Ausgabe 05/2009: GmbH oder nicht GmbH

GmbH oder nicht GmbHRechtsform E Ist die GmbH noch aktuell? In einigen Punkten ist sie steuerlich benachteiligt. Von Hans-Günther Barth – Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDie verschiedenen Steuerrechtsänderungen der letzten Jahre haben die Vorteile der GmbH gegenüber der Personengesellschaft aus der Abzugsfähigkeit von Geschäftsführergehältern und Mieten relativiert. Es darf als Ironie gelten, dass ausgerechnet mit der wesentlichen Vereinfachung der Körperschaftsteuer durch die Abschaffung des Anrechnungsverfahrens, das im Laufe von 23 Jahren ins Monsterhafte perfektioniert worden war, entscheidende Nachteile für die GmbH eingeführt wurden. Gänzlich ohne GmbH geht es jedoch nicht, weil die Kommanditgesellschaft ohne GmbH als Komplementärin mangels echter Haftungsbegrenzung keine Alternative ist. Allerdings tritt die Bedeutung der Körperschaftsteuer bei der GmbH & Co. KG in den Hintergrund, da sie nur die Komplementär GmbH betrifft.GmbH & Co. KG: komplexHier zeigt sich bereits die Komplexität der Konstruktion der GmbH & Co. KG als Nachteil im Vergleich zur reinen GmbH: Man hat es mit zwei Gesellschaften zu tun, deshalb müssen jährlich zwei Jahresabschlüsse mit Steuererklärungen erstellt und weitere bürokratische Auflagen (Handelsregister, Gesellschafterversammlungen, Beschlüsse, IHK usw.) doppelt erfüllt werden, einschließlich der Veröffentlichung der Jahresabschlüsse im eBanz. Auch die Gesellschaftsverträge sind relativ komplex, besonders im Falle der Einheits-GmbH & Co. KG, heute state of the art, bei der das Stammkapital der Komplementär GmbH von der KG und nicht deren Gesellschaftern gehalten wird.Im Mittelstand interessiert die Gesamtsteuerbelastung der Gesellschafter und der Gesellschaft, die sich im Wesentlichen aus den Quellen Gehalt/Tätigkeitsvergütung, Vermietung des Betriebsgrundstücks an die Gesellschaft und Gewinnausschüttung ergibt; häufig sind noch Zinsen aus Gesellschafterdarlehen zu berücksichtigen. Beim Steuerbelastungsvergleich für ein konkretes Geschäftsjahr spielt die Ausschüttungspolitik eine wesentliche Rolle. Im Falle des Verzichts auf Gewinnausschüttungen entfällt bei der GmbH die Versteuerung der Ausschüttung auf der Seite der Gesellschafter, es verbleibt bei der Belastung mit Gewerbe- (ca. 14%, je nach Hebesatz) und Körperschaftsteuer (15%); bislang ein deutlicher Vorteil gegenüber der Personengesellschaft, deren Einkünfte ohne Berücksichtigung der Gewinnverwendung dem persönlichen Steuersatz der Gesellschafter unterworfen wurden. Ab dem Veranlagungszeitraum 2008 ist auch dieser Vorteil aufgehoben, weil für einbehaltene Gewinne für Personengesellschaften ein auf 28,25% ermäßigter Steuersatz angewendet wird. Die hierfür einschlägige Vorschrift des § 34a EStG ist allerdings zu einem echten Monster geraten, dessen inhaltliche Details schon heute umstritten und folglich mit Vorhersagen für eine lange „Karriere“ vor den Finanzgerichten versehen sind. In der Praxis bedeutet dies Rechtsunsicherheit in Betriebsprüfungen. Anders formuliert: Hier zeichnet sich ein Auseinanderfallen von Theorie und Praxis ab, womit ein Vorteil für die GmbH verbleibt.In wirtschaftlichen Krisenzeiten ist der Ausgleich von positiven und negativen Einkünften im Verlustfall von besonderer Bedeutung, weil dies die knappe Liquidität schont. Im Unterschied zur GmbH ist der Verlustausgleich bei der Personengesellschaft systemimmanent, weil alle Einkunftsquellen (Gehalt, Mieten, Gewinn bzw. Verlust) unabhängig von deren zivilrechtlichen Natur zur gleichen Gruppe der Einkünfte aus Gewerbebetrieb zählen. Bei näherem Hinsehen unter praxisnahen Bedingungen zeigen sich die Tücken: Zur Vermeidung einer Rückzahlungspflicht für bezogene Gehälter, Mieten und Zinsen auf Gesellschafterdarlehen im Insolvenzfall sollten schuldrechtliche Vereinbarungen geschlossen werden. Die darauf basierenden „Entnahmen“ sind allerdings nur im Rahmen des eingezahlten Eigenkapitals verrechnungsfähig. Es gibt zwar Möglichkeiten, über das eingezahlte Kapital hinaus erlittene Verluste vor deren bloßem Vortrag auf neue Rechnung zu retten. Hinsichtlich der „Rettungsmaßnahmen“ geben sich GmbH und Personengesellschaft nicht viel: In beiden Fällen muss privates Vermögen eingesetzt werden, entweder durch Einzahlung in die Gesellschaft oder durch Verzicht auf Vergütungen vom Betriebsvermögen in das Privatvermögen.Steuervorteile maximal 3 Prozent Im Praxistest lässt sich ein Unterschied in der laufenden Steuerbelastung von ca. 3% und weniger zugunsten der Personengesellschaft feststellen. Im Einzelfall ist der Mix aus Kapitalausstattung, Fremdkapitalkosten, Mieten, Leasingkosten, Geschäftsführervergütungen, Höhe des betrieblichen Gewinns und Gewerbesteuerhebesatz maßgebend; dieser Mix schwankt naturgemäß. Damit lässt sich die Umwandlung einer GmbH in die GmbH & Co. KG aus ertragsteuerlichen Gründen kaum rechtfertigen. Schließlich sind diesen Steuervorteilen die Kosten für die oben genannten Mehrfachaufwändungen im Verwaltungsbereich und diejenigen für die Umwandlung selbst gegenüberzustellen. Ob sich letztere bis zur nächsten Steuerreform mit nicht absehbaren Folgen amortisieren lassen, kann niemand seriös abschätzen. Beim Unternehmensverkauf „passt“ die Personengesellschaft immer, während im Fall der GmbH eine Umwandlung erforderlich sein könnte; allerdings können die Umstände des Einzelfalles auch bei der Personengesellschaft zusätzliche Gestaltungen notwendig machen, um beim Verkauf steuerliche Nachteile zu vermeiden. zLesen SIe hier ...... warum Sie als GmbH-Gesellschafter nicht unglücklich sein müssen.KurzfassungDie Frage der Rechtsform wurde häufig unter der Geltung längst überholter Steuergesetze entschieden. Was damals günstig war, kann sich heute als nachteilig darstellen – dies betrifft insbesondere die Wahl der reinen GmbH. Der Praxistest zeigt allerdings, dass die höheren laufenden Verwaltungskosten, der Aufwand für eine Umwandlung und die Ungewissheit hinsichtlich der „Halbwertszeit“ der Steuergesetze einen Rechtsformwechsel nicht rechtfertigen. Anders kann es beim Unternehmensverkauf aussehen, insbesondere beim Asset Deal. Handel

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