HB ohne Filter vom 6. November 2009
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Heute zu den Themen: Sternzeichen in Sachen Restwertverluste, Die neue Opel-Bombe, Das Fusionswunder Landesverband Rheinland-Pfalz, 100 Jahre Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe und Finkenberg kommt!
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2. November – Montag
Sternzeichen in Sachen Restwertverluste. Deutschland hat einen neuen "Restwertkönig". Sein Name: Dr. Peter Ritter, seit 17 Jahren Sprecher der MB-Vertreter. Zusammen mit den Verantwortlichen in der Berliner MBVD-Zentrale ist es gelungen, eine Neuregelung in Sachen Restwertverluste zu finden. Die Regelung sieht folgende Lösung vor: Für alle ab dem 1. November 2009 abgeschlossenen Leasing- und Plus 3-Finanzierungsverträge wird MBVD die Chancen bzw. Risiken aus Differenzen zwischen dem Einkaufswert und dem Tabellenrestwert vollständig übernehmen. Dies gilt ebenso für Fahrzeuge, die ab 1. November 2010 einen mit dem Kunden vereinbarten Rückgabetermin haben. Soweit der Tabellenrestwert bei Vertragsabschluss verwendet wurde, rechnet die Mercedes-Bank dann alle Rückläufer im Restwertmodell zum jeweils aktuellen Einkaufswert der DAT ab.
Das "integrierte Verkaufsmodell" gilt also nicht nur für alle neuen Verträge, sondern ab Januar auch für alle Bestandsverträge. Die bisherige Vereinbarung sah einen Ausgleich durch den Hersteller von bis zu sieben Prozent des Neuwagenpreises vor. Diese Begrenzung ist mit der Neuregelung aufgehoben. Was Mercedes-Benz hier an Offenheit zeigt, liegt nicht an großem Wohlwollen, sondern daran, dass dieser Weg billiger als die Insolvenz diverser MB-Vertreter ist. Ein Drittel der MB-Vertreter hängen derzeit am Liquiditätsschlauch von Daimler und werden künstlich beatmet. Man muss sehr wohl die Frage stellen, was mit den Restwertverlusten in 2009 wird? Außerdem hat der jeweilige Händler sehr wohl die Rückläufer zu vermarkten.
Bevorzugt beim neuen System sind jene Händler, die aktiv im Leasinggeschäft tätig sind. Das sieht beispielsweise bei den MB-Vertretern in den neuen Bundesländern entspannter aus. Dennoch: Mit dieser Entscheidung hat Mercedes Benz und aus der Sicht der Handels ein ganz markantes Zeichen für die gesamte Branche gesetzt. Es wird beim anstehenden ZDK-Jubiläumskongress sicher heißes Gesprächsthema sein. Der neue "Restwertkönig" wird sich dort gewiss feiern lassen.
3. November – Dienstag
Die neue Opel-Bombe. Da wird die deutsche Bundeskanzlerin zu einer historischen Rede vor beiden Kammern des amerikanischen Kongresses eingeladen, vom US-Präsidenten empfangen – und an selbigem Tag lassen es die GM-Bosse krachen. Der Präsident soll davon nichts gewusst haben? Welche Brüskierung! Das nennt man Industriepolitik pur. Schön, dass die deutschen Politiker mal selbst erfahren müssen, wie die Industrie gleichermaßen mit seinen Händlern umgeht. Die wankelmütigen Manager um GM-Chef Fritz Henderson und Europa-Chef Carl Peter Forster haben dem deutsch-amerikanischen Verhältnis großen Schaden zugefügt.
Unglaublich: Im Mai waren die GM-Bosse noch für die Abspaltung, im Juli dagegen und im September wieder dafür. Welcher Zynismus in den Worten von GM-Präsident Henderson: "Opel zu behalten ist die beste langfristige Lösung für Kunden, Angestellte, Zulieferer und Händler." Europa-Chef Carl Peter Forster hat dabei abermals eine mehr als traurige Figur abgegeben. Nennen wir ihn "Wackel-Peter"! Gleich Söldnern hängen sie alle ihre Fähnchen in den Wind. Null Rückgrat! Und selbige "Herren" wollen künftig die Bundesregierung um Staatshilfe angehen.
Möglicherweise war auf deutscher Seite alles zu einseitig auf Magna fixiert. Bei Magna stand nun Herbert Dehmel, der frühere Audi-Vorstandsvorsitzende und eigentliche Audi-Macher in den Startlöchern. Opel hätte eine Renaissance erwartet! Und jetzt? Das Schlimmste an der neuen Entscheidung ist der Totalverlust der Glaubwürdigkeit an das handelnde GM-Management. Ein gigantischer Imageschaden, der sich auf Opels Marktanteil in Deutschland negativ auswirken wird. Zahlreiche Opel-Händler werden zukünftig ihre Vertriebsakzente anders setzen, zumal sie mit Ford bislang sehr gute Erfahrungen machen. Offensichtlich hat man in der GM-Zentrale die Notwendigkeit für den großen Wandel jenseits des großen Teichs immer noch nicht verstanden. Nicht die Werke in Kaiserslautern oder Bochum sollten geschlossen werden, sondern als erstes die GM-Europazentrale in Zürich! Carl Peter Forster sollte endlich abtreten und sichtbare Zeichen setzen, zumal er seine GM-Aktien, Wert 5.900 Euro, rechtzeitig vor dem GM-Konkurs verkauft hat.
Wie sehen Autoexperten die Zukunft von GM/Opel? Diez: "GM wird Opel in eine gute Zukunft führen." Und Ferdinand Dudenhöffer: "GM wird mit Opel scheitern. Es wird ein langsames Sterben bei Opel geben." Das sind zumindest klare Standpunkte.
4. November – Mittwoch
Das Fusionswunder Landesverband Rheinland-Pfalz. Auf der Delegiertenversammlung der Kfz-Landesverbände Rheinland und Pfalz ist nach langjährigen Verhandlungen und Behinderungen auf Verbandsebene etwas geglückt, was politisch bereits vor 60 Jahren vollzogen wurde: die Fusion der Landesverbände von Rheinland und Pfalz zu einem Verband. Neuer Präsident wurde Hans-Werner Norren aus dem Rheinland, Vizepräsident Christian Pflughaupt, Obermeister der Innung Mainz. Es fällt mehr als schwer, zu dieser Fusion zu gratulieren, nachdem sie namhaft von der Rheinland-Schiene, allen voran durch den (ehemaligen) Landesverbandsgeschäftsführer W. Gottschalk immer wieder mit System hintertrieben wurde. Und wer bezahlt die Zeche? Die Mitglieder! Sie haben offensichtlich alle zu viel Geld in der Tasche.
Einem in diesem Verbund aber gratuliere ich. Das ist Dr. Peter Ritter, dem Präsidenten der Pfalz. Mit welcher Eselsgeduld er unermüdlich am Fusionsball spielte. Wie viele Akteure müssen da über Jahre mit leerem Kopf am Tisch gesessen haben, so dass die Gottschalk-Jünger immer nur abnickten. Schlimm! Immerhin wurde Ritter nun für seine zwanzigjährigen Verdienste mit der Ehrenpräsidentschaft belohnt. Künftig wird man aber weiterhin zwei Geschäftsstellen unterhalten. Eine in Kaiserslautern, die andere in Koblenz. Die politische Musik aber spielt in der Landeshauptstadt Mainz. Eigentlich gehörte, wenn man vernünftig und im Kosteninteresse der Mitglieder denkt, die Geschäftsstelle von Koblenz in die Kfz-Innung Mainz verlegt. Mal sehen, ob deren Verlegung auch wieder 60 Jahre auf sich warten lässt. Erwachet!
5. November – Donnerstag
100 Jahre Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Die große Jubiläumsveranstaltung dazu findet am 26. November 2009 in Berlin statt. Ganz korrekt ist ja die Bezeichnung "100 Jahre Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe" nicht. Vor genau 100 Jahren wurde in Köln der Automobil-Händlerverband gegründet. Geschraubt wurde daran bereits seit 1886. Die erste Kfz-Innung kam erst 1917 in Dresden zustande. Und im Rahmen der Gleichschaltung wurde im Dritten Reich die Masse der Kfz-Innungen 1934 gegründet. Daher haben zahlreiche Innungen dieses Jahr 75-jähriges Jubiläum. Und die eigentliche Fusion zwischen Handel und Handwerk kam 1978 zustande.
Ob diese Entscheidung vor 30 Jahren richtig war, muss sich erst noch erweisen. Warum? Weil die eigentlichen Interessen hier Handel, dort Handwerk zu unterschiedlich sind. Wer beispielsweise das Forumsthema am 25. November 2009 ("Wege aus Babylon. Der Durchbruch ist geschafft: Wie Sie endlich in standardisierter und verständlicher Form Zugang zu allen benötigten technischen Informationen erhalten liest") liest, stellt als Markenhändler gleich mehrere Fragen. Die verantwortlichen Herren mögen einmal aufzeigen, wenn einer die technischen Informationen hat, wie er sie denn praktisch umsetzt bzw. überhaupt umsetzen kann? Wer die Steuergesetze in Händen hält, ist deswegen noch lange kein fundierter Steuerberater. Das weiß jeder vernünftige Fachmann, dass die heutige Automobiltechnik ohne Spezialisierung, erst recht bei den elektronischen Systemen gar nicht darstellbar ist. Im Premiumsegment schon gleich gar nicht. Das wird allenfalls bei schlichten Arbeiten gelingen. Ganzheitlich ist das schon gleich gar nicht. Also wird in vielen Fällen gar nicht sach- und fachgerecht gearbeitet werden können. Welch ein Glück für die Betroffenen, dass Freie Werkstätten vom ADAC, von "AutoBild" oder "auto motor sport" – warum auch immer – gar nicht getestet werden. Die Automobilindustrie und Importeure schauen da lieber zu und entwickeln die Fahrzeuge so, dass da ein dritter Zugang immer schwieriger wird.
Zukunft braucht die Erinnerung!
Der Rückblick bei einem Fest ist das eine. Die Vorschau, die Zukunft das andere. Man darf also gespannt seine, welche Zukunftsthemen zur Jubiläumsveranstaltung offeriert werden:
1.Wie sieht Verbandsarbeit im virtuellen Zeitalter der Zukunft aus?
2.Stimmt die hierarchische Struktur – ZDK, Landesverband, Kfz-Innung – noch? Der ZDK kann Mitglieder über elektronische Medien direkt informieren.
3.Zum 1. Oktober 2009 stellte der ZDK das neue Geschäftsmodell für Handelsbetriebe vor: Welche Akzente sind nun in welcher Folge zu erwarten?
4.Wie hat sich der Handel bei Insolvenz eines Herstellers zu verhalten?
5.Welche Anpassungszwänge ergeben sich für den Automobilhandel in einem gesättigten Markt?
6.Wird ein Wegfall der kfz-spezifischen GVO zur Marktliberalisierung beitragen? Welche Akzente sind zu setzen?
7.Welche Weichenstellungen sind gefordert, um die Ertragslage im Neufahrzeughandel spürbar zu verbessern?
8.Der ZDK wird als Jubiläumsüberraschung sicher das im Mai in Aussicht gestellte Restwertgutachten vorlegen!
9.Wie soll der Intra- und Interbrandwettbewerb, der inzwischen zum imageschädigenden Preiswettbewerb mutiert ist, abgebaut werden?
10.Über welche Wege werden die Multivertriebskanäle in ein tragbares Gleichgewicht überführt?
11.Wir treffen heute vielfach auf markenilloyale, instabile Kunden. Wo liegen die Grenzen jeglicher Kundenzufriedenheitsbefragung? Wann werden Kundenzufriedenheitsbefragungen als Margenbestandteil juristisch auf Haltbarkeit überprüft?
12.Rund ein Drittel des Fahrzeugpreises fällt heute an Vertriebskosten an. In welchen Prozessschritten ist Deregulierung möglich und angesagt?
13.Weshalb ist dringend Handlungsbedarf in Sachen Kündigungsschutz vonnöten? Welche Aktivitäten werden politisch dagegen unternommen?
14.Wie finanziert sich der ZDK mit seinen Gliederungen in 2010, wenn die Neuwagenzulassungszahlen von 3,7 auf 2,7 Millionen sinken werden? Die Beiträge sind vom Neuwagenzulassungsvolumen abhängig. Wo bleiben die Sparmaßnahmen? Oder will man die Beiträge pro Fahrzeug erhöhen?
Man darf also gespannt nach Berlin schauen, was ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz mit seinem Team an Zukunftsperspektiven für die Branche vorbereitet hat. Das Jubiläumsprogramm beginnt um 10:30 Uhr. Der einziger Programmpunkt, und er dauert bis 16 Uhr, lautet: "Freuen sie sich auf Gratulanten aus Politik und Automobilwirtschaft, ein abwechslungsreiches Programm mit Zeitzeugen, musikalischen Einlagen und einem Rückblick auf die erfolgreiche Geschichte des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes."
6. November – Freitag
Finkenberg kommt! Der Ex-Vorstandsvorsitzende der Santander Consumerbank AG, Andreas Finkenberg, spricht an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen. Termin: 12. November, 19 Uhr, Parkstraße 4, Raum UG I. Sein Thema: "Kredit-Rating zum Zwecke der Einkaufsfinanzierung – Beurteilungsmaßstäbe für die Management-Qualität eines Automobilhändlers". Finkenberg gilt als einer der profiliertesten Kenner der Autofinanzierungswirtschaft. Interessenten sind hierzu gerne eingeladen.
Spruch der Woche:
"Mein Sohn, sei mit Lust bei den Geschäften am Tage, aber mache mir nur solche, dass wir bei Nacht ruhig schlafen können." (aus "Buddenbrooks" von Thomas Mann)
Und die GM-Manager?:
"Magna ist die beste Lösung für Opel." (GM-Boss Fritz Henderson am 16. September 2009)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Rudolf Röser, OM Kfz.-Innung Rhein-Westerwald u. stellvertr.Landesinnungsmeister
Christian Hoeppner
Karl Schuler
Michael Hansmann
Eugen Thoma
Bernhard Seilz
Mark Scherhag
Kredit für Arbeitslose
Miriam