Ausgabe 12/2007: Die Kosten im Auge behalten

Personalkosten im Autohaus / Teil 1: Die neue Vergütungsstudie von AUTOHAUS und der Santander Bank zeigt, dass die Personalkosten in den letzten Jahren deutlich gesunken sind Die Kosten im Auge behaltenVon Prof. Dr. Ralf MertensDie vierte Vergütungsstudie von AUTOHAUS und der Santander Bank nach den Jahren 2004, 2001 und 1998 kann eine Rekordteilnahme von 242 Handelsbetrieben aufweisen, die insgesamt 33 verschiedene Marken vertreten. Das zeugt nicht nur von dem großen Interesse an der Thematik Mitarbeitergehälter, sondern auch von deren Brisanz. Gerade in für viele Autohäuser finanziell schwierigen Zeiten spielt die wichtigste – und häufig auch teuerste – Ressource im Betrieb eine entscheidende Rolle. Von daher spiegelt das Interesse an dieser Studie auch die tatsächliche Wichtigkeit eines aktiven Personalkostencontrollings wider. Gesunkene PersonalkostenHaben die Daten des Marktforschungsinstituts puls von 2004 noch 44 Prozent der betriebsbedingten Kosten im Autohaus als Personalkosten ausgewiesen, sind es in der Vergütungsstudie 2007 nur noch 31 Prozent. Ein Riesensprung, der unter betriebswirtschaftlicher Betrachtung einen großen Fortschritt bedeutet, auch wenn er bedingt ist durch größere Organisationseinheiten und deren Einsparpotenzial. Ein Blick in andere Branchen zeigt jedoch, dass man gerade mit zu rigoros durchgeführten Einsparorgien im Personalbereich ein Unternehmen auch kaputtsparen kann. Die Inhaber und Geschäftsführer von Autohäusern mit mittlerweile auf einen Mindestbestand zusammengeschrumpften Autohausteams haben sich nicht mehr nur um die Gehälter, Arbeitszeiten und Zusatzleistungen in der eigenen Branche, also um den direkten Wettbewerber zu kümmern. Aufgrund der Arbeitsmarktlage und der demographischen Entwicklung müssen sie auch lukrative Angebote von Arbeitgebern anderer Branchen im Auge behalten. 7 Prozent machen VerlusteInsgesamt betrachtet verkaufen die befragten Betriebe im Durchschnitt 330 Neuwagen und 337 Gebrauchtwagen, wobei die durchschnittliche Mitarbeiterzahl 43 Personen beträgt. Die Lage der Unternehmen ist exakt aufgeteilt: 50 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als Stadtlage, während sich die restlichen 50 Prozent in ländlicher Lage befinden. Gefragt nach der Umsatzrendite in Prozent vom Gesamtumsatz geben 7 Prozent der Betriebe Verluste an, während auf der anderen Seite des Spektrums immerhin 18 Prozent der Betriebe eine Umsatzrendite von mehr als 4 Prozent ausweisen. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig: Neben Rahmenbedingungen wie Fabrikat, Größe und Lage des Autohauses, Prozesse und Kostenstrukturen kristallisieren sich Management und Team immer deutlicher als erfolgsbestimmende Faktoren heraus. Mehr Einsparungen bei den tarifgebundenen BetriebenDer Anteil der Personalkosten an den Gesamtkosten im Betrieb hat sich, wie bereits erwähnt, in den letzten drei Jahren von 44 auf 31 Prozent verringert. Der Anteil der Betriebe, die einen Personalkostenanteil von über 50 Prozent angeben, hat sich von 44 auf 23 Prozent halbiert. Auch hierfür sind die Ursachen vielschichtig. Eine der Ursachen, die sich bereits in der letzten Studie von 2004 abgezeichnet hat, ist die Tarifgebundenheit, oder besser gesagt, die Nicht-Tarifgebundenheit der Betriebe. Betrug 2004 der Mittelwert der teilnehmenden tarifgebundenen Unternehmen bei dem Personalkostenanteil noch 46 Prozent, so sind es in der aktuellen Studie noch 32 Prozent. Bei den nicht-tarifgebundenen Unternehmen verringert sich dieser Wert von 39 Prozent (2004) auf 29 Prozent (2007).Zwar bedeutet das immer noch drei Prozent Differenz beim Personalkostenanteil zwischen nicht-tarifgebundenen und tarifgebundenen Betrieben, die tarifgebundenen Betriebe haben aber ihr Einsparpotenzial anscheinend konsequenter genutzt. Bei der Betrachtung der Personalkostenanteile nach städtischer und ländlicher Lage ergeben sich kaum Unterschiede: Für die Stadtbetriebe wurde ein Wert von 30 Prozent (2004: 42 Prozent) und für die Betriebe in ländlicher Lage ein Wert von 31 Prozent (2004: 45 Prozent) ermittelt. Schon in der Studie 2004 war aufgefallen, dass die Betriebe in den westlichen Bundesländern einen erheblich geringeren Personalkostenanteil (31 Prozent) haben als Betriebe in den östlichen Bundesländern (46 Prozent). Diese Differenz von 15 Prozent ist auf 4 Prozent zusammengeschmolzen. Bei allen unterschiedlichen Betrachtungen der Personalkostenanteile lässt sich eines feststellen: Der Trend zeigt deutlich nach unten. Entwicklung der Gehälter seit 2004Wurde für die Jahre 2001 bis 2004 noch eine durchschnittliche Steigerung der monatlichen Bruttogehälter von sieben Prozent ermittelt, so beträgt dieser Wert für den Zeitraum 2004 bis 2007 nur noch ein Prozent, wohlgemerkt über den Zeitraum von drei Jahren und über alle Positionen hinweg. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Kostensteigerungsrate bleibt unter dem Strich ein jährliches Minus von bis zu 2 Prozent, was den starken Rückgang des Personalkostenanteils erklärt. Dabei weisen die einzelnen Gehaltskomponenten in den Zeiträumen 2004 bis 2007 und 2001 bis 2004 eine recht unterschiedliche Entwicklung auf. So haben sich die Grundgehälter erneut um ein Prozent verringert. Zeigten die Aufwendungen für die Altersversorgung im Zeitraum 2001 bis 2004 noch einen Zuwachs von drei Prozent, so haben sie von 2004 bis 2007 um sieben Prozent abgenommen. Noch krasser fällt die Entwicklung bei den festen zusätzlichen Leistungen (z.B. Vermögenswirksame Leistungen, Unfallversicherung etc.) aus. Wurde im Zeitraum 2001 bis 2004 noch ein Plus von 90 Prozent festgestellt, so weist der Zeitraum 2004 bis 2007 ein Minus von 69 Prozent aus. Fast ebenso deutlich fällt die Entwicklung bei den laufenden Verkaufsprovisionen aus: Von 2001 bis 2004 wurde ein Plus von 77 Prozent ermittelt, von 2004 bis 2007 ein Minus von 56 Prozent. Dass der Mittelwert der monatlichen Bruttogehälter trotzdem noch um (nur) ein Prozent gestiegen ist, kann daher nur an den in der Studie 2007 erstmals gesondert erhobenen Posten "Variable Vergütung (Leistung)" und "Provisionen für Finanzdienstleistungen" liegen. Vermutlich folgt die Branche Zug um Zug einer mehr leistungsorientierten, variablen Vergütung, wie sie auch im Buch "Entlohnung im Automobilhandel – Leistungsorientierte Vergütung" (Mertens/Kramer, Auto Business Verlag, 2006) beschrieben ist. Gehälterentwicklung nachstrategischen GruppenDie Betrachtung der Gehaltsentwicklungen nach den strategischen Gruppen macht die Unterschiede zwischen Herstellern und Importeuren deutlich. So weisen die Mitarbeiter der deutschen Premiumhersteller zwar nicht mehr die großen Verluste auf wie 2004 mit einem Minus von 19 Prozent, mit einem Rückgang von 2 Prozent bilden sie dennoch das Schlusslicht in der Gehaltsentwicklung. Die Gehälter bei den großen Importfabrikaten bilden dagegen den Spitzenreiter mit einem Plus von 15 Prozent (2004: plus 8 Prozent). Die Gehälter der deutschen Volumenhersteller hatten 2004 noch ein Plus von 11 Prozent zu verzeichnen, bewegen sich aber im Zeitraum von 2004 bis 2007 genau im Durchschnitt bei plus 1 Prozent. Betrachtet man die absolute Gehaltshöhe über alle Positionen hinweg (ohne Firmenfahrzeug), so ergibt sich ein Durchschnittswert von 2.856 Euro. Trotz zum Teil erheblicher Einbußen seit 2001 ist das Durchschnittsgehalt bei den deutschen Premiumherstellern mit 3.292 Euro immer noch Spitze, gefolgt von den deutschen Volumenherstellern mit 3.119 Euro, den großen Importmarken mit 2.751 Euro und den kleinen Importmarken mit 2.480 Euro. Setzt sich diese Gehaltsentwicklung in den nächsten Jahren weiter fort, dann bedeutet eine Anstellung bei einem Premiumhersteller nicht mehr automatisch auch ein höheres Gehalt.Dies alles zeigt, in welchem Umfang die Personalkostenstrukturen in Bewegung gekommen sind. Selbst bei einem durchschnittlichen Personalkostenanteil von nunmehr 31 Prozent gilt es auch weiterhin Personalkosten und die dahinter stehenden Vergütungssysteme wettbewerbsorientiert im Auge zu behalten. Vergütungsstudie 2007Im nächsten AUTOHAUS erscheint der zweite Vorab-Artikel zur "Vergütungsstudie 2007". Thema: Die Gewinner und Verlierer bei der Gehaltsentwicklung von 2004 bis 2007. Der komplette Vergütungsspiegel ist ab September für 99 € (zzgl. MwSt. und Versand) im AUTOHAUS Online-Shop erhältlich. Vorabbestellungen über: juliane.schleicher@springer.com

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