Ausgewählte Online-Kommentare und Leserbriefe zu diesen Themen: Alter Wein in neuen Schläuchen - eine Erwiderung zum Beitrag von Walter Missing

Grundsätzlich ist es erfreulich, wenn Aussagen des Vizepräsidenten des ZDK vor 500 Branchenvertretern zum Anlass genommen werden, über eine Neugestaltung des Geschäftsmodells Automobilhandel nachzudenken. Befremdlich ist es aber, wenn derjenige, der diese Aussagen zitiert, nicht bei der erwähnten Veranstaltung anwesend war und deshalb angebliche Aussagen "aus Teilnehmerkreisen" zusammenbaut, um daraus die "gewagten Thesen des ZDK-Vizepräsidenten" abzuleiten. Um sämtliche Missverständnisse auszuräumen, will ich gerne meinen Standpunkt noch einmal in aller Deutlichkeit formulieren. Selbstverständlich muss jeder Unternehmer für sich entscheiden, ob er in den Neu- und Umbau von Ausstellungsräumen investiert oder nicht. Die Entscheidung wird von der individuellen Situation des Unternehmens, der Einschätzung zur zukünftigen Entwicklung der Branche sowie von den Anforderungen des jeweiligen Herstellers/Importeurs abhängen. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, zumindest in Betracht zu ziehen, dass einige Automobilhersteller seit einiger Zeit mehr oder minder offen darüber sprechen, dass Veränderungen an der bisherigen Rollenverteilung in der Wertschöpfungskette erforderlich sind. Und neue Formate, die die bestehenden Partnerschaften nachhaltig verändern können, werden getestet oder bereits umgesetzt. Wenn Automobilhersteller die bisherigen Spielregeln verändern, dann muss es aus Sicht des Handels erlaubt sein, die Frage nach einer Absicherung der geforderten Investitionen in das bestehende Geschäftsmodell zu stellen. Und wenn über Themen wie die Konsequenzen der zunehmenden Digitalisierung und die Sammlung, Analyse sowie Nutzung der Kunden- und Fahrzeugdaten diskutiert wird, dann ist es meines Erachtens logisch, darüber nachzudenken, ob die bisher eingesetzten IT-Systeme den zukünftigen Anforderungen noch gerecht werden. Vielleicht macht es mehr Sinn, in IT-Systeme als in Möbel und Fliesen zu investieren. Wie wichtig der ZDK diese Themen nimmt, zeigt nicht zuletzt das Programm des 5. Fabrikatshändlerkongresses, der am 19. Januar 2017 in Berlin stattfindet. Das Motto des Kongresses lautet: "Die Macht der Daten - (k)ein Thema für den Automobilhandel?" (Weitere Informationen unter https://www.fhkonline.de). Dies vorausgeschickt lohnt sich eine weitere Beschäftigung mit den "neuen Ansätzen" von Herrn Missing, der dem ZDK unterstellt, "zur Lösung der Probleme des Handels, keine neuen Ideen, die zu wirklichen Veränderungen führen" zu liefern. "Autohandel und -service der Zukunft müssen sich für das Digitalzeitalter wappnen. Die Beziehung zwischen Handel und Hersteller sollte ganzheitlich umgekrempelt werden", urteilt Autor Walter Missing. Und wie soll das funktionieren? Im Kern beschränken sich die Vorschläge von Herrn Missing darauf, das bestehende Vertragshändlersystem auf ein Franchisesystem umzustellen. Zunächst einmal: Neu ist das nun wirklich nicht. Diesen Vorschlag hatte Missing bereits im Jahr 2009 (AU-TOHAUS 8/2009) unterbreitet. Warum diese Idee nicht geeignet ist, hatte daraufhin Antje Woltermann vom ZDK ausführlich dargelegt (AUTO-HAUS 10/2009). Nun ist es ja nicht per se schlecht, alte Ideen nach einigen Jahren noch einmal aus der Schublade zu ziehen. Frei nach dem Motto: "Alter Wein in neuen Schläuchen." Aber dann sollte man das zumindest auch zugeben. Wenn jedoch die Umstellung auf ein Franchisesystem als die perfekte Lösung proklamiert wird, dann müssen die zur Begründung herangezogenen Aspekte zumindest richtig sein. Das ist im Beitrag von Herrn Missing aber gerade nicht der Fall. Hier werden beispielsweise Agentur- und Franchisesystem in unzulässiger Weise vermischt, es wird unterstellt, dass eine Preisbindung in einem Franchisesystem zulässig wäre, und die betriebswirtschaftlichen Folgen einer (ebenfalls unzulässigen) Bezugsbindung werden komplett außer Acht gelassen. Es ist sicherlich wichtig und notwendig, von Zeit zu Zeit die Frage zu stellen, ob das bisher praktizierte System noch zukunftsfähig ist. Aber die Auseinandersetzung damit sollte sachlich und unter Beachtung der bestehenden rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfolgen. Ein sachlicher Nachsatz sei gestattet: Es ist zum Autor Walter Missing zu lesen, dass er den Autohandel seit Jahrzehnten aus Hersteller- und Handelssicht kennt. Verwunderlich! Als langjährigen Händlerkollegen - ob Geschäftsführer oder Gesellschafter - habe ich Herrn Missing nicht erlebt. Als Netzverantwortlichen in der deutschen Mercedes-Benz Vertriebsorganisation sehr wohl. Der Smart Händlerverband, dem ich über 14 Jahre angehört habe, hatte über Jahre das Vergnügen. Ob diese Zusammenarbeit geprägt wurde durch Gespräche auf Augenhöhe und Verständnis für die Händler, mag Walter Missing selbst beantworten.

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