Gendergerechte Sprache: Inklusion im Autohaus

Ein Thema ist derzeit omnipräsent und wird kontrovers diskutiert: die Verwendung von gendergerechter Sprache. Beim Gebrauch von gendergerechten Formen werden alle Geschlechter mit einbezogen und sichtbar gemacht - oder Geschlecht in der Sprache ganz vermieden. Laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap für die "Welt am Sonntag" (Stand Mai 2021) lehnen 65 Prozent der Befragten den Einsatz von gendergerechter Sprache ab. Nichtsdestotrotz setzen immer mehr Unternehmen und Institutionen sowohl in der internen als auch der externen Kommunikation auf gendersensible Sprache. Wie in vielen anderen Bereichen wird somit auch in der Kfz-Branche überlegt, ob und wie man gendergerechte Sprache in den jeweiligen Kommunikationsfeldern einsetzen sollte. Die VW-Tochter Audi verwendet beispielsweise seit März 2021 sowohl in der internen als auch der externen Kommunikation gendersensible Sprache und weitere Hersteller könnten folgen. "Unsere Gesellschaft wird vielfältiger, die Akzeptanz für Vielfalt steigt und es ist mehr Verständnis dafür da, dass Geschlecht mehr ist als nur zwei Boxen", so beschreibt Michael Martens, der Geschäftsführer von fairlanguage.com, den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel, der in vielen Bereichen zu spüren ist. Fairlanguage ist eine Institution mit Sitz in Thema ist derzeit omnipr in Berlin, die Unterstützung bietet, wenn man als Privatperson oder Unternehmen gendergerecht kommunizieren möchte. Gesellschaftliche Entwicklungen zeigen sich in der Sprache Im AUTOHAUS next-Videointerview erklärt der Experte, warum gendergerechte Sprache verwendet werden sollte und warum inklusive Sprache nach und nach auch in Unternehmen Einzug findet. "Gesellschaftliche Entwicklungen lassen sich auch immer in der Sprache wiedererkennen", erläutert Martens. Ende 2018 wurde in Deutschland neben "männlich" und "weiblich" noch ein weiterer positiver Geschlechtseintrag - "divers"- eingeführt. Bekanntermaßen wird seit einiger Zeit im Kommunikationsbereich von der Verwendung des generischen Maskulinums, also der alleinigen Verwendung der männlichen Form, bei der alle anderen Geschlechter mitgemeint sind, abgeraten. Nun müssen sich dem Geschäftsführer von fairlanguage.com zufolge auch Unternehmen die Frage stellen, wie man damit umgeht. "Während es vor einigen Jahren vielleicht noch nicht von allzu großer Bedeutung gewesen ist, ob man gendergerechte Sprache verwendet, oder nicht, nimmt man heutzutage in gewisser Weise eine - zum Teil auch als rückwärtsgewandt angesehene - Positionierung ein, wenn man es nicht macht", so Martens. Wende man gendersensible Sprache hingegen an, zeige man eine moderne und offene Haltung, beschreibt der Experte den Effekt der Verwendung von gendersensibler Sprache. Ein gelungener Einstieg in die Materie Eine Frage, die sich viele Unternehmen stellen, die mit dem Gedanken spielen, gendergerechte Sprache in ihrem Betrieb zu etablieren, ist folgende: Wie fange ich damit an? Michael Martens zufolge ist es ratsam, zu Beginn eine Orientierung zu schaffen. Ein Unternehmen solle unter anderem Überlegungen anstellen und kommunizieren, warum man gendergerecht kommunizieren möchte. Der Experte verweist dabei auch auf die vielen frei verfügbaren Informationsmöglichkeiten in Form von verschiedenen Websites und Institutionen, die eine große Unterstützung bei der Etablierung von gendersensibler Sprache im eigenen Unternehmen darstellen können. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu kommunizieren. Einige Unternehmen beziehen auch nur das männliche und weibliche Geschlecht in ihre Kommunikation mit ein, andere wiederum passen sich dem gesellschaftlichen Wandel bereits an und sprechen nicht-binäre Menschen ebenfalls direkt an. Bei der tatsächlichen Anwendung inklusiver Sprache im Autohaus können Schulungen, Workshops oder Webinare eine große Hilfe sein. Zudem könne man auch Leitfäden im eigenen Unternehmen etablieren sowie eigens für die Verwendung von gendersensibler Sprache angefertigte digitale Tools nutzen. Martens betont dabei aber auch, dass man das Thema immer mit einer gewissen Lockerheit angehen sollte - Mitarbeitende müssen verstehen, warum sich Sprache verändert und informiert werden, warum man mit der Anwendung von gendergerechter Sprache startet. Des Weiteren sei es wichtig, mit Verstand zu agieren: Es wäre leichter für das Team, wenn gewisse Leitfäden zur Anwendung bestünden. Das heißt laut Martens aber nicht, dass man als Unternehmen strikt vorschreiben sollte, wie die Mitarbeitenden kommunizieren müssen. Viel mehr ginge es darum, eine Orientierungshilfe bezüglich der verschiedenen Möglichkeiten, gendersensibel zu kommunizieren, zu schaffen - dies erleichtere den Umstellungsprozess erheblich. Einfach mal machen Michael Martens betont, dass es besonders wichtig ist, mit einer positiven Fehlerkultur an die Sache heranzugehen, denn Fehler werden passieren. Dies sei aber bei einem Prozess wie diesem völlig normal. Der Experte rät dazu, den ersten Schritt zu wagen und beispielsweise ein Rundschreiben oder eine Einladung gendergerecht zu formulieren. Wenn man sich eingehend mit dem Thema beschäftigt und damit anfängt, dann verliert die Frage "ob" Martens zufolge auch an Bedeutung und man macht sich eher Gedanken, "wie" man inklusive Sprache im Unternehmen anwenden kann. Als Autohaus müsse man außerdem dafür sorgen, dass bei Newsletter-Anmeldungen, Bestellformularen oder Ähnlichem kein Geschlecht außer Acht gelassen werde. Wenn nämlich beispielsweise nur "Herr" und "Frau" zur Auswahl stünden, könne das rechtliche Konsequenzen haben, wie ein Urteil gegen die Deutsche Bahn aus diesem Grund im Dezember 2020 gezeigt habe. Kommentar - Nicht Übertreiben Alles schon mal da gewesen: In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts machte die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch auf die Verwendung vieler "männlicher" Worte in unserer Sprache aufmerksam. Sie hielt ganze Vorträge, in denen sie diese "männlichen" Worte durch "weibliche" ersetzte: also "anfreundinnen" statt "anfreunden", "Frauschaft" statt "Herrschaft" usw. Schon interessant, sich das einmal deutlich zu machen. Auf die Dauer geht es einem aber ganz schön auf die Nerven - und es hat sich auch nicht durchgesetzt.Das Gendersternchen in der Schrift oder die "alberne Schluckaufpause", wie es ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz genannt hat, beim Sprechen, ist auf die Dauer auch unlustig. Ich möchte niemanden diskriminieren, aber auch nicht ständig die Sprache verunstalten. Gut, mittlerweile hat sich die Haltung der Öffentlichkeit verändert: Es gibt schon eine tagelange Debatte über die nicht stattgefundene Regenbogenbeleuchtung einer Fußball-Arena. Aber muss man immer gleich alles übertreiben?Eher könnte ich mich schon mit den von den Nachrichtenagenturen gewählten Bypass anfreundinnen (klingt komisch oder?). Sie empfehlen geschlechtsneutrale Pluralformen wie "Team", "Feuerwehrleute", "Pflegekräfte" usw., die dann alle Geschlechter einbeziehen. Oder neutrale Funktionsbezeichnungen wie "Vorsitz", "Leitung" usw. Das erspart auch zu klären, wie die Nicht-Frauen und/oder -Herren angesprochen werden wollen.Sicher, bei Stellenanzeigen, Newsletter-Anmeldungen, Bestellformularen und Ähnlichem muss sich auch das Autohaus heutzutage gendergerecht verhalten und schon aus rechtlichen Gründen drei Möglichkeiten anbieten. Aber im gesprochenen Wort muss das nun wirklich nicht sein. Auch wenn ganz bestimmt niemand diskriminiert werden soll. Versprochen! Doris Plate

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