Ausgabe 10/2013: Auf Vollgas

Auf VollgasGW-auktionen – Interview mit Vorstand Marc Berger zur strategischen Marschrichtung der Auktion & Markt AG. Von Johanna Auguste KochFrüher verkaufte die Auktion & Markt AG über ihre Auktionsplattform Autobid.de ausschließlich Gebrauchtwagen an gewerbliche Kfz-Händler. Heute beschäftigen die Wiesbadener europaweit 260 Mitarbeiter und wollen vor allem eins: wachsen. Warum die Hessen dafür ins Immobiliengeschäft einsteigen und wieso Auktionen in Zentralosteuropa Zukunft haben, erklärt Auktion & Markt Vorstand Marc Berger im Gespräch mit AUTOHAUS.AH: Herr Berger, Sie bieten im Kerngeschäft Live-, Online- und Netlive-Auktionen von Gebrauchtwagen an. Hat sich das Gewicht zwischen den drei Kanälen verschoben? M. Berger: Ja, das Gewicht hat sich in den letzten Jahren merklich verändert. Reine Live-Auktionen führen wir nur noch sehr vereinzelt durch. Heute werden maximal noch Fahrzeuge im Kleinpreisbereich an den Handel vor Ort versteigert. Neben unseren Online-Auktionen finden nahezu täglich Netlive-Auktionen in unseren acht Zentren statt. So bedienen wir alle europäischen Käufer über das Internet und den regionalen Handel vor Ort.AH: Verringert sich dadurch Ihr Aufwand?M. Berger: Das könnte man meinen, ist aber leider nicht so. Die Verbindung beider Auktionsformen bedeutet auch doppelte Arbeit, da zum einen alle Fahrzeuge im Auktionszentrum vorgefahren werden, zum anderen aber auch jedes Fahrzeug für die parallel laufende Online-Auktion begutachtet werden muss. Käufer haben dadurch Zugriff auf mehr Ware. Für unsere Einlieferer erweitern wir die Zielgruppe.AH: Warum führen Sie überhaupt noch Live-Auktionen durch?M. Berger: Das ist ganz klar eine Frage des Aufwands und der Kosten. Hier lohnt sich in der Regel der enorme Aufwand einer Online- beziehungsweise Netlive-Auktion nicht. Der Preis für einen zehn Jahre alten Astra mit 180.000 Kilometern würde sich auch durch die Beteiligung internationaler Online-Bieter nicht wirklich von dem unterscheiden, den der Auktionator unter den live Anwesenden ermittelt.Gebrauchtwagen zum FestpreisAH: Sie bieten auf Ihrem Marktplatz auf Autobid.de jetzt auch Gebrauchtwagen zum Festpreis an. Wieso?M. Berger: Mit dem Aufbau unseres Marktplatzes wollen wir ungenutzte Potenziale heben. Es gibt immer wieder Fahrzeuge, die in einer Auktion nicht sofort verkauft und in der Folgewoche erneut angeboten werden. Diesen Zeitraum wollen wir nicht ungenutzt verstreichen lassen und bieten die Fahrzeuge dann im Freiverkauf an. Und es gibt auch immer wieder Händler, die sofort ein bestimmtes Fahrzeug für einen Kunden suchen und nicht erst den Ausgang einer Auktion abwarten wollen oder können. Diesen Kunden können wir jetzt helfen.AH: Wie sind Ihre Rückmeldungen aus dem Handel?M. Berger: Bisher sehr positiv. Unsere Einlieferer schätzen die Option, ihre Fahrzeuge permanent im Verkaufsprozess zu haben. Käuferseitig müssen wir noch offensiver informieren, dass eine Kaufanfrage einen verbindlichen Kaufvertrag nach sich ziehen kann.AH: Wollen Sie den GW-Börsen damit Konkurrenz machen?M. Berger: Nein. Mit unserem Marktplatz grenzen wir uns schon sehr von den bekannten Börsen ab. Bei uns wird direkt und aktiv online gekauft, während die Börsen lediglich Online-Inserate darstellen.Lizenz für GriechenlandAH: Zum Auslandsgeschäft. Sie haben eine Software-Lizenz nach Griechenland vergeben. Wie funktionieren Ihre Lizenzvergaben?M. Berger: 2012 ist das erste Jahr, in dem ein ausländischer Partner eigene Auktionen mit der Autobid.de-Software durchführt. Im Prinzip stellen wir einen Klon unseres Systems zur Verfügung, der es dem Lizenznehmer ermöglicht, Auktionen komplett eigenständig und autark durchzuführen.AH: Können Ihre deutschen Kunden dort dann auch zukaufen?M. Berger: Grundsätzlich kann auch dort jeder Händler zukaufen. Da die Plattformen jedoch rechtlich eigenständig sind, ist eine separate Registrierung erforderlich. Wir stellen lediglich bewährte Technik und Know-how.AH: In welchen Märkten wollen Sie außerdem wachsen?M. Berger: Neben den klassischen GW-Märkten wie Frankreich und Italien stehen für die kommenden Jahre alle Länder Zentralosteuropas auf unserer Agenda. Bereits jetzt führen wir dort geschlossene Online-Auktionen für einen deutschen Hersteller durch. Sowohl die Qualität der Fahrzeuge als auch die Kaufkraft des Handels haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit letztem Jahr sind wir mit einem Büro in Kroatien vertreten, von wo aus wir die entsprechenden Länder betreuen.Immobilien-AktivitätenAH: Sie wollen sich auch als Auktionsspezialist im Bereich gewerblicher Immobilien etablieren. Dazu wurde der neue Geschäftsbereich „Propertybid.de“ gegründet. Was genau planen Sie?M. Berger: Bereits seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit dem Gedanken, wie wir unser erfolgreiches Auktionsmodul anderweitig einsetzen können. Da unsere öffentlich bestellten und vereidigten Auktionatoren auch auf dem Immobiliensektor erfahren sind, lag die Lösung letztlich auf der Hand. Im Bereich gewerblicher Immobilienvermarktung haben sich in den letzten Jahren keine großen Neuerungen ergeben. Mit Propertybid.de wollen wir der Internationalisierung des gewerblichen Immobilienmarktes entgegenkommen.AH: Festpreisverkäufe und Immobilien – verändern Sie langsam Ihr Geschäftsmodell?M. Berger: Der Volksmund sagt: Nichts ist so stetig wie der Wandel. Auch wenn unser Unternehmen in diesem Jahr 25 Jahre alt wird, bedeutet dies nicht, dass wir uns ausruhen. Ganz im Gegenteil. Wir sind schon immer ein innovatives Unternehmen und trauen uns auch mal, über den Tellerrand hinauszuschauen. Benzin im BlutAH: Werden Gebrauchtwagen das Kerngeschäft bleiben?M. Berger: Wir sind „Autoleute“ mit Benzin im Blut. Das wird sich so schnell nicht ändern. Darum ist der Immobiliensektor auch ein eigenständiger Geschäftsbereich innerhalb des Unternehmens unter der fachlichen Leitung von Günter Kaufmann.AH: Was planen Sie für 2013?M. Berger: Neben verschiedenen technischen Neuerungen und neuen Serviceangeboten auf Autobid.de steht weiterhin der Ausbau unserer Europa-Aktivitäten auf dem Plan. AH: Herr Berger, herzlichen Dank für das Gespräch.Lesen SIe hier...... wie die Auktion & Markt AG ihr Auktionsgeschäft mit Gebrauchtwagen weiter ausbauen will und welche neuen Märkte in Europa und im Immobiliensektor ins Visier genommen werden.

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