. Was aber will der Kunde, der grundsätzlich widerwillig in die Werkstatt kommt? Er kauft Sicherheit, Zuverlässigkeit, er will eine genaue Diagnose, sprich: er kauft Kompetenz. Als Laie ist er auf eine solide Beratung angewiesen, er kauft Vertrauen. Deshalb möchte er auch die erbrachte Leistung dargestellt bekommen. Und genau diese Nutzenfaktoren macht die Verkaufsklasse im Service aus. Der Kunde will am Schluss das Autohaus mit dem guten Gefühl verlassen, dass jetzt wieder alles, aber auch wirklich alles mit seinem Auto in Ordnung ist!
23. März – Freitag
VDA-Chef Dr. h.c. Klaus Kocks? Die Piëch-Garde schießt sich auf die freigewordene VDA-Präsidentenstelle ein. Sie läßt ihren Ex-Propaganda-Chef des VW-Konzerns, den Dr. h.c.Kocks zu St. Pölten, aktuell in "Auto-Bild" auflaufen. Der als Verbalrabauke bekannte Kocks lässt da Sätze los wie: "Der VDA braucht jetzt kein Weichei... Man löst (Klimaschutzprobleme) nicht mit den besseren Manieren, man muss auch mal draufhauen... Kämpfen, und nicht nur mit fairen Mitteln..." Man meint, die Kampfanleitungen der Fremdenlegion zu lesen. Blut muss fließen! Wenn der Propaganda-Manager dann zur Aussage aufläuft: "Mir wäre das alles nicht passiert," bringt er sich gar in die offene Empfehlungsliste als VDA-Präsident.
Denke ich an die letzten VDA-Präsidenten, von Hans-Erdmann Schönbeck, Dr. Achin Diekamann, Dr. Erika Emmerich und eben an den Gentleman und hochverdienten Prof. Dr. Bernd Gottschalk, dann waren das alles Vorbilder. Herren bzw. eine Lady, die mit ihrem Wirken für die gesamte deutsche Wirtschaft viel, viel wichtiger und wirkunsvoller sind, als in Österreich gekürte h.c.-Schreier vom Primitivstand Kocks. Nein, gesucht ist: Format mit Prädikat. Das ist dem VDA bis heute gelungen!
Spruch der Woche:
"Kreativität ist Denken ohne Schablone und Handeln ohne Vorlage." – H.J. Quadbeck-Seeger
Mit meinen besten Grüßen
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Andy
Helmuth H. Lederer
Jens Becker
Volkmar Junge
Burkhard Bartholome
Dr. Konrad Weßner
Roland Erndle
Wolfgang Ebert