Autohaus Cyber Security Konferenz: Cyberangriff? Mit Sicherheit!

Auch der Autohandel wird mehr und mehr zum Ziel digitaler Angriffe. Um hier über die Risiken und Gefahren aufzuklären, veranstaltete der VMB in Berlin die erste verbandsübergreifende "Autohaus Cyber Security Konferenz". Das Event wurde erstmals markenoffen in Zusammenarbeit mit weiteren Händlerverbänden wie dem VDB, dem VW Audi Partnerverband und dem VGM durchgeführt. Eingeladen waren IT-Verantwortliche und Geschäftsführer aus dem gesamten Autohandel, um sich über praxisnahe Lösungen zu informieren und sich gerade bei diesem wichtigen Thema vernetzen zu können. Die Gefahr wächst Bereits der erste Vortrag von Manuel Bach, Referatsleiter für kleine und mittlere Unternehmen vom Bundesamt für Sicherheit und Information (BSI), zeigte auf eindringliche Weise, wie real die Bedrohung im Netz inzwischen geworden ist: Rund 309.000 neu Schadsoftware-Produkte entstehen Tag für Tag. Dabei gehöre Ransom-Ware, also Programme, die Daten verschlüsseln, um damit Lösegeld zu erpressen, zu den beliebtesten Waffen der Hacker. Der gesamtwirtschaftliche Schaden beläuft sich nach einer Bitkom-Studie auf rund 179 Milliarden Euro jährlich. Manuel Bach brachte es auf den Punkt: "Jeder wird angegriffen, da gibt es keine Ausnahme. Kein Unternehmen ist zu klein, denn die Angreifer streuen ihre Attacken breit und nutzen jeder Sicherheitslücke aus." Deshalb seien Schutzmechanismen wie Daten-Back-ups, Mitarbeiter-Schulungen und Investitionen in Sicherheitssysteme unumgänglich. Gleichzeitig wird aber jedes Schutzsystem früher oder später versagen. Deshalb sollte für diesen Fall eine (analoge!) Back-up-Strategie vorhanden sein und man sollte sich unbedingt externe Hilfe holen. Auch eine Cyberversicherung kann von Nutzen sein. Fast ein Unternehmen zerstört Besonders bewegend war Vortrag von Anja Bauer, Geschäftsführerin des gleichnamigen Autohauses. 2022 verschlüsselten Cyberkriminelle sämtliche Systeme der Bauer Gruppe. An allen fünf Standorten ging nichts mehr, weder die Computer noch die Telefone. In einem Schreiben bekannte sich die Hackergruppe "BlackBasta" zu dem Angriff. Doch Anja Bauer und ihr Mann Klaus, ebenfalls Geschäftsführer, entschieden sich dagegen, der Lösegeldforderung nachzukommen. Und gemeinsam mit ihrem Team schafften sie das schier Unmögliche: Sie hielten das gesamte Unternehmen mit Papier und Bleistift am Leben. Und das, obwohl der Zugriff auf alle Kundenvorgänge, auf laufende Aufträge sowie auf die Daten sämtlicher Mitarbeiter nicht mehr möglich war. Nach dem ersten Schock wurden die Unternehmenskonten gesperrt, die Polizei eingeschaltet und Steuerberater und Anwälte informiert. "Wir waren zunächst total überfordert. Also haben wir einfach gegoogelt, was in einem solchen Fall zu tun ist", so die Geschäftsführerin. "Aber für uns war klar: Wir lassen uns nicht erpressen!" Ein großes Lob sprach Anja Bauer ihrer gesamten Mannschaft aus. Alle Mitarbeiter waren von Anfang an bereit, teilweise auch nachts und am Wochenende zu arbeiten, um den Betrieb am Laufen zu halten und schließlich in ein neues Zeitalter zu führen. Der Angriff erfolgte übrigens nicht über ein Software-System, sondern eine Sicherheitslücke im Hardware-Chip der Alarmanlage. Bauer geht davon aus, dass der Angriff im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erfolgt ist, weil das Unternehmen unter anderem einen Service-Vertrag mit der Bundeswehr hat. Mitarbeiter größte Gefahrenquelle Nicht nur die Systeme, vor allem der Mensch ist ein großes Sicherheitsrisiko. Diese Erfahrung machte die Jürgens Gruppe Anfang Mai, als sie von der Hackergruppe "Akira" attackiert wurde. Laut Daniel Junker, Geschäftsführer bei der Jürgens Gruppe, würden vier Prozent der Mitarbeiter in Phishingmails sensible Daten preisgeben. Das hat ein interner Test ergeben. Glücklicherweise war das Unternehmen auf einen Cyberangriff gut vorbereitet, da zum Beispiel das DMS bei Jürgens in der Cloud läuft. Auch waren bei dem Angriff keine Kundendaten betroffen. Am Ende lag die Sicherheitslücke bei einem Dienstleister, der ein leicht zu erratendes Passwort verwendet hatte. Das wurde mithilfe der Forensiker-Software Velociraptor herausgefunden, die Spuren in den Systemen ermittelt. Dank einer Cyberversicherung und einer durchdachten Infrastruktur war das Unternehmen bereits nach acht Tagen wieder voll einsatzfähig. Dennoch plädierte Daniel Junker dafür, die Mitarbeiter für Datendiebstahl so gut es geht zu sensibilisieren. Verbände unterstützen Neben weiteren Praxisbeiträgen durch erfahrene IT-Dienstleister wie der VAPS, Perseus und LocateRisk wurden in einer Paneldiskussion unter anderem die Rechte und Pflichten im Falle eines Cyberangriffs erörtert. "Im Eifer wird nach einem Angriff oft vergessen, alles korrekt den Behörden zu melden. Viele Geschäftsführer seien sich der organisatorischen Maßnahmen und der daraus resultierenden Haftung nicht bewusst", erklärt Anwalt Johannes Baumann. Marius Minge von der Ergo-Versicherung zeichnet ein zumindest vorsichtig positives Bild: "Viele KMU nehmen das Thema Cybersicherheit und Dokumentation ernst, was uns als Versicherern hilft." Bei der Back-up-Strategie sieht er noch Luft nach oben. Oft gäbe es zwar einen internen Notfallplan für Cyberangriffe, doch sei dieser oft nur in digitaler Form vorhanden und dann nicht mehr zugänglich. Auch die Verbände können bei dem Thema wichtige Hilfestellung leisten. "Unser Fokus liegt längst nicht mehr nur auf den Fabrikatsthemen. Wir haben unseren IT-Fokus wesentlich vergrößert und tauschen uns ständig mit Experten und Partnern aus", so VMB-Geschäftsführer Michel Farrenkopf. Generell wünscht man sich auf Verbandsebene von den OEM ein einheitliches Angebot, um Resilienzen im Handel zu schaffen. Aktuell würden die Hersteller vor allem die eigenen Systeme anpassen. Weitreichende Angriffsflächen Zum Schluss warf Martin Lorenz, Abteilungsleiter Security, Daten & Digitalisierung beim VDA, in seinem Vortrag noch einen Blick darauf, wie sich das Thema Cyber Security in Zukunft verändern wird: "Man muss den Lebenszyklus eines Fahrzeugs über die gesamte Lieferkette sehen. Dazu gehören OEM, Handel und Zulieferer." Neue Faktoren seien unter anderem die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge, politische Konflikte und künstliche Intelligenz, die eine neue Form des Cyberterrorismus ermöglichten. Daher sollten Unternehmen unbedingt in mehr Sicherheit investieren. Das schütze nicht nur vor Angriffen, sondern würde von Herstellern und Tier-1-Zulieferern honoriert und hebe sie positiv von Wettbewerbern ab. Die erste verbandsübergreifende "Autohaus Cyber Security Konferenz" hat allen Teilnehmern eindringlich gezeigt, wie wichtig das Thema Sicherheit in der IT ist, auch wenn es im Autohaus-Alltag noch allzu oft untergeht. Und der Aufklärbedarf ist weiterhin hoch. Die nächste Konferenz 2026 sollte demnach mehr als gesetzt sein.

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HASHTAG

#Cyber Security

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