Car-Sharing-Angebote der Hersteller: Hohe Wachstumsraten auf niedrigem Niveau

Laut dem Bundesverband Car Sharing gab es Ende 2014/Anfang 2015 in Deutschland circa 150 Anbieter im Car-Sharing-Markt, welche 15.400 Fahrzeuge betrieben haben. Dieses Angebot wurde von 1.040.000 Teilnehmern genutzt. Laut dem Beratungsunternehmen Arthur D. Little (ADL) belief sich das entsprechende Marktvolumen Ende 2014 auf circa 173 Millionen Euro. Bis 2020 wird die Anzahl der registrierten Nutzer nach der ADL-Prognose auf 3,4 Millionen steigen, wobei sich die Anzahl von geteilten Fahrzeugen in diesem Zeitraum auf 51.000 erhöhen wird. Der erwartete Markt umsatz 2020 wird sich auf rund 741 Millionen Euro belaufen. Trendsetter car2go Daimlers car2go, das im Oktober 2008 in Ulm pilotiert wurde, war das erste "freefloating"(stationsunabhängige) Car-Sharing. Heute ist car2go in 30 Städten weltweit aktiv, sieben Mal in Deutschland: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Das Angebot in Ulm wurde im Dezember 2014 eingestellt. In Europa wird car2go von einem Daimler/Europcar-Joint-Venture betrieben. In Deutschland bietet car2go rund 3.550 Fahrzeuge an. In Stuttgart ist die ganze car2go-Flotte von 500 Autos elektrisch, in anderen Städten fahren konventionelle Smarts. Außerdem steht den car-2go-Kunden die gesamte Deutsche-Bahn-Flotte des stationsbasierten Flinkster Car-Sharing mit 3.500 Autos zur Verfügung. car2go hat hierzulande zurzeit 330.000 registrierte Nutzer. Ein anderer stationsunabhängiger Car-Sharing-Anbieter - DriveNow - ist in neun Städten weltweit präsent, davon in fünf deutschen: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München. Der Service wurde im Juni 2011 als Joint Venture von BMW und Sixt gestartet. In Deutschland bietet DriveNow 2.610 Fahrzeuge an, welche von 415.000 Nutzerinnen und Nutzern geteilt werden. Das Nutzer/Fahrzeug-Verhältnis von DriveNow in Deutschland ist also 159 und damit 70 Prozent höher als das von car2go (93 Nutzer/Fahrzeug in Deutschland). In drei deutschen Städten - Berlin, Hamburg und München - hat DriveNow insgesamt 100 Elektroautos des Typs BMW i3 in ihre Car-Sharing-Flotten integriert. Volkswagen vorsichtig Volkswagen hat im November 2011 ein stationsgebundenes Car-Sharing-Angebot Quicar in Hannover gestartet. Seitdem ist keine weitere Stadt dazugekommen. In Hannover werden 200 Golfs BlueMotion von etwa12.000 Nutzern geteilt. Zudem gehören Volkswagen Financial Services 60 Prozent eines anderen Car-Sharing-Anbieters: Greenwheels. Dieser ist Marktführer in den Niederlanden und außerdem in 22 deutschen Städten aktiv. Citroëns Multicity ist ein rein elektrisches, stationsunabhängiges Car-Sharing-Konzept in Berlin, gelauncht im September 2012. In der deutschen Hauptstadt teilen 10.000 Nutzer 250 Citroën C-Zero. Derzeit gibt es Multicity nur in Berlin. Seit 2013 wird ein stationsbasiertes Car-Sharing von Ford deutschlandweit angeboten. Fords Händler und Servicepartner bieten in 70 Städten Autos zum Teilen am ( mehr dazu auf den nächsten Seiten). Außerdem können Ford-Car-Sharing-Kunden auch auf die Flotte von Flinkster zugreifen. Corporate-Car-Sharing Neben den bisher beschriebenen "klassischen" Car-Sharing-Formen bieten deutsche Autohersteller auch weitere Konzepte an. So gibt es bei Audi seit 2014 über ausgewählte Händler zwei Car-Sharing-Formen deutschlandweit: Audi Shared Fleet - ein Corporate-Car-Sharing. Anders als im öffentlichen System können Corporate-Car-Sharing-Autos nur von Mitarbeitern eines Kunden-Unternehmens benutzt werden, jedoch auch für private Fahrten. Dies führt zur Flexibilisierung von Fuhrparkkosten von Unternehmen. Als ersten Kunden hat Audi den Startup-Campus 'Factory Berlin' gewonnen. Hier werden Audi-Fahrzeuge von Mitarbeitern von 22 Unternehmen, unter anderem Twitter und Soundcloud, geteilt. Im Rahmen des Audi-Select-Programms kann eine Person bis zu drei junge Gebrauchtwagen im Jahr fahren. Wählen die Kunden zum Beispiel einen Audi S5 Sportback, Audi SQ5 und Audi RS6 Avant, so kostet es ab 1.621 EUR im Monat. Zwar wird diese Dienstleistung von Audi als Car-Sharing bezeichnet, jedoch handelt es sich hier um einen flexiblen Langzeitmietvertrag mit mehreren Fahrzeugen. In Stockholm pilotiert Audi ein Flatrate-Car-Sharing-Konzept namens Audi Unite. Damit kann eine Gruppe von bis zu fünf Personen einen Audi für ein beziehungsweise zwei Jahre lang teilen. Ein weiteres Corporate-Car-Sharing-Konzept ist Alphacity von BMW, welches durch Alphabet - eine Leasing-Tochter des Autoherstellers - betrieben wird. Das Angebot wird unter anderem von Firmenkunden wie AIDA, Infineon und Allianz genutzt. Neue Ideen Daimlers car2go Black ist im Fernstrecken-Car-Sharing-Segment aktiv. Dabei wird die Mercedes-Benz B-Klasse für zwischenstädtische Reisen angeboten. Zurzeit sind car2go-Black-Stationen in acht Deutschen Städten zu finden: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Stuttgart, Wuppertal und Monheim am Rhein. Seit Juni 2015 ist auch Opel im Car-Sharing-Markt aktiv, mit dem privaten (Peer-to-Peer) Konzept CarUnity. Hier offeriert Opel eine Plattform für Fahrzeugbesitzer, auf der sie ihre Autos anderen anbieten können. Der Autohersteller selber bietet aber keine Fahrzeuge an, die Händler tun das ( siehe Bericht auf den folgenden Seiten). Opels Wettbewerber in diesem Segment sind Tamyca oder Drivy/ Autonetzer. Peugeots mu wird zwar oft als Car-Sharing bezeichnet, ist jedoch ein klassischer Mietservice, da die Mindestmietdauer einen Tag beträgt. Peugeot-Händler und andere Partner in 57 deutschen Städten nehmen am Programm teil und bieten ihren Kunden Pkw, Scooter, Fahrräder, Nutzfahrzeuge, Zubehör und Wohnmobile an. Jedoch pilotiert noch kein Autohersteller in Deutschland ein Car-Sharing mit innovativen Fahrzeugkonzepten so wie Toyota im französischen Grenoble. Das Konzept heißt HA:MO und steht für harmonische Mobilität. In Grenoble teilen Bürgerinnen und Bürger elektrische Dreiräder Toyota i-Road und Einsitzer-Kleinstmobile Toyota Coms. Kurzfassung Auf 173 Millionen Euro belief sich nach Arthur D. Little das Marktvolumen für Car-Sharing Ende 2014. Bis 2020 wird ein Zuwachs auf 741 Millionen Euro erwartet. Autohersteller setzen vor allem auf stationsungebundene und auf Firmenkunden-Angebote. Wie steht es mit der Rentabilität? Laut car2go erzielt der Anbieter Stand August 2015 in ersten Städten von insgesamt 30 bereits Gewinne. In der letzten Zeit hat sich car2go von nicht rentablen Standorten zurückgezogen. So wurde zum Beispiel 2014 der Betrieb in London, Birmingham und Ulm eingestellt. Der Grund ist, dass beispielsweise in britischen Städten nach einem Jahr keine 10.000 Kunden gewonnen werden konnten. Außerdem wurde die Grenze von fünf bis acht Buchungen pro Tag nicht erreicht. Diese Zahl ist für ein rentables Geschäft notwendig. DriveNow zufolge ist das Unternehmen in Deutschland bereits profitabel, jedoch noch nicht im Ausland.Generell hängt die Rentabilität des Car-Sharings von vielen Faktoren ab. So sind beispielsweise Städte mit weniger als 500.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von unter 3.000 Einwohnern je Quadratkilometer für stationsunabhängige Systeme aus Rentabilitätssicht weniger interessant. Außerdem ist Car-Sharing mit Elektrofahrzeugen (noch) kaum rentabel, da die Fahrzeuganschaffungskosten im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben höher sind. Darüber hinaus sind im Falle eines stationsunabhängigen Car-Sharing mit Elektrofahrzeugen Personalkosten höher, da Fahrzeuge oft zu Ladesäulen gefahren werden müssen. Die Sicherung von kostenlosem Parken in Städten ist zudem eine wichtige Voraussetzung für die Rentabilität.

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