Ausgabe 11/2014: Fehlbetrag

Mazda fährt derzeit auf der Überholspur. Mit einem Betriebsgewinn von umgerechnet 1,36 Milliarden Euro erzielte der Autobauer im Fiskaljahr 2013/2014 das beste Finanzergebnis in seiner 94-jährigen Geschichte. Der Umsatz legte um 22 Prozent zu, die Umsatzrendite des Herstellers liegt nach Unternehmensangaben bei 7,6 Prozent.Auch in Deutschland läuft es derzeit prächtig für die japanische Marke: Per Ende April konnten die Zulassungen um 26,4 Prozent auf 19.085 Zulassungen gesteigert werden. Damit ist Mazda der größte Gewinner im Markt.Umso mehr überrascht es, dass die Leverkusener Deutschlandzentrale mit einem Händler um dessen Marge streitet. Genauer gesagt, Mazda Motors Deutschland (MMD) gewährt seinem Partner Autohaus Kreissl GmbH in Bad Homburg nicht den ihm für die zur Verfügung gestellte Ausstellungsfläche zustehenden Bonus. "Ich stelle Mazda seit dem 1. Januar 2014 eine Netto Schauraumgröße von 351 Quadratmeter zur Verfügung und möchte dafür den mir zustehenden Bonus von ein Prozent", bringt es Geschäftsführer Knut Kreissl auf den Punkt.Derzeit wird ihm aber lediglich ein Bonus von 0,7 Prozent für die früher von ihm gemeldete Fläche bezahlt, obwohl er seit Anfang des Jahres in dem zuvor mit der Marke Chevrolet geteilten Showroom nur noch Mazda präsentiert. Warum MMD dieser Forderung nicht nachkommt, wollten die Leverkusener nicht kommentieren. Auf Nachfrage von AUTOHAUS teilte ein Sprecher mit, dass man hierzu nicht Stellung nehmen werde, da es sich um eine interne Angelegenheit zwischen dem Händler und dem Importeur handele.Unterstützung für die ForderungKreissl will aber um sein Recht kämpfen und erhält dafür Unterstützung vom Händlerverband. Dessen Geschäftsführer Marcus Weller kam nach dem Studium der ihm zur Verfügung gestellten Unterlagen zu dem Schluss, dass dem Bad Homburger Autohaus der Bonus von ein Prozent zustehe. Grundlage hierfür sei die Bonusvereinbarung. Darin heißt es unter I Qualitätsbonus Ziffer 1 Brand@Retail: "Änderungen hinsichtlich der "Netto-Schauraumfläche" werden zum 1. des Monats nach dem tatsächlichen Eintritt der Änderung bei der Berechnung des Bonus, gegebenenfalls auch rückwirkend, berücksichtigt ... Die Netto-Schauraumfläche im Sinne dieser Vereinbarung ist diejenige Fläche, welche zur Fahrzeugpräsentation von Mazda Neufahrzeugen genutzt wird, sowie sich daran anschließende Verkäuferarbeitsplätze/Verkäuferbüros, sofern diese exklusiv für Mazda genutzt werden." "Nach der Bonusvereinbarung ist keine Zustimmung von MMD erforderlich", fügt Weller hinzu.Auch für Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Genzow von der Kölner Kanzlei Graf von Westphalen ist die Sache klar: "Wenn das Autohaus Kreissl den notwendigen Raum zur Verfügung stellt, dann hat es auch Anspruch auf den erhöhten Bonus von ein Prozent. Einer gesonderten Zustimmung von Mazda bedarf es dazu nicht."Seltsame Argumente von MMDFelix Gebhart, Leiter Händlernetzorganisation bei MMD, teilte dem Autohaus Kreissl auf dessen Meldung des nunmehr größeren Showrooms in einem Schreiben, das AUTOHAUS vorliegt, aber mit: "Eine Vereinbarung über die Vergrößerung der Schauraumfläche, wie jetzt von Ihnen angeboten, kommt für uns unter vertrieblichen Gesichtspunkten nicht in Betracht. Wir sehen in einer Vergrößerung der Schauraumfläche keine positiven Impulse für die Verbesserung des Vertriebs von Mazda Neufahrzeugen." Das ist umso erstaunlicher, da doch laut Bonusvereinbarung der Bonus für die Schauraumfläche je nach Größe gestaffelt ansteigt. Gebhart droht dem Autohaus in dem Schreiben außerdem "über die Perspektiven unserer geschäftlichen Beziehungen nachzudenken."Bereits zuvor hatte es nämlich Ärger zwischen dem Autohaus und dem Importeur gegeben. Im Rahmen eines Audits im September 2013 hatte die von Mazda beauftragte Firma CC Car Consult festgestellt, dass der der Marke zur Verfügung gestellte Schauraum nicht der angegebenen Größe entspreche. Kreissl rechnete bei seiner Angabe auch einen Auslieferungsplatz im Erdgeschoss hinzu, während der Ausstellungsraum im 1. Obergeschoss liegt. Da bei Auslieferungen aber die Fahrzeuge mit einer Plattform vom Obergeschoss zur Ausfahrt ins Erdgeschoss transportiert werden, sah Kreissl diesen Platz als dem Showroom zurechenbar an, Mazda nicht.Dieses Thema ist aber mittlerweile erledigt. Für die Zeit vom 1. November 2012 bis 1. Januar 2014 - dem Zeitraum, in dem Chevrolet ebenfalls in dem Autohaus vertreten war - hat Kreissl mit Mazda für den vermeintlich zu viel gezahlten Bonus in Höhe von 5.162,43 Euro inzwischen einen Kompromiss gefunden.Ärger über UmgangFür die Zukunft will er aber den verbesserten Bonus für den nunmehr größeren Mazda exklusiv zur Verfügung stehenden Showroom. Und ihn ärgert auch die Art und Weise, wie MMD mit ihm umgeht. So habe Netzentwickler Gebhart bei einem persönlichen Termin im Autohaus einfach einseitig den Anhang C zum Händlervertrag mit der Auflistung der Betriebseinrichtungen des Händlers geändert und die niedrigere Quadratmeterzahl eingetragen. "Wenn Herr Gebhart den Vertrag ändern will, muss er ihn kündigen", schimpft Kreissl.Wenn MMD sich weiterhin weigern sollte, den ihm zustehenden Bonus von ein Prozent zu bezahlen, will Kreissl dies auf gerichtlichem Wege klären lassen. Er hofft aber immer noch auf ein Einsehen der Verantwortlichen in Leverkusen, denn eigentlich ist er mit der Marke sehr zufrieden: Er hat seine Verkäufe in den ersten vier Monaten 2014 - seit Mazda allein im Showroom ist - im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 40 verdoppelt. Und angesichts der schönen großen Ausstellungsfläche von tatsächlich sogar 388 Quadratmetern, auf der die Mazda-Fahrzeuge nunmehr exklusiv präsentiert werden, ist es in der Tat nicht nachvollziehbar, warum der Importeur den dafür vorgesehenen Bonus nicht gewährt.KurzfassungEs steht in der Bonusvereinbarung und Händlerverband und Anwalt sehen keine Argumente, die dem entgegenstehen. Dennoch zahlt MMD dem Bad Homburger Autohaus Kreissl nicht den ihm für die zur Verfügung gestellte Ausstellungsfläche zustehenden Bonus. Der Händler erwägt deshalb eine gerichtliche Klärung.

Ausgabe 11/2014: Fehlbetrag

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