MG Motor: Gesundes Wachstum

AH: Herr Rittierodt, wie haben Sie die IAA in München wahrgenommen? O. Rittierodt: Extrem lebendig, was sicherlich an dem sehr gut in die Stadt eingebettetem Konzept liegt. Insbesondere das Konzept, Mobilität in allen Facetten zu präsentieren, hat eine enorme Akzeptanz in der Publikumsbreite erzeugt. AH: Rechnen Sie mit Impulsen für den Automarkt? O. Rittierodt: Wir sehen seit Jahresbeginn einen Anstieg im Verkauf von BEVs, ein Prozess, der sich nach der IAA noch beschleunigen wird. AH: Wie ist das Jahr für die erfolgreichste chinesische Marke bisher gelaufen? O. Rittierodt: Wir sind zufrieden! Beim Marktanteil liegen wir auf Vorjahresniveau, und das ist eine gute Nachricht. Wenn Sie die Neuzulassungen mit dem vergangenen Jahr vergleichen, ist es wichtig zu berücksichtigen, dass wir 2024 aus diversen Gründen über 5.000 Fahrzeuge zusätzlich zugelassen haben. Ein Großteil dieser Autos wurde im Laufe des ersten Halbjahres 2025 noch vermarktet. Vor diesem Hintergrund sind wir also auf Kurs und positiv gestimmt. Wir haben bei Privatkunden zugelegt und einen zusätzlichen Fokus auf Hybrid-Fahrzeuge gesetzt. Unser Ziel ist ein Marktanteil von einem Prozent mit einem gesunden Wachstum vor allem bei den privaten Kunden. AH: Inwieweit spielte die Umstellung von der Agentur auf das Händlersystem eine Rolle? O. Rittierodt: MG Motor setzt auf zwei verschiedene Vertriebskonzepte: Die rein elektrischen Fahrzeuge werden über das Agentur-Modell vertrieben, Verbrenner-basierte Fahrzeuge über das Handels-Modell. In diesem Jahr hat sich das Geschäft deutlich verlagert. Wir verkaufen jetzt rund 70 Prozent der Fahrzeuge im Handel und nicht mehr in der Agentur. Das hat auch mit den Zöllen zu tun. Bei einem Zoll in Höhe von 35 Prozent auf den MG4 Electric sind keine Leasingangebote von unter 200 Euro mehr möglich. Im gesamten Markt ist die Nachfrage nach "Stromern" zurückgegangen und zieht jetzt langsam wieder an. Auch wir verkaufen deshalb mehr Hybride - auch weil wir hier unser Angebot mit mehreren Modellreihen seit 2024 stark erweitert haben. Diese Autos sind hinsichtlich der CO2-Flottenziele ein guter Kompromiss und auch bei Kundinnen und Kunden beliebt. Man kann festhalten: Unser Geschäft hat sich verlagert. Das akzeptieren wir, mussten aber darauf reagieren und ausbalancieren. Verbrenner und Hybrid-Fahrzeuge werden nicht mit Zöllen belegt. Dennoch bringen wir neue BEV-Modelle auf den Markt. Im kommenden Jahr stellen wir mindestens fünf neue Modelle vor. Klar ist: Wir bieten an, was der Kunde nachfragt und was für uns wirtschaftlich darstellbar ist. Unabhängig davon verkaufen wir fast 80 Prozent der Palette als Hybrid oder BEV. AH: Wie sehen die Wachstumsperspektiven aus, die ja auch von der Netzentwicklung abhängen? O. Rittierodt: Wir wollen jedes Jahr moderat wachsen. Das ist auch von der Größe des Händlernetzes abhängig. Derzeit arbeiten wir mit 165 Handelspartnern zusammen. Zum Jahresende werden es 180 sein. Im Jahr 2026 soll das Netz dann rund 200 Partner umfassen. AH: Ist das Finden neuer Händler ein Problem? O. Rittierodt: Klar gibt es eine Nachfrage nach unserer Marke und unseren Produkten. Wir müssen die neuen Partner allerdings erst in das Netz integrieren. Wir haben immer noch zwei unterschiedliche Vertriebsformen mit entsprechenden Verträgen - und im Agentur-Modell gibt es Themen wie Gebietsschutz. Wir besetzen in bestimmten Gebieten nach und gerade in den Ballungsräumen sehen wir ausreichend Potenzial. AH: Wie lange wird es die Agentur für die BEV noch geben, wenn man mit dem Vertragshändlersystem agiler ist? O. Rittierodt: Zum Start von MG Motor war das Agentur-Modell die richtige Entscheidung. Deshalb sind wir so stark gewachsen und haben ein starkes Netzwerk aufgebaut. Aktuell halten wir an beiden Vertriebskanälen fest. Was für den Handel allerdings viel wichtiger ist, sind die Serviceverträge. Hier bieten wir mit unserem funktionierenden Teilevertrieb und dem bereits vorhandenen Fuhrpark von über 75.000 Fahrzeugen große Vorteile gegenüber den Wettbewerbern. Das spielen uns auch unsere Partner zurück. Eine bessere Werbung als zufriedene Händler gibt es neben zufriedenen Kundinnen und Kunden nicht. AH: Welche Partner werden gesucht? O. Rittierodt: Wir suchen Partner, mit denen wir uns weiterentwickeln können und die mit uns wachsen wollen. Dazu gibt es einen Onboarding-Prozess für Verkauf und Aftersales, der eine Verpflichtung für beide Seiten ist. Dazu gehört auch das Händlertraining, das wir künftig noch weiter forcieren werden. Wir haben viele sehr junge Verkäufer, die wir noch weiter qualifizieren wollen. Diese Qualifizierung wird für ein Wachstum im bestehenden Netz sorgen. AH: Was macht MG Motor für einen Händler interessant? O. Rittierodt: Das Wichtigste ist sicher unsere Produktpalette. Wir entscheiden schnell und bieten ein zuverlässiges, nachhaltiges Geschäftsmodell, mit dem man als Händler Geld verdienen kann. AH: In welchen Gebieten sind Sie noch auf der Suche nach Partnern? O. Rittierodt: Aktuell konzentrieren wir uns auf gezielte Erweiterungen unseres Netzes in ausgewählten Regionen, darunter Frankfurt/Darmstadt, Hamburg-Nord oder München-Südwest sowie der Großraum Köln. Die Resonanz ist erfreulich - wir führen laufend Gespräche mit interessierten Betrieben und freuen uns auch über Initiativbewerbungen aus weiteren Regionen. Kurz gesagt: Die Suche ist anspruchsvoll, aber keineswegs problematisch - im Gegenteil, sie zeigt, wie attraktiv MG Motor für den deutschen Handel geworden ist. AH: Mit welchen Finanzierungspartnern arbeiten Sie zusammen? O. Rittierodt: Wir arbeiten seit 2023 bei Finanzierung und Leasing mit der Consors Finanz zusammen und im Leasing mit Arval Deutschland. Beide gehören zur BNP-Paribas-Gruppe. Die Arval übernimmt auch die Restwerte. Wir sind gerade dabei, unser Remarketing aufzubauen. Der Start erfolgt im vierten Quartal mit der Forcierung von interessanten Angeboten für unsere Partner. Wir wollen die Gebrauchten in der Handelsorganisation halten. Ohne gutes Gebrauchtwagen-Geschäft kein funktionierendes Neuwagengeschäft. AH: Was tut sich bei neuen Modellen konkret? O. Rittierodt: Wir sind mit dem MGS5 EV vor Kurzem gestartet und arbeiten noch an der Verfügbarkeit. Die Modellpalette wird darüber stetig ausgebaut. Es ist beeindruckend, wie schnell man aufseiten des Konzerns auf die Bedürfnisse des europäischen Marktes reagiert. AH: Vieles geht nur über Incentives. Ist die Kriegskasse gefüllt? O. Rittierodt: Der Markt ist hoch kompetitiv. Der Marktführer verkauft aktuell fast jedes zweite Fahrzeug. Da hat man sicher einiges richtig gemacht. Das hat aber auch für einen großen Wettbewerb bei den Preisen geführt. Klar muss man mit entsprechenden Programmen auf den Markt reagieren. Hier fokussieren wir uns auf bestimmte Modelle, mit dem Ziel, immer die bessere Ausstattung zu verkaufen. AH: Wie stärkt MG Motor die Marke in Deutschland? O. Rittierodt: Das Thema Markenbildung und Bekanntheit ist ein wichtiges Thema für uns. Wir engagieren uns hier sehr stark digital und sind auch in dieser Saison Fußball-Premiumpartner bei Bayer 04 Leverkusen. Wir machen hier Fortschritte, die sich aber verstärkt ab 2026 auswirken werden. AH: Herr Rittierodt, herzlichen Dank für das Gespräch!

MG Motor: Gesundes Wachstum

HASHTAG

#MG

Neue China-Marke im Portfolio: Boomers Gruppe holt MG nach Borken

IAA im Zeichen Chinas: So wollen BYD, MG & Co. Markt machen

Elektro-Offensive von MG: 13 neue Modelle bis 2027

MEISTGELESEN

Neuer Standort in Bochum: Automobile Darmas integriert Schrader-Betrieb

Mazda CX-5: Das kostet die Neuauflage

Neue E-Auto-Förderung: Was ist sinnvoll?

STELLENANGEBOTE

Gebrauchtwagen-Koordinator (m/w/d)

NEWSLETTER