Ausgabe 03/2007: Autohaus als Marke / Folge 7: Meyer's Autozentrum ...

Autohaus als Marke / Folge 7: Meyer's Autozentrum in Gunzenhausen setzt auf die Erfahrung des Seniorchefs, die Ideen des Juniors und auf den Regenbogen.Farben des Erfolgs VON STEPHANIE NEUMEIERBlau, grün, rot und gelb leuchtet es dem Autofahrer sofort entgegen, wenn er auf der B13 oder B466 nach Gunzenhausen kommt. Es sind die Farben von Meyer's Autozentrum. Sie zieren das Logo auf den Mauern des Betriebsgebäudes und die Kennzeichen auf den Autos im Hof. Die Regenbogenfarben finden sich auch auf den Visitenkarten und den Werbeanzeigen. "Jeder schaut sofort auf den Regenbogen, wenn er einen am Himmel sieht", begründet Karl Meyer die Wahl der bunten Farben. Der Name "Meyer" ist weit über die Stadt- und Landkreisgrenzen von Gunzenhausen bekannt. Seit kurzem sind im Autozentrum zwei Generationen unter einem Dach: Karl Meyer mit Frau Lilly Meyer und deren Sohn Christian Meyer. "Meyer" als MarkeAls langjähriger Lkw-Fahrer hatte Karl Meyer schon immer eine besondere Beziehung zu Fahrzeugen. Angefangen hat er 1974 mit einem Käfer, den er in seiner Garage reparierte und wieder verkaufte. Ein Jahr später meldete er ein Gewerbe an. Er tüftelte Tag und Nacht, wobei das Geschäft bald nicht nur expandierte, sondern förmlich explodierte. 1976 suchte Karl Meyer das Gelände an der Nürnberger Straße für seinen Betrieb aus. Dort stellte er die ersten Autos aus und bot sie zum Kauf an. Auf einem Bauernhof aufgewachsen und mit der Natur eng verbunden, hatte Karl Meyer schließlich den Einfall, mit Fiat-Landmaschinen zu handeln, bald kamen Mercedes-Jahreswagen hinzu. So bot Karl Meyer bereits lange vor Einführung der GVO mehrere Marken aus einer Hand an. Doch schon bald entschloss er sich, eine Automarke als Vertragshändler zu übernehmen, und unterzeichnete 1979 auf der IAA beim Mazda-Stand. "Mazda hat damals noch kein Mensch gekannt, aber ich habe gleich die hohe Qualität erkannt", erinnert sich Karl Meyer. Heute handelt er hauptsächlich mit Gebrauchtwagen, das Sortiment umfasst jeweils zu rund 50 Prozent Fahrzeuge von Mazda und Ford. Auf einen verkauften Neuwagen kommen etwa fünf Gebrauchtwagen. 2006 verkauften die Meyers etwa 100 Neu- und 500 Gebrauchtwagen. Durch seine langjährige Erfahrung als Kfz-Sachverständiger hat Karl Meyer ein Gespür für Gebrauchtwagen. Maßgeschneiderte BeratungEine zündende Idee hatte Karl Meyer mit Deutschlands erster Auto-Tauschzentrale, die zahlreiche Händler aus nah und fern mit Gebrauchtwagen versorgt. Die dafür entworfene, runde Anzeige fiel sofort auf und führte zu wilden Spekulationen; tagelang klingelte das Telefon ununterbrochen. Ein anderes Mal verteilte er 5.000 Visitenkarten an Lkw-Fahrer. Von unterwegs meldeten sie dem Gunzenhausener entdeckte Unfallschäden und hinterließen europaweit Meyers Spuren. Pro Woche kaufte er so bis zu zwölf Unfallwagen auf und setzte die reparierten Fahrzeuge auch über die Landkreisgrenzen wieder ab. Für den heutigen Firmensitz kaufte der Seniorchef 1993 das 11.000 Quadratmeter große Nachbargrundstück hinzu. Das Herz ist hier ein großer Empfangsraum, in dessen Mitte ein Grünbereich mit vielen Pflanzen und einem Bächlein mit Fischen und Fröschen zum Verweilen einlädt. Das Plätschern schafft eine angenehme Atmosphäre in den Verkaufs- und Ausstellungsräumen, aber es trennt auch die einzelnen Bereiche voneinander ab und ermöglicht ungestörte Verkaufsgespräche.Auf 700 Quadratmetern sind im Innenraum die neuesten Mazda- und Fordmodelle ausgestellt. Beide Geschäftsführer legen größten Wert auf eine individuelle Beratung – auch in mehreren Sprachen. Oberstes Gebot für die Meyers ist die Zufriedenheit der Kunden. Über die Einkaufsgruppe Automobile (EGA) stehen diesen zusätzlich zu den 130 Fahrzeugen im Hof etwa 15.000 Fahrzeuge zur Verfügung. 155 Händler bieten hier sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen aller Marken an. Das biete den Vorteil, dass die Kunden, auch wenn sie auf dem Hof nichts Passendes finden, mit einem fertigen Angebot nach Hause gehen – ausgedruckt mit dem Firmenlogo des Autozentrums. "Wenn heute ein Vater für seinen Sohn ein Auto zum 18. Geburtstag kaufen will, muss er etwas in der Hand haben, wenn er heimkommt", sagt der Seniorchef. Die Autos können meist innerhalb von zwei Tagen geliefert werden.Vom Kunden zum FreundKarl Meyer pflegt einen sehr engen Kontakt zu seinen Kunden, die ländliche Umgebung tut dazu ihr Übriges. Für den Firmenchef gibt es keinen Feierabend. "Wenn ich spät am Abend noch über den Hof gehe und Leute treffe, kann sich auch ein Geschäft anbahnen", berichtet er. Auch die Lichter auf dem Hof gehen seit einigen Monaten selbst in der Nacht nicht mehr aus. Damit habe man bisher nur gute Erfahrungen gemacht, es werde kaum mehr etwas geklaut oder randaliert. Zusätzlich wird der Hof 24 Stunden mit Radiomusik beschallt. "Wir wollen, dass unsere Kunden sich wohl fühlen", sagt Christian Meyer.Egal ob er im Urlaub ist oder mit seinem Schäferhund spazieren geht, Karl Meyer hält immer Augen und Ohren offen und versucht, neue Kunden zu gewinnen bzw. alte zu reaktivieren. "Ob ich verkaufe oder nicht, entscheidet sich in den ersten vier Sekunden", ist Meyer senior überzeugt. "Wir wollen den Interessenten als Kunden gewinnen und dann, dass er als Freund bleibt", so lautet das Motto des Betriebs. Im Jahr 2001 kam zu Mazda die Marke Ford hinzu, drei Jahre später der Import von Ford Mustang. Dieses Geschäft hat der Junior auf die Beine gestellt. Überhaupt weht seit vergangenem Oktober ein frischer Wind in den Räumen des Autohauses. Nach seinem dreijährigen BWL-Studium an der Berufsakademie Mannheim kehrte Christian Meyer mit seinem Studienkollegen Oliver Neidig in den elterlichen Betrieb zurück. Die beiden jungen Diplom-Betriebswirte brachten viele Ideen mit – vor allem bezüglich des Marketings. Besonderen Wert legen sie auf den durchgängigen Schriftzug, der sich überall wieder findet. "Uns ist der Wiedererkennungseffekt sehr wichtig", betont Christian Meyer. Die beiden haben zu jedem ausgestellten Auto einheitliche Flyer gestaltet, die sich in Boxen direkt neben den Fahrzeugen befinden. "Diese täglich durchzuschauen und wieder aufzufüllen ist ein riesiger Aufwand, aber es lohnt sich", sagt der Juniorchef. Die jahrzehntelange Erfahrung des Vaters und die frischen Ideen bezeichnet er als "optimale Voraussetzung fürs Geschäft". Auf dieser Basis entwickeln sie derzeit den während der letzten 33 Jahre gewachsenen Firmenauftritt weiter und vereinheitlichen das äußere Erscheinungsbild. Für die Zukunft planen die jungen Betriebswirte einen Relaunch des Internetauftritts. Die Regenbogenfarben sollen sich durch die komplette Website ziehen, wobei je eine Farbe eine Sparte kennzeichnen soll. "Der Mustang soll beispielsweise rot werden, der Service gelb", erklärt Christian Meyer. Da der Januar nach den Rabattaktionen und der höheren Mehrwertsteuer erwartungsgemäß sehr ruhig war, freut sich Karl Meyer auf den Frühling, wenn hoffentlich die Sonne und viele Kunden kommen. Und bestimmt freut er sich auch auf den nächsten Regenbogen am Himmel.

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