Ausgabe 03/2012: Fiat will deutlich wachsen

Fiat will deutlich wachsenfiat group E Der neue Deutschland-Chef Martin Rada rechnet in diesem Jahr mit 30 Prozent mehr Zulassungen. von ralph m. meunzelDie Fiat Group will in diesem Jahr wieder wachsen. Der Vorstandsvorsitzende der Fiat Group Automobiles Germany AG Martin Rada prognostiziert für seine Marken Fiat, Fiat Professional, Alfa Romeo, Lancia, Jeep und Abarth in den kommenden Jahren noch ein großes Potenzial. Neben neuen Modellen soll dazu ein zusätzliches Marketingbudget in Höhe von 20 Millionen Euro beitragen. Fiat konnte sich im Jahr 2011 um 2,5 Prozent auf 80.126 Neuzulassungen steigern (siehe Grafik), Alfa kam auf 10.480 Einheiten (+21,5 Prozent). Die Marken Chrysler und Dodge hat man zum 1. Juni 2011 aufgelöst, die KBA-Zahlen enthalten noch Restbestände. Die Chrysler-Modelle werden jetzt ausschließlich unter Lancia vertrieben. Die Vertriebsnetze von Lancia, Chrysler und Jeep wurden zusammengelegt. Ein Gespräch mit Martin Rada.AH: Herr Rada, Sie haben Ihr neues Amt vor drei Monaten übernommen, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der Fiat Gruppe in Deutschland?M. Rada: 2011 war ein gutes Jahr, wir konnten uns stabil weiterentwickeln, was einer erfolgreichen Vertriebsstrategie zu verdanken war. Ich wurde in Frankfurt herzlich aufgenommen und freue mich auf die neue Aufgabe. In meinen ersten Gesprächen mit den Händlern ging es mir zunächst darum, zuzuhören. Es ist klar, dass die Händler von unserer Vertriebsstrategie überzeugt sein müssen, denn nur dann können wir sie optimal umsetzen. Mit einem Gesamtanteil von 3,8 Prozent am Privatkundenmarkt waren wir mit der Marke Fiat überproportional vertreten. Dies zeigt das Potenzial. Bei Fiat Professional konnten wir den Gesamtabsatz um 40 Prozent steigern, Lancia und Jeep haben das Volumen fast verdoppelt. Und auch der Ausblick auf 2012 ist positiv.20 Millionen Euro zusätzliches InvestmentAH: Trotz dieser Entwicklung – kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein?M. Rada: Es geht natürlich immer auch noch besser. Wir werden daher im Jahr 2012 nicht nur in neue Modelle, sondern vor allem auch in den Handel und in die Kommunikation investieren. Um unser vorhandenes Potenzial zu erschließen, müssen wir unsere Anstrengungen auf dem deutschen Markt deutlich erhöhen. Wir werden im kommenden Jahr dafür 20 Millionen Euro mehr investieren.Modellbekanntheit ungenügendAH: Was werden Sie konkret tun?M. Rada: Wir werden für den Handel attraktive Vertriebsprogramme schaffen, um den Kundenvorteil noch weiter zu verbessern und die Produkte noch besser an den Mann und die Frau bringen zu können. Unser oberstes Prinzip ist dabei die Rentabilität der Händler. Für die Marken Alfa Romeo und Lancia werden wir mehr Verkäufer rekrutieren und trainieren. Gleichzeitig verstärken wir für beide Marken und auch für Jeep das Marketing. Die Bekanntheit von einzelnen Modellen im deutschen Markt ist teilweise noch ungenügend. Die Zufriedenheit der Kunden mit den neuen Modellen ist dagegen sehr hoch. Darauf können wir aufbauen.AH: An welche Werbemaßnahmen denken Sie dabei?M. Rada: Das betrifft alle Kanäle: Fernsehen, Print und Internet. Bereits im letzten Quartal 2011 haben wir hier mit dem Fiat Freemont Akzente gesetzt. Jetzt geht es um den Punto, die Giulietta und den Ypsilon. Wir steigern unsere Marketingausgaben um 25 Prozent. Gleichzeitig werden wir eine Strategie für gewerbliche Kunden entwickeln.Integration von Chrysler/JeepAH: Wie beurteilen Sie die Integration von Jeep und Chrysler in jetzt Jeep und Lancia? Hat man dabei nicht den Markt vernachlässigt?M. Rada: Wir dürfen eines nicht vergessen: die Allianz mit Chrysler ist erst 2009 gestartet. Zwei Jahre später haben wir eine 58-prozentige Beteiligung, ein neues Händlernetz in Europa und bereits die ersten Modelle. Das hat sicher Kapazitäten gebunden, auch im Händlernetz – aber ich glaube nicht, dass unsere Performance darunter gelitten hat. Wir hatten 2011 ein Jahr der Konsolidierung, mit neuer Strategie und Produktplanung. Mit den neuen Modellen werden wir aber bereits 2012 wieder in eine Wachstumsphase eintreten. Langfristig können wir die erzielten Synergien und Einsparungen nutzen, um verstärkt auch neue Modelle zu präsentieren. AH: Steht das Händlernetz?M. Rada: Unsere Ziele für die Marken Jeep und Lancia haben wir erreicht. Wir haben alle Händler an Bord. Hier werden wir – wie bereits gesagt – besonders in die Kommunikation investieren.Kleinwagenmarke FiatAH: Fiat hat sich immer mehr zur Kleinwagenmarke entwickelt. Wie geht es hier weiter?M. Rada: Das ist sicher zunächst die Kernkompetenz von Fiat – hier sind wir auch europaweit Marktführer. In den vergangenen Jahren war das die richtige Entscheidung. Also konzentrieren wir uns zunächst auf das, was wir heute haben. Dazu gehört aber auch schon der 7-Sitzer Fiat Freemont ab 24.500 Euro, mit dem wir ins MPV-Segment zurückgekehrt sind. Perspektivisch geht jetzt es darum, künftig auch neue Modelle im C- und D- Segment zu bringen. Hier wird uns die Allianz mit Chrysler helfen.Neue ModelleAH: Was kommt in diesem Jahr?M. Rada: Neben dem ganz neuen Fiat Panda kommen ein Modelyear des Fiat Punto sowie die Allrad- und Automatikversionen des Fiat Freemont. Im Herbst folgt dann zusätzlich ein kompakter Minivan auf unserer erneuerten B-Plattform. AH: Wie beurteilen Sie die Händlerrendite im Jahr 2011?M. Rada: 2011 hat sich die Händlerrendite gegenüber 2010 positiv entwickelt. Das hängt mit der guten Zusammenarbeit und unserer Konzentration auf attraktive Sondermodelle fürs Privatkundengeschäft zusammen. Sie bekommen bei uns heute ab 9.990 Euro ein attraktives Fahrzeug mit allen relevanten Extras. 30 Prozent über VorjahrAH: Was erwarten Sie in diesem Jahr?M. Rada: Eine deutliche Steigerung gegenüber 2011. Besonders bei Fiat haben wir eine Reihe neuer Modelle. Bei Alfa Romeo, Lancia und Jeep werden wir die Bekanntheit und Verfügbarkeit steigern. Fiat Professional hat auch noch Potenzial. Gehen Sie im Durchschnitt von einem Plus von 30 Prozent gegenüber 2011 aus. Davon bin ich überzeugt. Es geht aber nicht nur um Volumina, sondern auch darum, wieder eine Wachstumsphase einzuleiten. Letztlich entscheidet darüber aber der Markt. Neuer PandaAH: Wie lauten Ihre Erwartungen für den neuen Panda, der jetzt im März eingeführt wird?M. Rada: Ich bin stolz, dass wir den neuen Panda unter meiner Führung in Deutschland einführen können. Das Auto hat eine große Tradition in Deutschland, wir waren hier im Segment immer führend. Für den neuen Panda bin ich sehr zuversichtlich. Wir sind hier die Referenz und planen Verkaufszahlen, die sich an 2008 orientieren. Und es kommen auch noch eine Allrad-Variante und zwei Gas-Versionen. Wir werden das neue Modell hochinteressant einpreisen. Außerdem werden wir aber auch den Panda der zweiten Generation in 2012 noch weiterhin anbieten. Damit sind wir dann sehr gut aufgestellt, sowohl im unteren wie auch im höheren Preissegment. AH: Herr Rada, danke für das Gespräch!Martin RadaMartin Rada (42) hat zum 1. Oktober 2011 den Vorstandsvorsitz bei der Fiat Group Automobiles Germany AG übernommen. Er folgte in dieser Funktion auf Manfred Kantner, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Rada ist gebürtiger Österreicher. Nach seinem Studium der Business Administration startete er seine Karriere bei Peugeot Austria in Wien, die nächsten beruflichen Stationen waren bei Renault in Wien und in Paris. Seit Oktober 2006 ist er im Fiat-Konzern tätig, hatte Vertriebs- und Marketingverantwortung für den belgischen Markt, baute die gemeinsame Fiat-Filiale Dänemark und Schweden auf. Zuletzt zeichnete er als Geschäftsführer der Fiat Group Automobiles Austria GmbH für die Märkte Österreich, Tschechien, Slowakei und Ungarn verantwortlich. In seiner neuen Funktion als Vorstandsvorsitzender der Fiat Group in Deutschland ist Martin Rada für die Marken Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Abarth, Fiat Professional und Jeep verantwortlich.

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