Der Mineralölkonzern Esso senkt an einigen Tankstellen testweise die Preise für den ungeliebten Biosprit E10. "Wir haben uns auf dem Benzingipfel zwar verpflichtet, alles zu tun, um die Akzeptanz für E10 zu steigern, aber leider hatten wir mit unserer Aufklärungsarbeit keinen Erfolg", sagte Esso-Sprecherin Gabriele Radke der "Bild"-Zeitung (Samstag). "Jetzt senken wir an manchen Tankstellen testweise die Preise für E10." Bislang lassen die meisten Autofahrer in Deutschland lieber die Finger von dem neuen Biosprit.
Rund 85 Prozent lehnten den Kraftstoff kategorisch ab, berichtete das Magazin "Spiegel" unter Berufung auf eine Studie des ADAC. Fast 40 Prozent der Autofahrer gaben darin an, sie seien nicht vom Nutzen für die Umwelt überzeugt. Rund 36 Prozent äußerten die Sorge, das Auto könne Schaden nehmen. Knapp zehn Prozent befürchteten, der Kraftstoffverbrauch werde durch E10 steigen.
Der Auto Club Europa (ACE) zeigte sich verärgert über das Vorgehen von Esso. "Tankkunden werden als Testobjekte missbraucht. Man will sehen, wo ihre Schmerzgrenze liegt. Diese Methode ist sittenwidrig", sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner der "Bild". Der ADAC hatte die Mineralölkonzerne zuvor angesichts des schwachen E10-Absatzes aufgefordert, herkömmlichen Superkraftstoff wieder zu billigeren Preisen anzubieten (wir berichteten). Diese Forderung stieß beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) auf große Empörung. "Der ADAC versetzt E10 damit den Todesstoß", sagte dessen Sprecherin, Katrin Retzlaff. Vor knapp zwei Wochen hatten sich Bundesregierung, Wirtschaft und Verbände bei einem Benzingipfel darauf geeinigt, an E10 festzuhalten und die Autofahrer besser über den neuen Kraftstoff zu informieren.
Unter den vertrauten E5-Kraftstoffen werden Spritsorten mit fünf Prozent Bio-Ethanol-Zusatz zusammengefasst. Dazu zählen Super und Super Plus. Das neue E10 hat zehn Prozent Ethanol-Beimischung - fast alle Benziner vertragen es, der Verbrauch fällt aber geringfügig höher aus. Der ADAC hatte auch angekündigt, Tankstellenbetreiber anzuzeigen, wenn sie nach der Einführung von E10 überhaupt kein herkömmliches Super E5 mehr zur Verfügung stellen. Laut ADAC wird an einigen Tankstellen nur noch Super Plus als Alternative angeboten.
Mazda macht Nägel mit Köpfen
Als erster in Deutschland vertretener Automobilhersteller bietet Mazda als Reaktion auf den Benzingipfel eine offizielle Bescheinigung für alle Modelle mit E10-Verträglichkeit an. Nach einem kurzen Fahrzeug-Check beim Händler sollen alle Fahrer direkt vor Ort ein solches Schriftstück ausgehändigt bekommen. Damit wolle man den verunsicherten Kunden im Rahmen der Debatte um die Motorenverträglichkeit des umstrittenen Biosprits "ein individuelles Schriftstück an die Hand geben, auf das sie vertrauen können", erklärte Andreas Schmidt, Direktor Kundenservice bei Mazda Deutschland. (dpa/mid/mah)
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