Ausgabe 17/2008: Autohaus 17/2008

Autohaus 17/2008Vertragshandel / Schwierige Zeiten fordern besondere Kreativität im FinanzmanagementNeue Liquiditätsquellen Von Prof. Hannes BrachatFührt die angespannte Automobilkonjunktur zu weiterer Liquiditätsenge? Welche Liquiditätsspielräume gilt es zu nutzen, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden? AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach darüber mit Lothar Lehner und Walter Moll von Lehner Management. 50 Prozent der Vertragshändler sind gefährdetAH: Herr Lehner, wie schätzen Sie die kurz- und mittelfristige Entwicklung der Konjunktur sowie deren Auswirkungen auf die Kfz-Branche ein? L. Lehner: Das Phänomen ist komplex. Hier ist Deutschland zum fünften Mal in Folge Exportweltmeister, baute in den vergangenen Jahren die Arbeitslosigkeit nicht nur statistisch erheblich ab, dort streiken die Konsumenten mit automobiler Zurückhaltung. Das geht auf das Konto zukünftiger Ungewissheit, Klimawandel, Steigerung der gesamten Energiekosten. Angst und Unsicherheit charakterisieren die deutsche Vorsicht! Die Automobilhersteller werden deshalb versuchen, diese Kaufzurückhaltung durch verstärkte Werbung, verbesserte Beschaffungskonditionen, attraktivere Standorte und Verkaufsräume auszugleichen. Die damit verbundenen Anforderungen an Gebäude, Ausstattung und vorzuhaltende Pkw erhöhen das Kostenpotenzial der Autohausunternehmen. Wer kann da auf Dauer mithalten? Wer wird die Waffen strecken müssen? Im Ergebnis könnte dies bedeuten, dass die Hersteller eine negative Konjunkturentwicklung nutzen, um eine Strukturbereinigung auf Händlerebene durchzuführen. Einzelne Stimmen gehen sogar davon aus, dass davon bis zu 50 Prozent der Vertragshändler unter die Räder kommen könnten. Was auf die Händler zukommtAH: Wie kann der einzelne Händler diese Entwicklung für sein Unternehmen erkennen und für das eigene Unternehmen zielführend einschätzen?L. Lehner: Bei dem erwähnten Szenario sind folgende Maßnahmen von Herstellern zu erkennen:a Verschärfte Standards bezüglich Standort und Räumlichkeiten sowie abzunehmender Stückzahlena Reduzierung bzw. Einfrieren des Kreditlimits durch die Autobankena Erhöhung der unterjährigen Tilgungsquoten in Bezug auf den fremdfinanzierten Fahrzeugbestanda Restriktives Verhalten in Bezug auf die Finanzierung von Gebrauchtwagena Verkürzte Zahlungsziele im Teilebereicha Verschlechterung der Einkaufskonditionen durch Kürzung der Bonia Verschleppung der Rückvergütungen, Gewährleistungsrückerstattungen, etc.a Hinweise in Bezug auf die Kündigung des HändlervertragsAbhängig von der indivduellen Situation und Größe des Händlers können diese Maßnahmen stärker oder schwächer ausfallen.AH: Bonitätsprüfungen sind aufgrund des Kreditwesengesetzes vorgegeben. Dennoch gibt es dabei Spielräume, zumal die kurz-, mittel- und langfristige Finanzstruktur zu sehen ist. Worin liegt der Nutzen einer derartigen Analyse, die beispielsweise Lehner Management erstellt?L. Lehner: Der Nutzen einer derartigen Analyse liegt in der Einschätzung, wie das Unternehmen bei Banken beurteilt wird und mit welchen Reaktionen in absehbarer Zeit zu rechnen ist.Short Term FinancingAH: Beteiligungskapital, Jointventure Kapital oder gar Mezzanine Darlehen in Ehren, sie kommen aber für den "normalen Mittelständler" gar nicht in Betracht. Sie propagieren die Option des "Short Term Financing" (STF). Worum handelt es sich dabei? Welche Voraussetzungen sind damit verbunden?L. Lehner: Das Finanzierungsinstrument stellt ein umgekehrtes Factoring dar. Der Finanzierer tritt beispielsweise im Bereich der Ersatzteilbeschaffung zwischen Autohaus und Lieferanten auf und schließt mit den Lieferanten direkte Beschaffungsverträge ab. Die Bestellung des Autohauses geht an den Finanzierer, der seinerseits die Bestellung beim Lieferanten auslöst. Der Lieferant liefert direkt an das Autohaus, stellt die Rechnung jedoch an den Finanzierer, der diese sofort bezahlt und hierfür attraktive Sofortzahlungsnachlässe erhält. Der Finanzierer seinerseits stellt die Lieferung wiederum dem Autohaus in Rechnung, welches jedoch erst nach z. B. 120 Tagen bezahlen muss und hierdurch einen attraktiven Warenkredit erhält (siehe Grafik). Die Spanne des Finanzierers resultiert aus den Sofortzahlungskonditionen gegenüber den Lieferaten.InsolvenzverfahrenAH: Sie verfügen über Erfahrungen hinsichtlich Insolvenzen, Insolvenzgefahren und Insolvenzabwicklung. Woran erkennt man die Insolvenzgefahr?W. Moll: Typische Zeichen für die Entwicklung eines Insolvenzszenarios definieren sich wie folgt:a Verlängerung der Zahlungsziele durch das Autohaus gegenüber dessen Lieferantena Ausnutzen oder Überziehung von Kreditliniena Einfrieren bzw. Versagung einer Verlängerung der Kreditlinie durch die Hausbanka Anfordern weiterer Sicherheiten durch die Hausbank (z. B. private Grundschulden, Bürgschaften, etc.)a Negative Eigenkapitalentwicklung durch zu hohe Privatentnahmen bzw. zu niedrige Gewinnea Unrealistisch hohe Lagerbestandsbewertung in der Bilanza Unrealistische Fahrzeugbestandsbewertung in der Bilanza Investitions- und Reparaturstau im immobilen und mobilen Anlagevermögena Nicht wertberichtigte Forderungsbeständea Rückständige Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und LöhneAH: Wo und wie kann ich mich über einen drohenden Insolvenzablauf informieren?W. Moll: Bei Unternehmen wie Lehner Management, die auf die betriebswirtschaftliche Sanierung und Beratung spezialisiert sind, sowie bei Fachanwälten und öffentlichen Beratungsstellen, die auf erfahrene Sanierungs- und Insolvenzberater zurückgreifen können.AH: Wer bestimmt den Insolvenzverwalter?L. Lehner: Dieser wird vom zuständigen Richter des Insolvenzgerichts bestimmt, in Ausnahmefällen vom Rechtspfleger. Privates Vermögen und InsolvenzAH: Was kann getan werden, um privates Vermögen außerhalb der Insolvenzsphäre zu halten?W. Moll: Grundsätzlich sollte privates Vermögen nicht zur Besicherung betrieblicher Kredite herangezogen werden. Die Banken machen dies regelmäßig neben persönlichen Bürgschaften zur Auflage, um Kredite zu erteilen. Hier gilt jedoch die Regel: Kann ein Kredit nicht durch das Unternehmen selbst dargestellt werden, sollte besser auf Investitionen verzichtet werden. Absolute Tabuzonen sind die lebensrelevanten Kernbereiche wie z.B. das Privathaus der Inhaber selbst bzw. der nächsten Verwandten, Abkömmlinge etc. Dies gilt auch für die Hingabe von Bürgschaften. Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass die Prüfung der Sicherheiten durch einen externen Dritten in aller Regel unerlässlich ist, um unvorhergesehene Überraschungen bzw. Fehleinschätzungen auszuschließen.AH: Manche Unternehmen melden Insolvenz an und machen dann morgen auf der anderen Straßenseite weiter. Wie geht das?L. Lehner: Der angesprochene Fall ist möglich, soweit der Neugründer personell nicht mit der insolventen Person (z. B. juristische Person, GmbH) identisch ist, kein Berufsverbot verhängt wurde und notwendige Finanzmittel bereitgestellt werden. Autohaus 17/2008

Ausgabe 17/2008: Autohaus 17/2008

Neue Liquiditätsquellen

MEISTGELESEN

Feser-Graf: Jetzt übernimmt die nächste Generation

Gigantische Reichweite: BMW lüftet technische Daten des iX3

Expansion in NRW: Maxus erweitert sein Händlernetz

STELLENANGEBOTE

Automobilverkäufer (m/w/d) in Pfullendorf

Projektmanager Automotive Consulting (m/w/d) – Schwerpunkt Gebrauchtwagen

KFZ-Mechatroniker (m/w/d) in Pfullendorf

Verkaufsleiter Neue Automobile (m/w/d)

Gebrauchtwagenverkäufer/in (m/w/d)

NEWSLETTER