Gesellschaft: Flüchtlingsintegration im Autohaus Peter

Wir haben 2015 in Deutschland 1,1 Mio. Flüchtlinge aufgenommen. Welche Dimension! 2016 waren es im Juni etwa 16.000. Die Schließung der Balkanroute sowie die Vereinbarung mit der Türkei zeigen Wirkung. Daraus darf aber nicht der Schluss gezogen werden, dass das Flüchtlingsproblem gelöst ist. Die Politik geht davon aus, dass etwa 600.000 von den 1,1 Mio. Menschen eine Bleibeperspektive haben. 75 Prozent der möglichen "Neubürger" haben keinen Abschluss nach deutschem Standard. Den haben viele Europäer allerdings auch nicht. Und die Hälfte von ihnen ist jünger als 30 Jahre. Viele davon lernwillig und hoch motiviert. Es gibt nur wenige Analphabeten unter ihnen, viele haben vor ihrer Flucht gearbeitet. Die 30 Dax-Konzerne in Deutschland beschäftigen insgesamt 3,5 Mio. Menschen und haben zur Stunde 54 Flüchtlinge eingestellt. Davon entfallen 50 auf die Deutsche Post. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere oder auch Arbeitsministerin Andrea Nahles unisono: "Das Handwerk ist da besser als die Industrie." Projekt Peter Im thüringischen Nordhausen gibt es einen Unternehmer, der einmal mehr bundesweit von sich reden macht: Helmut Peter. Das Autohaus Peter bewirtschaftet in Deutschland 20 Autohaus-Standorte mit acht Marken und über 700 Mitarbeitern. Und wer kommt auf die Idee - unabhängig von der Flüchtlingsproblematik - in einem Mercedes-Autohaus in Duderstadt ein CDU-Oktoberfest zu inszenieren? Klar: Helmut Peter im Verbund mit seinem örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten, Fritz Güntzler. Dieser wiederum hat als Wirtschaftsprüfer und Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags einen direkten Draht zu Kanzleramtsminister Peter Altmaier. Aber bitte, das besagte Oktoberfest in Duderstadt war lange vor dem großen Flüchtlingszustrom geplant. Und der 30. Oktober 2015, der Altmaier-Abend in Duderstadt, gab den Impuls für Peters Flüchtlingswerk. Man feierte in das Reformationsfest hinein. Altmaiers These im überfüllten Festzelt: "Es gibt sehr viele, die über Flüchtlingsintegration reden, aber viel zu wenige, die sichtbare Beiträge leisten." Schnelldenker Helmut Peter saß auf der Bühne, ließ das nicht auf sich sitzen und konterte spontan: "Dann gebt uns 20 Flüchtlinge und wir machen aus ihnen eine Peter-Klasse!" Und dieser Impuls saß. Der Praktikantenplatz Peter, in Nordhausen bestens mit der Bundesagentur für Arbeit, dort mit dem Leiter Karsten Froböse vernetzt, ebenso mit den sozialen Einrichtungen LIFT GmbH und Horizont e. V., sie gingen gezielt auf integrierende Suche. Am 7. Januar 2016 fand die erste Vertragsunterzeichnung für ein Praktikum im Autohaus Peter in Anwesenheit von Ministerpräsident Bodo Ramelow und dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise statt. Seither verfügt der "schwarze Peter" über ein "rotes Telefon" zum "linken MP" Ramelow wie direkt zum Saarländer Altmaier ins Kanzleramt. Peter bestätigt, dass die Politiker mit großem und überzeugendem Engagement bei der Sache sind. Seit Februar absolvieren nun 15 junge Männer eine Einstiegsqualifizierung in fünf Autohäusern der Peter-Gruppe: sieben aus Eritrea, vier aus Syrien und vier aus dem Irak. Parallel erlernen sie die deutsche Sprache. Drei Stunden pro Tag. Ferner erhalten sie Einblicke in die Berufswelt und deren Anforderungen. Das Praktikum soll sie befähigen, ab September 2016 eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker zu absolvieren. AUTOHAUS konnte sich vor Ort in der persönlichen Begegnung ein Bild machen. Die Flüchtlinge gaben allesamt ein sehr sympathisches Bild ab und überzeugten mit erstaunlich guten Sprachkenntnissen. Bis hier die technischen Fachbegriffe selbstredend sind, braucht das Zeit. Helmut Peter hat mit Achit Tölle einen Ausbildungsleiter, der seit 34 Jahren im Unternehmen ist. Und er kümmert sich ausschließlich um die 15 "Neubürger". Die vierjährige Lehrzeit Viele Flüchtlinge in Deutschland würden natürlich gerne sofort eine offene Stelle für ungelernte Kräfte annehmen, um Geld zu verdienen. Wir brauchen aber auf Dauer gute Fachkräfte. Das heißt, es gilt, die jungen Leute für eine Ausbildung zu begeistern. Und Helmut Peter setzt sich nun dafür ein, dass die Ausbildung zum Mechatroniker im Herbst beginnt und vier Jahre dauern wird. Helmut Peter: "Für mich ist es außergewöhnlich, dass sich Ministerpräsident Bodo Ramelow persönlich für das Projekt verwendet und wirklich einsetzt. Er wird beim Start der Lehrzeit persönlich dabei sein. Und die Handwerkskammer Erfurt wird das Projekt über die gesamte Lehrzeit begleiten, insbesondere hinsichtlich der sog. überbetrieblichen Lehrunterweisungen." Die Agentur für Arbeit fördert die Ausbildung wie bei jedem anderen deutschen Azubi mit einer Lernschwäche, hier aufgrund der Spracherlernung. Der einzelne Lehrling wird also mit 50 Prozent gefördert, zuzüglich Schulbuchgeld. Gesellschaftliche Sicht Helmut Peter hatte sowohl gesellschaftlich als auch im eigenen Unternehmen verschiedene Hürden zu nehmen. Fragen aus dem eigenen Lager: Warum muss sich unser Chef gerade da engagieren? Kann er das nicht anderen überlassen? Oder öffentliche Anmerkungen: "Der will sich doch nur wichtigmachen!" Und wie sieht die großartige Unternehmerpersönlichkeit seine Erfahrungen aus den ersten zehn Monaten? Helmut Peter: "Nur positiv. Alle 15 jungen Männer sind an Bord. Es gab für uns alle keinen Erfahrungsschatz, auf den wir zurückgreifen konnten. Wir sind einmal mehr beherzt ins kalte Wasser gesprungen. Ja, wir mussten alle miteinander diverse Schwellen- und Berührungsängste abbauen. Wer steckt da innerlich nicht voller Vorbehalte und Skepsis. Ich bin wirklich allen dankbar, die dann doch aktiv mitgezogen haben. Man muss diese jungen Praktikanten wie deutsche Arbeitnehmer behandeln und regelmäßig auch über ihre privaten Sorgen sprechen. Wir behandeln sie wie Auszubildende und integrieren sie in unsere Teams. Sie sind höflich und zeigen, dass sie wollen. Das ist das Wichtigste! Und ich wünsche mir, dass ich nach Ausbildungsende in vier Jahren mindestens drei in die BFC nach Northeim entsenden kann." Helmut Peter hat einmal mehr die Branche - gerade bei großen Politikern - beispielhaft und bleibend vertreten! Kurzfassung MB-Vertreter Helmut Peter hat ein Modell zur Integration von Flüchtlingen entworfen und zusammen mit Politikern aus der ersten Reihe sowie der Agentur für Arbeit praktisch umgesetzt. In seinen Autohäusern in Nordhausen arbeiten nun 15 Geflüchtete, genannt "Neubürger". Eine Mustervorlage für die Branche!

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