Maserati: Drei vollelektrische Modelle am Start

Die Elektrifizierung steht bei Maserati 2024 im Fokus. Die Marke will neue Kunden gewinnen und erwartet eine neue Dynamik im Geschäft. Die Händler will man mit intensiven Trainings und einer Roadshow für die neue Strategie abholen. Über die Details haben wir uns mit Roland Stähler, Managing Director D-A-CH, Maserati EU, unterhalten. AH: Herr Stähler, was war für Sie der Grund, zu Maserati zu gehen? R. Stähler: Die Marke Maserati ist unzweifelhaft eine der faszinierendsten überhaupt. Denken Sie nur an die Historie im Motorsport. Jetzt sind wir dabei, den Aufbruch in das Elektrozeitalter zu starten. Es ist also sehr spannend und eine tolle Herausforderung, diese Entwicklung für die drei Märkte mitzugestalten. Die erste große "Maserati Injektion" gab es für mich im vergangenen November in Modena. Diese Erfahrung hat meine Faszination für die Marke unglaublich verschärft. Maserati hat ein riesiges Potenzial und ist als Marke überall bekannt. Gerade die Bekanntheit der Produkte können wir aber noch verbessern. Da passt unsere Elektrifizierungsstrategie prima ins Bild. Denn die Menschen definieren Luxus inzwischen anders als vor 20 oder 30 Jahren. Man will eine andere Form des Luxus erleben. Und da gibt es in der Branche sonst niemanden, der die italienische Identität und Leidenschaft in dieser Form mit einem modernen Verständnis von Luxus verbindet. Elektromobilität AH: Verhält sich Maserati bei der Umstellung auf BEV offensiv? R. Stähler: Wir werden in der Branche der erste italienische Luxushersteller sein, der ab 2028 ausschließlich auf elektrische Produkte umgestellt hat. Schneller als viele andere Automarken. Wir sind dabei Teil der konsequenten Elektrostrategie von Stellantis und profitieren von den Synergien des Konzerns. Das ist für uns ein absoluter Zeitenwechsel, denn unser Wachstum wird zunehmend durch die Elektrifizierung bestimmt werden. Wir glauben an diese Antriebsart und erkennen hier viel Potenzial für uns. Die technologische Entwicklung dabei ist atemberaubend. Für uns bedeutet das: Wir entwickeln unsere Autos mit dem Ziel, zu 100 Prozent einen echten Maserati auf die Straße zu stellen. So wird unser Soundsystem des Antriebs beispielsweise die Zukunft mit der V8-Vergangenheit verbinden. Die neuen Autos werden sich nach Maserati anfühlen und auch so fahren. Wir legen da nach wie vor sehr großen Wert auf das fahrdynamische Erlebnis. Beim GranTurismo Folgore, unserem ersten BEV, hat sich zum Beispiel die Sitzhöhe im Vergleich zur Verbrennervariante nicht verändert. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs liegt insgesamt allerdings tiefer als bei der Variante mit dem Verbrennungsmotor. Man sitzt also nicht wie bei anderen BEVs üblich auf der Batterie. Die ersten GT-Modelle haben wir bereits ausgeliefert, unser Mid-Size SUV Grecale Folgore kommt in diesen Tagen hinzu. Und: Mit dem GranCabrio Folgore, also der offenen Variante des GT, werden wir vor Jahresende bereits drei vollelektrische Modelle am Start haben. AH: Werden alle E-Mobile mit der Bezeichnung Folgore, italienisch für "Blitz", ausgezeichnet? R. Stähler: Mit dem Zusatz Folgore kommunizieren wir die Technologie. Die Bezeichnung der Baureihen wird sich nicht verändern. E-Auto-Preise AH: Wie sind die Fahrzeuge eingepreist? R. Stähler: Wir starten mit dem Grecale Folgore bei 124.301 Euro. AH: Das kostet der Trofeo auch. Das Einstiegsmodell Grecale GT gibt es schon ab 84.600 Euro. Wir sprechen also nicht von großen Stückzahlen. Fakt ist anscheinend, dass die E-Mobilität (zu) teuer ist? R. Stähler: Wie alle Hersteller würden natürlich auch wir uns wünschen, Elektromobilität für den Kunden noch günstiger darstellen zu können. Aber leistungsmäßig und auch ausstattungstechnisch lässt sich der Grecale Folgore am ehesten mit dem Grecale Trofeo vergleichen. Die Preissetzung ist also sowohl innerhalb unseres Portfolios wie auch im Vergleich zum Wettbewerb sehr angemessen. Intensive Vertriebstrainings AH: Wie schwört man den Vertrieb jetzt auf die neue Technologie ein? R. Stähler: Das ist sicher eine Herausforderung. Alle Frontliner, also die Mitarbeiter mit Kundenkontakt im Vertrieb und Service, wurden mit einem intensiven Training in Italien unterstützt und auf die neuen Produkte vorbereitet. Wir werden unsere Händler zusammen mit deren Kunden zusätzlich im Rahmen einer Roadshow auf die neue Technologie einstimmen. Im April gibt es außerdem ein globales Händlermeeting in Italien, bei dem das Thema Elektrifizierungsstrategie und Folgore im Mittelpunkt stehen wird. Die Elektrifizierung ist unser Fokus in 2024 und auch ein Hebel, um für die Marke neue Kunden zu gewinnen. Wir erwarten damit eine neue Dynamik im Geschäft. AH: Wie macht sich Stellantis bei Maserati bemerkbar? R. Stähler: Es gibt viele Felder, in denen Stellantis sichtbar ist. Nun ist Maserati ein eher kleiner Hersteller und wir profitieren sicherlich in den Feldern Technologie, Research und Design von Synergien im Konzern. Wir haben allerdings die Spielräume, die man braucht, um das Alleinstellungsmerkmal als einzige Luxusmarke im Konzern beizubehalten. Wir sehen das sehr positiv. Ein Konzernunterbau ist hier sehr hilfreich. AH: Jetzt beginnt die neue Phase der E-Mobilität für Maserati. Wie bewerten Sie die Entwicklung in den vergangenen drei Jahren, die ja vor allem noch durch die Benzinmotoren geprägt war? Einige Modelle laufen aus? R. Stähler: Quattroporte, Ghibli und Levante sind am Ende ihres Lebenzyklus angelangt, aber bei den Händlern nach wie vor verfügbar, und sie bleiben auch für treue Fans attraktiv. Für unseren Handel und für uns definiert letztlich die Erwartung des Kunden das Geschäft. Es gibt sicherlich noch zahlreiche Käufer, die sich das Fahrerlebnis eines Verbrenners wünschen. Die Öffnung von sogenannten "Petrolheads" zur E-Mobility geht von schleichend bis dynamisch. Deshalb versuchen wir bewusst, das Maserati-Gefühl zu erhalten. Auch wenn das Fahrgefühl nicht ganz identisch ist, erlebt man 100 Prozent Maserati. Das ist der Weg, den unsere Händler mitgehen können. Alles, was beim Kunden funktioniert, funktioniert auch beim Händler. Wir richten unseren Blick mit den Folgore-Varianten, volumenseitig hauptsächlich dem Grecale Folgore, nach vorne. Mit dem GranTurismo Folgore und in Kürze mit dem GranCabrio Folgore bieten wir einzigartige vollelektrische Sportwagen. Selbst einen MC 20 wird es ab 2025 als Folgore-Variante geben. Damit setzen wir ein weiteres Ausrufezeichen. Neues Showroom-Konzept AH: Wie ist die Situation im Händlernetz? R. Stähler: Wir arbeiten daran, die Ertragslage des Handels weiter zu verbessern, und wollen unser bestehendes Netz erfolgreicher machen - zuallererst mit dem neuen Produktangebot. Wir werden aber auch ein neues Markenerlebnis im Handel ausrollen. Es gibt dafür ein neues Showroom-Konzept, das beispielsweise in München bereits umgesetzt wurde. Damit schaffen wir für unsere Kunden hochattraktive Begegnungsstätten. Die Erfahrungen zeigen, dass die Besuchsfrequenz mit dem neuen Konzept deutlich nach oben geht. Die Aktivierung der Showrooms und die neue Produktpalette bedeuten auch für den Handel eine Aufbruchsperspektive. AH: Ist die Agentur in der Diskussion? R. Stähler: Das liegt bei uns derzeit nicht auf dem Tisch. Wir setzen weiterhin auf das Vertragshändlersystem. AH: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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