Ausgabe 01-02/2007: EDV / Elektronische Datenverarbeitung im Autohaus ...

EDV / Elektronische Datenverarbeitung im Autohaus gibt es seit über 30 Jahren: Wie aus "Fakturierungs- und Buchungsmaschinen" Werkzeuge zur Unternehmensführung wurden.EDV-RückblickVon Sabine TilpBetrachtet man die heutige Daten- und Informationsflut, von der auch der Automobilhandel förmlich überschwemmt wird, ist das Tagesgeschäft ohne PC, E-mail und Internet eigentlich unvorstellbar.Die Anfänge der EDV im Automobilhandel gehen zurück bis in die siebziger Jahre – 1975 beispielsweise war das damalige Ford-Autohaus Seidel in Düsseldorf der erste Betrieb, in dem das DMS "Darts" installiert wurde. Rechnet man Lochkarten, die zur Auswertung von Teileverbräuchen etc. an Rechenzentren geschickt wurden, dazu, reicht die EDV-Historie sogar noch etliche Jahre weiter zurück. Platzhirsche in Sachen EDV im Autohaus waren in den Anfangsjahren die Firmen Nixdorf und IBM, die den Markt im gewissen Sinne zu großen Stücken untereinander aufteilten. Kurios: Das Thema Software spielte damals eine weit weniger wichtige Rolle als heute, entscheidend war der Verkauf von Hardware. Und die war richtig teuer! Dazu kam das Thema Speicherkapazität – Speicherplatz war schier unbezahlbar, Plattenerweiterungen konnten je nach Unternehmensgröße hohe sechsstellige Summen (oder mehr) verschlingen. Heute trägt man bereits mit dem Mobiltelefon mehr Speicherplatz mit sich herum ... Während damals Unternehmen, die sich für IBM entschieden, oftmals auch eigene Programmierer beschäftigten, die speziell auf das Autohaus zugeschnittene Lösungen entwickelten, gab es auf der Nixdorf-Schiene eine gewisse Standardisierung – hier wurden Software-Pakete für bestimmte Marken angeboten. Etliche Dealer Management Systeme, die noch heute im Markt sind (z. B. VAUDIS, GODICS, CICOS, PETACS, Formel 1), haben ihren Ursprung in den siebziger Jahren – und sind auch im weitesten Sinne miteinander verwandt, da sie alle auf dem gleichen Kernel (Systemkern, zentraler Bestandteil des Betriebs- systems) basieren.Unternehmensverkäufe und Übernahmen, wie sie gerade in den letzten Monaten im DMS-Bereich für Verunsicherung im Markt sorgen, gab es schon immer. Sowohl Nixdorf als auch IBM sind heute nicht mehr im DMS-Markt aktiv. Nixdorf wurde 1990 von Siemens übernommen, die sich wiederum aus strategischen Gründen vom Automobilhandelsbereich trennte, BOG (heute EDS Mid-market) und Cardis sind beispielsweise daraus hervorgegangen. Ähnlich verlief die Entwicklung bei IBM, die ebenfalls das Automobilhandelsgeschäft veräußerten, das in Österreich von Vector und in Deutschland von ASC weitergeführt wurde und wird.Technische RevolutionenDer entscheidendste Einschnitt war mit Sicherheit die Einführung des PCs. Was für die jüngere Generation, die mit Windows und "Ich-bin-doch-nicht-blöd"-Märkten aufgewachsen ist, förmlich unvorstellbar ist, war in den siebziger und achtziger Jahren bittere Realität: Mal eben schnell einen neuen Rechner kaufen und installieren war damals unvorstellbar, man war in Sachen Hardwarekauf an den Softwarelieferanten gebunden – selbst bei Druckern… Ebenso hatten die Hardwareanbieter eigene Verkabelungen, die erst nach und nach durch standardisierte Verkabelungen und Netzwerke ersetzt wurden. Zunehmend kamen auch Microsoft-Produkte ins Spiel.Die "Ur-DMS", in weiterentwickelter Form heute immer noch am Markt weit verbreitet, sind so genannte proprietäre Systeme. Das heißt, die Software wurde ursprünglich für eine bestimmte Hardware und in der Regel für eine bestimmte Marke entwickelt und ist nicht bzw. nur sehr begrenzt kompatibel zu anderen Anwendungen. Genau hier liegt aktuell die Schwierigkeit. Während Mehrmarkenhandel vor 20 Jahren in Deutschland keine wesentliche Rolle spielte, haben sich in den letzten Jahren die Anforderungen an EDV-Systeme im Automobilhandel grundlegend verändert. Zum einen bedingt durch Gruppenbildung und Mehrmarkenhandel, zum anderen aber auch dadurch, dass Papier mehr und mehr durch digitale Medien ersetzt wird und die Entwicklung der technischen Möglichkeiten rasant fortschreitet.Noch Mitte der neunziger Jahre informierten die meisten Hersteller und Importeure ihre Händler vorrangig mit Rundschreiben etc., technische Informationen füllten meterweise Regale in den Werkstattbüros, Teilekataloge gab es kaum in digitaler Form und Schwacke/DAT-Listen in Buchform gehörten zum selbstverständlichen Handwerkszeug des Verkäufers. Heute dagegen werden Herstellerinformationen im Intranet bereitgestellt, technische Informationen, Teilekataloge und Fahrzeugbewertungen stehen online zur Verfügung, Teilebestellungen per Fax sind eher die Ausnahme – und Gebrauchtwagen-Verkauf ohne Internetbörsen ist heute kaum mehr vorstellbar.Aufgrund der gestiegenen Anforderungen sind EDV-Systeme heute nicht nur Fakturierungs- und Buchungsmaschinen, sondern vor allem ein Instrument zur Unternehmensführung. Das Thema EDV muss deshalb Chefsache sein!

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