Ausgabe 08/2011: „Garantieversicherung keine

„Garantieversicherung keine Hersteller-Kernkompetenz“Car-Garantie E Dass Volkswagen eine eigene Garantieversicherung anbietet, schreckt Axel Berger und Tim Veil nicht. Die meisten Hersteller vertrauen auf das Spezialisten-Know-how der CarGarantie. von Ralph M. MeunzelAUTOHAUS sprach mit Axel Berger und Dr. Tim Veil, Vorstandsvorsitzender bzw. Vorstandsmitglied der CarGarantie, über das Jahr 2010, gestiegene Schadensquoten und die Entwicklung des Garantiegeschäfts.AH: Herr Berger, wie hat sich die CarGarantie in den vergangenen Monaten entwickelt?A. Berger: Wir sind mit unserer wirtschaftlichen Performance insgesamt nicht unzufrieden. Wir konnten beim Umsatz in 2010 mit 175 Millionen Euro um zehn Prozent wachsen. Wir sind inzwischen bei fast allen Herstellern vertreten. Allerdings sind die Schadensquoten gestiegen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Teilepreise und die Stundenverrechnungssätze im letzten Jahr spürbar angezogen haben. AH: Das könnte der Marktführer doch durch höhere Prämien kompensieren?A. Berger: Als verlässlicher und fairer Dienstleister des Handels entspricht dies nicht unserer Philosophie, einfach den Hebel umzulegen und die Prämie hochzuziehen.Komplexität steigendAH: Die Qualität der Fahrzeuge nimmt zu, gleichzeitig steigen die Schadensquoten. Wo liegt das Problem?A. Berger: Haupttreiber ist die Komplexität. Wenn man bedenkt, dass heute fast alle Neufahrzeuge mit Klimaanlagen und einer Vielzahl von Steuergeräten ausgestattet werden, ist dies nicht verwunderlich. Dagegen gibt es immer weniger Schäden im mechanischen Bereich, so ist zum Beispiel ein Differenzialschaden mittlerweile ziemlich unwahrscheinlich. Wir liegen inzwischen im Durchschnitt bei einem Schaden von 480 Euro – vor zehn Jahren waren es noch 420 DM. Selbst im Mittelklassesegment schlägt heutzutage ein Motorschaden mit 5.000 bis 6.000 Euro zu Buche. Die Schadenshäufigkeit hat sich aufgrund der Komplexität also verändert. Zudem gibt es nach wie vor Qualitätsprobleme. Denn so ist inzwischen die Schadenshäufigkeit bei den komplexen Dieselaggregaten inzwischen höher als bei den Benzinmotoren.Einsatz von E10AH: Rechnen Sie mit steigenden Schäden durch E10?A. Berger: Dies ist leider nicht auszuschließen, da die Verträglichkeit dieses Kraftstoffes im Dauereinsatz nicht hinreichend getestet wurde.GW-Garantie ist StandardAH: Ist die Garantie inzwischen aufgrund der Sachmängelhaftung im GW-Geschäft Standard?T. Veil: Die Garantie ist im Gebrauchtwagengeschäft die Regel und wird in den Verkaufspreis inkludiert. Daran kommt man aufgrund des Schadenrisikos nicht mehr vorbei. Was die Neuwagenanschlussgarantie betrifft, so stellen wir fest, dass diese zunehmend zum Standard wird. Beispiel hierfür ist die lebenslange Garantie von Opel. Zwischenzeitlich gibt es keinen Hersteller mehr, der die Verlängerung der Garantie nicht als Kundenbindungsinstrument einsetzt. Wachstum bei Anschlussgarantien AH: Erwarten die Kunden also auch eine Anschlussgarantie?A. Berger: Die Kunden wollen dieses Produkt. Aber auch für die Kundenbindung ist die Anschlussgarantie ein optimales Instrument, da das Abwandern der Kunden in andere Werkstätten nachhaltig verhindert wird. Dies nutzen mittlerweile auch die Aftersales-Verantwortlichen der Hersteller und Importeure.AH: Geht die Tendenz bei der Garantieverlängerung in Richtung Vollgarantie?A. Berger: Bei den Premiumherstellern ist das so. Ansonsten ist auch weiterhin die sehr umfängliche Baugruppengarantie der Standard, da hier das Preis-Leistungs-Verhältnis optimal ist. AH: Ist es sinnvoll, lange Garantien anzubieten, obwohl der erste Halterwechsel vor dem Auslaufen der Garantie ansteht?T. Veil: Dies kommt selten vor, da inzwischen bei den Privatkunden eine Haltedauer von sechs bis sieben Jahren die Regel ist. Insofern deckt die Anschlussgarantie in der Regel die Haltedauer ab. Da aber die Garantie an das Fahrzeug gebunden ist, kommt sie gegebenenfalls dem Zweitbesitzer zugute, bzw. gewinnt das Autohaus einen neuen Kunden.AH: Wird der Bedarf an Garantien noch weiter steigen?T. Veil: Ja, denn der Qualitätsstandard wird weiter steigen, somit auch die Nachfrage an Gebrauchtwagengarantien. Die Kunden sind heute nicht mehr bereit, für Fahrzeugschäden aufzukommen, deshalb ist jeder Händler gut beraten, wenn er das Schadensrisiko im Vorfeld professionell absichert. HändlereigengarantieAH: Wie haben sich die Händlereigengarantien entwickelt?T. Veil: Sicherlich bieten wir dieses Produkt an und Partner, die das Risiko selbst tragen möchten, holen sich von uns Unterstützung, um insgesamt das Handling einer Garantie besser im Autohaus stemmen zu können. Allerdings ist die versicherte Garantie aus guten Gründen mit weitem Abstand die bevorzugte Variante. AH: Was kostet die Garantie im Durchschnitt pro Auto und Jahr?T. Veil: Wir gehen von 200 Euro pro Jahr bei einer Baugruppenlösung aus. Die Vollgarantie schlägt sich mit Kosten von 250 bis 300 Euro pro Jahr nieder. Die Anschlussgarantien kosten bei zwei Jahren Laufzeit im Durchschnitt 200 Euro.HerstellerversicherungAH: Nun bietet Volkswagen über die FS AG eine eigene Garantieversicherung. Gefährdet das Ihr Geschäftsmodell?A. Berger: Volkswagen setzt das Produkt bei seinen All-in-Angeboten als zweijährige Garantieverlängerung ein. Insofern wird hier sicher ein großes Volumen generiert. Allerdings haben wir den Eindruck, dass sich die Nachahmung wohl in Grenzen hält. Garantieversicherung ist keine Kernkompetenz eines Herstellers oder Importeurs. Insofern wird es unser Geschäft bleiben, da die meisten Hersteller und Importeure lieber auf das Know-how eines Spezialisten wie CarGarantie vertrauen. Wir verwalten pro Jahr inzwischen 850.000 Autos und haben 1,8 Millionen Fahrzeuge im Bestand. Dazu kommen noch 40 Jahre Erfahrung. Das lässt sich nicht so schnell kopieren.AH: Warum konnte die Umsatzsteuerbelastung der Garantie nicht verhindert werden?A. Berger: Dies ist ein sehr komplizierter juristischer Sachverhalt. Nach unserer Auffassung hat der Bundesfinanzhof hier eine in der Praxis sehr unglückliche Schlussfolgerung aus einer Entscheidung des europäischen Gerichtshofes gezogen. Allerdings haben wir immer noch die Hoffnung, mit den Finanzbehörden hier eine sinnvolle Lösung zu schaffen.AH: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!Handel

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