Ausgabe 01-02/2013: Aus Zufällen schöpfen

Aus Zufällen schöpfenaVP Autoland – Unternehmer Franz Hirtreiter hat nach einem Einstieg in das Verlagsgeschäft in den Autohandel investiert und die Autohandelsgruppe AVP Autoland aufgebaut. Von daniela KohnenMan muss schon mit einer besonderen Leidenschaft bei der Sache sein, um erst mit frisch aus der Druckpresse kommenden Tageszeitungen und danach auch noch mit Automobilen erfolgreich sein Geld zu verdienen. Doch was haben die Geschäfte gemeinsam, die einen Menschen wie Franz Hirtreiter so dafür brennen lassen?Neben dem Ehrgeiz, die Auflage bzw. Absatzzahl der Zeitungen bzw. Fahrzeuge zu steigern, ist es besonders der Wille, ein Unternehmen nach einem stimmigen Konzept aufzubauen. Heute gehören Franz Hirtreiter fast alle seine 18 Autohäuser – darunter vier Porsche-Zentren –, die einen jährlichen Umsatz von 350 Mio. Euro einbringen und denen zusätzlich ein Gebrauchtwagen-Aufbereitungszentrum sowie ein internationales Teilezentrum angeschlossen ist. Letzteres lässt die Autoland-Gruppe mit einem monatlichen Teilegesamtumsatz von vier Mio. Euro zu einem der größten Teilehändler Rumäniens werden. Doch bis zur endgültigen Erfüllung seines Lebens-traums – 18 schuldenfreie Immobilien – muss sich der 54-Jährige noch bis zu seinem 60sten Geburtstag gedulden, denn dann laufen die letzten Finanzierungen aus und er kann Franz Hirtreiter junior – seinem Sohn und künftigem Nachfolger – die Autohandelsgruppe schuldenfrei übergeben. Die 18 Betriebe sind in Niederbayern unter dem gleichen Label „AVP Autoland“ angesiedelt. „Es geht uns sehr gut. In 2011 konnten wir ein Betriebsergebnis von 3,8 Mio. Euro erzielen. Dieses wollen wir auch 2012 und in den nächsten Jahren wiederholen“, antwortet Inhaber Franz Hirtreiter auf die Frage nach dem finanziellen Erfolg der Autohandelsgruppe. „Rückblickend haben wir mit unserer damals entwickelten Strategie alles richtig gemacht und unser Ziel, den regionalen Aufbau einer Autohausgruppe in Niederbayern, verwirklichen können“, erzählt er stolz weiter. „Doch ohne die zwei Stützen – das in Polen erworbene Privatvermögen aus seiner Tageszeitung „Gazeta Olsztynska“ und die spezielle Beziehung zur Raiffeisenbank Linz – hätte die AVP Autogruppe niemals entstehen können. Die Gegebenheiten waren damals einfach genial“, sagt er lachend, auch wenn der Aufbau rund zehn Jahre gedauert habe. Der Weg zum AutohausbesitzerAngefangen habe das allerdings zu einer anderen Zeit, als der Eiserne Vorhang gerade geöffnet worden sei und er als Redakteur bei der Passauer Neuen Presse (PNP) den osteuropäischen Zeitungsmarkt entdeckte. Und dann fängt er mit ruhiger Stimme an zu erzählen: „Ihren Anfang nahm die ganze Geschichte in Tschechien, denn dort gab es nach der Samtenen Revolution 1989 keine Lokalzeitung. Darin sahen wir unsere Chance und führten quasi eine tschechische PNP auf dem Markt ein. So entwickelten wir uns sehr schnell zur führenden Verlagsgruppe. Auch in Polen hatten wir Glück, da die elf bestehenden Regionalzeitungen von der PNP kurzerhand gekauft werden konnten“, erzählt er schmunzelnd. Nach einigen Jahren gehörten dem Verlag dadurch 38 der 42 existierenden Regionalzeitungen in den zwei osteuropäischen Ländern, und „so wurde der Verlag mit einer Auflage von zwei Mio. Exemplaren innerhalb von zehn Jahren zum größten Heimatzeitungsverlag Europas mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden DM und einem Gewinn von 110 Mio.“, fasst Hirtreiter zusammen. Und ergänzend fügt er hinzu: „Da ich am Verlagsgewinn beteiligt war, konnte ich ein ordentliches Privatvermögen ansammeln.“ Zudem gehörte ihm zu dem Zeitpunkt auch privat eine eigene Zeitung in den Masuren, die sich gut entwickelte und mit der Hirtreiter später immer für anstehende Projekte in der AVP-Gruppe bürgen konnte. Der Einstieg in den Automobilhandel kam dann ganz plötzlich und auch recht zufällig. Stark mit seiner Heimat – dem Bayrischen Wald – verwurzelt, habe er dort ab 1997 mehreren verschuldeten Autobetrieben aus der Klemme geholfen und kurzerhand gekauft, darunter ein neues VW-Autohaus in Regen und einen älteren VW/Audi-Betrieb in Deggendorf, bei dem der VW-Vertrag gekündigt war.Erfolgsstrategie I„Und diese Betriebe musste ich irgendwie wieder auf Kurs bringen“, erzählt Hirtreiter mit kräftiger Stimme. „Das stellte sich als gar nicht so einfach dar.“ Aufgrund der hohen Verluste sei er in 2000 selbst in das Autogeschäft eingestiegen und habe sich aus dem Verlagswesen verabschiedet. „Ab da wusste ich einfach, dass ich mich entscheiden musste, was ich machen will und wie ich es verwirklichen kann.“ Ihm sei klar geworden, dass er den Betrieben nur mit einer kritischen Größe zum Erfolg verhelfen konnte. „Das bedeutete im Klartext, eine Gruppe aufzubauen und mir eine Strategie dafür zurechtzulegen“, verdeutlicht Hirtreiter seine damalige Entscheidung. So setzte er sich das Ziel, in einem überschaubaren Gebiet – seiner Heimat – eine regionale, mittelständische Autohandelskette aufzubauen, früh zu investieren und neue Betriebe einzukaufen. Die Bank mit MinderheitsanteilenMöglich wurde das allerdings nur unter Zuhilfenahme der zwei bereits erwähnten Anker: dem Privatvermögen und der Verbindung zur Raiffeisenlandesbank Linz. Auch die Investition in eine starke Marke wie VW verhalfen zum Erfolg. Zu Verlagszeiten der PNP hatte Hirtreiter bereits mit der Bank zusammengearbeitet und dementsprechend vertraute man sich gegenseitig. Zudem beteiligte sich diese mit einem Minderheitsanteil von 25 Prozent an fast jeder Firma. Dadurch nahm sie auch am Erfolg der Tageszeitungen in Osteuropa teil und wuchs kräftig mit. „Folglich hat sie uns auch beim Aufbau der Autohauskette unterstützt“, erklärt Hirtreiter. „Wenn alle Zukäufe mit einer Bank vorher abgestimmt werden, erhält man sein Geld einfach leichter, da man gläserner wird. Heute wäre so etwas nicht mehr möglich, da keine Bank so ein Risiko mehr tragen würde“, weiß er mit Blick auf die heutige Investitionssituation. Erfolgsstrategie IIWichtig waren für den Aufbau noch weitere Faktoren, denn Geld alleine macht aus Betrieben keine erfolgreiche Autohandelsgruppe. „Mit den Investitionen hatten wir lediglich die Grundlage gelegt“, erzählt Hirtreiter, „erst dann mussten wir wirklich Leistung zeigen. Die setzt sich zu 50 Prozent aus Branchen-Know-how zusammen und definiert sich zum anderen über eine klare Strategie, ein Produkt, die richtigen Menschen und Arbeit.“ Nicht zu unterschätzen sei auch die tägliche Routine, da das Geschäft trotz der Erweiterungen weiterlaufen müsse. Hirt-reiter: „Wenn man sich da nichts überlegt, bringt die beste Strategie nichts.“ Deshalb habe man die Bereiche Sales, Aftersales und Finanzen klar getrennt und diesen große Freiheit eingeräumt. „Wenn in einem Bereich Probleme auftreten, laufen die anderen unabhängig davon weiter. Das macht uns stark“, weiß er. Eigene Potenziale ausschöpfenNach zehn Jahren Wachstum wolle man sich nun konsolidieren und die Prozesse qualitativ verbessern – zum Beispiel durch den Ausbau des VW-Nutzfahrzeugzentrums und den Aufbau eines Auslieferungszentrums. Hirtreiter: „Wir werden weiter wachsen, aber nicht durch Aggression in fremdem Gebiet, sondern durch die Hebung eigener, liegengebliebener Potenziale.“ Das Zauberwort dafür laute „Eigenkapital“. Denn Kredite wolle er nicht mehr beantragen müssen. „Unser Ziel ist ein Eigenkapital von über 15 Prozent.“Die nächsten Schritte hat man mit dem Erwerb eines Grundstücks in Plattling schon getätigt, auf dem nun das internationale Teilezentrum angesiedelt werden soll. Auch andere Projekte wie 200 neue Kundenparkplätze und die Erweiterung der Verkaufsflächen sind in Planung. „2013 wird zudem in Zwiesel ein neuer Skoda-Betrieb gebaut und der Porsche-Betrieb in Landshut verdoppelt“, gibt Hirtreiter einen Ausblick. „Bei uns auf dem Land brauchen die Menschen ein Fahrzeug und haben eine ganz andere Bindung dazu als ein Großstädter. Damit haben wir eine stabile Basis und Vertrauen in die Zukunft“, schließt er seine Erzählung. ■Lesen SIe hier...... wie Franz Hirtreiter eine der größten regionalen Autohandelsgruppen aufgebaut hat, noch weiter ausbaut und welche Rolle dabei ein starker Finanzpartner spielt.AVP AutolandIn die seit 1997 bestehende Autohandelsgruppe in Ostbayern sind 18 Betriebe integriert. Hauptstandort ist Plattling, zu dem u. a. ein 70.000 qm großes Gebrauchtwagenzentrum, das Porsche Zentrum Niederbayern, ein VW-Nutzfahrzeug und ein Lack- und Karosseriezentrum gehören. Rund 670 Mitarbeiter vermarkten die Marken VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat und Suzuki. In Plattling werden im Durchschnitt täglich zwölf Fahrzeuge abgesetzt. In der AVP-Gruppe sind das rund 10.000 Fahrzeuge im Jahr. Der Umsatz belief sich in 2011 auf 350 Mio. Euro, der Gewinn betrug rund vier Millionen Euro.

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