Nachhaltigkeitsberichterstattung: CSRD gestoppt - ESG bleibt

Die CSRD-Berichtspflicht mag aufgrund der Omnibus-Verordnung für zahlreiche Betriebe vorerst aufgeschoben sein, doch gestiegene Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften bleiben. Hersteller, Banken und Kunden fordern zunehmend Transparenz, belastbare Daten und gelebte Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Für Autohäuser bedeutet das: Nachhaltigkeit muss strategisch gedacht und operativ umgesetzt werden - auch ohne unmittelbare Berichtspflicht. Am 11. November 2025 stellten Branchenvertreter und ESG-Experten im Rahmen des von RAW unterstützten AUTOHAUS-Webinars "CSRD gestoppt - ESG bleibt" dar, wie sich Unternehmen frühzeitig und praxisnah aufstellen können. Im Fokus standen Erfahrungsberichte aus dem Autohausalltag, die Einführung von ESG-Softwarelösungen sowie der VSME-Standard als freiwillige Alternative zur CSRD. Den Anfang machten Werner Koller, Geschäftsführer WeKo Beratung, und Michael Harms, Veranstaltungsmoderator und Teamleiter AUTOHAUS next. In ihrem Beitrag erläuterten sie die grundlegenden Fakten zur Omnibus-Verordnung. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem einen Aufschub der CSRD-Berichtspflicht für KMU vor. Außerdem sorgt die geplante Anhebung der Schwellenwerte, die bestimmen, ob Unternehmen berichtspflichtig sind, dafür, dass nur noch Betriebe mit über 1.000 Mitarbeitern und mehr als 450 Millionen Euro Umsatz davon betroffen sind. Derzeit sind die geplanten Erleichterungen noch nicht gesetzlich verankert, in Deutschland sollen diese laut Werner Koller allerdings noch bis zum 31. Dezember 2025 in das nationale Recht übertragen werden. Was bedeutet das für Autohäuser? Auch wenn die CSRD-Berichtspflicht für die meisten Autohäuser dadurch vorerst entfällt, bedeutet dies dem ESG-Experten zufolge nicht, dass man das Thema wieder vernachlässigen kann: "Sie müssen im Stande sein, berichtspflichtigen Stakeholdern, Daten zu liefern." Verschiedene Parteien wie Banken, Hersteller oder große gewerbliche Kunden werden weiterhin ESG-Informationen für ihre Berichte benötigen und können diese somit auch von Autohandelsbetrieben einfordern. Gerade im finanziellen Sektor könne man davon ausgehen, dass das Thema Nachhaltigkeit zukünftig auch die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens beeinflussen werde. Somit wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung laut Werner Koller zwar für die meisten Autohäuser freiwillig, aber strategisch notwendig. Um sorgfältig gegliederte und mit anderen Betrieben vergleichbare Daten zu erhalten, empfehle es sich, diese nach gewissen Vorgaben zu erheben. Hierfür seien beispielsweise ISO-Normen oder der sogenannte "Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs", kurz VSME, geeignet. Der VSME habe dabei den Vorteil, dass dieser von der "European Financial Reporting Advisory Group", kurz EFRAG, im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt wurde und sich somit an EU-Regularien orientiere. Wie dieser Standard aufgebaut ist, und was es bei der Erhebung der Daten zu beachten gilt, stellten Werner Koller und Michael Harms am Beispiel eines fiktiven Autohaus-Betriebs dar. Erfahrungen aus der Praxis Wie der Umgang mit dem Wegfall der CSRD-Berichtspflicht in der Praxis aussehen kann, veranschaulichte Markus Gold, Leitung Business Development & Nachhaltigkeit bei Kunzmann, in seinem Vortrag. Trotz Omnibus-Verordnung sieht die Autohaus-Gruppe nach wie vor einen großen Bedarf und auch eine Chance in der Erhebung und der Dokumentation von Daten zum Thema Nachhaltigkeit, da der Druck im Hinblick auf dieses Thema zukünftig steigen werde. Um die Daten zu strukturieren, orientiere man sich bei Kunzmann an ISO-Normen. Zudem etabliert das Unternehmen zahlreiche nachhaltige Prozesse und Projekte. Im Bereich Energiemanagement sei beispielsweise der Ausbau von Photovoltaikanlagen geplant. Ebenso im Fokus steht ein strukturiertes Risikomanagement. Dabei berücksichtige das Autohaus auf die einzelnen Standorte bezogene Daten wie Hagel-, Hochwasser- und Grundwasserkarten. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung aller Maßnahmen sei vor allem das richtige Mindset. "Wenn ich nicht das richtige Mindset im Bereich Nachhaltigkeit habe, sondern nur den wirtschaftlichen Aspekt betrachte, wäre es zu wenig", bekräftigte Gold. Bei Kunzmann sei man in der glücklichen Lage, dass die Geschäftsführung sich bereits frühzeitig mit dem Thema beschäftigt habe, und als Vorbild vorangehe und die ganze Belegschaft abhole. Einblicke in das Nachhaltigkeitsmanagement eines Herstellers ermöglichte Benjamin Walde, Leiter Nachhaltigkeit Mercedes-Benz Own Retail in Deutschland. Die Mercedes-Benz AG fokussiert sich dabei auf sechs Kernthemen: Dekarbonisierung, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft, Digital Trust, Verkehrssicherheit, Mitarbeiter sowie Menschenrechte. In den eigenen Niederlassungen arbeite man daran, die wesentlichen Prozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Beispiele hierfür seien die Verwendung von Mehrwegschonern in der Werkstatt, die Etablierung von digitalen Prozessen zur Papierreduktion sowie die Implementierung von Recyclingkonzepten für die in den Betrieben gesammelten Reststoffe. Zudem arbeite man daran, neben einem Blueprint CSRD-Niederlassungsbericht, den Betrieben einen Bericht nach den VSME-Kriterien zur Verfügung zu stellen. Laut Walde möchte das Unternehmen damit die wichtigsten Punkte für Stakeholder noch verständlicher und transparenter darstellen. Am Ende des Praxisteils diskutierte Michael Harms gemeinsam mit Markus Gold, Benjamin Walde und Dr. Christopher Scheubel, Co-Founder und CEO der Sustainability Management Software cubemos, über den richtigen Weg zum erfolgreichen Nachhaltigkeitsmanagement. Scheubel betonte dabei, dass Datenerhebung Betriebe immer wieder vor Herausforderungen stellt. Um dies zu verhindern, können Unternehmen Prozesse aus der Finanzberichterstattung übernehmen. Zudem könne man im nicht-finanziellen Bereich mit einer niedrigen Datenqualität beginnen - immer mit Ziel vor Augen, diese sukzessive zu verbessern. Dies sei in Ordnung und sowohl seitens CSRD als auch seitens VSME in dieser Form vorgesehen. Rechtliche Einordnung Abgerundet wurde das Webinar mit dem Vortrag von Steven McIntosh, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner bei RAW. Auch in seinen Augen bleibt das Thema ESG weiterhin politisch und gesellschaftlich relevant, auch wenn die Omnibus-Verordnung die CSRD-Berichtspflichten für die meisten Betriebe vorerst aufheben wird. Da neue Anforderungen und höhere Erwartungen der Stakeholder bestehen bleiben, empfiehlt er, schon jetzt Prozesse zu integrieren, die künftig ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement und eine verlässliche Sammlung der relevanten Informationen ermöglichen. Hierbei helfe eine kritische Auseinandersetzung mit Leistungskennzahlen und bestehenden Abläufen im Autohaus wie dem Risikomanagement, der Finanzplanung und der Liquiditätssteuerung und dem Lieferanten- und Beschaffungsmanagement. Als Orientierungshilfe für den konkreten Auf- und Ausbau der Dokumentation von Nachhaltigkeitsdaten kann man sich laut McIntosh am VSME-Standard orientieren. Jetzt Videos anschauen! Auf AUTOHAUS next stehen die Aufzeichnungen der einzelnen Vorträge der Veranstaltung "CSRD gestoppt - ESG bleibt" zur Verfügung. Holen Sie sich wertvolle Tipps und Handlungsempfehlungen für den richtigen Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung in Ihrem Unternehmen. Schauen Sie gleich mal vorbei: https://next.autohaus.de/ecampus/112538